Was hat euch gutgetan und nach vorne blicken lassen?

Liebe Community,

auf den Tod eines geliebten Familienmitglieds folgt in der Regel eine Trauerphase, die unterschiedlich lang und intensiv ausfallen kann.
Die Trauernden und auch deren Liebsten befinden sich häufig in einem Zustand der Hilflosigkeit, und Fragen, wie man mit der trauernden Person umgehen darf, was man sagen soll und in welcher Form Hilfe erwünscht oder nötig ist, rücken in den Vordergrund.

In einer Themenwoche beschäftigt sich Eltern.de ab dem 19. November unter dem Motto "Wie weiterleben?" damit, wie Tod und Trauer einen guten und angemessenen Platz im Leben finden können. In diesem Zusammenhang möchten wir euch nach euren persönlichen Erfahrungen fragen:
Was hat euch in dieser Zeit Kraft gegeben? Was konntet ihr annehmen? Was hat euch gutgetan? Und was hat euch nach vorne blicken lassen?

Herzliche Grüße
vom Urbia-Team

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Hallo liebes Urbia-Team,

toll, dass das Thema im Rahmen einer Themenwoche Aufmerksamkeit bekommt. Das Thema Tod und Trauer, und damit verbunden auch der Umgang mit trauernden Menschen, wird in unserer Gesellschaft aus meiner Sicht immer noch zu sehr tabuisiert.

Wie können Tod und Trauer einen angemessenen Platz in unserem Leben finden? Ich denke, in erster Linie, indem wir diesen doch sehr dunklen Themen etwas den Schrecken nehmen. Ja, der Tod von lieben Menschen ist schmerzhaft für die Hinterbliebenen, extrem sogar, eine Ausnahmesituation. Dennoch ist es normal, dass Menschen sterben. Die einen leider früher, die anderen später. Und weil es normal ist, zu sterben, ist es auch normal, zu trauern - jeder auf seine Weise. Es einfach anzuerkennen, dass es normal ist, wenn jemand traurig ist, weint, nicht funktioniert, wütend ist oder in seiner Trauer auch mal lacht, würde schon sehr helfen. Wie oft habe ich in meiner Trauerzeit den Satz gehört: "Man sieht dich gar nicht weinen" oder auch das völlig gegenteilige "Jetzt lach doch auch mal wieder" - eine Freundin, deren Mutter dieses Jahr starb, musste sich nach zwei Monaten anhören, dass es doch jetzt mal wieder genug wäre mit Trauern, ihre Mutter war schließlich alt. Diese Sätze zeigen mir, dass es noch ganz viel Arbeit gibt in der Hinsicht, wie hilflos und unbedarft mit Trauernden umgegangen wird.

Was mir persönlich Kraft gegeben hat, war - und das klingt jetzt vielleicht schräg - der banale Alltag. Die Welt dreht sich ja immerhin weiter, was einem im ersten Moment total schräg und ungerecht vorkommt, aber irgendwann erkennt man: das ist schon ganz gut so. Einkaufen zu gehen war so absurd banal und doch so heilsam, irgendwie. Auch geholfen haben mir Gespräche mit lieben Menschen, mein Partner, der einfach wusste, wann es Zeit ist zu reden, wann er einfach zuhören musste (auch so etwas - bitte, liebe Menschen, wenn ihr jemanden kennt, der trauert - bietet einfach proaktiv ein offenes Ohr an!) und wann er mich besser in Ruhe lassen sollte. Und schlussendlich geholfen hat auch mein (christlicher) Glaube, die Akzeptanz, dass die Trauer zum Leben dazugehört und die Zuversicht, dass sie nicht mein ganzes Leben bestimmen wird.

Ich wünsche allen, die momentan um einen lieben Menschen trauern, ganz viel Kraft und Mut, den eigenen Weg der Trauer zu beschreiten.

