Mein Mann kommt nicht mit unserer veränderten finanziellen Situation zurecht

Hallo, ( Achtung lang)
Mein Mann hat Ende 2021 seinen gut bezahlten Job bei einer großen Firma verloren wo er seit 2008 beschäftigt war, also fast 14 Jahre und in der Zeit hat er immer besser verdient und Karriere gemacht.
Wir hatten uns 2012 ein Haus gekauft und als 2022 die Zinsbindung endete war er arbeitslos und wir haben die Anschlussfinanzierung nicht hin bekommen, da die Zinsen für den hohen Restkredit einfach zu hoch waren für mein Gehalt.
Wir mussten dann das Haus schnell verkaufen und sind mit wenig Plus aus der Nummer raus. Yippie.
Der Dienstwagen war dann natürlich auch Geschichte und seitdem ist mein gebrauchter, mittlerweile 6 Jahre alter Kleinwagen unsere Familienkutsche.
Unsere Wohnung ist völlig ok, keine 150 qm mit Garten, sondern 80 qm in der Platte aber mit Balkon.
Mein Mann war 1 Jahr arbeitslos und hat dann zunächst einen Job weit unter seiner Qualifikation angenommen, mittlerweile arbeitet er wieder in einem ähnlichen Bereich wie vorher aber er verdient nur noch ein Drittel.
Ich arbeite 30 Stunden in einem nicht sehr gut bezahlten Bereich und bin aufgrund einer chronischen Erkrankung leider öfter mal im Krankengeld.
Unsere beiden Kinder mussten sich auch erst umstellen , was ihnen schwer gefallen ist aber jetzt haben sie sich dran gewöhnt dass wir jetzt ein anderes Leben führen.
Es gibt nur noch einmal im Jahr einen Urlaub ohne All inklusive in teuren Hotels, sondern in D in günstigen Ferienunterkünften.
Essen gehen ist nicht mehr drin und es gibt keine teuren Geschenke mehr zu Weihnachten oder Geburtstagen.
Beide sind 16 und 14 und haben sich selbstständig Jobs besorgt, um das gewünschte Handy etc zu bezahlen, was ich sehr gut finde im Sinne von Verantwortung zu übernehmen .
Mein Mann dagegen hadert damit, die Familie nicht mehr versorgen zu können wie früher.
Er kommt in unserem neuen Leben mit weniger Geld und Wohlstand einfach nicht an.
Er fühlt sich als Versager und hat auch fast alle " Freundschaften " verloren, da es hauptsächlich Männer aus seinem Geschäftsumfeld waren, die alle gut verdient haben.
Dass unser Haus verkauft wurde, treibt ihm immer noch Tränen in die Augen.
Für unsere Wohnung schämt er sich.
Seine Familie verstärkt das Ganze noch, da es alles Menschen sind die gut verdienen, Karriere gemacht haben und nie den Job verloren haben.
Seine Eltern finden das Ganze unangenehm und erzählen niemandem dass ihr Sohn jetzt mit weniger klar kommen muss.
Ich finde es wirklich schlimm, einen Menschen so auf Geld und Status zu reduzieren .Als ob man eine Krankheit hat, die sich " Versagen " nennt.
Mittlerweile ist mein Mann sehr still, fast depressiv, er will auch nicht mehr zu Familienfeiern seiner Familie.
Meine Eltern gehen anders mit dem Thema um und sind sehr einfühlsam und haben uns immer den Rücken gestärkt.
Sie kennen im Gegensatz zu seinen Eltern aber auch Schicksalsschläge und finanzielle Sorgen.
Wie kann ich ihm helfen?
Er hat sein Selbstbewusstsein anscheinend hauptsächlich aus Geld und Status gezogen was mir leider jetzt erst bewusst geworden ist.
Davon ist nichts mehr übrig, er ist in sich zusammen gesackt
Ich vermisse nichts mehr und sehe mittlerweile sogar die positiven Aspekte, wenn man kein Haus besitzt und finde unsere Urlaube in privaten Unterkünften mit Selbstversorgung richtig erholsam da man sich wie zu Hause fühlen kann..
Kennt jemand so eine Situation und wie habt ihr die Umstellung geschafft?

Bearbeitet von Inaktiv

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Liebe Aiski,
ich verstehe deinen Mann auch, die veränderte Situation ist sicher sehr schwer für ihn. Vielleicht täte es ihm gut, ein neues Hobby anzufangen, wo er Gleichgesinnte trifft, bei denen der Job nicht im Mittelpunkt steht, sondern das gemeinsame Interesse. Vielleicht sollte er auch nochmal über eine berufliche Veränderung nachdenken. Dass es bei einem erzwungenen Jobwechsel finanzielle Rückschritte gibt, ist oft der Situatiin geschuldet, bei einem selbst forcierten kann das ganz anders aussehen. Wenn er wirklich depressiv wird, sollte er auch einmal mit seinem Arzt sprechen oder sich eine Selbsthilfegruppe suchen.
Scheinbar ist er sehr leistungsorientiert aufgewachsen (wenn man liest, was seine Eltern so sagen),da ist es sehr schwer dieses Mindset loszuwerden. Da wäre es momentan vielleicht auch ganz sinnvoll, den Kontakt zu reduzieren, damit er sein "Versagen" ( was es nicht ist) nicht immer wieder um die Ohren gehauen bekommt.

