Kind (9) mit zur Beerdigung, die 1100 km weiter ist?

Hallo,

Meine Onkel ist vorgestern leider verstorben.
Die Beerdigung ist nächste Woche Donnerstag.
Meine Eltern und der Onkel wohnen in Ungarn. Ich fahre selbstverständlich nach Hause. Nur was mache ich mit meiner Tochter? Leider können wir bei meinen Eltern nicht eine ganze Woche verbringen. Ich muss arbeiten, würde Urlaub nehmen für 3 Tage und meine Tochter vom Schulpflicht befreien lassen.
Aber kann ich meiner Tochter das zumuten?
Mittwoch 12 Stunden lang mit dem Zug nach Budapest, am nächsten morgen weiter in meine Heimatstadt, um 11 Beerdigung. Am Donnerstag da schlafen und am Freitag gegen Mittag zurück nach Budapest und mit dem Nachtzug nach Hause, wären gegen Mittag zu Hause.
Das große Problem ist noch, dass meine Tochter am Sonntag dann in Trainingslager fährt für eine Woche. Also kämen wir zurück, Sachen packen und los.
Wegen dem zeitlichen würde ich sie gerne bei meinem Mann lassen. Anderseits hat sie den Onkel sehr gemocht, sie haben gemeinsam viel Quatsch gemacht. Er ist nur 58 geworden.
Was soll ich denn machen?

Selber Auto fahren dauert leider auch etwa 12-16 Stunden, mit dem Flugzeug gewinnen wir auch nicht wirklich Zeit. Höchstens 3 Stunden.

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für einen Onklbekommt sie keine Schulbefreiung. Wer verlangt von dir, dass du deswegen so eine Strapaze auf dich nimmst?
Bist du geimpft? Sonst wirst nach der Rückkehr wahrscheinlich erst mal in Quarantäne gehen !
Ich würde einen Kranz schicken

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„Für einen Onkel…“
Ja, er war fester Bestandteil unserer Familie. Mein einziger Onkel. Der einzige Bruder von meiner Mutter. Er hatte keine Familie. Wir waren seine Familie. Was soll denn das für eine Antwort sein?
Es verlangt keiner von mir. Wir haben halt diesen Menschen sehr geliebt, er war noch nicht mal 60. und ch möchte halt meiner Mama beistehen, wenn sie sich von dem letzten Familienmitglied ihrer Ursprungsfamilie verabschiedet.

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Und selbstverständlich bin ich geimpft.

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Zunächst einmal mein Beileid zu Eurem Verlust, vor Allem, wenn man bedenkt, wie jung Dein Onkel ja eigentlich noch war.
Grundsätzlich würde ich es gut finden, wenn Deine Tochter bei der Beerdigung dabei wäre. Der Tod und das Abschied nehmen von geliebten Menschen gehören zum Leben. Meine Tochter war mit 6 Jahren azum 2.Mal bei einer Beerdigung, der Tante meines Mannes und ich denke, es war ein gute Erfahrung für sie.

An Deiner Stelle würde ich aber eher dazu tendieren, alleine zu gehen. Du musst ein straffes Programm durchziehen und innerhalb vier Tagen 24 Stunden im Zug sitzen, das ganze ja dann noch mit Maske, finde ich schon extrem anstrengend. Darüber hinaus hätte ich auch während der Zugfahrt ein ungutes Gefühl bez. einer möglichen Ansteckung mit Corona. Ich geh Mal davon aus,dass Deine Tochter nicht geimpft ist.
Von daher würde ich sie eher zu Hause lassen.

Meine Tante, die meine Tochter auch sehr gemocht hat,ist im Juni verstorben, aufgrund der Coronabeschränkungen konnte meine Tochter nicht bei der Beerdigung dabei sein.
Wir sind daher ein paar Tage später gemeinsam zum Grab gefahren, haben Blümchen abgelegt, ich hab ihr lustige Geschichten über meine Tante erzählt und haben so Abschied von ihr genommen.
Vielleicht könnt Ihr Euch ja auch so ein gemeinsames Abschieds"Ritual" überlegen, wenn Ihr das nächste Mal in der Nähe des Grabes seid.

