Meine Eltern & ihre gesundheitlichen Probleme - ist das noch normal?

Wir verzweifeln hier gerade an meiner Mama und ihrem Mann (77 und 69).

Unsere anderen Omas/Opas sind Mitte 80 (mein Papa & meine Schwiegerelten), sie sind also die Jüngsten, Aber: Die, die am meisten jammern.

Bevor ich berichte, möchte ich hier einfach nur um Eure Erfahrungen bitten.
Wie ist das bei Euch? Wieviel Verständnis muss man als Tochter haben? Kann man da noch entgegensteuern?


Also. die beiden sind - so würde ich es beschrebien - für ihr Alter rüstig, hier und da angeschlagen, aber
1) nicht bereit, was dagegen zu tun
2) nur am jammern - eine ganz schlechte Kombi, finde ich.

meine mama hat so dinge wie schwindel, kopfschmerz, kreislauf - zum arzt geht sie nicht, seit jahren schon nicht.

schlimmer ist ihr mann, 69 jahre - er hat arthrose in den knien.
OP schließt er aus, ebenso mact er keine physio oder geht zu spezialisten.
er schluckt schmerztabletten wie irre.

nun haben sie deshalb urlaub abgesagt, nächste woche wollten sie starten ("ich kann vor schmerzen nicht sclafen, da wäre kein entspannter urlaub).
seinen geburtstag nächste woche (wir wollten zusammen eis essen gehen - wirklich nichts großes zum 70....) hat er heute auch abgesagt, da wollen sie alleine zuhause bleiben, weil es ihnen draußen zu heiss wird.
essen gehen sie seit langem nicht mit, weil oma nichts verträgt...

Meine frage, ob mein sohn am wochenende 2 std kommen kann (10 jahre, kann sich prima selbst beschäftigen), wurde verneint. das ist ihre mittagsruhezeit.

meine kinder verzweifeln allmählich mit.
sie sind genervt, dass oma opa nur noch jammern und haben keine lust mehr, sie zu sehen.

ich habe sorge, dass sie sich in eine vollkommene depression hineinmanövrieren.
keinerlei soziale kontakte, null hobbies, nur sich selbst, nur gegenseitig am runterziehen.

haben wir da chancen, was an der lage zu ändern?
was können wir dagegen tun?
ich habe keine idee...wir freuen uns, die beiden alle paar tage zu sehen, aber es ist echt nur noch niederschmetternd.

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ich möchte übrigens nicht, dass sich das anhört, als ziehe ich das ins lächerliche.
Sicherlich ist älterwerden nicht einfach, das merke ich mit mitte 40 auch inzwischen..
Aber der umgang damit - so scheint es mir befremdlich

wir haben ernsthaft sorgen - dass sie da nicht mehr selbst rauskommen, und ihnen so vieles verlorengeht, was sie eigentlich noch erleben können.
69 ist ja irgendwie noch kein hohes alter.

und mein papa zb hat wirklich mit 86 heftige krankheitsgeschichten, aber noch nie stundenlang darübe lamentiert. er fährt gerade erst recht in urlaub, unternimmt was, hat freude am leben trotz vieles handicaps, wer weiß, wie lange das noch geht.

zumal - so meine logik - ein bisschen abwechslung vielleicht von den negativen gedanken ablenkt

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Wie reagiert ihr denn, wenn sie lamentieren?

Mein Rat wäre: Verständnisvolles Nicken gegebenenfalls einstellen, schon gar nicht nachfragen. Stattdessen direkt das Thema wechseln.

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Womöglich sind die beiden bereits in einer Depressionsspirale gefangen. Kannst du nicht für beide einen HA-Termin vereinbaren und sie kurzerhand zum Arzt fahren? Wären sie wütend auf dich und würden sich wehren?
Wenn sie nicht per se gegen Ärzte sind, kommen sie möglicherweise nicht in die Pötte, und jemand müsste sie vielleicht aus dem Schlamm ziehen.

Die Mutter meiner Freundin war ü70, kam irgendwann darauf, dass die westliche Medizin ein Schmarrn sei und setzte kurzerhand alle die ihr verschriebenen Medikamente (Bluthochdruck usw.) ab. Sie stieg komplett auf Homöo um. Einige Monate später Herzinfarkt, Tod 😧. Das hätte mit der nötigen Versorgung verhindert werden können. Aber gut, die Dame war 74 und hatte sich bewusst und zielgerichtet so entschieden. Körperlich und geistig war sie fit wie ein Turnschuh 😔.

Was ich sagen will: Anstatt irritiert zu sein über deine Eltern, versuche in ihrem Interesse zu handeln, wenn sie es denn zulassen. Es gibt so etwas wie eine Altersdepression, und wenn das der Fall sein sollte, könnten die beiden überfordert mit allem sein (Überforderung ist auch typisch - die früher einfachsten Dinge „wollen“ nicht mehr klappen). Drum würde ich mit sanftem Druck versuchen zu helfen.

