Wie ist das „alt“werden eurer Eltern geregelt?

Hallo,

Ich schreibe bewusst in diesem Unterforum, weil ich hier die realistischen Antworte erwarte, hier gibt es bestimmt einige, die sich mit diesem Thema bereits beschäftigen müssen/mussten oder eben kurz davor stehen.

Ich werde dieses Jahr 40 Jahre alt, meine Kinder sind 5 Jahre alt (Zwillinge), ich habe noch drei Geschwister. Bis auf ein Bruder leben wir „Kinder“ nicht in der Nähe unserer Eltern (80-120 km)

Noch sind meine Eltern „fit“, das heißt sie können noch Autofahren, einkaufen, Arztbesuche wahrnehmen, ihre finanziellen Angelegenheiten klären und ihren Haushalt ohne Hilfe führen. Zugegeben, sie sind erst 60 bzw. 67 Jahre alt, aber so langsam mache ich mir Gedanken um ihre/unsere Zukunft.

Mein Vater achtet überhaupt nicht auf seine Gesundheit (starkes Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 usw.).
Meine Mutter ist bis auf starke Neurodermits gesundheitlich nicht weiter eingeschränkt. Sie ist allerdings (wie soll ich es jetzt nett formulieren) sehr unselbstständig, kann sich schlecht organisieren und ist dabei manchmal sehr chaotisch.

Obwohl meine Eltern keine spätere Pflege von uns erwarten ( dazu müssten sie ja auch umziehen) denke ich schon, dass sie sich, wenn es soweit ist, Unterstützung wünschen.
Aber ich befürchte das der Rahmen, den wir Kinder leisten können , kleiner ist als der, den sie sich wünschen. Wenn unsere Kinder älter werden möchte/muss ich gerne wieder mehr arbeiten (z.Z. 50%). Meinen Schwestern geht es ähnlich bzw. wohnen sie noch weiter entfernt. Mein Bruder arbeitet auch sehr viel, und seine Frau ist mit ihren Eltern voll ausgelastet (unabhängig davon, dass ich sie bei meinen Eltern auch nicht in der Pflicht sehe).

Also, meine Frage lautet:

1.
wie organisiert ihr euch, Vollzeit arbeiten, Haushalt, eigene Kinder, eigene Gesundheitsvorsorge, Eheleben, Hobbys und die Pflege/Unterstützung der Eltern?

2.
waren alle mit damit zufrieden...oder war/ist ein ständiger Spagat, der einen selbst in die Erschöpfung treibt?

3.
Was würdet ihr anders machen/besser vorbereiten?


Danke

Magnumweiss

1

Meine Eltern haben gut vorgesorgt. Finanziell, Vollmachten, Verfügungen.
Sie wussten, was sie wollten und was nicht und das haben sie DEUTLICH mitgeteilt.

Wir Kinder haben in der Nähe gewohnt.
Ich war noch nicht volljährig, als sie Pflege brauchten, meine Geschwister schon.

Wir können uns oft nicht leiden, gehen uns aus dem Weg.
Dennoch war klar, dass wir das in der Situation nicht alleine tragen. Also nicht einer alleine.

Jeder hatte so seine Aufgaben, die möglich waren.
Die Stärkste Person übernahm die körperlichen Aufgaben: stützen, Transport.

Ich übernahm eher Fußwege, organisatorisches, bürokratisches.

Jeder in dem Rahmen, was möglich war. Dazu nutzten wir die Stärken der einzelnen und teilten keinem Aufgaben zu, womit der einzelne überfordert war. Bspw. wäre die Organisation bei einem meiner Geschwister voll nach hinten los gegangen, hätte diese Person selbst wütend gemacht und wäre überfordert gewesen. Dafür wäre ich mit den körperlich schweren Aufgaben überfordert gewesen.

Zeiten haben wir abgestimmt. Jeder war berufstätig bzw. ich anfangs noch Schüler. Beide Eltern konnten sich zwar nicht gegenseitig pflegen, jedoch waren sie noch in der Lage zu telefonieren. Hilferufe, Notrufe oder eben eines der Kinder, das zeitlich gerade am besten passte, um Hilfe bitten.
Wer nicht konnte, hat sich abgemeldet. Nicht aus Kontrolle, sondern aus - damit die anderen wissen, wer gerade "zur Verfügung" steht und wer nicht. Das hat die Organisation einfacher gemacht und verlässlicher. Verlässlichkeit hat die Kräfte aller geschont.

Später kam dann mobile Pflege hinzu. Zunächst voller Protest von Elternseite. Dann war es super, weil es wirklich Erleichterung brachte.


