Jeder denkt an sich selbst - woher stammt diese Annahme/Behauptung?

Hätte da tatsächlich mal Interesse an einer (sachlichen, höflichen :) ) Diskussion.

Ich lese das hier im Forum immer und immer wieder und auch woanders taucht diese Behauptung häufiger auf - dass jeder ja nur noch an sich selbst denkt und sich selbst an erste Stelle setzt.

In meinem täglichen Leben erfahre ich das ganz anders. Liegt sicher auch am Ehrenamt, das ist die Natur der Sache, ABER - ich erlebe nahezu jeden Tag Situationen, in denen Menschen anderen Menschen mit Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit begegnen.

Sei es, dass der älteren Dame an unserem Bahnhof geholfen wird, die Treppen hochzugehen; der Kinderwagen eines Elternteils mit die Trepen runter geschleppt wird; auf Eltern mit Kindern Rücksicht genommen wird; oder, eben gerade an der Kasse bei Lidl, die fehlenden 2, 50 EUR hinzugelegt werden bei den Bauarbeitern :) ...

Klar gibt es auch das Gegenteil: genervte Leute, die sich über die Oma an der Kasse aufregen, die nach ihren Münzen fischt oder über den neuen Angestellten, der es wagt, an der Kasse auch mal was nachfragen zu müssen - aber die gab es mMn schon immer.



Wie erlebt ihr das denn und wo findet ihr, dass Menschen mehr oder gar nur noch an sich selbst denken?
Also gerade so im Vergleich zu früher?


Ich füge mal noch hinzu, dass ich persönlich es per se nicht schlecht finde, sich selbst auch zu priorisieren und gerade zB die Einstellung zur Arbeit im Vergleich zu den vorigen Generationen wesentlich gesünder finde... :)
Oder auch, dass man sich leichter aus einer Beziehung/Ehe lösen kann, die einem nicht gut tut, als das früher der Fall war...

Ich könnte mir vorstellen, dass die innere Einstellung "Jeder schaut ja nur noch auf sich!" auch dafür sorgt, dass man den Blick für so kleine Momente der Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft verliert und sich dann erst recht in dieser Annahme bestätigt fühlt, da ich es wie gesagt anders erleb.

Aber mich würd dennoch interessieren, auf welche Bereiche das eurer Meinung nach vielleicht zutrifft, dass der Mensch im Allgemeinen "mehr" an sich denkt als an andere.

Freue mich auf einen netten Austausch und vielleicht auch auf schöne Erlebnisse in Bezug auf Hilfsbereitschaft. :)

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Hm, ich Vergleich zur Generation meiner Eltern sehe ich da schon große Unterschiede. Dabei geht es aber nicht um die Omi an der Kasse, das Ehrenamt oder grummelige Mitbüger.

Ja, unsere Einstellung zur Arbeit ist sicherlich für uns gesünder, keine Frage....aber im Grunde ist sie eine gesellschaftliche Katastrophe. Denn die Basis einer Demokratie und Wirtschaft bedeutet nun mal nicht, das jeder nur in seiner Suppe rühren kann.
Die Einstellung zur Familie und Kindern hat sich sehr geändert, schön für die Familien und Kinder, aber für das ganze Land und seine Entwicklung eben, eben doch ein Egotrip.
Wir sind im Vollen aufgewachsen (so haben es meine Eltern immer genannt), von daher haben wir auch ganz andere Ansprüche an unser Leben. Wir sind in einem Sozialstaat mit Fürsorgeprinzip (nennt man das so?) aufgewachsen, was viele Menschen dazu verleitet, das der Staat auch alles regeln soll. Ich betrachte das Leben meiner Eltern und denke wirklich, das wir (ich inklusive) eine egoistische und verwöhnte Gesellschaft in einer ganz speziellen Bubble sind. Vermutlich weltweit einmalig.

Wir blenden aus, das wir immer noch ein Teil eines kompletten Systems sind, sondern heben die Individualität hervor. Aus meiner Sicht kann sicherlich beides parallel existieren, aber unsere Gesellschaft ist eben damit noch extrem überfordert. Und es wird viel Zeit vergehen, vermutlich müssen noch schlechtere Zeiten kommen, damit wir uns alle weiterentwickeln können.

