Von Null auf Übernachtung?

Puh, zwei Tage vor Jahresende bin ich echt aufgewühlt.

Folgende Situation: Kind, 4 Jahre, Vater bislang eher desinteressiert, wollte ursprünglich, dass ich abtreiben, hat lange die Vaterschaft angezweifelt.

Wir haben nie zusammen gewohnt, keinen gemeinsamen Alltag, das Kind wuchs bei mir auf, ich habe mich trotzdem lange und oft um Kontakt bemüht, hatte Hoffnung auf Familie (schön blöd war ich da). Es gab aber quasi eine on-off-Situation mit immer wiederkehrenden monatelangen Kontaktabbrüchen zu mir und zum Kind. Wenn wir uns gesehen haben, war das Interesse am Kind mäßig. Wenig Interaktion, wenig Bereitschaft.

Den Kontakt zu den Großeltern auf seiner Seite hatte der Vater lange unterbunden, obwohl die Großeltern Interesse hatten (ich hatte Kontakt via WhatsApp, habe ab und zu Bilder geschickt).

Auch den Kontakt zu den Halbgeschwistern auf väterlicher Seite hat er weitgehend vermieden. Treffen meist nur, wenn seine Großen nicht da waren. Er hat ihnen gegenüber auch behauptet, es sei nicht sein Kind.

In diesem Jahr gab es sporadischen Kontakt zu dritt zwischen März und Mitte Mai. Von Mai bis Mitte November gab es gar keinen Kontakt, auch keinen Anruf zum Geburtstag . Dann gab es einen Nachmittag für Vater und Sohn im November auf meine Initiative hin und einen Nachmittag im Dezember auf Wunsch des Vaters.

Jetzt heute(!) schreibt er mir, er möchte das Kind am 3.1. aus der Kita holen und bei sich übernachten lassen (und künftig ab Januar regelmäßig bei sich übernachten lassen).

Ein Nachmittag mit dem Vater könnte für das Kind ja nett werden, Übernachtung auf Basis einer stabilen Beziehung und langfristiger Absprachen ja auch. Aber so erscheint mir das eher wie ein Machtspiel. Oder wie seht ihr das?

P.S. Wenn es zur Einschätzung der Situation hilft: Er zahlt weniger Unterhalt als er müsste. Für sein ältestes Kind hat er das Wechselmodell eingeklagt, Recht bekommen und nach kurzer Zeit, als das Kind sich alterstypisch (Teenie) begann abzunabeln, rausgeschmissen. Der Teenie lebt nur noch bei der Mutter.

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Hey!

Ich hätte Bedenken. Das Kind kennt ihn doch kaum und soll nun direkt übernachten?

Oder ist er nun der Lückenfüller für den Teenie?

Er soll erstmal eine stabile Bindung aufbauen.

Liebe Grüße
Schoko

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Danke dir!

Den Lückenfüllergedanken hatte ich auch schon.

Ein bisschen kennen sich Vater und Sohn, ich hatte mich ja oft bemüht, sowohl auf Eltern- als auch auf Paarebene.. Aber stabil ist das Ganze halt nicht. Im Gegenteil, der Kontakt bricht immer wieder für Monate ab, wenn dem Vater etwas nicht passt.
Ich vermute, der Vater hat verstanden, dass ich ihm seit dem Sommer nicht mehr nachlaufe, weder auf Vater-Sohn-Ebene noch auf Paarebene. Jetzt schießt er halt Forderungen raus, mit denen er mir wehtun? oder die Kontrolle behalten will?

Bearbeitet von durch den Wind
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Ich würde erstmal rekonstruieren, wann sie Umgang hatten. Dann Mittwoch direkt einen Termin zur Meditation beim Jugendamt machen um Umgänge zu planen. Ich würde ihm schreiben, dass ich mich über sein wiederaufgeflammtes Interesse am Kind freue, aber dass sie erstmal eine Bindung aufbauen müssen und solange keine Übernachtung stattfindet.

Ich finde es für das Kind schön, wenn der Vater Interesse hat. Aber jetzt kommt er natürlich zwischen den Feiertagen, wo du dich nicht beim Jugendamt melden kannst.