Freunde der Eltern haben sich weiterhin gemeldet und waren sozaiele Kontakte. Das machte auch einiges aus.
Selbst wenn diese definitiv nicht pflegten, so waren es doch Zeiten, in den wir wussten, es ist jemand da.
Wenn Besuch da war, konnten wir uns zurückziehen. 1. Privatsphäre der Eltern 2. wenn was gewesen wäre, hätten sie uns informiert bzw. den Notruf gewählt. Wo das Telefon (mit Kabel) stand wusste so ziemlich jeder Besucher. Eingespeichert waren wir.

2

Danke für deine Antwort.

Bei meinen Eltern ist das finanzielle auch geregelt, sie haben vorgesorgt, haben ausreichend fianzielle Rücklagen und ein altengerechtes Wohnhaus.

Sie wissen auch das ein großer Teil, wenn sie im Haus bleiben möchten, ein ambulanter Pflegedienst übernehmen muss.

Mir geht es mehr um die Dinge, die häufig Familienangehörige übernehmen, wenn die Eltern es nicht mehr können. Da bliebe ja nur mein Bruder bzw. seine Frau in direkter Umgebung. Wir anderen wohnen mindestens eine Stunde Fahrtweh entfernt. Das heißt jede Hilfe kostet 2 Stunden Fahrtzeit neben Beruf und eigener Familie.

Aber du hast natürlich Rect, bei uns verteilt es sich auf mehrere Schultern, wobei diese Schultern natürlich unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt sind.

3

"Aber du hast natürlich Rect, bei uns verteilt es sich auf mehrere Schultern, wobei diese Schultern natürlich unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt sind. "

Da hilft es eben auch sich zusammen zu setzen.
Nicht erwarten: der andere macht schon...
sondern seine eigenen Grenzen anerkennen - aber auch die Grenzen der anderen anerkennen!

Besonders wenn einer in der Nähe am meisten macht, dass man dsa nicht aus Gewohnheit oder schlechtem Gewissen weiter erwartet.

Sich die Zeit nehmen, immer mal wieder zusammentelefonieren/setzen und besprechen, welche Schritte notwendig sind. Schwierig mit unterschiedlichen Charakteren. Wenn einer es alles im voraus geplant haben will und einer immer noch dann aufschieben würde, wenn es längst zu spät ist. Da einen Mittelweg zu finden ist schwierig.

Eltern miteinbeziehen, sofern sie noch reden können.

Wer weiter weg wohnt, kann andere organisatorische Aufgaben übernehmen. Recherche, Anträge, Anrufe etc. sollte aber beachten, dass diejenigen vor Ort manches nicht sofort toll finden, weil sie die Situation anders erleben.

Mobile Dienste
Wer weiter weg wohnt, könnte statt täglich, auch 1 Wochenende im Monat am Stück etwas übernehmen (als Beispiel). Oder auch Aufgaben, die man 1x abholt und dann wieder hinbringt. Diejenigen vor Ort, eher täglichen Dinge.

Bei meinen Großeltern haben z.B. die erwachsenen Kinder in der Nähe die Alltagseinkäufe erledigt.
Die, die weiter weggewohnt haben, die größeren. Z.B. haltbare Sachen oder Großeinkäufe in Läden, wo diejenigen mit täglicher Pflege nicht so hingekommen sind.

Oder auch für die täglich pflegenden Geschwister den Großeinkauf miterledigt.
Wenn man für die Eltern dorthin zum Einkaufen fährt, dann haben sie das für ihre Geschwister miterledigt (angeboten und auf Bitte mitgebracht).
Das hat diejenigen vor Ort auch sehr entlastet, weil sie eben nicht mehr so einfach wohin gekommen sind.

Dienigen zu entlasten, die vor Ort am meisten machen, kann auch eine Form von Pflege/Erleichterung sein.

Wenn ein erwachsenes Kind die meiste Zeit im Krankenhaus etc. verbringt oder Eltern zur Klinik/Reha etc. fährt, dass ein anderes Geschwister in der Zeit auf dessen Kinder aufpasst. In den Ferien auch mal mehrere Tage. Dann kann sich das Geschwister, das sich um die Eltern kümmert, darauf konzentrieren, die Kids haben tolle Zeit bei Tante/Onkel und einmal bringen/holen reicht meist aus. Beim nächsten Reha/Klinikaufenthalt wird gewechselt.

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<<<<Also, meine Frage lautet:

1.
wie organisiert ihr euch, Vollzeit arbeiten, Haushalt, eigene Kinder, eigene Gesundheitsvorsorge, Eheleben, Hobbys und die Pflege/Unterstützung der Eltern?

2.
waren alle mit damit zufrieden...oder war/ist ein ständiger Spagat, der einen selbst in die Erschöpfung treibt?

