Frage gestellt bekommen: Willst du nicht wieder Vollzeitarbeiten? Silipo

Liebe Forengemeinde,

habe heute von einer Kollegin eine sag mal legitime Frage gestellt bekommen, ob ich nicht wieder Vollzeit arbeiten möchte?
Mein Mann ist seit einigen Jahren in Rente, kümmert sich um unseren mehrfach durch Autismus+geistiger Behinderung inzwischen erwachsenen Sohn (19 Jahre alt, wird wenn es klappt im Mai 23 in einem Wohnheim für behinderte Menschen für eine Woche probewohnen und wenn es mit Wohnen klappt kommt er auf die Warteliste), der noch zu Hause wohnt. Er ist von 7 bis 16:30 Uhr aus dem Haus, weil er in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeitet. Sohnemann ist allerdings auch nicht ganz einfach. Ist Verhaltensoriginell und häufig sehr laut bzw. unruhig.. Mein Mann macht eine ganze Menge im Haushalt, Garten. Ist allerdings auch durch Diabetes Typ 2 chronisch erkrankt, ist allerdings gut eingestellt. Macht sehr viel mit unserem Autisten, wie Motorradfahren so als Hintergrund-Info.

Sicher könnte ich Vollzeitarbeiten, aber ich bin von der Pflege und Betreuung unseres Jüngsten auch sehr geschlaucht. Man kann sagen ich ersten 15 Jahre für ihn hauptsächlich zuständig, weil mein Mann Schichtarbeiter war. Und natürlich auch für unseren großen Sohn (normal entwickelt). Geschlaucht bin ich heute noch, genauso wie mein Mann. Aber ich möchte nicht Vollzeitarbeiten, das würde ich nicht packen. Ich bin Ende 50, arbeite zur Zeit 26 Stunden. 30 Stunden würde ich noch machen. Rententechnisch bin ich abgesichert, da muss ich mir keine Gedanken machen. Aber wenn ich nach Hause komme nach dem Mittagessen, muss ich erstmal 1 Stunde aufs Sofa. Die Zeit habe ich jetzt zum Glück. Es stehen keine Therapien mehr fürs Kind an. Kümmere mich jetzt um meine eigene Gesundheit, Schulter ist nicht ok, Allergien plagen mich. War bei den entsprechenden Doks. Habe mit Yoga angefangen, damit ich zur Ruhe komme, die ich zu Hause nicht habe. Wenn ich ein Buch lesen möchte klappt es nur abends im Bett. Ja und was ist, dafür bin ich zur müde.

Vollzeitarbeiten kostet mich zuviel Lebenszeit. Nicht missverstehen, manchen bleib ja nichts anderes übrig als Vollzeit zu arbeiten. Finde ich völlig legitim.

Ich weiß jetzt nicht was ich mit meinem Thread bewirken möchte. Einfach mal meine Gedanken aufschreiben. Einfach nur ein Silipo

LG Hinzwife

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Hi,
ich bin seit 2019 wieder Vollzeit arbeitend............... wenn ich nicht in der Mittagspause, 22 Minuten schlafen würde, könnte man mich Mittags kaum noch zur Ablage gebrauchen.

Wenn es finanziell machbar wäre, würde ich 30 Stunden gehen, in Urlaub und Notsituationen halt Ganztags.

Mich haben meine 2 Jungs, Corona mit Homeschooling, seit 2014 immer nur befristete Jobs, immer suchen, bewerben, hoffen, Geldsorgen, so mürbe und müde gemacht, ich würde, wenn es finanziell nicht nötig wäre, auch weniger gehen. Geht aber nicht!

Ich kann Dich sehr gut verstehen ! Genieß die wenigen Stunden Me-Time, bis der jüngste von der Arbeit kommt. Der Abend wird ja dann noch anstrengend genug.

Es gibt immer Frauen, die trotz Vollzeit, 4 Kinder, Biologisch wertvoll kochen, 1 Stunde Yoga am Tag, 2 Stunden Agility Training mit dem Hund, und selbst putzen im 300 m² Einfamilienhaus meinen, das wäre doch alles keine Arbeit ............

Mich haben die ersten 5 Schuljahre meines Ältesten Sohnes, soviele Nerven gekostet. Dann läuft es 2, 5 Jahre, dann Homeschooling..............................dieses Übergewicht bekomme ich nie wieder runter. Die Nerven wachsen nie mehr nach. Ich bin so unendlich fertig. Im letzten Arbeitssuchend, habe ich mich beworben, Haushalt gemacht, oder geschlafen. Keine Steuer, keine Ecken aufgeräumt, nix bei Ebay Kleinanzeigen reingestellt, nix Rad oder Motorrad gefahren. War die Pflicht gemacht, wurde geschlafen. Es war aber auch heiß, ab dem 1. Tag daheim, und alles über 25 Grad, ist nichts für mich.