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Hallo, also nen Nachmittag und das regelmäßig würde ich auch gut heißen aber von 0 auf 100 gleich ne Übernachtung würde ich persönlich nicht mitmachen
Ich würde tatsächlich erst einer Übernachtung zustimmen wenn ein wöchentlicher oder 2 wöchentlicher regelmäßiger Kontakt läuft

Ich habe in den ersten Jahren asbmein Sohn noch klein war auch geschaut das auf meine Initiative Kontakt zwischen Vater und Sohn gegeben ist aber ohne Übernachtung, das gab es erst später als auch mein Sohn klar sagen konnte das er das auch möchte aber da war er schon ein Schulkind

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Danke dir!

Ja, das sich selbst äußern ist ein guter Indikator.

So ist es auch mit den ersten selbstständigen Playdates gelaufen. Da hieß es irgendwann:"Ich möchte mal mit [Kitafreund xy] nach Hause gehen und dort spielen und dann haben wir Mütter uns kurzgeschlossen, wann es passt.

Bearbeitet von durch den Wind
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Dann würde ich das auch so mit dem Vater machen, höre auf dein Bauchgefühl denn es wird dir schon auch zeigen ob es gut oder weniger gut ist aber wie gesagt solang dein Sohn nicht wirklich regelmäßig beim Vater ist würde ich es nicht machen, ich hätte da auch keine Ruhe und könnte den Abend dann nicht genießen

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Hey,

mein Sohn ist zwar erst 1, aber hier ist eine ähnliche Situation. Obwohl der Vater alle 3, 4 Wochen für eine Stunde zu Besuch kommt, fremdelt mein Sohn ihn extrem an - er kennt ihn halt nicht. Bezüglich Übernachtung oder generell Vater-Sohn-Nachmittage hat mir das JA geraten, dass zunächst eine stabile Bindung vom Kleinen zum Vater erreicht werden soll. Was Übernachtungen betrifft, sagt die österreichische Rechtsprechung als Fausregel: 0-2 Jahre im Beisein der Mutter, 2-4 Jahre einige Stunden ohne Mutter, 4-6 Jahre den ganzen Tag ohne Mutter und ab 6 Jahre Übernachtungen. Wobei immer die Bindung zu beachten ist und auch das Übernachtungsverhalten des Kindes, also ob es überhaupt schon mal auswärts übernachtet hat, bei Großeltern etc.

Ich würde zunächst verlangen, dass er mindestens ein halbes Jahr bis Jahr alle zwei Wochen (spätestens!) Zeit mit dem Kind verbringt. Diese Zeit kann man ja sukzessive steigern, zB zunächst ein paar Stunden am Nachmittag bis hin zu einem ganzen Tag. Erst wenn die Bindung beständig ist, würde ich Übernachtungen zustimmen.

LG

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Danke dir. Die österreichische Variante erscheint mir sehr kindgerecht. So kann ich mir das gut vorstellen.
Laut Gerichtsurteilen, die man im Internet findet, werden in Deutschland schon Kleinstkinder U3 zu Übernachtungen gezwungen.

Und ja, mein Kind hat noch nirgends ohne mich die Nacht verbracht. Ergab sich einfach nicht. Die Großeltern väterlicherseits konnte er gar nicht treffen (mittlerweile nur 3 Mal insgesamt, obwohl sie um die Ecke wohnen). Meine Eltern freuen sich auf Besuch oder kommen auch gern vorbei, ihn allein über Nacht zu nehmen, dafür fühlen sie sich nicht fit genug. Kita-Freundschaften festigen sich jetzt erst so richtig,da ist übernachten auch kein Thema.

Bearbeitet von durch den Wind
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Puh ok, darüber, wie es in D hab ich mich gar nicht so erkundigt, weil es für mich als Österreicherin nicht relevant ist. Es sollte ja immer das Kindeswohl im Vordergrund stehen. Bei uns gibt es schon auch Entscheidungen, bei denen ein 1,5 Jahre altes Kind alleine bei Papa übernachten darf, allerdings eher dann, wenn das Kind zB das erste Jahr mit beiden Elternteilen aufgewachsen ist, weil die Beziehung noch bestand. Dann gibt es natürlich eine gute Vater-Kind-Bindung.

Ich würde ihm wie gesagt obiges vorschlagen. Sollte er den Weg übers Gericht gehen, würde ich es echt darauf ankommen lassen. Kann ja nicht sein, dass ein Kind, das noch nie auswärts geschlafen hat, plötzlich bei jemandem übernachten muss, zu dem es überhaupt keine Bindung hat.

LG

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Was er sich da vorstellt, ist natürlich völliger Quatsch. So lange er keine Bindung zu seinem Kind aufgebaut hat, kann es keine Übernachtung geben.