Und noch etwas: ich finde es wunderbar wie wertschätzend und empathisch du über deinen Mann schreibst. Er kann sich glücklich schätzen, dich an seiner Seite zu haben. Offenbar bist du ein Mensch mit sehr hoher Resilienz, der gut mit neuen Herausforderungen umgehen kann. Ich wünsche deinem Mann, dass er sich etwas von deiner Haltung abschauen kann.

Alles Gute,
Lexi

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Ich stimme hier voll und ganz zu, liebe TE, gut, dass dein Mann dich hat und auch deine Familie anders damit umgeht!

Ich hatte ebenfalls den Gedanken, dass es ihm, so banal es vielleicht klingt, gut tun könnte, ein Hobby zu verfolgen, vielleicht gibt es einen Sportverein, wo nette Leute sind, völlig neue Menschen, die keine Erwartungen haben, können da nur gut tun. Vielleicht kann man auch zu zweit (du und dein Mann gemeinsam) ein Hobby beginnen. Badminton spielen gehen, gemeinsam Radfahren, wenn der Sommer kommt und Ausflüge machen ins Grüne mit einem Picknick Korb, nur zu zweit, falls du Geschwister hast, Bruder/Schwester plus Partner treffen, wenn diese genauso wie deine Eltern sehr wertschätzend ihm gegenüber sind. Gibt es Menschen bei euch, die er sehr sehr gerne mag/früher gerne mochte, die lieb und lustig sind, die eventuell immer noch voll und ganz zu euch stehen würden und das auch klar zu zeigen bereit sind? Also vielleicht hilft es auch, Menschen zu mobilisieren, die du definitiv als wertschätzend und empathisch und Gewinn für euch erachtest? Alles Liebe!!

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Ich kann deinen Mann schon sehr gut verstehen, allerdings war natürlich von Anfang an alles auf wackeligen Beinen, besonders was euer Haus betrifft.
Ich würde an seiner Stelle alles dafür tun um wieder an den alten Erfolg anzuknüpfen, was eigentlich nicht schwer sein dürfte, wenn er vorher so eine gute Position hatte. Gibt es da keine Möglichkeit für Ihn?

Für Leistungsorientierte Menschen ist das tatsächlich nicht so einfach, weil man in den eigenen Augen einfach versagt hat und dann auch schnell in Selbstmitleid versinkt. Vielleicht würde Ihm auch professionelle Hilfe helfen, damit er jemanden hat mit dem er darüber sprechen kann?

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Hallo

Ich würde mich an seiner Stelle wieder dem Markt zur Verfügung stellen; sprich, er sollte sich nochmals bewerben (ohne die jetzige Stelle schon zu kündigen natürlich). Dass er nur noch einen Drittel seines vorherigen Gehalts verdient, ist hart. Gehalt ist eben ein Hygienefaktor - das muss wenn möglich stimmen. Oder je nachdem, was das für ein Bereich ist, könnte er darauf aufbauend einen Sidejob aufbauen, um sich nach 1-2 selbständig zu machen?

Übrigens finde ich die Einstellung von dir und euren Kindern vorbildlich. Mein Vater wurde, als ich ca. 16 war, arbeitslos. Einen Tag später Schlaganfall. Da war es definitiv vorbei mit dem Arbeiten. Er war da noch keine 50, und auch wir übernahmen sogleich Verantwortung in der Familie. Ich arbeitete in den Schulferien, meine Mutter war immer schon Geringverdienerin; so zogen wir um.. Es ging dann alles irgendwie 🤗.

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Hallo Aiski, du Tapfere!
Ja, das Leben läuft halt nicht immer so gerade aus bzw. die Leiter hoch und immer höher.
Ihr habt den finanziellen Absturz gemeinsam bewältigt, das ist eine reife Leistung! Alles andere, als Versagen!
Dein Mann ist in der veränderten Situation noch nicht richtig angekommen - er darf ja weiter an neuem Aufstieg basteln. Zu wissen, dass es sich auch mit weniger Geld gut leben läßt nimmt den Druck raus. Und ehrlich gesagt hätte ich auf Familientreffen, bei denen nur Vermögen und Status wichtig sind auch keinen Bock. Die vermögende Familie deines Mannes läßt ihn fallen wie eine heiße Kartoffel und schämt sich für ihn? Die sollten sich für sich selbst schämen, aber ganz gewaltig!
Der Wert eines Menschen mißt sich nicht in Penunzen. Leb deinem Mann das weiter so vor, er sieht das. Helfen kannst du ihm vielleicht, indem du ihn lobst (ja, ich weiß, Kindergarten) oder kleine Bitten um Unterstützung, die nicht alltäglich sind. Ach, keine Ahnung was bei euch grad passt.
Von Herzen alles Gute wünsche ich euch, viel Kraft, viel Liebe, viel Zuversicht!