Jetzt bin ich von 6.50 bis 17.30 unterwegs, ohne einkaufen. Mit einkaufen, je nach Anzahl der Geschäfte, kann es auch mal 19 Uhr werden. Dann zieh ich direkt ne Pyjama Hose an, und atme nur noch.

Wenn ihr es finanziell nicht braucht, dann bleib bei Deinen 26 Stunden und geh lieber 4 Stunden pro Woche schwimmen oder ins Fitness Studio, etc.

Alles Gute !

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Du beschreibst das wahre Leben. Ich wünsche dir auf jedenfall bessere Zeiten was Job und Zeit anbetrifft. Vielen Dank für deine Antwort.

LG Hinzwife

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Wenn das so für Dich passt, dann hast Du doch alles richtig gemacht und kannst es auch weiterhin so machen :-) Es klingt doch alles gut und stimmig so wie Du es schreibst.

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Ich danke dir für deine Antwort.

LG Hinzwife

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Hallo!

Ich denke, es gibt so Jobs, in denen will und kann man 100% und mehr arbeiten, kann sich nicht vorstellen, in Rente zu gehen. Das sind aber keine Jobs, in denen man körperlich arbeiten muss. Und es sind keine Jobs, in denen man selten oder nie positives feedback bekommt. Außerdem sind das Jobs, mit denen man so richtig Geld und Karriere machen kann. Daneben gibt es all die anderen Jobs.

Seit ich Kinder habe, arbeite ich Teilzeit. Die Jungs sind mittlerweile fast erwachsen, ich arbeite weiter 50%, weil ich ganz gern arbeite, es aber genauso gern bis zur Rente schaffen möchte, ohne vorher total abgewirtschaftet zu sein. Es ist mir auch egal, dass ich damit ein bisschen in die Mutti-Falle getappt bin. Ich würde keiner jungen Frau raten, das so zu machen. ich würde aber auch keiner jungen Frau raten, meinen Beruf, obwohl er ein sehr schöner ist, zu erlernen. Für mich passt das alles so und zusammen mit der Hinterbliebenenrente meines Mannes kommen wir gut klar.

Wenn das bei dir ähnlich ist, dann lass dein Leben bloß so! Du liegst niemandem auf der Tasche, du lässt dich nicht alimentieren. Im Gegenteil weißt du, dass du im Notfall mehr arbeiten könntest.

In meinem Beruf arbeitet kaum noch jemand voll. Als ich noch voll gearbeitet habe, fand ich unsere Teilzeitkräfte immer besonders motiviert und zufrieden. So geht es mir jetzt meistens auch. Ich bin gut zufrieden, ich bin fleißig, wenn ich dort bin, weil ich sehr viel entspannter sein kann als mit 100%.

LG

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Hallo Golm,

auch noch einen schönen Dank für deine Antwort. Du hast völlig recht, wichtiger ist es im Job zufrieden zu sein als wenn man
100 Prozent arbeitet. Und wenn du mit dir zufrieden bist, ist doch alles ok.

LG Hinzwife

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Juhu...

Ich verstehe dich total.

Ich habe mich auch dazu entschlossen nur Teilzeit arbeiten zu gehen.

Es passt finanziell...ja auch später...und für mich ist Arbeit eben auch ein nötiges übel (auch wenn der Job Spass macht und ich ihn gut mache ) ....meine Freizeit und mein Familienleben ist mir wichtiger

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<<<Es passt finanziell...ja auch später...und für mich ist Arbeit eben auch ein nötiges übel (auch wenn der Job Spass macht und ich ihn gut mache ) ....meine Freizeit und mein Familienleben ist mir wichtiger<<

So sehe ich das auch. Der Job ist zwar irgendwo wichtig, aber nicht mein Schwerpunkt. Familie und Freizeit sind mir wichtiger. Dankeschön für deine Antwort.

LG Hinzwife

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Hallo,

ich bin Anfang 50, stehe jetzt unmittelbar vor dem Beginn einer Umschulung, muss mich aus gesundheitlichen Gründen beruflich neu orientieren.
Ich habe seit kurzem einen GdB und bekam Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben bewilligt.

Ich schule in Teilzeit um im kaufmännischen Bereich, Vollzeit wäre nicht möglich, ich habe noch mehrere Kinder im Grundschulalter, unsere 2 Ältesten sind erwachsen.