Ich würde die Nachricht erstmal ganz nüchtern betrachten und da lese ich weder eine Forderung noch ein Machtspiel heraus, vielmehr einen (noch unrealistischen) Wunsch.
Du könntest dich weiter kooperativ verhalten und ihm sagen, dass du es wünschenswert findest, wenn es nach Aufbau einer Bindung auch zu regelmäßigen Übernachtungen kommt. Dann schlägst du vor, dass ihr dazu gemeinsam einen Termin beim Jugendamt macht, um euch beraten zu lassen, wie ein verlässlicher Umgang in Zukunft gestaltet und langsam bis zur Übernachtung gesteigert werden kann.

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Danke dir für deine Antwort und die ganz klaren Worte auf allen Ebenen.

Druck und Machtspiel sehe ich durchaus, vor allem in der eiskalten Formulierung des Vaters: "Ich würde [Name] am [Datum nächste Woche] aus der Kita holen und dann am [Datum Folgetag] in die Kita schaffen.

Ich kenne aus der Vergangenheit vergleichbare Muster. Ein zeitlang läuft es echt nett, aber dann stellt er KV eine nur ihm bedeutsame Forderung und macht so lange Druck, bis der andere nachgibt. Gibt es ein klares Nein, wird das gegenüber aufs bitterste beschimpft. (da kam schon Fick dich, Hure usw. - und der KV ist Ü50, Akademiker, Job mit mittlerer bis höherer Verantwortung).

Ich muss ehrlich sagen,mir geht es vor allem darum, dass da Kind nicht emotional krachen geht. Ich sehe, wie angstbesetzt und selbstzweifelnd ich aus dieser Beziehung herausgegangen bin. Der bisherige Alltag mit Kind hingegen ist stabil, das Kind ist momentan noch ein total ausgeglichener Sonnenschein. Es ist nach langer Eingewöhnung in der Kita gut angekommen, ich kann ohne Sorgen für den Lebensunterhalt arbeiten, das Kind steht in guter Beziehung zu Großeltern, Nachbarn, Freunden und ich brauche jetzt nichts, was diese Stabiltät des Kindes kaputt macht.

Na klar, ich werde mich im Beratung kümmern.

Bearbeitet von durch den Wind
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Ich danke euch erst einmal sehr für die Antworten bislang. Ich lese auch weiterhin mit, werde aber abends erst wieder antworten. Jetzt ist erstmal Familienzeit dran.

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So nun,

ich habe dem KV heute auf seine Nachricht geantwortet, ihm drei Nachmittage nächste Woche zur Auswahl vorgeschlagen, ohne Übernachtung und das Nicht-Übernachten mit der fehlenden Ausgangsbasis begründet.

Seine Antwort gerade eben: Du kannst mich mal.

Ich gehe jetzt selbst ins Bett, lass das Ganze ruhen und kümmere mich, sobald wieder jemand erreichbar ist bzw. schon eher per Mail, um Beratung.

Bearbeitet von durch den Wind
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Das tut mir echt leid für dich und vor allem für dein Kind 😞
Aber gut.. Ich an deiner Stelle würde solche Nachrichten auf jeden Fall behalten, falls du sie mal brauchst.
Es liest sich so als sei der KV ein sehr manipulativer Mensch, dem viel zuzutrauen ist. Zumal er sich ja schonmal das Wechselmodell eingeklagt hat.
Bleib wenn es geht auf jeden Fall mot dem JA in Kontakt und suche dir schon mal einen Anwalt/ eine Anwältin. Wenn du jene nicht brauchst - super! Falls doch bist du vorbereitet und vielleicht gibt es dir etwas Sicherheit.
Schade, dass es ihm scheinbar weniger um das Kind geht als im sein eigenes Ego.

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Screenshots von den Nachrichten nicht vergessen. Ich glaub in WhatsApp kann man sogar die älteren Nachrichten löschen.

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Hast du das alleinige SR und warum zahlt er weniger UH als er müsste?

Edit: ich hab gerade seine bezeichnende Antwort gelesen.

Wahrscheinlich würde ich an Deiner Stelle.gar nichts tun. Es ist ihm ja freigestellt, zum JA zu gehen, wenn er mit Deinen Vorschlägen nicht zufrieden ist.
Das ist vielleicht ein Vollpfosten!

Bearbeitet von Inaktiv
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Nein leider mittlerweile gemeinsames SR.