Also ja, ich bestätige deine Überschrift, aber für mich geht es dabei um die ganze Gesellschaft, nicht um die kleinen Details im Alltag.

Oder findest du es nicht paradox, das wir zwar inflationär den Mitarbeitern im gesundheitswesen applaudieren, aber trotzdem die Notaufnahmen mit unwichtigen Zipperlein verstopfen?
Das wir alle über das teure Leben schimpfen, nach dem Staat rufen, aber zeitgleich usneren Kindern sauteure Hobbies ganz selbstverständlich zahlen? (Sorry, mir geht hier ein Beitrag aus "Schule&Kids" einfach nicht mehr aus dem Kopf).
Wir schimpfen auf das Gesundheitssystem, haben aber Zugang zu medizinischer Versorgung, die es wohl so kaum nochmal auf der Welt gibt.
Wir jammern, das irgendwas am Elterngeld geändert werden soll, zeitgleich kaufen wir überteuerte und nutzlose Paidi Babyzimmer.

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>>Ich betrachte das Leben meiner Eltern und denke wirklich, das wir (ich inklusive) eine egoistische und verwöhnte Gesellschaft in einer ganz speziellen Bubble sind. Vermutlich weltweit einmalig.<<

Dafür 10 Herzchen von mir!

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Hey,
Ich wohne im Ausland, immer mal andere Länder, daher sag ich mal meine Meinung dazu. Jedes mal wenn wir in Deutschland sind, fällt es echt auf, wie oft die Menschen unfreundlich und "in eigener welt" sind. Sei es an der Kasse, wenn man mit Kids unterwegs ist, im Restaurant oder in der Bahn, oder oder... nicht alle natürlich, aber schon auffällig.
Zum Beispiel letztens beim wickelraum vom davor stehenden Vater angeschnauzt, dass man in einen nicht abgeschlossen Wickelraum reinschaut. Er hätte auch einfach sagen können, dass da besetzt ist.
Soll jetzt kein Deutschland-bashing sein, aber wenn man aus kinderfreundlichem Ausland nach Deutschland kommt, fällt es schon auf.

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Du achtest dann vermutlich auf solche Situationen besonders.

Ein Grund kann Stress sein. Wir hatten hier ja die letzten Jahre durchgehend Stress aufgrund verschiedener Faktoren wie Pandemie, Inflation, Krieg, Wohnungsnot usw. Dazu kommt bei vielen noch privater Stress. So etwas kann schon zu Ausbrüchen führen.

Auf der anderen Seite erlebe ich immer wieder das Gegenteil: Hilfsbereitschaft, auch Fremden gegenüber, Großzügigkeit, Unterstützung (ebenfalls: Auch Fremden gegenüber, also Obdachlosen etc.).

Wer weiß, was der Mann/ Vater schon erlebt hat, vielleicht wurde seine Frau mal beim Wickeln belästigt und er hat deshalb "Wache gehalten".

Es kann sein, dass in verschiedenen anderen Ländern die Mentalität anders ist. Der Umgang, die Normen sind anders. Amerikaner z.B. erleben Deutsche oft als ruppig, weil sie es gewohnt sind, aus unserer Sicht übertrieben höflich zu sein, was wir dann teilweise als oberflächlich betrachten. Auf beiden Seiten also Vorurteile und Missverständnisse.

Die meisten Menschen möchten höflich und freundlich sein. Einige können es nicht mehr, weil sie zu verbittert durch ihre Erfahrungen sind. Wenigen wurde beigebracht, hart gegen andere zu sein, auf andere herabzuschauen (nicht mal zwingend von den Eltern, vielleicht auch von Freunde, Kollegen, Partnern etc.). Ihnen wurde vermittelt, dass sie in einer feindlichen Welt nur wenigen Menschen trauen können und vorsichtig gegen alle anderen sein müssen. Oder dass bestimmte Menschen weniger Wert sind als sie selbst, sei es jetzt durch Einkommen, Bildung oder andere Faktoren.

Aber normalerweise möchte jeder höflich und freundlich sein.