3.
Was würdet ihr anders machen/besser vorbereiten?<<<<

Meine Mutter hatte Ende 2008 einen Oberschenkelhalsbruch bekommen. Sie wohnte auch bis Mitte 2010 in ihrem Haus. In der Zeit veränderte sich doch viel. Sie konnte ihren Rasen nicht mehr alleine mähen, den Haushalt auf die Reihe bekommen war teilweise echt müselig. Durchfegen und -wischen musste einer von uns machen. Wir waren eigentlich 3 Kinder vor Ort und gelegentlich die Enkelkinder. Aber irgendwann wurde es einem auch Zuviel. Meistens scheiterte es an der mangelden Zeit, die man hatte. Wir waren alle mehr oder weniger vollzeitbeschäftigt. Ich zeitweise mit 3 x die Woche Vollzeit im Schichtdienst mit damals 2 noch teilweise noch kleinen Kindern, die nicht ganz ohne waren mit Legasthenie und frühkindlichen Autismus. Meistens kaufte ich meine Mutter ein und brachte sie dann vorbei. Ab und an auch mal zum Arzt (ging nur vormittags). Meine Mutter zog dann ins Haus wo meine eines Geschwisterteil wohnte, aber in einer separaten Wohnung.


Und da komme ich mal zum Punkt: wenn eure Eltern nicht mehr können, also mehr Unterstützung brauchen, solltet ihr euch Geschwister einig sein. Das kann nämlich mal schnell zum Zankapfel werden. Das musste ich auch erfahren. Das mit dem "Kümmern" (keine Pflege) , also mein Part, war meinem Geschwisterteil zu wenig. Und zwar immer. Nur noch mehr Zeit konnte ich echt nicht aufbringen. Da war mein Jüngster Autist mit geistiger Behinderung und der Große hatten teilweise 2 bis 3
Therapietermine in der Woche und dazu auch noch temporäre wie Kieferorthopäde, Kinderneurologe, Pflegeberatung etc.. Und das ich mir einen Abend Sport mit einer Freundin gönne, ging auch irgendwie nicht. Ich war auch immer am Limit, da mein Jüngster Weglauftendenzen, Schlafstörungen und eben sehr laut war. Das wusste sie auch. Das sagt ich ihr auch. Und irgendwann gab es einen großen Knall und seitdem sprechen wir nicht mehr miteinander. 1x die Woche zu meiner Mutter war ihr zu wenig.

Ja auch wenn man nicht pflegt, sondern nur kümmert es schlaucht. Ich hatte mit zwei Personen (meine Mutter und mein Jüngster), um die ich mich kümmerte. Mein Mann arbeitete damals auch noch Schichten. Zeit für Hobbies waren eh knapp bemessen.
Neben die Ma besuchen, hatte ich noch viele andere Termine in der Woche, wo sich alles hauptsächlich um unseren Jüngsten dreht. Mein Großer musste viel zurückstecken.


Was kann man besser machen? Bei dem einen Geschwisterteil nicht viel. Ich besuche meine Mutter weiterhin 1x die Woche im Pflegeheim. Ich gehe meinen eigenen Weg.


Hast du denn schon mal mit deinen Geschwistern geredet? Selbst wenn ihr nicht pflegt, also nur kümmern, kann zeitlich eine Menge auf euch zu kommen. Ihr solltet euch über die Möglichkeit unterhalten, ob eure Eltern in betreutes Wohnen gehen oder ins Pflegeheim. Oder zu Hause eine osteuropäische 24-Stundenpflegekraft bekommt.


LG Hinzwife

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Hallo,

Danke für deine Antwort.

Puh ... das war ja/ist ein ganz schön großer Spagat, den du da hinlegen müsstest.

Danke für deine Tipps

7

Hallo
Das Thema beschäftigt uns seit letztem Jahr sehr. Meine Eltern sind zwar noch relativ jung, aber mein Vater, ohne große Vorerkrankungen oder so, hat im vergangenen Jahr angefangen deutlich abzubauen und die Wehwehchen fingen an.
Vollmachten usw. sollten wir durch haben. Gerade bauen sie ihr Haus altersgerecht um.
Jetzt könnt ihr euch noch gut unterhalten und das solltet ihr auch tun. Das ist nicht immer einfach und schön, aber wirklich wichtig. „Pflege“ kann ja viel heißen und den Wunsch nach etwas persönlicherem, wenn die Kinder nicht können, kann ich sehr verstehen. Das ist bei meinen Eltern der Fall. Unter anderem deshalb der Umbau.
Ich habe 2 Geschwister. Meine Schwester wohnt in unserem Heimatsort, ich aller Voraussicht in 2 Jahren auch wieder.
Aktuell arbeite ich 35h, aber eher Vollzeit und mehr.. Das wird sich definitiv ändern. Eins meiner Kinder hat eine Beeinträchtigung und da sind wir gerade noch am forschen und probieren. Mehr Zeit wäre da einfach besser. Auch mehr Zeit mit/für meine Eltern möchte ich.
Ich lese hier mal mit. Kann nicht schaden und vielleicht haben auch wir etwas noch nicht bedacht.