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Danke für deine Worte.
Ich weiß echt nicht, was richtig oder falsch ist. Diese Zugfahrt ist echt auch für Erwachsene eine Zumutung. Das gleich 2x ist hardcore. Meine Tochter fährt danach am nächsten Tag zum Trainingslager, wo sie fit sein möchte.
Da mein Mann wohl keinen Homeoffice bekommt, geht es nicht, dass ich sie hier lasse. Mein Mann ist dann von Montag bis Freitag weg. Die Schulbefreiung hat sie bekommen, aber nun stehen ihr keine weiteren Tage zu, hat die Lehrerin geschrieben. Was, wenn mal was ist und ich sie für einen Tag von der Schule nehmen muss? Dann darf ich das nicht mehr.
Alles Mist. Fahren wir beide nicht, muss meine Familie da alleine stehen. Das tut mir sehr weh. Fahren wir, mute ich meiner Tochter viel zu viel zu, befürchte ich. Entscheide ich mich erst morgen, werden die Preise für die Fahrkarten explodieren. Doofe Situation.

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Ich wollte Dir gestern noch schreiben, ob Du Dich mit dem Gedanken gar nicht zu fahren, anfreunden kannst und dich zu fragen, ob Dein Onkel gewollt hätte, dass Du das alles auf Dich nimmst für die Beerdigung und was Deine Eltern zu dem Thema meinen.
Jetzt hab ich unten gelesen, dass Deine Eltern auch der Meinung sind, dass es für Euch ein viel zu großer Aufwand ist und ich bin mir sicher, Dein Onkel wäre ebenfalls der Meinung.
Sei nicht zu streng mit Dir, bleibt daheim und fahrt bei nächster Gelegenheit in Ruhe zu Eurer Familie, dann könnt Ihr auch verbringt dann auch mehr Zeit miteinander verbringen und gemeinsam am Grab Abschied nehmen .
Ich wünsch Dir alles Gute
Tschitty

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Hast du mit deiner Tochter gesprochen? Was will sie?
Ich denke, in dem Alter kann man sie schon einbeziehen.
Kinder stecken so lange Fahrten meist besser weg als wir "alten" Erwachsenen. Im Zug kann man ja auch immerhin rumlaufen, im Vergleich zum Auto.
Sie müsste halt die verpasste Schule auch nachholen, traust du ihr das zu?
Und was sagt dein Mann?

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Danke für deine Antwort. Sie möchte unbedingt fahren.
Aber wie es aussieht, fahren wir gar nicht. Meine Mama sagt, dass wir hier bleiben sollen und uns diese Fahrt nicht antun sollen. Wir sollen nur einen Kranz bestellen und gut ist.
Ich bin sehr traurig. Ich weiß nicht, was richtig ist.
3,5 Tage weg und davon 30 Stunden im Zug und wenn wir ankommen, gleich Sachen packen für meine Tochter und dann fährt sie für eine Woche ins Trainingslager.
Mein Papa sagt auch, ich solle nicht fahren. Mein Mann auch, dass es Wahnsinn ist.
Meine Tochter müsste nächsten Dienstag 2 Tests schreiben und einem Gedicht aufsagen. Neben dem vielen Training hat sie aber kaum Zeit zum lernen und am Wochenende geht sie noch modeln, was ihr sehr wichtig ist. Sie hat echt viel Energie, aber ich würde sie damit überfordern.
Wir kämen direkt zudem Beerdigung. Hätten nicht mal Zeit, um die Sachen zu Hause abzulegen.
Ich bin so zwiegespalten. Ich würde so gerne da sein.
Ich selbst müsste mich krankschreiben lassen, als Lehrerin gibts keinen Urlaub.
Also alle sagen, wir sollen es uns nicht antun.

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Ich habe vor kurzem einen schönen Satz gehört , ich bekomme ihn nicht mehr ganz zusammen, aber so in etwa:
"Trauer braucht keinen Ort und Zeit "
Soll heißen: du musst nicht unbedingt vor Ort bei der Beerdigung anwesend sein, mit dem Herz wirst du bestimmt anwesend sein. Und du musst nicht unbedingt "heute " dort am Grab sein, sondern zu einem anderen Zeitpunkt geht auch.
Ich hoffe, ich habe es verständlich rüber gebracht.