Liebe Grüße,
DieKati

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Ihr Lieben,
voller Dankbarkeit, dass ihr das Thema Trauer und Tod anpackt meine Gedanken dazu:
Ich finde es sehr schade, das Sterben immer noch so ein großes Tabu-Thema ist. Wir reden über alles und jeden, aber kaum über die Endlichkeit des Lebens. Dabei ist das ein Fakt, der jeden betrifft.
Aus meiner Sicht macht es schon einen Unerschied, ob ein Mensch in hohem Alter verstirbt oder ob jemand, wie man so sagt "aus dem Leben gerissen" wird, ob Gewalt oder Krankheit ursächlich war - Tod hat so viele Facetten wie das Leben.
Wie damit umgehen?
Als unsere erstgeborene Tochter mit 6 Monaten bei einer versuchten Herz-OP verstarb änderte das mein geamtes Leben. Unser vormals großer Freundeskreis war weg. Heute weiß ich, das einfach niemand wußte, wie er jetzt mit mir umgehen soll. Ich fühlte mich wie eine Aussätzige bestraft. Jedes kleine Wort hätte ich ersehnt, aber da kam nichts.
Mein Partner, heute Gatte hat (das weiß ich heute) seine eigenen Strategien gehabt. Nicht hilfreich für mich. Ich konnte lange auch nicht sprechen bzw. Bedürfnisse äußern.
Bitte laßt Menschen in einem Trauerfall nicht allein! Ihr müßt nichts tun, euch nicht verbiegen, keine Lösungen parat haben. Nur da sein. Was der / die Trauernde braucht, merkt ihr schon. Und dann entscheidet mit Bedacht, was ihr unterstüzten könnt und wo ein "nein" angebracht ist.
Nach vorne blicken ist der Blick darauf, das auch das eigene Leben enden wird. Es bedeutet, möglichst nichts aufzuschieben, aber auch nichts zwingen. Der Tod ist ein Weg, den wir alle gehen.

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Uns hat immer der Glaube geholfen, die feste Zuversicht, dass der Tod nicht das Ende ist und dass Gott einmal alles Leid beenden wird - und das Leid nicht ins Gewicht fällt gegenüber dem, was uns erwartet.
Daran haben wir uns festgehalten und nur so konnten wir weitergehen.

Wir haben viel geredet, wir haben viel geweint. Manchmal haben wir den Schmerz auf einfach wortwörtlich rausgeschrien.
Wir haben mit Gott gerungen und ihm Vorwürfe gemacht.
Irgendwann kamen wir an den Punkt, dass die Frage nach dem Warum für uns nicht mehr wichtig war. Sie spielt keine Rolle mehr. Das hat uns viel Freiheit gegeben.

Uns hat eigentlich jeder gutgetan, der den Verlust wahrgenommen hat. Man kann kaum etwas Falsches sagen, solange man etwas sagt.

Zwei sehr besondere Erlebnisse hatten wir nach dem Tod unseres Sohnes. Er ist zu früh geboren und kurz nach der Geburt gestorben.
Uns hat jemand Kleidung für ihn genäht und stillschweigend vor die Tür gelegt. Erst viel später haben wir mitbekommen, dass es eine der Putzfrauen war. (Wir wohnen in einem Wohnheimsappartment, die Putzfrauen sind für die Treppenhäuser und das Foyer eingestellt, also viel persönlichen Kontakt gab es nie, gegrüßt halt, manchmal ein paar Worte gewechselt, ich wusste nicht, dass sie unsere Namen kennt).
Wir haben unseren Sohn notgetauft. Der Pfarrer hat die Taufe im nächsten Gottesdienst abgekündigt und am Ewigkeitssonntag hat er den Namen unseres Sohnes auch verlesen, obwohl er in einer anderen Gemeinde beerdigt wurde und dort verlesen wurde. Das hat uns sehr berührt.

Nach dem Tod meiner Schwägerin (sie war 7, wir waren Teenager - damals schon zusammen) hat eine Mitschülerin einfach nur gesagt: "Scheiße, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, voll schlimm!" Und das hat mir echt gutgetan.
Kurz danach ist mein Schwager geboren, das hat uns auch geholfen.

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So schön geschrieben. Im März ist mein Schwager gestorben. Plötzlich. Im Urlaub. Vater von 4 Kindern und erst 43 Jahre alt gewesen. Nie zuvor habe ich Trauer verstanden. Erst als ich Verlust erlebte, konnte ich empathisch auf meiner Arbeit mit eben trauernden Menschen umgehen. Und das ist ein Gewinn. Der Schmerz lässt sich einzig damit trösten, dass wir wissen, wir werden ihn wiedersehen. Und ja, genau auf diesen Moment freue ich mich auch. Der Schmerz sitzt trotzdem tief, ich schätze aber eher, dass es der Schmerz um die Hinterbliebenen ist. Meine Schwester die stark leidet und die 4 Kinder. Auch diese sagen: der Glaube an Gott, Jesus Überwindung des Todes am Kreuz und eben die Gewissheit eines Wiedersehens ist der einzige Trost.