Wenn man zu oft erlebt hat, dass das Nachteile bringt, dass man ausgenutzt wird oder sogar Gewalt erlebt, wird man natürlich vorsichtiger.
Auf der anderen Seite fällt es ziemlich schwer, noch ausgesucht freundlich und positiv zu sein, wenn man nach einem langen Arbeitstag in einer extrem überfüllen U-Bahn mit schmerzenden Füßen nach Hause fahren muss. Solche Faktoren sollte man auch bedenken.

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Stress? Im Vergleich zu vielen anderen Ländern, die wirklich Krieg und Hungersnöte haben, geht es uns wirklich gut.
Klar gibt es auch hier Menschen, die durchs soziale Netz fallen, weil sie völlig allein da stehen, die es nicht schaffen, Anträge zu stellen wegen psychischen Krankheiten und dann auf der Straße landen.

Und da muss ich leider sagen, die Aussage stimmt zum Teil. Was du schilderst, sind eher punktuelle Sachen. Dass man mal jemandem schnell aushilft oder so. Tut nicht weiter weh.

Aber langfristige Bindungen vor allem in der Familie werden immer seltener. Wie oft habe ich hier gelesen "Ich habe weder Freunde noch Familie". Die sozialen Netze werden immer rissiger, und man verlässt sich dann auf den Staat. Der kommt gar nicht mehr hinterher.

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Kommt auf die Situation an.

Klar, würde wenn ich kann und so lange ich keine Nachteile dadurch habe auch jederzeit helfen. Hatte schon immer ne sehr soziale Ader.

Allerdings musste ich durch meine Hilfsbereitschaft auch leider oft die Erfahrung machen, dass viele Leute sowas schamlos ausnutzen. Habe schon viel Zeit, Geld und nerven in Menschen investiert, die es nicht verdient hatten.

Also hat meine Ansicht sich da geändert. Helfen ja, aber nur so lange es mir oder meiner Familie nicht schadet. Wenn’s brennt und ich hab die Wahl zwischen dir und mir - wähle ich ohne schlechtes Gewissen meine Rettung.

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Ich sehe es ähnlich wie du und würde sagen statt "jeder denkt nur noch an sich selbst" könnte man sagen "die Menschen (insbesondere die Frauen) achten mehr auf ihre eigenen Grenzen".

Das merkt man dann am Arbeitsplatz, wenn Menschen nicht ihre Gesundheit opfern wollen, um Personalmangel auszugleichen, oder auch im privaten, wenn Frau sich weigert die Schwiegermutter zu pflegen, von der sie respektlos behandelt wird.

Freiwillige Hilfe wie beim Kinderwagen tragen oder auch im Ehrenamt gibt es natürlich, aber die ist eben selbstbestimmt.

Ein weiteres Thema ist die aktuelle wirtschaftliche Lage, Corona, Krankheitswellen, Notbetreuung, steigende Lebenshaltungskosten, so dass beide Eltern Vollzeit arbeiten müssen.. Das war in den 80ern/90ern soweit ich weiß anders. Eltern sind seit Jahren in einer solchen Überlastungsspirale, wo sollen da in vielen Familien noch Kapazitäten sein, um andere zu unterstützen?

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Ich sehe es wie du.
Mein Vater nutzt auch manchmal "Ja, wenn jeder an sich selbst denkt ist an jeden gedacht" als Manipulation, wenn ihm jemand Grenzen aufzeigt. Ich antworte dann in dieser Situation "wenn ich nicht an mich selbst denke, denkt wohl niemand an mich".

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"Jeder denkt an sich selbst" ist eben ne globale Phrase. Hängt vermutlich schwer davon ab, welche Einstellung man selbst hat und in welcher Bubble man rumhängt. Hängt man auf urbia rum, denkt man, alle Frauen wollen Kinder und Familie. Hängt man auf /r/de rum, denkt man, dass alle Soziopathen sind und an Beziehung und Kinder kein Interesse haben.



Genauso, dass es "früher" besser gewesen sein soll. Wann dieses "früher" gewesen sein soll, weiß keiner so genau und den Effekt, dass die eigene Erinnerung einen Streich spielt wird auch ausgeblendet.