Die Idee von Moni weiter unten finde ich dazu passend: geh doch bei dir zuhause in eine Kirche und nimm deine Tochter mit, wenn euch danach ist. Oder schaut zuhause Fotos vom Onkel an und gedenkt ihm dabei.
Und wenn ihr das nächste Mal dort zu Besuch seid, dann geht in Ruhe zum Grab.

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Hallo,

Herzliches Beileid zu Eurem Verlust.

Normalerweise bin ich immer dafür Kinder mitzunehmen damit sie sich verabschieden können. Aber in Deinem Fall würde ich die Tochter daheim beim Papa lassen und dort eine Verabschiedung machen. Vielleicht möchte sie dem Onkel einen Brief schreiben den ihr an einen Luftballon hängt und in den Himmel aufsteigen lasst? So in der Art würde ich es machen und alleine Reisen.

Alles Gute
Sunny

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Danke für deine Antwort.
Mein Mann hat leider eine Dienstreise nächste Woche. Ich habe eins drüber ausführlicher geantwortet. Schwer das ganze.

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Es tut mir sehr leid, dass ihr einen so lieben Menschen verloren habt.
Normalerweise bin ich auch dafür, dass man mit Kindern zu einer Beisetzung geht, aber das ist ja Stress pur. Ich glaube, Dein Onkel möchte das auch nicht, für Dich nicht und für das Kind auch nicht. Lass mit dem Zug irgendwas dazwischenkommen, dann hängt ihr irgendwo in der Pampa fest, ist alles viel zu knapp.
Wie wäre es, wenn Du mit Deiner Tochter zum Zeitpunkt der Beisetzung in eine Kirche bei euch zuhause gehst und ihr zündet eine Kerze für den Onkel an. Ob ihr ein Gebet für ihn sprecht oder nur lieb von ihm erzählt, ist egal.
Zuhause kann man zu einem Bild von ihm eine Kerze stellen. Gestaltet zusammen ein kleines Fotobuch mit Erinnerungen an den Onkel in den nächsten Wochen, irgendwas in der Art. Man muss nicht persönlich anwesend sein auf dem Friedhof, um von einem lieben Menschen Abschied zu nehmen. Deine Eltern können in Deinem Auftrag auch ein Gebinde mit einem lieben Gruß aufs Grab legen.
LG Moni

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Danke Moni,

Ich google mich echt kaputt. Suche nach Flügen, nach Bus, nach bahn, aber alle alles dauert bis zu meiner Heimatstadt mindestens 11-16 Stunden. Fliegen wäre am kürzesten mit insgesamt 11 Stunden, aber da wären 5 Verkehrsmittel bis wir ankommen und 11 Stunden. Und dann die Preise… schnell mal 500 Euro… ohje.
Es bricht mir echt das Herz, nicht dabei zu sein. Aber hinfliegen/fahren…. So viel Stress und wir hingen schon oft hier und da in der Pampa tatsächlich fest. Und dann keine 24 Stunden später müsste mein Kind in ihr erstes Trainingslager ausgeruht ankommen. Plus wegen der Fahrt noch am Dienstag 2 Tests schreiben und ein Gedicht aufsagen. Das kann ich ihr wiederum nicht antun. Auch wenn sie gerne wollte, kann sie das noch nicht einschätzen. Ich alleine geht nicht, mein Mann hat eine Dienstreise und meine Tochter wäre sehr traurig, wenn ich sie hier lasse bei irgendeiner Freundin.
Ich glaube, für nicht fahren spricht leider mehr.
Wir würden auf jeden Fall einen Kranz bestellen und zu Weihnachten auch zum Friedhof gehen. Dann sind wir eine ganze Woche da.

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Na siehst Du, dann geht ihr Weihnachten zum Grab. Deinem Onkel wäre das sicher genauso recht.
Macht eine kleine Gedenkzeremonie an Beerdigungstag, das hilft wirklich.
Als meine Freundin vor wenigen Monaten starb, die ich wirklich sehr mochte und ihr schneller Tod mich wirklich traf, fuhr ich auch keine 650 km zur Beisetzung. Es wäre einfach zu aufwendig gewesen und sooo fit bin ich nun auch nicht mehr.
Ich saß zur Zeit der Beisetzung alleine in unserer schönsten Kirche, die sie auch kannte von Besuchen und zündete eine Kerze für sie an, hatte auch ein Foto dabei. Sie bleibt trotzdem immer für mich präsent.#herzlich
LG Moni