Für Job weg von der Familie?

Hallo liebes Forum,

mir schwirrt der Kopf vom Gedankenzerbrechen und mir wird wohl niemand die Entscheidung abnehmen können aber ich muss mich jetzt einfach mal mitteilen.

Mein Mann und ich sind seit 6 Jahren zusammen, haben uns im Studium kennengelernt (500 km entfernt von meinen Eltern, er kommt aus der Gegend vom Studium). Wir haben zwischenzeitlich ein Jahr bei seiner Familie gelebt, weil seine Mutter schwer krank wurde und verstorben ist. Als ich schwanger wurde, sind wir zu meinen Eltern gezogen, weil ich mir deren Unterstützung gewünscht habe und es auch schon im Studium mein Wunsch war, irgendwann zurückzukehren. Auch mein Bruder lebt hier mit seiner Familie. Mein Mann wusste von Anfang an darüber Bescheid. Die Schwangerschaft war dann einfach der passende Zeitpunkt. Mein Mann arbeitet selbstständig und hat sich in unserer Wohnung ein Büro eingerichtet. Nach einem verdammt harten ersten halben Jahr (vorzeitiger Blasensprung, traumatische Geburt, OPs mit schweren Komplikationen und der Tod meiner Schwiegermutter), haben wir versucht etwas zur Ruhe zu kommen/anzukommen. Wir wohnen jetzt bald zwei Jahre im Norden und dieser Zustand hat sich immer noch nicht richtig eingestellt. Wir haben ein paar Leute kennengelernt aber man sieht sich nicht oft, passt halt selten so im Erwachsenenleben mit Kind. Mein Mann arbeitet immer noch im Home Office selbstständig und leidet darunter. Man lernt eben keine Arbeitskollegen kennen, hat kein Team, sitzt den ganzen Tag zuhause. Er ist seit Corona selbstständig und im Home Office und es hat sich vorher schon abgezeichnet, dass es nicht so optimal ist. Aber seit wir hier leben ist es schlimmer geworden. Er hat auch einiges ausprobiert an Hobbies, war im Coworking usw aber es fehlt ihm halt trotzdem in einem richtigen Büro mit Arbeitskollegen zu sein, mit denen er Zusammenarbeit. Jobtechnisch sieht es hier allerdings schwierig aus. Es gab zwei Optionen die aus verschiedenen Gründen nicht geklappt haben aber die es echt hätten besser machen können. Das war für uns beide eine super große Enttäuschung. Unser Sohn geht bald zur Tagesmutter und ich schau auch wegen Job aber finde bisher nichts passendes. Meine Eltern sehen wir aktuell so einmal die Woche, mein Sohn kann ab und zu einen Tag da verbringen, schläft aber so extrem schlecht, dass zb an Übernachten nicht zu denken ist. Kurz nach der Geburt und wenn wir krank waren/sind waren sie uns eine große Hilfe und ich war so froh, hier zu sein. Es ist meine Heimat aber gleichzeitig bin selbst ich noch nicht wieder richtig hier angekommen. Nun stellen wir uns die Frage, ob wir doch noch mal umziehen. Einerseits find ich den Gedanken spannend, es gäbe auch Stödte, die jobtechnisch für uns beide wahnsinnig gut passen würden ohne großartig pendeln zu müssen. Aber dann sind wir wieder 500 km von hier weg und das macht mir Angst. Unser Sohn ist jetzt 1,5 Jahre alt, für ihn wäre es wahrscheinlich am einfachsten. Bis auf die langen Autofahrten, die er überhaupt nicht mag und mit dem Zug wären wir auch mindestens 6 h unterwegs. Es gäbe noch einen alternativen Standort aber der ist ganz im Süden, 800-900 km weit weg.
Nun ja. Ich will das beste für uns drei und langsam macht sich in meinem Kopf der Gedanke breit, dass das nicht unser jetziger Wohnort ist. Das tut echt weh, weil ich es schön finde, wie unser Sohn mit seinen Großeltern aufwachsen kann, die sich auch noch um ihn kümmern können. Aber um jeden Preis hier bleiben ist auch keine Option, war es nie. Ich fühl mich so zwischen den Stühlen. Mein Mann meint, dass er mir das nicht antun will, soweit von hier wegzuziehen aber ihm fehlt halt total die Perspektive und ich hab hier auch kaum Joboptionen, die in frage kommen.
Ich hab total Angst davor, es zu bereuen, wieder soweit von hier wegzuziehen. Meine Eltern sehr selten zu sehen bzw. dass sie unseren Sohn kaum sehen. Dass wir allein sind, wenn wir Hilfe brauchen. Dass wir nicht mal eben zum Frühstück hinfahren können oder nicht helfen können, wenn irgendwas ist. Sie sind halt auch schon Mitte/Ende 60.