Er wollte es unbedingt, ähnliches Muster wie jetzt beim Umgang, um etwas zu wollen erst ein bissl net sein und beim "Nein" oder vielmehr "Nein, erst braucht es dazu eine gute Beziehung zum Kind" dann viel Druck und Ärger und ich wusste, dass ich außer "interessiert sich nicht für's Kind" keine weitere ausreichende Begründung für SR-Ablehnung hätte liefern können, insbesondere da er gerade das 50/50 Wechselmodell für die Kinder aus erster Beziehung durchgeboxt hatte und es damals gerade so aussah, als ob wir die Kurve kriegen könnten.

Unterhalt wollte er erst gar nicht ran, ich habe mit Betrag in Höhe von UHV zumindest ein Ergebnis erreichen können, das für eine Weile für Frieden gesorgt hat. Jugendamt hat den tasächlichen Betrag ausgerechnet, den er zahlen müsste, bei Antrag auf Wohngeld in der Elternzeit habe ich auch diesen höheren Betrag angegeben. Mittlerweile bin ich wieder im Job und komme gut über die Runden, kann auch für's Kind noch ansparen und wollte mir daher keine weiteren bösartigen Diskussionen für fehlende 100€ antun. Er hat lange für seine seine älteren Kinder voll gezahlt und ja, ich kann mir vorstellen, dass es (sorry für den Ausdruck) beschissen ist, stets Vollzeit zu arbeiten, aber dann im Selbstbehalt herumzukrebsen.

Aber ja, je mehr ich hier berichte, umso verwunderter bin ich über mich selbst und wundere mich weshalb ich so lange an diesen Mann geglaubt habe.

Bearbeitet von durch den Wind
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Würde ich persönlich nicht zulassen. Würde mich auch wundern woher der Sinneswandel kommt..
Mal ein Nachmittag wäre für mich in Ordnung aber sofort eine Übernachtung Aufkeinenfall

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Hallo ihr Lieben,

nun muss ich noch einmal meine Emotionen runterkühlen und das möglichst abseits vom Kind. Also mehr Ausheulpost als Ratsuche.

Nach der Diskussion vor dem Jahreswechsel hat sich der Vater nun am Mittwoch entschieden, das Angebot doch anzunehmen und sich den Freitag Nachmittag gewählt. Dabei ließ er die Rückbringzeit in einer kryptischen Nachricht offen. Meine Nachfrage blieb unbeantwortet, dabei wollte ich ja auch geklärt wissen, wie lang ich die Zeit für mich selbst nutzen kann (zum Sport oder so). Heute (also am gewählten Tag selbst) habe ich dann letztlich eine Zeit vorgeschlagen, die er so auch akzeptiert hat.

Kind hat sich bei der Übergabe schwer getan, aber dass es einen Nachmittag gut schafft, denke ich eigentlich schon. Generell ist es für das Kind aber gerade schwierig, da es außerdem in seiner Kita durch einen Gebäude- und Gruppenwechsel zum neuen Jahr massive Veränderungen gibt und die neue Situation ihn gerade echt fordert. Er heult schon morgens beim Aufstehen, dabei lief es im letzten halben Jahr im alten Haus echt entspannt 🥹.

Ich habe das Kind also zum Vater gebracht (ergab sich wegetechnisch besser als abholen). Der Vater hat ihm einen Elektronikkasten nachträglich zu Weihnachten geschenkt und die beiden haben wohl gebaut. Soweit, so gut. War bestimmt wirklich cool. Denke schon. Das Kind wollte den Kasten aber gern hierher mitnehmen. Das hat der Vater aber nicht gemacht. Bezeichnend war allerdings die Reaktion auf die Frage des Kindes nach dem Kasten. Kein klare einfache Erklärung, dass der Kasten beim Papa bleiben soll, auch keine Entschuldigung, dass er vergessen wurde. Beides wäre ja nachvollziehbar. Nein, irgendwie war da nur eine völlig undefinierbare Reaktion. Als würde darauf spekuliert, dass der Baukasten nun das Lockmittel wird. Dann gab es eine dicke scheinbar emotionale Umarmung vom Vater ans Kind. In über vier Jahren habe ich sonst immer das Gegenteil gesehen, irgendein flüchtiges Tschüss oder ein Abgang ganz ohne Bescheid zu geben (letzteres in öffentlichen Situationen, beim Dorffest z.B. wo wir beide im Orgateam involviert waren).

Kind ist jedenfalls jetzt ungewöhnlich ningelig und ich bin froh, dass das Wochenende kommt.