Diagnose Charge Syndrom 19. ssw

Hallo zusammen,

wir haben leider im Rahmen einer Plazentabiopsie die Diagnose bekommen, dass unser Baby das Charge Syndrom hat und einen schweren Herzfehler.

Nun stehen wir vor der Entscheidung, die Schwangerschaft fortzuführen oder eben nicht. Mein Herz ist gebrochen und weiß nicht, wie ich jemals wieder darüber hinwegkommen werde. Gerade fühlt sich alles so leer an.

Ich liebe mein Baby unglaublich sehr, aber ich weiß einfach nicht, ob ich ein Leben mit einem wahrscheinlich Blinden und tauben Kind bewältigen kann. Hinzukommt der Herzfehler, der sicher ist. Leider kann uns vor der Geburt keiner sagen, wie schlimm alles werden wird. Fakt ist, dass solche Kinder unter vielen Dingen leiden können. Seh- und Hörbehinderungen, Unterentwicklung, Atemprobleme, Probleme mit dem Gleichgewicht, Probleme der Luft- und Speiseröhre, Hormonelle Probleme, kein Geruchts- und Geschmacksinn, Gesichtslähmung usw.

Ich liebe mein Baby wirklich, aber da ich nicht weiß wie schlimm diese Krankheit bei ihm wird, bin ich so maßlos überfordert. So ein Leben wünsche ich meinem Baby nicht, die ganzen Schmerzen und Krankenhausaufenthalte, vllt niemals seine Mama sehen und hören zu können. Das bricht mir das Herz und ich weiß nicht ob ich in der Lage bin für sowas.

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Hallo liebe Paolinka,
ich habe dir eine private Nachricht geschickt. Du steckst jetzt so mitten drin. Ich habe diesen Thread von dir hier erst jetzt entdeckt.
Du schreibst so wertvolle Worte. Wie es dir selbst geht. Und wie du denkst, dass es deinem Kleinen gehen wird.
Es ist für dich aktuell super schwer und unendlich traurig. Dass dein Kind nicht gesund ist und du dich auf den Abschied vorbereitest. Denn du liebst dein Baby wirklich.
Du fühlst dich aber überfordert. Mehr mit der großen Ungewissheit als mit dem einzelnen Tag. Das Leben besteht ja aus vielen einzelnen Tagen und - ist immer ungewiss.
Mich macht nachdenklich, was dir gesagt wurde und was du als Fakt schreibst:
".... , dass solche Kinder unter vielen Dingen leiden können."

Das "können" ist so wichtig. Es kann sein und muss nicht sein. Auch ein augenscheinlich gesundes Kind kann unter etwas leiden. Haben euch die Ärzte mehr zu einem Abbruch als zum Behalten beraten?
Gab oder gibt es auch eine Stimme, die mit euch darüber spricht, wie ihr miteinander zurechtkommen könnt? Was der Herzfehler bedeutet, ob er operiert werden kann/muss. Die Links, die dir hier genannt wurde. Um sich vorzubereiten und einzustellen, was sein kann (!) und wie mann dann weiter miteinander zurechtkomt.

Es ist ja das Viele und das Ungewisse, das dich so bedrückt. Und das dich fragen lässt, ob du das überhaupt durchhalten kannst.

Und du schreibst von der Liebe, die du spürst. Und von der großen Sehnsucht nach deinem Kind.
Liebe ist tatsächlich der ganz andere Blick. Und der ist ja da bei dir. Und wieviel mehr, wenn das Kind "da" ist.
Da gibt es dann kein Halten mehr.
Liebe schafft Übermenschliches und zwar von Tag zu Tag. Man sieht das erst im Nachhinein.
Und das ist sogar bei gesunden Kindern so, dass man mehr schafft als man sich jemals zugetraut hätte. Man lässt sich drauf ein und ahnt gar nicht, was kommt.

Es klingt jetzt vielleicht bisschen altklug ... sorry, das möchte ich nicht so gern.
Nur möchte ich gerne diesen anderen Ton erklingen lassen. Weg von der distanzierten Betrachtung eines Lebens, hin zur Liebe eben.
Du würdest mit deinem Kind leben können und auch froh sein können. Es ist etwas Geheimnisvolles, was Eltern mit kranken Kinder erleben. Es erfüllt sich etwas, was man einfach nicht nicht von außen sehen kann.