So könnte ich jetzt ewig weiter schreiben. Ich kann jetzt nicht auf jedes Detail unserer Lebenssituation eingehen aber im groben ist es denk ich verständlich worum es geht.

Wie ist es bei euch? Habt ihr Familie in der Nähe? Seid ihr wieder hingezogen oder weggezogen? Wie kommt ihr zurecht?

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Habt ihr so spezielle Berufe, dass Jobs nur in 500-800km Entfernung möglich sind? Das ist ja krass.

Gibt es nichts in 100-300km? 100km wäre ja noch nah genug an der Familie, um sie ohne Riesen Probleme häufiger zu sehen und im Zweifel mal um Hilfe zu bitten.

Gibt es keine Hybrid-Jobs für deinen Mann? Wo er zwar ab und zu ins Office kann, aber eben nicht täglich pendeln muss?

Naja letztlich müsst ihr Erwachsenen entscheiden. Wichtig wäre mir:

- gibt es für beide (!) gute Jobs?
- gibt es bezahlbaren Wohnraum?
- gibt es eine gute Infrastruktur?
- gibt es eine gute Kinderbetreuung/Schule usw?
- könnt ihr dort ein soziales Netz aufbauen?

Und dann könnt ihr es doch wagen :)

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So ungewöhnlich ist das gar nicht. Es gibt einige Branchen, da musst du halt dort sein wo die Unternehmen sind. Wenn es in deiner Ecke keine Grossbanken oder Pharmaunternehmen gibt, gibt es keine Jobs. Automobilbranche. Same-same.
Auch Biologen sind recht eingeschränkt was ihre Auswahl betrifft.

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Hm krass, vielleicht bin ich durch unsere Gegend zu sehr verwöhnt. Keine Ahnung.

Wohne in der Nähe des Rhein-Main-Gebietes und da gibt’s halt quasi alles, was du genannt hast 😅 Frankfurt ist von uns zwar ca 100km weg, aber viele pendeln halt und grade hybrid lässt sich da gut arbeiten und wohnmäßig hat man ja einen großen Radius um Frankfurt herum (wenn man Frankfurt mal als Mitte annimmt ist ein 150km Radius ja echt beachtlich z.B.).

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Also, dass man für viele Jobs in die nächste Großstadt ziehen muss, verstehe ich. Aber durch ganz Deutschland.

Für mich käme das tatsächlich nicht in Frage, habe aber auch einen 0815 Bürojob, den ich überall so ähnlich machen kann.

Kenne es von meiner Freundin, die in Chemieunternehmen im Labor arbeitet, da gibt es nun nicht so viel Auswahl. Sie hat auch immer für mehrere Jahre in einer anderen Stadt gelebt. Sie hat dort immer schnell Anschluss gefunden und sich wohlgefühlt. Das ist aber Typsache.

Wenn es für euch passt und ein Neuanfang werden soll. Denke auch es ist vom Alter eures Kindes ein guter Zeitpunkt.

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Und wieso habt ihr das Gefühl, dass es in einer anderen fremden Stadt besser ist als da wo ihr jetzt seid? Wollt ihr dort Arbeitskollegen finden, die dann eurer Freunde werden?
Stört euch die Mentalität im Norden?
Ich würde dem ganzen nochmal eine Chance geben. Gerade durch das Kind kann man doch super neue Leute kennenlernen.
Wir sind auch mit der Geburt unserer ersten Tochter zurück in die Heimat meines Mannes gezogen. Mittlerweile sind die Kids 4 und 6, es ist Goldwert die Schwiegereltern in der Nähe zu haben. Mit den alten Freunden meines Mannes haben wir kaum Kontakt. Wir haben aber über die Jahre, über den Kindergarten und über ehrenamtliche Tätigkeiten im Sportverein neue Freunde gefunden. Das hat alles etwas gedauert.
Wir gehen zwar beide mehrmals die Woche zur Arbeit, aber unsere Arbeitskollegen sind Kollegen - mehr auch nicht - dafür liegen alle menschlich zu weit auseinander, auch wenn ich sie mag würde ich meine Freizeit nicht mit ihnen verbringen wollen.

