wie lange darf man trauern?

mal eine etwas andere frage...
als damals meine mutter gestorben ist steckte ich nach ca. 3 monaten immer noch in der trauer fest... ich war damals 24 als sie gestorben ist. durfte mir nach 3 monaten sätze anhören wie "das leben geht weiter", mich hat das sehr verletzt damals. kann man von einem 24 jährigen mädel wirklich erwarten das es funktioniert? nach nur 3 monaten? mich hat das irgendwie schockiert.

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Die Antwort auf diese Frage ist ziemlich einfach: Man darf so lange trauern wie es eben dauert den Trauerprozess abzuschliessen.

Hat man das Gefühl man hängt zu lange in einer Trauerphase und kommt nicht raus, respektiv dass die Trauer das gesamte Leben über einen langen Zeitraum derart einschränkt, dass man keine Lebensqualität mehr hat, dementsprechend sehr viel Leid hervorruft, dann sollte/kann man sich einmal mit einem Therapeuten zusammen setzen.

Für dich selbst ist der Verlust eines nahestehenden Menschen lebensbestimmend. Für alle anderen geht es "weiter". Davon musst du dich nicht unter Druck setzen lassen.

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Man darf so lange trauern wie man muss.
Vor allem für Menschen, die noch niemanden so nahestehenden verloren haben ist das oft schwer zu verstehen oder zu akzeptieren.
Meine Eltern sind beide vor einem Jahr nur wenige Tage nacheinander gestorben. Ich trauere immernoch und kenne das wie du, dass andere meinen bestimmen zu können wann "denn mal gut ist".
Dass sie es einem damit noch unerträglicher machen, weil man das Gefühl hat immer funktionieren zu müssen und seine Gefühle nicht zeigen darf, merken viele nicht.
Und dass man ein Leben lang traurig ist, weil man seine Liebsten eben jeden Tag vermisst, können sie auch nicht verstehen.
Kann man wohl auch nicht erwarten, diese Menschen wissen halt nicht wie es sich anfühlt.

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Solche unsensiblen Sätze kommen doch eigentlich nur, um Menschen in deiner Situation zu „trösten“ (was es natürlich nicht tut) oder weil diese Leute meinen, sie müssten etwas „Aufmunterndes“ sagen oder überhaupt etwas sagen (was sie wiederum auch nicht müssten und sollten).
Wie gesagt meistens nett gemeint, aber völlig deplatziert.
Natürlich darfst du so lange trauern, wie du eben traurig bist und selbstverständlich kann das nicht nach 3 Monaten zu Ende sein.
War ja schließlich kein Hamster sondern einer, wenn nicht der wichtigste Mensch in deinem Leben.
Gib darauf einfach nichts, miss solchen Aussagen keinerlei Bedeutung zu, außer vielleicht Mitleid, sich nicht empathisch ausdrücken zu können.
Ich habe es gehasst, als mein Papa jung an Demenz verstarb und zu mir mehrfach auf der Beerdigung und davor bereits gesagt wurde, dass es ja viel besser für uns alle sei. Klar war es so, aber das wollte ich nicht gesagt bekommen. Es war unsensibel und nicht tröstlich in dem Moment. Mir wäre lieber gewesen, man hätte gar nichts gesagt.
Aber ich weiß, dass es eigentlich nett gemeint war.

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Jeder geht anders damit um. Es gibt kein richtig und kein falsch. Aber was nicht geht ist anderen vorschreiben wie sie trauern sollen und wann es gut ist. Ich habe den Eindruck, dass diese Menschen selber nicht damit umgehen können und es deshalb ausblenden wollen.

Als unsere Tochter starb, bin ich auf die Geschichte vom Trauerkind gestoßen, Müßtest du mal googeln. Da geht es zwar um den Tod von Kindern, aber was den Trauerprozess und die Phasen anbelangt, ist es denke ich vergleichbar. Ich fand das erste Jahr am schwersten. Die vielen ersten Male ohne diesen Menschen... Nicht umsonst gibt es das Trauerjahr, denke ich.
Der Schmerz lies dann bei mir im zweiten Jahr nach, aber die Trauer war immer noch sehr präsent. Nun sind schon 10 Jahre vergangen. Es tut nicht mehr so weh, und die Trauer hat sich auch zurück gezogen und trotzdem kann sich mich an Jahrestagen oder manchmal aus heiterem Himmel bei einem bestimmten Geruch, Lied oder Gedanken einfach so überrollen.

Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg. Lass dir keinen Druck machen. Und andersherum denk aber auch nicht, dass du deine Mama vergessen hast, nur weil es vielleicht nicht mehr so wehtut oder die Trauer nicht mehr so präsent ist. Du darfst loslassen, wenn du dazu bereit bist.

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So wie die geht es meiner Mama.