LG

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Vollmachten haben meine Geschwister und ich auch, bevor meine Mutter überhaupt pflegebedürftig wurde. Aber Pflege in dem Sinne machten wir nie so richtig und wenn dann mal für eine kurze Zeit. Besonders als meine Mutter mal wieder solche Schmerzen hatte und sich kaum um sich selber kümmern konnte. Und das war auch eine Zeit, wo mein Bruder wegen einer längeren Erkrankung ausfiel. Ich war in dieser Zeit sag ich mal zwangszuhause (Grund zu erzählen würde hier echt den Rahmen sprengen). Und mein Mann war leider im Ausland für viele Wochen. Das hieß sich mit um die Pflege der Mutter zu kümmern. Mit meinem anderen Geschwisterteil zusammen, was irgendwie fast nur am arbeiten war. Und das war sehr anstrengend. Ich fuhr mehrmals die Woche von morgens bis mittag zu meiner Mutter, pflegte sie, kümmerte mich um ihren Haushalt. Mittags ab nach Hause, Essen kochen, sich um die Kinder kümmern, Therapien und Arztbesuche mit meinen Jüngsten (ist Autist mit Pflegegrad). Nach vielen Wochen war ich körperlich und seelisch am Ende, als mein Bruder wieder auf der Höhe war. Er zog mich dann auch halbwegs aus dem Verkehr,
1x die Woche dann nur noch bei meiner Mutter zum Frühstücken. Wenn man praktisch sich praktisch um zwei pflegebedürftige bzw. betreuungsbedürftige Angehörige hatte, dann ist es echt eine Hausnummer. Mein Jüngster ist ja körperlich top fit, aber auch extrem verhaltensoriginell. Brauch auch viel Beaufsichtigung. Nein indem Sinne die Pflege wie bei meiner Mutter möchte ich außer bei meinem Mann nicht mehr machen. Kümmern ist ok.


Ich hoffe, ihr werdet recht schnell fündig bei einem deiner Kinder was die Diagnose anbetrifft. Als mein Jüngster seine Besonderheiten so nach und nach durchkamen und ich im Schichtdienst mit Wochenenden gearbeitet hatte, arbeite ich zwischen 13 und 20 Stunden. Mehr war nicht drinne. Auch mein Großer hatte seine Baustellen. Er brauchte Hilfe bei den Hausaufgaben. Ich war froh, dass ich zwischendurch freie Tage hatte, um meinen Haushalt eingermaßen auf die Reihe zu bekommen.


Heute arbeite ich allerdings mehr, so 26 Stunden. Mehr ist nicht drinne. Sitze praktisch in der Pflegefalle. Werde meine Minimalversorgung als Beamtin bekommen und die Rente aus alten Beschäftigungszeiten als Angestellte und die Zeit wo ich pflege.


Es ist schön wenn man Zeit für seine Kinder und Eltern hat. Vergesse bitte eines nicht:
Denk bitte auch an dich, sonst kommst du unter die Räder. Auch viel kümmern kostet oft viel Zeit und Kraft.


LG Hinzwife

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Danke für deine Erfahrung! Die mögliche Pflege komplett übernehmen, könnten und wollten wir nicht. Das ist aber auch bereits abgesprochen. Meine Eltern wollen aber so lange es geht daheim bleiben, deshalb auch der Umbau. Im schlimmsten Fall wäre ihr Wunsch, eine Pflegekraft bei sich wohnen zu haben.
Es geht mir tatsächlich einfach darum, mehr Zeit zu haben. Selbst etwas kümmern wäre aktuell nicht so einfach, nicht angefangen von den Kindern.
Bei unserem Kind wissen wir schon mehr oder weniger was los ist. Jetzt ist die Frage allerdings, ob nicht noch etwas anderes dahinter steckt (bzw. kann noch etwas dazu kommen).
Es ist kein Weltuntergang, aber man braucht einfach einiges an zusätlicher Zeit um ihr die bestmöglichste Zukunft zu ermöglichen.

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Hallo

mein Vater (77) ist seit dem Tod seiner Lebensgefährtin vor 2 Jahren allein. Er hat seinen Haushalt ganz gut noch im Griff gehabt, kocht auch noch selbstständig für sich.Er ist noch mobil mit seinem Auto im näheren Umkreis (+ / - 50 km) und wuppt vieles noch ohne Hilfe. Er fährt wenn es ihm gut geht, jeden Samstag auf den Wochenmarkt in die 25 km entfernte Stadt, Freitags ist sein Arzt- und Markttag hier im Ort.