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Meine Mutter ist vor einem Jahr gestorben. Sie war sehr krank, zum zweiten Mal an Brustkrebs erkrankt, Metastasen in den Knochen und der Lunge. Nach dieser Diagnose war klar, dass sie keine Chance hat. Wir haben uns fast jeden Tag gesehen, täglich telefoniert. Ich wollte so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Über ihren Tod wollte sie nie reden, also haben wir uns unterhalten wie sonst auch. Wie oben schon jemand schrieb: der Alltag hilft.
Als meine Mutter dann noch zusätzlich an Covid erkrankte, war mir klar, dass das nichts mehr wird. Zwei Tage später starb sie. Es war grässlich ihr über ein Jahr beim Sterben zu gesehen zu haben, aber es hat einem mal wieder klar gemacht, dass wir nie wissen, wann das Leben endet und man jede Möglichkeit nutzen sollte, seine Liebsten um sich zu haben. Es hat mich zudem getröstet, dass ich ihr ganz oft gesagt habe, wie viel sie mir bedeutet und wie dankbar ich für sie bin. Sie wusste, wie sehr sie geliebt wird. Das finde ich wichtig.
Nach ihrem Tod hat mir der banale Alltag auch wieder geholfen. Meine kleinen Kinder (damals 3 Jahre alt und 3 Monate). Ich wurde gebraucht. In Ruhe trauern konnte ich bisher kaum, vielleicht rächt sich das noch, aber ich komme ganz gut zurecht. Ich bin nicht allein, habe selbst eine Familie, Freunde und auch einige Freunde meiner Mutter halten mit mir Kontakt, das finde ich schön.

Und dann noch was Kitschiges, aber für mich unglaublich tröstlich: Eine Freundin von meiner Mutter hatte an dem Tag, als sie starb, einen Regenbogen über ihrem Heimatort fotografiert und am Nachmittag desselben Tages hat meine Tante, 400km entfernt, ebenfalls einen Regenbogen fotografiert. In dem Ort, in dem mein Eltern sich kennen gelernt hatten und in dem mein Bruder und ich aufgewachsen sind. Egal ob Zufall oder nicht, mir hat das geholfen. Und jetzt stelle ich mir einfach vor, dass sie im Himmel oder sonst wo, ihren Hund aus Kindertagen wiedersieht, ihre Eltern und ihre beste Freundin.

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Liebe orchifee,

mein herzliches Beileid zu deinem Verlust. Es ist immer schwer, jemanden leiden zu sehen und machtlos daneben zu stehen. Wie ihr das gemeistert habt und dass du deiner Mutter so viel Zeit, Liebe und Wertschätzung geschenkt hast, rührt mich sehr. Damit habt ihr dem Tod auf eure Art und Weise die Macht genommen - indem ihr das Leben in den Vordergrund gestellt habt.

Diese "Zeichen", wie bei dir mit dem Regenbogen, die hatte ich bei den Beerdigungen meiner Lieben auch: bei meinem Opa war's eine wunderschöne grüne Eidechse, die plötzlich hinter dem Grabstein hervorkam und sich von uns nicht stören ließ - im März, an einem kalten Tag. Bei meiner Tante war's eine Amsel, die ebenfalls ganz nahe kam. An den Tagen darauf erschien vor meinem Bürofenster regelmäßig eine Amsel und blieb lange sitzen.

Ja, es mögen Zufälle sein, aber wenn diese Vorstellungen einem in der Trauer gut tun und ein Lächeln übers Gesicht zaubern, ist das doch wunderbar.

Alles Liebe!

DieKati

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Liebe Kati!

Vielen Dank für deine lieben Worte! Du hast echt ein Talent dafür! Ich hab einige deiner Beiträge gelesen und bin wirklich beeindruckt, wie du dich ausdrücken kannst.