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Damit das Konstrukt einer Familie funktioniert, muss jeder eben an alle der Familie denken. Es bringt nicht selbst bester Gesundheit zu sein, wenn es der Partner nicht ist, man sich aber auf diesen in Sachen Kindererziehung verlassen muss.
In Deutschland gibt es diesen Zusammenhalt jedoch kaum noch. Die Familien entfernen sich, ist ja auch einfach, man kann ist nicht mehr rein finanziell auf sich angewiesen, kann von den Großeltern wegziehen weil die Kita regelt und auf Dauerkreuzfahrt in Rente gehen weil was interessieren mich die Enkel, ich bin ein eigenständiger Menschen und die Kinder meines Kindes haben nichts mit mir zu tun.

Die Starken organisieren ihr Leben bezahlt mit Kindergarten, Hort, Arbeit und co. . Die Schwachen werden finanziell versorgt, aber nicht emotional. Es interessiert niemanden, ob du Probleme hast, weil du hast nur Nr. 13 in Schlange mit dem Formblatt 13b bist und der Sachbearbeiter selbst einen Familie hat. Und deine Familie hat keine Kapazitäten sich um dich zu kümmern, weil das Konstrukt mit Kita, Altenheim, Erwerbstätigkeit so eng gestrickt ist, das niemand die Möglichkeit hat, für andere Menschen aus vollem Herzen außerhalb der Öffnungszeiten da zu sein.
Die Menschen haben in Deutschland schlichtweg keine Kapazitäten mehr, es gibt keine Freiräume, alles muss perfekt genutzt werden und wenn die Kita um 16 Uhr endet muss man bis mindestens 15:30 arbeiten sonst ist man ja ne faule Sau und um 12 Uhr abholen und den Nachmittag mit seinen Kindern verbringen wollen geht gar nicht weil in der Zeit hätte man echt mal arbeiten können und sich nicht auf der faulen Haut ausruhen.

Ich habe das selbst erlebt vor ein paar Jahren und mich sehr darüber erschrocken. Ich bin selbst Lehrerin und habe an einer Hauptschule viele Schüler mit LRS gehabt. Wenn ein Schüler auffällige Rechtschreibung hatte, wurde halt Diagnose gestellt, Nachteilsausgleich gemacht, im Idealfall externe Personen ür ne Therapie bezahlt. Kann man nichts machen und ich habe noch 300 andere Schüler.

Dann kam meine Tochter in die Schule.
Nach der LRS-Diagnose und Förderschulempfehlung im Ganztagshort und mehrmalswöchentliche Logopädie ohne Fortschritte abe ich noch genau 3 Tage gearbeitet.

4 Monate später wurde die Diagnose zurückgenommen, weil das Kind keinerlei Auffälligkeiten mehr zeigte. Geht inzwischen als 1er Schülerin ganz normal aufs Gym und in den Hort ist sie nicht zurückgegangen. Ich habe in meiner Verzweiflung die Nächte durchgelesen, die Zeit zwischen 8 und 11 mit Vorbereiten, kopieren, Bücher kaufen verbracht. Von 11:30-19 Uhr wurde das Kind mit kurzen Pausen von mir durch unterschiedliche Programme und Bücher und Diktate gequält. Tatsächlich hasst es mich jetzt nicht 😅, auch wenn ich teilweise in der Zeit ein schlechtes Gewissen hatte.

Was ich damit sagen will: Ich habe zu dem Zeitpunkt in meiner Laufbahn knapp 400 Schüler mit Förderschwerpunkt Sprache, LRS-Diagnosen und co. gehabt. Und erst bei Schülerin 401, meiner Tochter, habe ich gemerkt, dass LRS heilbar, ein Förderschwerpunkt keine unumstößliche Sache ist und habe in den 4 Monaten mehr über LRS gelernt als in den 10 Jahren Studium+Ref+Arbeit zuvor.