Ich habe großes Haus und zwei Hunde, mein Mann ist in der eigenen Firma. Unsere Kinder sind in Partnerschaften. Ich bin Hausfrau, halte aber meinem Mann den Rücken frei und habe viel zu planen und organisieren.
Meine Schwester hatte bis vor einem halben Jahr eine Teilzeitstelle und bis dahin bei meinem Vater geputzt. Wäsche hat er selbst gemacht. Staub wischen auch.
Ich habe die Teile, die er gebügelt haben wollte, mit genommen und auch wenn mal Wäsche keine volle Maschine ergab. Nun arbeitet sie Vollzeit, seitdem hat er eine Putzfee und ist ganz glücklich damit!

Er benötigt jeden Tag Salbeneinreibungen für den Rücken, das kann er nicht allein und da ich nur 3 Gehminuten von ihm entfernt wohne, mache ich das, bis auf Urlaubszeiten oder bei sonstigen Verhinderungen. Dann springt meine Schwester nach ihrer Hunderunde bei ihm rein und macht das.

Unser Vater wohnt im Eigenheim, prusselt noch immer ein wenig im Garten herum, pflanzt sein Gemüse an. Es fällt ihm zunehmend schwerer und er fragt auch, wenn er Hilfe braucht oder möchte. Aber lieber ist es ihm, er mäht in zwei Etappen den Rasen als zu warten bis jemand von uns Zeit hat...
Für den Winter haben wir einen Winterdienst engagiert, damit er nicht mehr Schnee schaufeln muss.

Er selbst hat schon mehrmals gesagt, er möchte so lang es geht im Haus bleiben, aber er möchte wenn es so sein sollte, einmal lieber in ein Pflegeheim. Da ist er, auch auf Grund seines ehemaligen Berufes, ganz umsichtig.

Am schlimmsten ist für ihn die Einsamkeit. Auch wenn ich jeden Tag rübergehe für eine halbe Stunde oder auch mal ne Stunde, ich bin kein Ersatz für die Lebenspartnerin und den Gesprächen, die er mit ihr geführt hat. Das fehlt ihm schon sehr. Seine Nachbarn sind zumeist jüngere Leute, die die Häuser der verstorbenen Nachbarn gekauft haben. Von den alteingesessenen sind noch drei da, mit denen er immer mal ein Schwätzchen hält oder man sich auf Geburtstagen trifft.
Die Reihen der Bekannten lichten sich zunehmend bzw.ziehen diese sich auch eher zurück von Aktivitäten; Freunde sind alle schon gestorben...

Alle paar Wochen geht er mal zum Dienstabend der Feuerwehr, wo er seit 50 Jahren Mitglied ist, regelmäßige Treffen drei viermal im Jahr vom VDK aber das ist dann auch alles...

Noch ist es relativ entspannt und wir können das gemeinsam schaffen ohne uns ein Bein auszureißen.

Ich denke schon, dass wir das gut schaffen können und wir haben bisher viel Glück gehabt damit.

LG

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Ach ja, mein Vater hat alle Vollmachten bereits vor Jahren ausgestellt und sieht sie regelmäßig durch, bzw. spricht mit uns darüber.


Gott sei Dank ist er da wesentlich informierter und einsichtiger als mein Schwiegervater. Aber bei ihm verteilt es sich auf drei Geschwister; meine Schwägerin wohnt direkt nebenan.

LG

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Lebens-Flexibilität einplanen / Veränderungen einplanen.

Wenn ihr darüber redet oder euch Gedanken macht zu was wäre wenn... plant auch Platz für Veränderungen ein.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Das Muster: der, der schon seit Jahren pflegt/macht, würde das auch weiterhin... hat sich oft schnell eingeschlichen.

Umgekehrt auch "du bist ja sowieso nie da"

Ok, da vermische ich gerade zwei Dinge. Zum einen die Wertschätzung einander gegenüber. Zum anderen die erwähnte Gewohnheit.