Das mit der Amsel und der Eidechse gefällt mir. Es sind doch immer wieder solche Kleinigkeiten, die uns Halt geben, beruhigen und trösten.

Alles Gute dir!

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Hallo,
Ende September ist mein Partner verstorben mit nur 36 Jahren.
Den größten Halt gibt mir unser fünfjähriger Sohn, aber auch meine Eltern und Freunde die immer für uns da sind und ein offenes Ohr haben.
Es ist viel Wert in dieser unbegreiflich schweren Zeit liebe Menschen um sich zu haben. Auch wenn diese einen den großen Schmerz nicht nehmen können, weiß ich uch bin nicht allein und das gibt mir viel Kraft um vorallem für unseren Sohn nach vorn zuschauen.

Liebe Grüße

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Liebe Chrisu,

mein ganz herzliches Beileid zu deinem, zu eurem Verlust! Fühl dich ganz lieb gedrückt!

Ich wünsche dir für die Zeit der Trauer viel Kraft, Mut und Zuversicht, und bin froh zu lesen, dass du von lieben Menschen umgeben bist, die dich auffangen und unterstützen. Du hast Recht - es ist unendlich viel wert, wenn es so ein Netz gibt, in das man sich auch mal fallen lassen kann.

Von Herzen alles Liebe!

DieKati

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Ich finde es ein sehr schwieriges aber auch Wichtiges Thema…
Ich habe in meinen 27 Jahren noch noch all zu viele meiner liebsten durch den Tod verloren, insgesamt drei sehr gute Bekannte/verwandte.
Im ersten Moment versteht man es nicht.
Mein erster Gedanke bei meiner Tante war „Hä wie soll das gehen ? Sie ist doch unsterblich.“
Mir tat jegliche Ablenkung gut. Ich konnte mich nicht damit auseinandersetzen weil der Schmerz die Person nie wieder zu sehen viel zu groß war. Aber ich kann damit leben. Klar ist man traurig aber das Leben geht tatsächlich weiter.


Jetzt habe ich im Mai/23 mein Baby in der 11 Woche verloren.
Und mit dieser Trauer kann ich gar nicht umgehen. Jetzt nach diesem Verlust habe ich das Gefühl mein Leben hat aufgehört am Tag der Ausschabung.
Ich bin wütend, sauer, traurig, fassungslos, geschockt.
Ich weiß das mir die Akzeptanz fehlt. Ich weiß aber auch das sie früher oder später kommen wird. Und solange setzte ich mich nicht unter Druck irgendwie funktionieren zu müssen.

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Liebe Bee,

mein herzliches Beileid zu dem Verlust deines Babys! Es ist traurig und ungerecht, dass nicht jedes noch so sehr geliebte und herbeigesehnte Kind auf die Welt kommen darf.

Du machst das schon ganz richtig - sich unter Druck setzen bringt gar nichts. Trauere und verarbeite den Verlust in deinem Tempo und auf deine Art und Weise. Und dann, wenn du soweit bist, wirst du es spüren: Akzeptanz wird sich einstellen. Es wird leichter, das kann ich dir aus eigener Erfahrung mitgeben.

Alles Liebe auch dir!

DieKati

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Hallo zusammen,

ich hab in den letzten 4 Jahren verschiedene Formen der Trauer durchlebt.

Mal konnte ich mich nicht mehr verabschieden, mal konnte ich mich im Kreis der gesamten Familie verabschieden.
Mal war der Tod das letzte Kapitel einer langen und abgeschlossenen Geschichte. Mal war das erste Kapitel noch nicht einmal fertig geschrieben.

Ich bin mir oft nicht sicher, ob ich Trauer alleine oder in Gesellschaft besser verarbeiten kann. Ich weiß nur, dass ich einen Raum brauche, indem meine Trauer auch geduldet ist. In dem ich weinen, laut Musik hören und dazu singen oder mich auch manchmal ganz klein einkuscheln kann.
Egal, ob man einen Menschen verliert, der einen über lange Zeit im Leben begleitet hat oder ob es ein Kind ist, dass vielleicht noch nicht einmal das Licht der Welt erblicken durfte. Jeder hinterlässt eine Lücke, die man nicht mal einfach so schließen kann.
Ich glaube zwar nicht an einen Himmel, trotzdem führe ich manchmal Gespräche mit der "Person", die nicht mehr da ist. Dann, wenn ich ihnen etwas mitteilen möchte, was gerade so passiert ist oder dann, wenn gerade etwas passiert ist, was mich besonders an sie erinnert.