Und um das auf deine Frage zu übertragen:
Jeder denkt an sich selbst bzw. seine Familie zuerst, das war schon immer so, in allen Kulturen weltweit und ist nichts schlechtes, im Gegenteil. Es ist gut, sich für seine Familie, seine Kinder, seine Eltern aufzuopfern. Die schwächsten Glieder der Gesellschaft brauchen das ganz besonders.
Aber in Deutschland haben wir in den letzten Jahren das Problem entwickelt, dass "Jeder denkt an sich selbst" gar nicht mehr die (Groß)Familie umfasst, sondern wirklich nur noch sich selbst als Individuum, um zu überleben.ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich, würde sie aber der Gesellschaft und nicht der einzelnen Person zuschreiben.

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Ich denke schon, dass im Vergleich zu früher eine stärkere Individualisierung stattgefunden hat. Das hat positive und negative Auswirkungen. Positiv ist auf jeden Fall, dass die eigenen Grenzen besser beachtet und durchgesetzt werden. Negativ finde ich aber teilweise schon auch die Einstellung „alles muss so laufen wie ich es will und alle anderen müssen sich meinen Wünschen unterordnen“. Nur weil man die eigenen Bedürfnisse besser beachtet, heißt doch nicht, dass man die Bedürfnisse aller anderen ignorieren sollte. Aber wenn man hier im Forum so bei manchen Themen so mitliest, bekommt man schnell den Eindruck, dass „meine Bedürfnisse über alles“ das neue Motto ist…

Was man auch merkt, ist dass sich immer weniger Menschen in Vereinen engagieren. Neue Mitglieder findet man vielleicht noch, aber wenn es dann darum geht Ämter zu besetzen, einen neuen Vorstand zu wählen, dann wird es schwierig. Bei einzelnen Aktionen helfen, einen Kuchen mitbringen, kein Problem, aber sich langfristig binden, nein danke…

Bei den kleinen Alltagssituationen die du beschreibst (Hilfe beim Kinderwagen hoch tragen, einen Platz im Bus anbieten etc.) merke ich keine großen Veränderungen zu früher. Da gibt es einfach solche und solche Menschen, aber die gab es früher auch schon.

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Ich finde, die Sache mit den Vereinen und der fehlenden Verbindlichkeit im Ehrenamt hinkt.

Da kann man unmöglich den Individuen vorwerfen, sie seien zu ich-bezogen.
Wenn ich nämlich überlege, wer in meiner Kindheit in den 80ern ein Ehrenamt übernahm... zum Beispiel Kommunionmutter: meine eigene Mutter, die erst wieder berufstätig wurde, als das jüngste Kind aufs Gymnasium kam. Und damit viiiiel früher in den Beruf zurückkehrte, als die meisten ihrer Freundinnen.
Sicher, es gab auch Männer, die ein Ehrenamt im Verein oder Kirchenvorstand inne hatten. Mein Großonkel zum Beispiel - dessen Frau sein Leben lang sein Essen kochte und seine Wäsche wusch, weil sie nicht berufstätig war.

Ich begrüße es sehr, dass Frauen heutzutage selbstverständlich berufstätig sind.
Allerdings denke ich, dass wir irgendwo falsch abgebogen sind, als es Tradition wurde, dass Väter weiterhin 100% arbeiten und die Mütter zusätzlich so viel, wie sie irgendwie schaffen.
Da kommt in vielen Familien eine Arbeitszeit von 175% heraus - anstelle von 100% in der Generation davor. Und dann soll einer davon noch ein Ehrenamt übernehmen??

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Komplett richtig, ja 👍🏼

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Es kommt immer ein bisschen drauf an.

Das Erstarken der AFD (sorry, ich weiß, politisches ist hier verboten, ich will auch gar nicht inhaltlich diskutieren) macht mir schon Angst und lässt mich an der vorhandenen Menschlichkeit in der Gesellschaft zweifeln. Können natürlich auch ein paar andere Parteien ganz gut!

Ich empfinde es schon so, dass viele Menschen nur auf sich schauen (stand letztens mit weinendem Kind bei Aldi an der Kasse, mit einer Sache in der Hand, vor mir bestimmt 15 Leute, mit vollen Wagen. Niemand hat mich mal vorgelassen, bzw irgendwann ganz spät ein Mann, als Kasse 2 eröffnet wurde und er da ganz vorne stand).