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Hallo

Das ist hart. Wir waren in einer ähnlichen Situation. Dein Mann soll den Mut nicht verlieren. Viele Menschen fallen tief und kommen wieder hoch. Das wichtigste ist, der Glaube an sich und das Leben. Nicht aufgeben, kämpfen! Bewerbungen schreiben, sich motivieren. Vorwärts schauen. Das sind die Herausforderungen, die kann man schaffen. Schlimmer wäre eine Depression, wenn er so weitermacht.
Man scheitert und es geht trotzdem weiter.
Motiviere ihn aufzustehen und es zu versuchen. Es ist egal was die anderen meinen, jer soll an sich und seine Wünsche glauben.

Ihr schafft das 😉

6

Helfen kannst du ihm nicht wirklich. Wenn ich mir das so durchlese, wurde er bereits von seinen Eltern so geprägt, dass der Selbstwert an das Einkommen und den sozioökonomischen Status gekoppelt wird. Das ist in Deutschland leider ein weit verbreitetes Phänomen.

Ich selbst bin Psychologin und habe in der Familienberatung gearbeitet und kenne solche Fälle leider.
Helfen kann sich aber dein Mann nur selbst, indem er seine Perspektive ändert. Dazu bräuchte er erstmal den Willen die Perspektive zu ändern und dann vermutlich professionelle Hilfe. Gerade Gedankenmuster die wir seit unserer Kindheit manifestiert haben lösen wir nur schwer selbst auf. Er muss sein Selbstbild ändern.

Wenn du sagst er wirkt oft schon depressiv, würde ich auf jeden Fall zu professioneller Hilfe raten.

Es ist schwer etwas zu verlieren. Aber ihr habt auch viel geschafft. Ihr habt die Krise gut gemeistert, eure Kinder sind daran gewachsen, ihr habt noch euch. Aber in seiner jetzigen Situation kann er das nicht sehen, weil er nur den Verlust sieht.

7

Hallo Aiski,

du schreibst, dein Mann kommt mit eurer verschlechterten finanziellen Situation und seinem von ihm so empfundenen Bedeutungsverlust nicht zurecht. Er zieht sich zurück und wirkt depressiv.

Ich finde dein Einfühlungsvermögen und deine Fürsorge für deinen Mann wunderbar, er kann wirklich stolz auch dich sein. Kann dein Mann denn in seiner Situation sehen, welch Glück er hat, eine Frau wie dich an seiner Seite in seiner Lebenskrise zu haben?
Wahrscheinlich derzeit kaum, denn ich habe den Eindruck, dein Mann kann in einer Art Tunnelblick derzeit nur die negativen Aspekte euerer finanziellen Verschlechterung sehen.
Er trauert um den Verlust von Geld und leidet unter seinem Selbstwertverlust. Das versperrt ihm den Blick darauf, was er hat und was er haben könnte, wenn er denn wollte.

Eure Kinder sind bereits relativ groß und an der Schwelle des Erwachsenenlebens, daher würden sich auch ohne die Situation deines Mannes Veränderungen eurer Partnerschaft am Horizont abzeichnen.

Was könnte dein Mann den machen, um wieder Boden unter den Füssen zu bekommen?
Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn er nach einem alternativen Sinn in seinem Leben suchen würde. Weg vom Beruf, vom Geld vielleicht hin zu anderen Menschen, Tieren oder auch Idealen.

Wäre eine ehrenamtliche, etwa karitative Tätigkeit etwas für ihn, was ihm Halt und Sinn in seinem Leben geben könnte? Könntet ihr etwas zusammen in dieser Richtung aufbauen? Wie ist es mit dem spirituellen Bereich.

Mir hat nach meiner Lebenskrise eine neue Sinnfindung im ehrenamtlichen seelsorgerischen Bereich und im Tierschutz eine neue Perspektive auf mein Leben eröffnet.

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Wenn er in der alten Firma "Karriere" gemacht hat, müsste es doch eigentlich möglich sein, wieder eine ähnliche Stelle zu finden? All die, die ich kenne und Karriere gemacht haben, würden auch woanders mit Kusshand genommen werden.
Ich kann deinen Mann schon verstehen , dass er daran nagt, finde es aber schön, dass du so gut mit der veränderten Situation umgehen kannst 🙌