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Wir sind jobtechnisch lange Zeit auf wenige Zentren festgelegt gewesen. Wir haben - vor den Kindern - den Sprung gewagt und sind in die Schweiz gegangen. Die Lebensumstände sind gut. Es passte zu unseren Spezialisierungen. Kein pendeln.
Du verbringst 40h und mehr die Woche auf Arbeit. Es muss passen.
Die Strecke zu unseren Eltern hat sich damit in einem Fall zeitlich ein wenig verlängert. Im anderen sind aus 270 dann 700km geworden.
Und ich würde es immer wieder so machen. Wir sind hier zuhause. Es ist „rund“.
Für die Oma ist ein extra Zimmer da, das so liegt dass sich jeder sich zurückziehen kann wenn sie länger da ist. Das Verhältnis zu den Enkeln ist gut und eng. Der Grosse zählt die Tage runter wenn sie kommt. Die Besuche sind nicht so oft aber intensiv.
Wenn alle krank sind ist es zäh. Aber wir kommen auch mit 2 Jobs und manchen Krisen auch durch die zähen Phasen.

Wenn ihr seit 2 Jahren in der Heimat fremdelt ist es das vielleicht nicht. Tut was euch gut tut. Wenn es für deinen Mann eine Rückkehr ins Angestelltenverhältnis ist dann ist es so.

Bearbeitet von Butterfee
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Es ist schon eine weitreichenden Entscheidung, aber vielleicht tröstet es dich das es nicht für immer sein muss. Vielleicht wagt ihr den Umzug und probiert es nochmal woanders, dann könntet in zwei Jahren trotzdem wieder zurück wenn es nicht so geklappt habt. Wenn ihr in der anderen Stadt glücklich seid, bleibt ihr da. So einfach und doch so schwer.

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Kann es sein, das bei dir noch gar nicht so ganz angekommen ist, das du jetzt selber eine eigene Familie hast? Du, dein Mann, euer Kind....ihr seid eine eigenständige Familie.
Ich komme darauf, weil mich die Überschrift so irritiert, für mich passt sie nicht zum Text. Die Überschrift bedeutet für mich, das ein Elternteil aufgrund eines Jobs nicht mehr ständig vor Ort sein wird.

Dann kommt dein Text, in jeder Zeile springt einem deutlich entgegen, wie unglücklich ihr eigentlich mit eurer aktuelle Situation seid. Aber deine Gedanken drehen sich nicht um euch, sondern um deine Eltern, Heimat (die wohl keine mehr ist), Vorstellungen (die nicht eingetreten sind).

Ich sag dir was, noch ist euer Kind sehr klein, nicht fest vewurzelt oder verplant (Stichwort Schule), für euer Kind seid ihr der Lebensmittelpunkt....das bleibt nicht lange so. Und bis dahin habt ihr einfach die Zeit auszuprobieren, was wirklich zu euch passt. Wir treffen alle mal Entscheidungen und stellen dann fest, das sie nicht so sind, wie wir uns das vorgestellt hatten. Sollten wir dann in der Situation verharren? Nee, denn wir alle haben nur ein Leben. Ich glaube, das es ein Fehler war, zu deinen Eltern zu ziehen.....Vorstellung und Realität passen nicht zusammen.

Ihr seid jetzt eine kleine eigene Familie, handelt und entscheidet euch für das, was euch gut tut. Viele Eltern haben keine Unterstützung von den Großeltern...meine sind zB verstorben...sie bekommen es alle hin. Und viele Familien leben ganz eng zusammmen und kommen nicht zurecht.

Ich selber habe meine geliebte Oma einmal im Jahr gesehen, ganz ehrlich, was mir die anderen (die mit ihr zusammengelebt haben) so erzählen.....ich bin froh, das ich nie meinen Alltag mit ihr verbracht habe, denn nur so konnte mein Bild von ihr bis heute bestehen bleiben. Die Kids vor Ort hatten da durchaus eine echt strenge Oma, die nicht lange gefackelt hatte, in Erinnerung. Alle Enkel lieben sie, selbst 30 Jahre nach ihrem Tod, keine Frage....aber meine Erinnerungen sind leicht und fluffig,das finde ich schön.
Die Oma meiner Tochter lebt nur 10km von uns weg....die beiden haben keine großartige Bindung, nix mit Oma springt ein.