Bsp. für Veränderungen können sein
- derjenige, der die Hauptpflegeaufgaben übernimmt, kann das gesundheitlich nicht mehr
- die Pflege verändert sich. Beim Hauptpflegenden setzt Ekel, Überforderung, anderes ein
- die familiäre Situation ändert sich
- der Hauptpflegende muss/sollte/möchte beruflich wegziehen oder sein Leben leben / braucht mehr Freiraum oder braucht die berufliche Veränderung, um seine eigene Existenz sichern zu können (das Leben geht nach der Pflege weiter)

aber auch umgekehrt:
- derjenige, der zu Beginn nicht aktiv mithelfen kann, weil die Kinder klein sind, der Beruf viel fordert etc.
die Kinder werden größer, im Beruf wird es ruhiger etc.
dass man sich da nicht auf der Gewohnheit ausruht, der andere wird schon machen - der andere hat ja schon immer ....

dass man dann seine eigene Situation überdenkt und sich ggf. später etwas mehr einbringen kann. Damit sich der andere etwas zurücknehmen kann.

Auch das sollte vorher kommuniziert und bedacht werden.


Es nicht zu besprechen kann auch folgende Emotionen auslösen:

- der, der wegen der Kinder/des Berufes nicht konnte und dann später mehr Zeit hat, möchte sich einbringen, weiß aber nicht wie

- der, der über Jahre pflegt, wie festgefahren ist seinem Muster ist, es gewohnt ist, alles alleine zu wuppen, fühlt sich dann auf den Schlips getreten.

Jetzt hast du dich die ganzen Jahre nicht gekümmert und nun willst du? Glaubst, du könntest bei den Eltern noch mal auf gut-Kind machen? Willst dich nur einschleimen! Willst mir zeigen, dass ich das all die Jahre nicht gut genug gemacht habe und jetzt kommst du und kannst es besser!!!

Nach einigen Jahren kann es auslaugen. Zurückzustecken, präsent zu sein etc.



Wenn ihr vorher darüber redet, wisst ihr noch nicht, was konkret wirklich wird.
Plant das mit ein.

derjenige, der jetzt "HIER" schreit und JETZT könnte, kann in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr, wenn es soweit ist.

Derjenige, der JETZT auf KEINEN FALL könnte, kann ich einigen Jahren vielleicht das meiste tragen. Weil sich bis dahin einiges verändert hat.

Auch der partnerlose Single könnte theoretisch noch heiraten, Kinder bekommen oder beruflich oder wegen Beziehung umziehen.
Nach der Pflege geht das Leben weiter.

Derjenige, der vor Ort am meisten macht, sollte auch an seine eigene Zukunft denken dürfen! Diejenigen, die etwas außerhalb des Geschehens sind, brauchen weniger an eine "Zukunft danach" zu denken, sie leben es ja bereits parallel.

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zu den praktischen Dingen, könnte man vorbereiten

- welche Grundaufgaben stehen bei Pflege so an.
Sich damit beschäftigen / besprechen, welche Aufgaben es so geben kann.

Erst mal nur die Basics! Die Details hängen dann sehr vom Pflegegrad und der Erkrankung ab.

Basics wären z.B.
- Vollmachten
- Ärzte: Dokumente, Fahrdienste, Rezepte abholen
- Medikation: Rezept abholen beim Arzt, einlösen in der Apotheke, richtige Dosierung, ggf. Unterstützung bei der Einnahme
- Krankenhausaufenthalte: Rufbereitschaft der Kinder (Erreichbarkeit), Notrufknopf/Notfallversorgung von zu Hause aus, Krankentasche packen, Gespräche mit Ärzten, Organisation bei Verlegung/ Anschlussreha, Verwaltung der Krankenakte, Besuche, Informationsfluss zwischen den Familienmitgliedern, Sachen bringen, abholen, Nachversorgung zu Hause

- Pflegedienste: ambulant, gelegentlich, Kurzzeitpflege, stationär/dauerhaft


Mit den Eltern sprechen, was sie sich jetzt vorstellen könnten. Welche Wünsche sie hätten, wenn....
Aber auch hier ist wichtig: nicht darauf festnageln! Gefühle und Situationen können sich verändern! (Und ist auch von Diagnose, Verlauf und Zustand abhängig).

Was die Eltern JETZT beschließen, muss nicht ewig gelten. Sofern sie sich dann zu Veränderungen äußern können bzw. durch andere Kommunikationswege mitteilen können.
Manches möchte man erst, wenn man in der Situation ist. Vorher klingt es anders.

Jedoch kann man schon vorher über ein paar No Gos sprechen, über Grundeinstellungen, Werte, Wünsche etc. Eine Basis auf die man dann aufbauen kann, bzw. die man bei Bedarf (Krankheit, Verlauf, etc.) anpassen kann. So dass die Grundwerte/Wünsche erhalten bleiben können.



Einiges davon auch schriftlich festhalten.
Nicht als festgelegtes Fertigprodukt. Sondern als eine Art Checkliste, die ggf. überarbeitet, ergänzt werden kann.