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Also, ja, ich kenne es ..... und ehrlichgesagt bin ich mittlerweile komplett genervt. Versteh mich nicht falsch, ich hatte immer sehr viel Respekt, aber seit dem letzten Geburtstag meiner Tochter ist bei mir der Ofen aus.
Da saßen sich nämlich mein Onkel mit Partnerin (meine Eltern leben nicht mehr) und meine Schwiegermutter gegenüber.....beide Seiten haben einen Monolog über ihre Erkrankungen geführt, kein Gespräch, kein Austausch. Es war unerträglich.

Das war mein Schlüsselerlebnis....ab jetzt ist vorbei mit Lustig und Verständnis. Mittlerweile lassen sie sich auch jeden Mist aufschwatzen. Ganz ehrlich, es ist ihr Leben...wenn sie so ihre letzten Jahre verbringen wollen, dann bitte schön....wir sind raus. Sowohl mein Mann, als auch ich, haben unseren Leutchen ganz deutlich aufgezeigt, wie sehr sie sich verändert haben. Mir ist vollkommen egal, wenn sie sich ne Matratze für knapp 2000€ kauft.....die Arthrose geht davon auch nicht weg....also will ich mir das Gejammer danach auch nicht mehr anhören, wenn die Schwerzen eben nicht wie durch zauberhand verschwinden.

Wir gehen gar nicht mehr drauf ein, wechseln sofort das Thema. Frech? Unverschämt? Vielleicht, aber vor lauter Jaulerei blenden die alles andere um sich herum aus. Dabei haben sie noch viel soziale Kontakte, hätten immer was zu erzählen. Haben sie auch, wenn man sie in die Richtung lenkt.

Ich glaube wirklich, das wir uns alle im Alter strak verändern werden....ich selber merke es ja auch schon. Aber ich wäre meiner Tochter echt böse, wenn sie mir da keinen Tritt in den Allerwertesten verpassen würde.

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Ich kenne das nur von meinen Schwiegereltern, die aber gottseidank weit weg wohnen.

Meine Schwiegermutter beschwert sich immer darüber, dass ich so selten mit ihr telefoniere. Aber im Prinzip ist das kein Telefonat zum Austausch von Neuigkeiten sondern auch ein Monolog über Krankheiten. Ihre eigenen, die vom Schwiegervater und von ihren Bekannten (ich kenne die Leute überhaupt nicht).

Das Schlimme ist, dass die Ärzte sie dort auch nicht mehr so richtig ernst nehmen. Ich spreche den beiden aufgrund des Alters gewisse Zipperlein überhaupt nicht ab aber das kann doch nicht nur der einzige Lebensinshalt sein.

Zumal, weil sie auch keinen Arzttermin mehr in ihrem Umkreis bekommen, fahren sie nun immer weiter weg. Da wird dann jeder Arzttermin zum Tagesausflug. Aber was will man machen?

Man Mann zeigt da ähnliche Tendenzen, ich versuche das auszublenden. Vielleicht ist das auch so ein genetisches Ding, dass manche Menschen Schmerzen halt intensiver spüren als andere.

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Danke für Eure Nachrichten!!

Ja, Thema wechseln wäre wohl ne Idee.
Aber ob es überhaupt noch Themen gibt?
Ihr ganzen Tag besteht nur noch draus, sich auf ihre Probleme zu fokussieren, leider.

Wobei, stimmt nicht ganz - Wetter ist auhc noch ein großes Thema
(Entweder zu kühl oder zu regnerisch oder zu windig oder zu heiss. Gut gibts nicht)


Altersdepression ist mir unbekannt, das werde ich mir mal durchlesen.

Für sie Arzttermine mache ist unmöglich, da darf man sich nciht einmischen.
Sie halten ihren Plan und ihre Hausapotheke für die Masterlösung

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Huhu

ich kenne das auch ... leider .. aus meiner Familie. Wobei ich da nicht mal konkret meine Eltern meine sondern Verwandte.

Mit dem Großteil telefoniere ich auch nicht mehr, weil es genauso endet. Es geht immer nur den anderen schlecht, Geld ist immer knapp, Krankheiten, usw. Ich kann mir das beim besten Willen nicht mehr anhören denn alle (ja auch wir *staun*) haben unser Päckchen zu tragen.

Selber bin ich seit letztem Oktober mit 3 Cages in der Halswirbelsäule "gesegnet", heisst ich habe 3 Ersatzbandscheiben samt 4 Schrauben und 3 Platten dort eingesetzt bekommen. Ich hatte nach der OP eine Parese im linken Arm, konnte den praktisch nicht bewegen.