Was mich nach vorne blicken lässt, ist dass ich nicht versuche meine Trauer zu verarbeiten/zuverdrängen, sondern sie bewusst in meinem Alltag zuzulassen. Ein geliebter Mensch wird auch in 10,20,50 Jahren noch immer fehlen, aber die Trauer als solche anzunehmen und in bestimmten Momenten bewusst zuzulassen und an die Person zu denken, ist das was mich weiter machen lässt.

Alles Gute an alle Menschen da draußen für die Trauer (leider) ein Thema ist <3

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In den letzten Jahren sind so viele geliebte Menschen gestorben dass ich erst mal immer wieder von vorne zahlen muss. Eine große Familie hatte ich nie, dafür viele nahestehe Freunde meiner Eltern. Leider sind diese nun fast alle gestorben inkl meiner Großeltern und Eltern. Im Schnitt 1-2 Beerdigungen im Jahr.
Auch vor ein paar Monaten ist einer meiner besten Freunde gestorben - es war abzusehen, er war sehr krank. Trotzdem hat man gehofft und gebangt. Sooft habe ich schon getrauert und mittlerweile eine Strategie: viel reden und Zeit geben.
Ich habe nun selbst eine Familie und dadurch ist das trauen nicht mehr so präsent. Ich bin 24/7 mit meinem Baby beschäftigt und es hilft sehr. Ein geregelter Tag ohne Gedankenspirale.
Beim Tod meinem Vater lag ich teilweise von Freitag Abend Sonntag im Bett. Bei meiner Mutter war ich nur unterwegs und keinen einzigen Tag krank. Irgendwie hat diese rumliegerei und Dauer Ablenkung nicht wirklich geholfen, daher bin ich froh die Trauer nun anders zu verarbeiten.

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Ich bin schon sehr früh mit dem Tod in Berührung gekommen. Ich war 11, als mein Opa starb, 15, als meine Oma starb und 16, als meine erste große Liebe Suizid beging, das wünsche ich keiner Jugendlichen. Mein über alles geliebter Vater starb viel zu früh mit 58 Jahren, da war ich 23 und hatte gerade eine traumatische Ehe hinter mir.
Bei diesen Todesfällen half mir leider niemand, da musste ich schrecklich alleine durch.
2014 starb meine Herzensfreundin, die ich eineinhalb Jahre durch ihre grausame Leukämie begleitete. Zum Trauern blieb auch nur wenig Zeit, da mein Mann immer kranker und pflegebedürftiger wurde und 6 Monate nach meiner Freundin starb auch er, für ihn eine Erlösung - und so empfand ich es auch, weil ich ihn ja liebte.
Wie empathiefrei Menschen sein können, erlebte ich mit einer Trauerkarte, in der sinngemäß stand, nun könne ich ja wieder frei über meine Zeit verfügen, weil ich ja niemand mehr pflegen müsse....
Meine größte Stütze nach dem Tod meines Mannes war meine damals 8jährige Enkelin, die einfach nur "da" war. Sie hat ihren Opa über alles geliebt, war bei seinem Tod dabei, wollte seine Urne aussuchen und entpuppte sich als die bezauberndste und herzlichste Trauerbegleitung, die man sich wünschen kann. Sie weiß auch heute noch alles, was passiert ist.
Man darf Kinder hier nicht unterschätzen und von ihnen alles fernhalten wollen - sie gehen mit dem Thema wunderbar selbstverständlich um, sehr oft besser als viele Erwachsene. Und nichts heilt besser als die liebevolle Umarmung so eines Menschen.
Ich habe meinem Mann auf den Grabstein schreiben lassen:
"was bleibt, ist ein Lächeln in der Seele"
....und ja, das trifft mittlerweile für jeden Menschen zu, den ich durch den Tod verloren habe, 2021 folgte eine weitere liebe Freundin.
Ich wünsche jedem Trauernden, dass er irgendwann mit einem Lächeln an den Verstorbenen denken kann.
LG Moni