Lebt es sich als Singel besser?

Hallo liebe Community,

kurz zu mir: etwas über 50, erwachsene Kinder, berufstätig. Seit einigen Jahren habe ich eine Beziehung, leben nicht zusammen.
Hobbys habe ich einige, nette Freunde um mich herum, finanziell keine Sorgen. Alles schick.

Ich denke momentan öfter über mich nach und dabei ist mir ein Muster aufgefallen: Ich habe immer Beziehungen gehabt. Nie geheiratet, aber ich war immer liiert - von jung an. Möglicherweise habe ich mir darüber definiert, aufgewertet. Ich weiß es nicht. Ein Therapeut wüsste darauf evt. eine Antwort, aber so akut ist es nicht.
Und dann fiel mir ebenfalls auf, dass ich viel mehr Kraft und Kreativität habe, wenn ich in (kurzen) Singelphasen war. Dann strotzte ich nur so vor Power.
Aber sobald ich in eine Beziehung ernsthaft einsteige, dann werde ich immer bequemer. Das nervt mich so! Und deshalb denke ich immer häufiger, ob "Beziehung" für mich das richtige ist oder ob ich das mit der Zeit bereuen werde, das Singledasein. Ich werde auch nicht jünger, und es ist auch schön, wenn da Jemand ist, der einem mal was abnimmt.
Ich habe in der Vergangenheit viel alleine stemmen müssen, teilweise auch jetzt noch - ich fühle mich oft müde und ausgelaugt und bin in so Momenten froh, dass ich meinen Partner habe, der sehr viel für mich tut und um mein Wohlergehen bemüht ist.
Aber es gibt eben auch Momente, wo ich denke: Ich wäre gerne allein und "frei" und ohne Aufmerksamkeit, die ich permanent her schenken muss. Und das allein sein fordert ja auch mehr, man hat ja keinen doppelten Boden in Form vom Partner, der im Zweifel da ist.

Ach ich weiß auch nicht, was ich hören will. Wollte nur mal niederschreiben, was mich bewegt.

LG

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Klingt jetzt für mich so, als ob du eventuell in den Beziehungen zu wenig Freiraum hattest oder dir zu wenig Freiraum genommen hast. Das könnte man ja durchaus besprechen. Es gibt z.B. auch langjährige Paare mit getrennten Wohnungen, bei denen mal der eine beim anderen übernachtet oder über WE bleibt, aber man nicht permanent zusammen ist.
Vielleicht wäre die Variante geeigneter für dich?

Wenn du langfristig keine Beziehung möchtest und im Alter nicht allein sein möchtest, gäbe es noch diverse WG-Formen, in die man ziehen kann. Private, offizielle, speziell für Ältere oder auch noch berufstätige Erwachsene. Da gibt es heute ja schon zig Beispiele auch mit diversen Formen der Privatsphäre und Freiheit für jeden. Also WGs, in denen man viel gemeinsam unternimmt und WGs, in denen jeder alles für sich allein macht - kochen, Hobbys etc. - und man nur jemandem in der Wohnung hat, mit dem man bei Gelegenheit mal schnacken kann, bzw. die Sicherheit hat, nachts nicht allein zu sein etc.

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Eigentlich finde ich das, was du jetzt hast, in unserem Alter ideal (bin auch ü50). Man ist ein Paar, aber in getrennten Wohnungen. Vielleicht habt ihr einfach ein unterschiedliches Nähe-Distanz-Bedürfnis und du müsstest dir öfter mal Zeit nur für dich nehmen? Macht dein Freund denn Probleme, wenn ihr euch mal eine Woche nicht trefft?

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Ich habe alles durch 😉 ledig, völlig unüberlegte erste Ehe, nur 2 1/2 Jahre, dann 3 Jahre alleinerziehend mit 2 Kindern (grausame Zeit), dann 35 Jahre verheiratet und ab 2015 verwitwet und bis 1.4.23 Single - und verdammt einsam und unglücklich. Ich bin nun Ende 60 und seit dem Datum habe ich wieder einen etwas jüngeren, engen "Herzensfreund", wie ich ihn bezeichne. Ich liebe ihn sehr, er motivierte mich zu einem vollkommen neuen Leben, wir würden aber nie zusammenziehen oder unsere eigenständigen Leben aufgeben. Er hat einen Terminkalender wie ein Manager, noch Eltern, die ihn brauchen, weitere Familie und sehr viele langjährige enge Freunde, die er nie aufgeben würde. Zudem will er nach einer jahrelangen Scheidungsschlammschlacht keine feste Partnerschaft mehr 😎 okay, er ist trotzdem mein absolut vertrauter, liebevoller und unwahrscheinlich optimistischer Herzensfreund geworden.
Wir treffen uns nach Absprache und er ist 100% fürsorglich für mich da, wenn es mir nicht gutgeht. In meiner ersten, vollkommen explosiven Verliebtheit sah ich einiges sehr impulsiv und emotional, ich bin froh, ihn damit nicht abgeschreckt zu haben. 😄
Mittlerweile weiß ich, dass unsere Leben im Alltag niemals zusammenpassen und unsere absolut positive, vertraute und vollkommen stressfreie Beziehung auf Dauer killen würden. Eine Rückkehr zur jetzigen Herzensfreundschaft wäre dann unmöglich.
Lebe Deine Beziehung doch locker, man muss doch nicht ständig
Aufmerksamkeit bieten. Am schönsten sind unsere Treffen und die gemeinsame Zeit, wenn wir uns länger nicht sahen, da gibt es Unmengen zu erzählen......über viele Stunden 😊 Aber ansonsten kann ich fortgehen, soviel und mit wem ich will, tun und lassen, was ich will - und er auch.
Irgendwas ist ja immer unperfekt in einer Beziehung, Wünsche gibt es immer, aber überhaupt einen lieben Menschen um sich zu haben, wenn man ihn braucht, bei Treffen einfach nur glücklich zu sein, rechtfertigt dann eben auch Kompromisse, wie auch immer.
LG Moni