Meine große Schwester ist jetzt im Sommer 39 Jahre Tod und auch meine Mama muss noch weinen, wenn das Thema auf Heike kommt ....

Ich war damals 4Jahre und hab es nicht so verstanden und hab Heike auch sehr lange noch gesucht. Aber mehr weiß ich von der Zeit nicht. Aber für andere war sie eben das Mädchen das mit nicht einmal 15jahren an Krebs verstorben ist.

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Mein Vater ist plötzlich verstorben als ich 16 Jahre alt war.
Nach nun fast 10 Jahren packt mich die Trauer hin und wieder.
Man darf ein Leben lang trauern!
Ich könnte ein Buch schreiben, über all die unsensiblen Sätze, die ich mir in all den Jahren anhören durfte.

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Oh ja ich hab es auf der Beerdigung irgendwann nicht mehr ausgehalten. Ein dummer Spruch nach dem anderen.

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danke für eure meinungen. der satz das leben geht weiter, kam für mich nicht tröstend rüber, sondern eher wie jetzt hör aber mal auf immer so traurig zu sein, funktioniere endlich. oder es kamen auch so sätze wie, andere haben bei einem autounfall ihre ganze familie verloren, dass ist ja wohl noch schlimmer. was hat den das eine mit dem anderen zu tun. ich verstehe das immer nicht.

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Ich habe damals nach dem Tod meiner Mutter extra in Foren zu dem Thema gelesen und für mich war es gut zu sehen, dass es noch viel schlimmere Schicksale gab. Klingt jetzt zwar schlimm, war aber befreiend und hat mich gelernt zu schätzen, was wir hatten.

Ich hab zuerst nicht verstanden, wie meine Mutter so zuversichtlich und mit sich selbst im reinen sterben konnte, aber eigentlich hatte sie recht. Sie hat ihre Kinder aufwachsen sehen, durfte zwar keine Enkelkinder erleben aber wir waren über 18, aus dem gröbsten raus. Sie hatte ein gutes Leben gehabt und sie hatte so viele gute Jahre. Da ist es einfach viel tragischer wenn die Mutter eines 1 jährigen Kleinkinds sterben muss oder gar ein Baby. Oder gar die ganze Familie und man hat keinen Rückhalt mehr.

Der Mensch neigt einfach zu vergleichen. Das fängt doch schon als Baby an, wer krabbelt wann, wer spricht wann, später in der Schule wer hat welche Noten usw.

Der Tod ist unausweichlich, er wird weniger schlimm wenn man Vergleiche ziehen kann und sieht dass man es eigentlich doch gut hatte und es viel viel schlimmeres gibt.

Es tut mir leid, dass dir dieser Ansatz nicht geholfen hat damals. Mir hat er sehr geholfen und mir viel Demut und Wert des Lebens gelernt und ich schätze jeden Tag dafür mehr.

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Hallo.
Meine Schwiegervater ist vor 3 Jahren gestorben. Mein Mann und ich sind immer noch traurig. Ich darf nicht zu lange drüber nachdenken dann muss ich weinen. Betrauer dich und deine Mama. Die Leute, die das sagen, haben so einen Verlust noch nicht erlebt.
Es tut weh. Es wird immer ein bisschen weniger wehtun, aber weg geht es nicht mehr.
Nimm dir die Zeit, die du brauchst.
Ganz Liebe Grüße

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Einfache Antwort.. Die Zeit die man benötigt.. Der Satz mit dem Leben ist Standard, aber wahr. Das Leben geht weiter, anders zwar aber auch wieder schön, klingt weniger abgedroschen und kam von einer Mama die ihre 17j Tochter durch Selbstmord verlor.

Deshalb schätze ich diesen Satz und vergesse ihn nicht.

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Ich mag diese Satz sehr, mir hat er in der Trauer schon oft Mut gemacht und Kraft gegeben. Ich habe ihn auch noch nie so aufgefasst, das ich jetzt nicht mehr trauern darf oder soll.
Klingt vielleicht total bescheuert, aber ich stelle mir immer den Vorstorbenen vor, wie er ihn zu mir sagt: "Hey, lass dich nicht unterkriegen, das Leben geht weiter, auch ohne mich."

Ich habe diesen Satz immer als positiv empfunden, etwas das Mut macht.
Allerdings muß ich gestehen, das es (für mich) schon wichtig ist, wer ihn sagt. Wenn er von jemandem kommt, der noch nie um Herzensmenschen trauern musste, dann empfinde ich ihn in der Tat als leere Floskel. Kommt er aber von Menschen, die selber Erfahrung haben....von ihnen hat er eine ganz andere, tiefe Bedeutung.

Er steht aber grundsätzlich nicht in Verbindung damit, das ich mich jetzt mal gefälligst zusammenreissen soll.