Plötzlich jung verstorben, wir und die Kinder waren beim Unglück dabei

Hallo Zusammen,

ich muss einfach mal mit Jemandem reden. Im Alltag bin ich leider die, die für alle stark sein muss. Für die Kinder, für meinen Mann und für meine Schwiegereltern....
Wir waren letzten Sonntag auf einem Ausflug mit den Kindern und deren Tante, also meine Schwägerin. Leider passierte ein Unglück, nach langer Reanimation wurde sie vom Hubschrauber abgeholt und lag dann noch 2 Tage im Koma, bis sie letztlich verstarb.
Alle stehen unter Schock.... Vor allem meine Kinder, für sie ist es der zweite Verlust in anderthalb Jahren, dazu noch die Bilder im Kopf vom Sonntag! Ich hab mir auch schon Tipps bei einer Trauerberatung diesbezüglich geholt, aber so wirklich der Hit war das nicht.
Ich weiß gar nicht was ich von euch möchte. Ich will einfach auch mal meine Trauer irgendwo abladen.
Ich bin gerade für alle da, organisier kräftig mit was geht und funktioniere einfach. Ich bin aber selber total am Boden und der Film vom Unglück läuft jede Nacht in Dauerschleife vor mir ab.
Gleichzeitig denkt man vermehrt an die eigene Sterblichkeit und wie schnell doch alles vorbei sein kann - vor allem wegen der Kinder.
Ein Teufelskreis....

Danke fürs Lesen!

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Hallo!

Wie schrecklich, mein aufrichtiges Beileid.
Das ist eine ganz furchtbare Situation für alle Beteiligten.

Wie alt sind denn die Kinder? Wenn ich überlege, wie ich mich in so einem Fall verhalten hätte weiß ich, dass ich mich als erstes an unseren Kinderarzt gewandt hätte. Das ist natürlich eine Frage des Vertrauensverhältnisses und wie man das so einschätzt. Aber ich weiß, dass ich da prompte Hilfe, Ratschläge, Ansprechpartner und Adressen bekommen würde.
Vielleicht ein oder zwei Termine mit einem Kinderpsychologen. Das muss womöglich gar nicht die große Therapie sein, sondern einfach ein paar wenige Gespräche, um das irgendwie zu justieren und auch Euch Eltern den ein oder anderen Rat mit an die Hand geben zu können.
Dann würde ich mit Lehrern/Erziehern sprechen, damit sie Bescheid wissen und ggf. reagieren können, wenn die Kinder im Alltag plötzlich Probleme haben, weinen müssen oder erzählen wollen.
Möglicherweise wäre der örtliche Pfarrer ein Ansprechpartner.

Es gibt außerdem Trauerkreise speziell für Kinder, die enge, noch junge Angehörige an Krankheit oder Unfall verloren haben. Vielleicht gibt es so etwas in halbwegs erreichbarer Nähe.

Das zu den Kindern. Alles Weitere wird leider einfach ganz viel Zeit brauchen. Möglicherweise braucht Ihr alle erstmal professionelle Hilfe, um das Erlebte und Gesehene zu verarbeiten. Das war ein absolut traumatisierendes Erlebnis. Ich kann total verstehen, dass Du Dich gerade als "nur" Schwägerin in der Rolle derjenigen siehst, die alles zusammenhalten und den Überblick behalten muss. Immerhin hat Dein Mann seine Schwester und Deine Schwiegereltern ihr Kind verloren. Entsetzlich.
Aber auch Du hast ein Familienmitglied verloren und Deine Trauer ist nicht weniger wert oder nicht weniger stark.
Mein Schwager und ich haben ein sehr enges Verhältnis zueinander. Wenn ihm etwas passieren würde, wäre ich am Boden.
Ich hoffe, Du hast jemanden, mit dem Du reden und bei dem Du schwach sein darfst. Deine eigenen Eltern, eine beste Freundin oder vielleicht auch eine professionelle Seite.

Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Es tut mir sehr leid.

Alles Liebe

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Guten Morgen

Sorry für die späte Antwort, ich bin gerade immer noch zeitlich ziemlich eingespannt mit allem was der Tod so nach sich bringt leider.
Danke für deine ganz tolle Antwort!
So ähnlich bin ich vorgegangen! Leider raten Trauerberatung und Kinderarzt zu unterschiedlichen Dingen... aber im Moment komme ich mit den Kindern besser klar als erwartet. Aber vielleicht die Ruhe vor dem großen Sturm? Oder einfach weil sie es leider schon gewohnt sind,Jemanden Enges zu verlieren und besser damit umgehen können,vor einem Jahr hatten wir auch Jemand Liebes (aber Altes)verloren. Wegen dem Unglück an sich muss ich weiter behutsam nachhaken und ggf.mehr Hilfe holen.
Ich werd mich in einer Woche mit einer Freundin treffen,endlich!! Die erste Person, der ich mich auch anvertrauen kann und bei der es dann um mich geht bzw natürlich auch um die Kinder. Aber ich muss einfach nicht stark sein.
Ich glaube fest,dass sie jetzt als Engel über uns wacht...

Danke!!!

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Mein herzliches Beileid!

Kinder trauern anders als Erwachsene. Im einen Moment trauern sie und dann hüpfen sie lachend herum.

Sei offen für die Kinder. Sei für diese da.

Kinder fragen nur das, deren Antwort sie ertragen können.

Darum gib ihnen Zeit. Beobachte. Lass die Kinder begreifen, was Tod bedeutet, falls die Kinder es selbst möchten. Damit meine ich, sich noch einmal verabschieden zu können und/oder auf die Beerdigung zu gehen. Dort sehen sie, was unter der Erde liegt und stellen sich dann keine Monster etc. vor.

Bleiben die Kinder länger und ständig traurig, dann würde ich eine professionelle Hilfe suchen.

Um das Geschehen beim Unglück aufzuarbeiten, braucht es Zeit. Hier würde ich professionelle Unterstützung suchen, bei denen die Kinder frei sprechen können. Ihr Erwachsenen seid selbst geschockt und sie trauen sich vielleicht nicht auf das Erlebte anzusprechen.

Bitte sage nie" Die Tante ist eingeschlafen." Dann könnte das Zubettgehen der Kinder schwierig werden.

Sei authentisch. Kinder spüren es sofort, wenn ihnen etwas vorgemacht wird. Weinen ist erlaubt.

Auch du darfst weinen. Viel Kraft weiterhin.

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Vielen Dank! Du hast mir sehr geholfen mit deiner Antwort!!