Hast du im Augenblick Beistand? Trost? Sagt dir jemand, was gut und richtig ist oder was besser oder schlechter ist in deiner Situation?
Wie offen könnt ihr sprechen? Miteinander und mit anderen? Und (auch sehr wichtig) wieviel Zeit hast du noch bzw. möchtest du dir geben? Oder hättest du gerne noch?
Um das eine oder andere noch in Erfahrung zu bringen, zu hören, zu lernen.

Mit einem kranken Kind wird vieles (nicht alles) anders als gedacht und das braucht Umstellung, Neuausrichtung, Vorbereitung.

Wenn man da keine Unterstützung bekommt, lässt sich diese Vorstellung schwer entwickeln. Wenn ihr euch konkret mit dem befasst, was auf euch zukommen kann, kommt auch Mut. Und es kommt die Freude, euer Kind zu lieben und in sein Leben zu begleiten, wie es eben ist.
Das erleben Eltern. Ich möchte es einfach auch hier im Thread hinzufügen als eine Sicht, als einen Klang.
Was man mit dem eigenen Kind erleben wird, kann einem niemals jemand sagen.
Ja, und auch nicht, wie es nach dem Abbruch werden wird. Das Leben bleibt immer ungewiss und wir haben nur, was wir heute haben.
Liebe Umarmung für dich und dein Kleines

Bearbeitet von ela001
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Hallo Paolinka,

es tut mir sehr Leid, dass Du in dieser schwierigen Situation bist. Ich kann mit persönlicher Erfahrung nicht helfen. Wäre ich in eurer Situation würde ich mich in erster Linie mal ganz viel mit betroffenen Eltern austauschen und mir erzählen lassen, wie das Leben mit Charge-Syndrom sein kann:
https://www.rehakids.de/
https://www.charge-syndrom.de/
(Entschuldige, falls Du diese Seiten ohnehin schon kennst).

alles Gute euch

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Schwierig, sehr schwierig. Manchmal ist Diagnostik Fluch und Segen zugleich.

Hast du schon eine Hebamme? Ich denke da würde ich mein erstes Gespräch führen.

Zu etwas wirklich raten kann man nicht. Mach zwei Listen mit pro und Contra, dann geht ihr die zusammen durch und entscheidet.

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Liebe Paolinka,

du kannst dein Baby gerade auch nicht sehen und hören und dein Baby kann dich nicht sehen und hören. Und doch fühlt ihr euch beide gegenseitig.

Du schreibst auch: So etwas soll keine Mutter durchmachen müssen.
Kann es sein, dir fehlen die Vorstellung eines guten Weges mit deinem Kind? Eine wirkliche Alternative zu den negativen Erwartungen und dem Abschiednehmen jetzt?

Ärzte sind sehr begrenzt in der Lage, solche Vorstellungen zu öffnen. Sie haben ihren Rahmen und (meinen, sie) müssen bis zum Schlimmsten aufklären.
Aber dass das Leben immer positiver ausfallen kann (ja, auch negativer bei besten Prognosen), darfst du in den Blick nehmen. Ja, und dass die Liebe stärker ist als alles.

Ich weiß nicht, wie der Stand ist. Ob es noch eine Abbiegespur gibt, bevor dein Herz bricht. Oder ob der Abschied schon war oder gerade ist.

Deine Worte empfinde ich so, dass du den Weg mit deinem Kind - bei allen Mühen - leichter gehen würdest. Und zwar leichter, weil du du selbst bleibst. Weil du deine Liebe zum Ausdruck bringen kannst.

Ich kann mir vorstellen, dass es befremdliche Blicke gibt, wenn du sagst, du möchtest nicht von dir aus den Abschied einleiten, weil du dein Kind liebst.

Dein Partner oder Mann scheint an deiner Seite zu sein. Vielleicht auch andere Menschen, die dir Kraft geben und nicht sagen "mach es dir leichter - das ist doch kein Leben".

Du weißt jetzt nicht, wie es werden kann. Menschen, Mamas ..., die vor dir ihren Weg mit ihrem fühlbaren Kind gegangen sind, machen Erfahrungen, die sich "normale" Menschen nicht vorstellen können. Und es sind tiefe reiche Erfahrungen, die eben vorher nicht zu ahnen sind. Neben den traurigen Zeiten. Die sind dabei. In jedem Leben.

Das Durchgehen durch die Traurigkeit eröffnet eine ganz besondere Freiheit. Und die Liebe trägt. Sie bewahrt auch dein Herz.
Gibt oder gab es jemand, der dich bei der Wahl für das Leben mit deinem Kind unterstützt (hätte)?
Wenn du deinen Abschied schon genommen hast: meine Anteilnahme und liebe Umarmung. 💞

Bearbeitet von kyra97