Wie schon vorher erwähnt, können sich auch Aufgaben der einzelnen verändern.
Auch darüber reden, dass es wichtig ist, euch mitzuteilen, wenn ihr nicht mehr könnt oder andere Pläne habt.
Dass dies NICHT ist um die anderen (die sich darauf ausruhen oder bereits ihr eigenes Leben weiterleben) im Stich zu lassen! Auch nicht um euch einzumischen, wo ihr vorher keine Zeit/Kraft für hattet! Sondern um sich den Veränderungen neu anzupassen, mit den Veränderungen neu zu organisieren.


Im Alltag sollte man uns Geschwister nicht aufeinander los lassen. Da klappt das bei uns so gar nicht!
Bei der Pflege ging es sehr gut. Jeder meldete rechtzeitig! wenn sich Veränderungen anbahnten. Nicht erst, wenn es zu spät war und nicht mit Vorwürfen. Sondern so, dass sich alle anderen - einschließlich der Eltern und Mitpflegenden - sich darauf einstellen konnten. So, dass noch Zeit und Nerven übrig blieben, einen Ersatzplan zu finden.

Veränderungen treffen mit am härtesten, wenn sie sofort, ohne Bedenkzeit, unter Vorwürfen mit Überforderung getroffen werden müssen. Das stresst alle.

Kann man Veränderungen Vorbereiten und jeder sich selbst bewusst werden, was geht (früher nicht ging, aber jetzt doch) oder sich vorzubereiten, dass etwas nicht mehr geht (was früher mal ging) , dann ist vieles planbarer, annehmbarer, nicht mehr so schockierend, weil man sich auch emotional darauf einlassen kann. Jedenfalls etwas leichter, als wenn man von jetzt auf sofort muss und sich seiner eigenen Gewohnheiten gar nicht mehr bewusst ist, weil man seinen Alltag lebt (ohne diesen bewusst wahrzunehmen, wenn sich etwas verändert/eingeschlichen hat).

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Hallo!

Unsere Vaeter sind schon gestorben, meiner mit 67, der meines Mannes mit 88. Beide haben fast bis zum Tod noch gearbeitet...

Unsere Muetter sind 79 und 82, meine Schwiegermutter arbeitet noch.
Meine Schwiegermutter lebt 10 Km von uns entfernt, mit (nicht bei!) meiner ledigen Schwaegerin. Mein Mann faehrt jeden Tag hin, der rest der Familie ein Mal in der Woche. Wir werden von ihr bekocht.

Meine Mutter lebt in Deutschland, wir in Italien. Noch ist sie ruestig und selbstaendig. Mein Mann, mein Bruder und ich wuerden sie spaeter gerne wieder nach Italien holen, sie wuerde lieber in ein deutsches Altersheim gehen. Wir werden die Sache auf uns zukommen lassen! Ich kann ihre Argumente verstehen, sie unsere wohl auch...

LG

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Ich schrieb ja, dass wir den körperlichen Abbau unserer Mutter ja nach und nach miterlebt hatten. Und nach dem Umzug zu meinem Geschwisterteil ging es erst richtig los. Sie konnte sich noch etwas alleine versorgen also sich waschen und anziehen, das gebrachte Essen warmmachen, ihre Wäsche zusammen legen, Tische abwischen. Mein Bruder kaufte ein, 1x die Woche Wohnung saubergemacht. Geschwisterteil kochte Essen fertig, wusch die Wäsche. Mein Bruder ist Rentner. Meistens kam ich so alle 10 Tage und besuchte meine Mutter, wenn ich nicht gerade 4 Nachmittage in der Woche irgendwelche Termine mit den Therapien zusammen meines Sohnes hatte. Das musste ich zu 90 Prozent alleine bewältigen. Mein Mann arbeitete Schichten, nahm mir ab und an mal eine Therapie ab, kümmerte sich um den Großen (der eh häufig zu kurz kam), sorgte dafür, dass es Abendbrot gab, kochte ab und zu mal, wenn er mal frei hatte (was eher selten unter der Woche war, musste im Jahre immer zusätzlich zu seinen Arbeitsstunden viele Überstunden leisten).