Aber ich habe nicht gejammert, ich habe mit Physio, Reha und meiner Familie das alles hinbekommen. Eine Nachfrage seitens der Verwandten ist aber nie erfolgt. Nein, wenn man mal gesprochen hat waren es immer andere denen es ja ach so schlecht geht.

Ich weiss nicht ob das so ein Altersding ist. Mein SchwieVa ist da nämlich auch so, nach dem Tod seiner Frau, also der Mutter meines LG geht es auch nur ihm schlecht, er kann nicht mehr und so ... wie es seinem Sohn oder seiner Enkeltochter geht, danach wird nicht gefragt

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Oh je, ich kann verstehen, dass dich das nervt. Ich würde vermuten, dass die beiden vielleicht auch eine andere Wahrnehmung ihres Verhaltens haben, d.h. dass es ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie nur noch jammern und sich alles nur noch um ihre körperlichen Beschwerden und die Wetterbefindlichkeiten dreht.

Daher würde ich an deiner Stelle dies einmal deutlich aussprechen und dann jedes Mal, wenn sie wieder damit anfangen, wie eine Schallplatte einen Satz wiederholen à la "du/ihr seid aber auch selbst schuld daran, dass es euch nicht besser geht, wenn ihr nicht zum Arzt geht. Daher möchte ich mir diese Jammerei nicht mehr anhören". Und dann das Thema wechseln, indem du etwas aus deinem Leben erzählst.

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Deine Beschreibung könnte glatt eine Kopie meiner Eltern sein.

Sie sind nicht uralt, haben nicht körperlich schwer gearbeitet, Jammern aber als wären die 50 Jahre lang Bauarbeiter gewesen.

Bei meiner Mutter wäre eine OP nötig, die macht sie aber nicht aus Angst weil sie verpfuscht werden könnte. Sie kennt da jemanden, bei dem das so war. Anekdotisches Wissen halt...

Damit umzugehen ist schwierig. Ich kann sie ja nicht zu Ärzten schleppen.
Oftmals täusche ich aktives Zuhören vor, dass reicht idR aus, auch wenn ich die Geschichten auswendig kenne.

Achja, das Wetter. Immer scheiße. Entweder zu trocken, zu nass, zu warm, zu kalt. Es passt nie. Gilt analog auch für politische Themen.

Der interessante Punkt ist aber, dass meine Eltern das gleiche über ihre Eltern erzählt haben, aber im Prinzip genauso geworden sind.
Nun habe ich Angst, im Alter auch so zu werden.

Bearbeitet von Angina
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Hey!

Der sozialpsychiatrische Dienst könnte beraten.

Oder liegt es vielleicht an finanziellen Problemen? Urlaub absagen, Geburtstagsfeier canceln, gehen nicht mit ins Restaurant.. könnte auch passen.

Liebe Grüße
Schoko

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Geld ist tatsäclich ein Thema, das allgegenwärtig ist.
Die unbegründete Angst vor "ach herrje, alles wird teurer":
Ist permanent Thema.

Sie waren beide berufstätig, er verbeamtet.
Wohnen in Eigentum.
Auto abbezahlt, kein einziges Hobby, gehen nicht aus - haben keine Kredite am laufen.

Und trotzdem müssen sie "so dolle" aufs Geld achten.

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Dafür habe ich aber Verstädnis, sie sind in einem Alter wo sie Zeiten erlebt haben, die wir uns nicht mal in unseren fiesesten Träumen vorstellen können. Noch nicht.

Oben drauf die heutigen Medien.....ich kann sehr gut verstehen, das die alte Generation echt Angst bekommt.

Die Kindheit prägt eben sehr.

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Menschen altern sehr unterschiedlich.
Während die einen bis ins hohe Alter aktiv und ausgeglichen sind, sehen andere nur auf ihre Gebrechen und sitzen ihre Restzeit quasi ab.
Nicht wenige neigen auch zu Depressionen.
Ich glaube nicht, dass man die persönliche Haltung im Alter groß von außen beeinflussen kann.

Für mich hab ich es so gehalten, dass ich meinen Eltern vermittelt habe : Ich helfe euch, wenn ihr es wollt.
Das heißt, ich für mich musste auch viele Besserungsvorschläge fallen lassen, weil die Eltern nicht bereit dafür waren. Ich konnte die Dinge nicht gegen ihren Willen regeln. Wenn sie ein Problem oder Beschwerden hatten, habe ich ihnen zwei,drei,viermal angeboten, eine Lösung zu finden. Wenn sie nicht wollten, dann war es eben so.
Ich musste dann eben für mich sagen, ich wüsste, wie ich ihnen helfen könnte, aber die Eltern entscheiden, ob sie das wollen.
Das tut weh und ist oft unverständlich.

Haltet trotzdem den Kontakt. Es ist ja alles, was sie noch haben.