Bin ja grade in EZ, arbeite aber sonst im Einzelhandel und ich bin da tatsächlich öfter fassungslos, wie Menschen so sind und gefühlt wird es immer schlimmer. Da werden Lebensmittel rumgeschmissen, die Angestellten angeblufft (weil wir bei Rewe nicht den 30€ Schnaps von Edeka zurück nehmen, weil wir Joghurt XY nicht führen (und den gabs hier schon IMMER - nee, hatten den noch nie im Sortiment!), weil Ware XY nicht verfügbar ist und jede Alternative nicht gewünscht wird….).
Und dann gibt es, selten, die kleinen unfassbaren Momente, die mich hoffen lassen. Die Frau an der Kasse, der die PIN ihrer Karte nicht mehr einfiel - ich wollte grade stornieren, da zahlte ein Mann ihr den gesamten Einkauf (80€!!!) und meinte, sie soll’s ihm dann später überweisen. Das war das krasseste, was ich inzwischen in fast 15 Jahren Einzelhandel erlebt habe.

Wenn ich in der „Kita-Bubble“ unterwegs bin, sind sehr viele Menschen hilfsbereit. Da engagieren sich echt viele, helfen bei Festen oder so. Ich denke, da merkt man vielleicht doch noch, dass wir auf dem Land leben. Man achtet aufeinander, aber oft leider nur, wenn man sich auch irgendwie ein bisschen kennt…

Naja. Ich hoffe ja, dass wir die nächste Generation, also unsere Kinder, dahin bekommen, dass sie gut auf sich selbst achten und trotzdem (oder auch grade deswegen?) gut auf andere 🥰 noch besser, als wir es (als Gesellschaft) grade tun.

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"Ich empfinde es schon so, dass viele Menschen nur auf sich schauen (stand letztens mit weinendem Kind bei Aldi an der Kasse, mit einer Sache in der Hand, vor mir bestimmt 15 Leute, mit vollen Wagen. Niemand hat mich mal vorgelassen, bzw irgendwann ganz spät ein Mann, als Kasse 2 eröffnet wurde und er da ganz vorne stand)."

Andere Frage, wieso hast du nicht einfach gefragt, ob dich jemand vorlassen kann? Manchmal muss man halt auch selber aktiv werden. Wie oft habe ich schon Leute hinter mir gefragt ob sie nach vorn wollen, weil sie nur 1 Teil hatten. 90% der Antwort: "Nee lass mal schon gut, ich habe keine Eile." Wie man es macht, es ist nicht Recht..

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Naja aber das ist doch genau die Frage - „schauen die Menschen nur auf sich?“ und wenn ich frage, ob mich jemand vor lässt, dann hab ich zwar auf mich geschaut, aber kein anderer. Verstehst du, was ich meine?

Ich lasse eigentlich auch immer vor und bei mir wird’s in 90% dankbar angenommen und böse ist niemand, selbst wenn er nicht möchte. Also da von „immer macht man es falsch/unrecht“ zu sprechen, ist ja Quatsch.

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Ich glaube, ich denke schon auch in erster Linie an mich. Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht auch einen Blick habe, wenn Hilfe nötig ist.
Auch ist es ja doch in Summe sehr tagesformabhängig wie wir uns verhalten.
Es gibt Tage, da nervt mich die Oma vor mir an der Kasse oder das quakende Kind und es gibt Tage da stört es mich Null.
Es gibt Tage da geh ich an Bettlern vorbei und es gibt welche da geb ich was.
Sitz ich in der Bahn und fühl mich nicht, dann bleib ich sitzen, an anderen Tagen springe ich auf, wenn mein Platz benötigt wird...

Kurz: ich weiß was sich gehört, ich bin auch sehr empathisch, aber hatte ich nen harten Tag oder werde krank oder oder oder, dann wirke ich egoistisch und die Einzelfälle sind doch die, die die Menschen die einen nicht kennen mitbekommen.

Und ich glaube so sind doch die Meisten.

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Beste Antwort hier, genau so ist es. Man sieht nicht in den Menschen hinein und erlebt nur eine ganz kurze Momentaufnahme.