Und irgendwann katapultierte sich meine Ma förmlich ins Pflegeheim. Sie kam aus der Reha weil mal wieder ein Bruch da war, der so zusammenheilen musste. Und zwei
Tage später kam sie nicht mehr aus dem Bett. Mein Bruder wollte sich eigentlich 14 Tage die Schmerztherapie begleiten. Rief beim Pflegedienst an und der sollte dann am nächsten Tag kommen. Und wir Geschwister wollten uns vorher noch zusammensetzen. Und feststellen müssen, so wir es nicht funktionieren. Und das sagte auch der Pflegedienst. Dann hätte jeder ein bis zwei Tage im Wechsel dort 24 Stunden-Dienst übernehmen müssen. Das hätte ich auch nicht machen können. Zwar war der Große im Teenageralter (war damals knapp 16 Jahre), der wäre mit einer zweitägigen Betreuung seines kleinen Bruder komplett bis auf ein paar Stunden alleine gewesen. Und damit völlig überfordert gewesen. Manchmal brauchte der Kleine 2 Personen Betreuung. War damals so. Also kam meine Mutter erstmal über die Kurzzeitpflege ins Pflegeheim (Heimplatz war damals überhaupt noch nicht sicher). Geschwister kuckten nach Heimplätzen, ich nach der Tagespflege, damit man nicht komplett den ganzen Tag bei der alten Mutter war. Für den Fall, dass es mit dem Heimplatz nicht klappen würde. Aber das grundsätzliche Problem, Mutters konnte nicht nachts alleine bleiben, weil sie gewickelt werden musste. Zu uns hätte sie nicht ziehen können, kein Platz. Und bei meinen Geschwistern auch nicht. Dann bekam sie zum Glück endgültig doch den Heimplatz. Für uns ist es alles doch das Beste. Das hat nichts mit Abschieben zu tun. So ist die Pflege gesichert und wir können sie jederzeit besuchen und müssen uns nicht noch um das ganze Drumherum kümmern.
Fakt ist, wenn die alten Eltern pflegebedürftig werden müssen wir Kinder die ganze Sache irgendwie organisieren. Ob man nun selber pflegt mit Pflegedienst oder alleine oder eben den Platz im Pflegeheim besorgen.Oder einfach nur eine Haushaltshilfe engagiert Manchmal ist es notwendig die Wohnung aufzulösen, wenn es sich um einen Umzug handelt entweder ins Pflegeheim oder zu den Kindern nach Hause.

Der Anteil der pflegenden Angehörigen, wo noch eigene Kinder im Haus leben, die betreuungsbedürftig sind, wird auch immer höher. Und das ist noch eine zusätzlicher Herausforderung, wenn dann noch die hilfebedürftigen Eltern dazu kommen. Schaut mal hier reine:

https://www.zeit.de/2017/28/kinder-elternpflege-verspaetung-familiengruendung-belastbarkeit-grenze/komplettansicht

https://www.welt.de/regionales/koeln/article120114740/Wenn-Frauen-zur-Versorgungsmaschine-werden.html

https://www.t-online.de/leben/familie/id_65578062/frauen-zwischen-kindern-und-altenpflege-ich-fuehle-mich-nur-noch-als-versorgungsmaschine-.html


LG Hinzwife

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Hallo,
geregelt haben wir Geschwister (Bruder, Schwester und ich) es mit unserer Mutter ab dem Zeitpunkt wo wir wussten eine beginnende Demenz ist im anmarsch.

Ich arbeite über 300 km weit weg, komme nur noch alle zwei Wochen nach hause.
Meine Wochenenden sahen so aus:
Freitag gegn 20 Uhr in der Heimat, Samstag gehe ich mit meiner Mama spazieren und Einkaufen, abends wird gekocht.
Sonntags spazieren gehen und dann noch Kaffee trinken und Kuchen essen, den ich am Samstag gebacken hatte.
Unter der Woche kümmert sich mein Bruder und meine Schwester um meine Mutter.

Jeden Tag kommt früh und abends der Pflegedienst, weil sie sonst Ihre Tabeltten nicht nehmen würde. Meine Mutter ist auch in der Tagesbetreung, die Wohnung wird geputzt auch durch den Pflegedienst.

Das Pflegegeld und das Landespflegegeld was übrig ist wird gerecht zwischen uns aufgeteilt.

Seit sechs Monaten lebt meine Mutter in einem Pflegeheim, die Belastung wurde zu groß für meine Geschwister. Es waren ja nicht nur die Einkäufe sondern auch Artzbesuche und viels mehr.

Besucht wird mine Mutter von meine Geschwistern, ihrem Bruder und von einer Freundin. Na und ich alle zwei Wochen Samstags und am Sonntag da fahre ich dann nach dem Abendessen wieder meine über 300 km.

Was bei uns sehr gut ist wir besprechen alles zusammen, teilweise über Telefonkonverenz und verstehn uns so relativ gut, mal besser mal schlechter.

L.G Frank

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Demenz ist wirklich hart.

Das Wichtigste ist, dass man es nicht persönlich nimmt, wenn es schlimmer wird. Mit schlimmer meine ich eventuelle verbale oder sogar körperliche Ausrutscher.

So war es bei meiner Großmutter. Schon Wahnsinn, wie sich Menschen verändern, die man sein Leben lang als stabile Größe kannte.

Alles Gute für eure Zukunft!