Also nein, ich würde mein/unser Glück nicht von der vorherigen Generation abhängig machen. Und ich denke, dein Mann würde lieber heute als morgen die Kisten packen....er nimmt einfach nur Rücksicht auf dich, ob das dauerhaft funktionieren kann, da habe ich meine Zweifel.

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Das habe ich bei der Überschrift auch gedacht. Familie ist primär Vater-Mutter-Kinder. Klar, ist es schön, die Grosseltern in derr Nähe zu haben, aber meine Karriere wäre mir wichtiger (wenn es anders nicht geht). Aber gut, ich bin ins Ausland dafür gezogen:)).

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Ich hatte tatsächlich erst Großeltern in der Überschrift stehen aber es ist auch noch mein Bruder mit seiner Familie, meine Neffen, meine Uromas.. also, ja, meine Familie. Oder ein Teil meiner Familie, Kernfamilie sind natürlich wir drei!
Es kam etwas doof rüber im Text aber meine Gedanken drehen sich sehr stark um uns drei und dann eben das ganze drumherum mit meiner restlichen Familie. Ja, mir fällt das schwer voneinander zu trennen, weil wir alle eine sehr gute Beziehung zueinander haben, mein Sohn seine Oma abgöttisch liebt und wir halt gegenseitig füreinander da sind. Warum ich mir so den Kopf zerbreche ist ja in erster Linie weil mein Mann nicht zufrieden ist und was das mit uns als Paar und als Familie macht. Mir würde es ja auch besser gehen, wenn er hier bessere Möglichkeiten hätte oder eine Perspektive. Und das soll jetzt kein Schuld zuschieben sein, ich bin sehr dankbar, dass er überhaupt diesen Schritt mit mir gegangen ist! Und wir haben auch immer gesagt, dass, wenn einer unzufrieden ist, wir nach einer Lösung suchen/umziehen/was auch immer.. Schätze ich bin einfach wahnsinnig enttäuscht, dass es nicht so richtig funktioniert. Wie du schon sagst. Vorstellung und Realität sind nicht passend. Das er einfach nur Rücksicht auf mich nimmt und sich dem ganzen fügt, will ich ja auch nicht und weiß auch, dass das nicht funktioniert auf Dauer.

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Puh, das ist eine sehr schwere Frage!

Es gibt also gar keine Möglichkeit für deinen Mann im Umkreis von 200km einen Job zu finden? Auch noch,wenn er sich beruflich ein wenig verändert,aber im Grundjob bleibt? Wenn Home-Office möglich ist, dann ist der Beruf vielleicht nicht so exotisch, dass man nur in mehreren hundert Kilometern Entfernung darin darin arbeiten kann? Würde er die Selbstständigkeit dann aufgeben?
Das er etwas pendelt und ihr so wohnt,dass die Oma als Tagesausflug erreichbar bleibt?

Das dein Mann unglücklich ist kann ich verstehen, im Home-Office ohne Kollegen in einer fremden Gegend, das klingt einsam. Die Gefahr ist aber andererseits da, daß ihr dann alle einsam seid, wenn ihr in der neuen Umgebung auch schwer Anschluss finden solltet. Selbst wenn man Arbeitskollegen hat, sind die einem ja nicht automatisch sympathisch. Dann wäre es schlechter als jetzt.

Aber so bleiben kann es natürlich auch nicht!

Und eine Oma in der Nähe ist unbezahlbar, aber auch ohne Oma machbar.

Was sagt denn dein Mann? Hat er eine Lösung,dass er glücklicher wird, ohne gleich ans Ende der Republik zu ziehen?
Wie hoch sind die Chancen für seinen Traumjob woanders?

Bearbeitet von adelaide
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Wir sind aufgrund unserer Jobs 200 km weit weggezogen. Unsere Eltern wohnen am gleichen Ort. Das ist natürlich nicht so weit wie in eurem Fall, aber wir sehen uns höchstens einmal im Monat.
Wir wohnen jetzt ländlich, haben aber, auch dank unserer Kinder, guten Anschluss und Freunde gefunden. Wir haben uns hier ein Haus gekauft und würden auch nicht mehr umziehen wollen. Die Unterstützung der Großeltern brauchen wir nicht. Wir haben unser Netzwerk und recht flexible Jobs. Wir sind also sehr zufrieden wie es ist.

Wenn es für deinen Mann so schwer ist, ihr sowieso nur wenig Kontakte habt und es jobtechnisch so schlecht aussieht, würde ich definitiv umziehen.