Ich habe auch viele Jahre unseren schwer mehrfachbehinderten Sohn gepflegt, der inzwischen ein Intensivpflegefall ist.

In den letzten Jahren konnte ich nur in Teilzeit arbeiten mit regelmäßigen Überstunden, wenn ich mit Mitte 50 mit der Umschulung fertig bin, werde ich maximal 30h arbeiten, das ist meine Obergrenze.

Ich bin nicht mehr so belastbar wie vor Jahren, jahrelange Pflege schlaucht definitiv und mit zunehmendem Alter kommen gesundheitliche Beschwerden, an die vor Jahren noch keiner gedacht hat.

Ich gehe zur KG und zum Rehasport, nutze Gesundheitskurse über die KK, kümmere mich um mich und um meine Gesundheit.
Seitdem ich letztes Jahr erstmalig bei einer Rehakur war, achte ich auf die Selbstfürsorge, habe dort viel darüber gelernt, mit einem Vollzeitjob wäre ich überlastet, kann keinem gerecht werden.

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Ich finde es wichtig, dass du dich mehr um deine Gesundheit kümmerst. Die Pflege eines behinderten Kindes über viele Jahre schlaucht ungemein. Und die Zeit für sich sollte man sich auch nehmen.

LG und alles Gute für dich
Hinzwife

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Danke, ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute.

Viel Glück, dass es mit dem Probewohnen klappt und sich dadurch ein Platz ergibt.

Unser behinderter Sohn wird demnächst schon 26, mit 18 zog er aus, davor haben wir mehrmals Kurzzeitpflege genutzt, verschiedene Einrichtungen getestet.
Es war Glückssache, dass in einem Wohnheim ein Platz frei wurde, wir mussten nicht jahrelang warten, 1 Jahr später hätte er auch woanders einen Platz bekommen.
Allerdings nicht so nah, ca. 1h entfernt und nicht für die Dauer, auf Grund gesundheitlicher Verschlechterung und einem KH-Aufenthalt auf der ITS musste nochmal ein Wechsel erfolgen.
Nach wenigen Jahren zog er um, lebt seitdem in einer modernen Intensivpflege-WG in unserem Wohnort, hat eine 1:1 Betreuung.

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In Deinem Fall passt doch alles!
Du bist abgesichert,hattest es sicher nicht einfach mit dem Kind und hast es verdient nach Dir zu schauen.
Alles perfekt!
Dir eine gute Zeit und hoffentlich klappt es mit dem Sohn..

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Dankeschön für deine Antwort. Drück mir mal die Daumen, dass das mit dem Probewohnen klappt.

LG Hinzwife

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Gestalte Dein Leben so, wie es für DICH / für Euch am besten ist. Lass Dir bitte kein schlechtes Gewissen einreden. Ihr habt wirklich genug an besonderen Herausforderungen erlebt. Nutzt die Zeit miteinander.

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hallo Sonneblume,

vielen Dank für deine Antwort. Ja wir werden die Zeit miteinander nutzen.

LG Hinzwife

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Du bist ja niemandem Rechenschaft schuldig.
Wenn es für dich so passt, ist doch alles wunderbar.
Ich finde die Frage ehrlichgesagt auch gar nicht so legitim. Das geht doch niemanden etwas an.
Lass dich nicht verunsichern und mach das, was dir gut tut.

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Hallo Miss-Bika,

dankeschön für deine Antwort.

LG Hinzwife

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Hallo,

warum glaubst du, dich dafür rechtfertigen zu müssen, dass du nicht Vollzeit arbeitest und das auch nicht mehr vorhast? #kratz. Würde mich meine Kollegin so etwas fragen, hätte ich nur eine Antwort mit vier Buchstaben für sie: "Nein". Und wenn jemand tatsächlich soooo neugierig ist, dass er nachbohrt, könnte man auch sagen: "Weißt du, ich KÖNNTE Vollzeit arbeiten. Ich WILL es aber nicht :-)."

Lass dich nicht verunsichern. Das Warum, Weshalb, Wieso geht niemanden was an. Ebenso die "besorgte" Nachfrage, nach deiner späteren Rente. Das ist ja auch gern so ein Totschlag-Argument, welches an Menschen mit Teilzeitjob angeführt wird und was ich ECHT nicht mehr hören kann, geschweige denn kommentiere (btw: ich arbeite auch nicht mehr Vollzeit).

LG Deichbrise

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Hallo Deichbrise,

ich danke dir herzlich für deine Sichtweise. Nein ichwerde mich nicht verunsichern lassen.

LG Hinzwife