Tochter will zur Mutter ziehen

Hallo

Meine Teenie Tochter (12) macht mir das Leben momentan echt nicht leicht.

Am Wochenende vor Weihnachten hab ich mit ihr darüber gesprochen, dass ich eine Frau kennengelernt habe mit der ich mich sehr gut verstehe. Habe ihr auch im gleichen Moment, gesagt dass sie für mich immer das wichtigste sein wird. Nun ja, sie hat das ganze nicht allzu positiv aufgefasst und ist erstmal in ihr Zimmer verschwunden.

Ich hab ihr dann Zeit gegeben das ganze zu verarbeiten und wollte dann nach ihr sehen.
Also bin ich zu ihrem Zimmer, nachdem auch nach mehreren malen anklopfen keine Reaktion kam bin ich rein und seh, dass das Fester offen steht - sie ist abgehauen.

Kurz nachdem hat mich schon ihre Mutter angerufen und gesagt, dass sie eine Nachricht geschrieben hat und am Weg zu ihr ist. (Mit den Öffis ca. 3h) Also nicht so, dass ich sag ja sie geht mal schnell zu ihrer Mama, das ist schon ein ordentlicher Weg.

Wir haben uns dann ausgemacht, dass ich sie Sonntag Abends wieder abholen, weil am Montag Schule war.
Als ich sie dann abholen wollte, wollte sie partout nicht mitkommen, sie will ich mehr bei mir wohnen, weil sie ist mir bald sowieso egal...

Nach ewigen Diskussionen haben wir abgemacht, dass sie bis Freitag mitkommt und dafür die ganzen Ferien bei ihrer Mama ist. Unsere Kommunikation die Woche über hat sich auf das notwendigste beschränkt - sie will nicht mit mir sprechen.

Wir versuchen momentan zusammen eine Lösung zu finden, was aufgrund der Entfernung und anderen Gründen nicht ganz so einfach ist.

Mir geht es hier aber darum, dass ich ehrlicherweise ziemlich verletzt bin. Es geht nicht darum, dass sie zu ihrer Mama ziehen will, das kann ich durchaus nachvollziehen. Aber der Grund warum sie das genau jetzt will macht mich schon ein wenig wütend.

Ich hab die letzten 12 Jahre alles in meinem Leben so gerichtet, damit es uns gut geht. Was ich sehr gerne gemacht habe und mache - nicht falsch verstehen.
Jetzt bin ich einmal so "egoistisch" und denke nur an mich & und sie rennt Wort wörtlich davon.

Ich bin ihr nicht böse, aber ich bin enttäuscht.
Vor allem, dass sie nicht mal mehr mit mir reden möchte.

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Ich denke sie ist jetzt erstmal einfach nur durcheinander und braucht eben auch etwas Zeit. Ich würde daher versuchen ihr auf jeden Fall erstmal keine Vorwürfe zu machen.
Natürlich hast du auch ein Recht an dich zu denken wenn du auch noch 12 Jahre die Zeit nach ihr gerichtet hast. Sie ist vielleicht auch noch nicht so weit ( wird aber vermutlich auch nicht mehr ewig dauern) das sie selbst verliebt ist und du eben auch das gleiche Recht hast.
Ela

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Sei nicht enttäuscht ich verstehe es natürlich aber Kinder/Teenies sind halt kleine egomanen. Im Moment ist sie ja die einzige Frau in deinem Leben und bekommt jetzt Konkurrenz, das passt ihr natürlich nicht aber sie kann ja auch die ganze Dimension dahinter nicht richtig erfassen. Versuch entspannt und mit ihr im Gespräch zu bleiben, sie wird es nach einiger Zeit akzeptieren.
Was mich schon ein bisschen verwundert ist allerdings die Reaktion mit dem abhauen, da würde ich mir etwas sorgen machen. Hat sie sowas schon öfter gemacht?

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Nein, das ist eigentlich ganz untypisch für sie. Sie ist eigentlich überhaupt kein "Problem-Teenie" der wegläuft oder sonst Dinge macht die man nicht möchte.

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Ich kann dir leider nicht helfen, aber so etwas scheint zu Beginn oder in der Pubertät häufiger vorzukommen. Mein Cousin hat damals eine Alleinerziehende mit Kind kennengelernt und geheiratet. Die Tochter hat ihn zwar akzeptiert aber in der Pubertät wollte sie auf einmal zum Vater ziehen. Das hat meinen Cousin und seine Frau auch sehr verletzt, aber Teenager kann man nicht immer verstehen.
Bei euch könnte ich mir vorstellen, dass sich deine Tochter nach ein paar Tagen und Wochen wieder beruhigt und du mit ihr reden kannst. Wie steht deine Ex zum Umzug und zum Verhältnis deiner Tochter zu dir? Ist sie dir wohlgestimmt und kann mit deiner Tochter reden?

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Wie lange wohnt sie denn schon mit dir allein?
Was für ein Modell habt ihr? Wie oft ist sie bei der Mutter?

Ich nehme an, für sie ist eine Welt zusammen gebrochen.

Ich würde mich mit ihr hinsetzen und ihr erklären, dass du immer für sie da bist, aber dass es absolut nicht geht, dass sie wegläuft.

Das mit dem Weglaufen finde ich schon sehr besorgniserregend bei so einer Entfernung....

Sprich mit ihr, erkläre ihr, dass sie doch auch Freunde hat, vielleicht sogar eine beste Freundin und dass du ihr das ja auch gönnst.

Ist zwar nicht ganz dasselbe, aber vielleicht versteht sie es dann auch ein bisschen besser.

Vielleicht hilft es ihr auch, wenn du ihr versicherst, dass die neue Frau (erstmal) nicht bei euch einzieht.

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Wir wohnen schon von Anfang an alleine, ihre Mutter und ich waren nie ein Paar.

Bei ihrer Mutter ist sie gelegentlich, meistens aber nur in den Ferien oder mal am Wochenende.

Bezüglich des weglaufens haben wir mit ihr gesprochen und sie hat versprochen, das nicht nochmal zu machen.
Ich weiß ehrlich nicht sie sich dabei gedacht hat...

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Hey,

würde ihre Mutter denn wollen, dass sie zu ihr zieht? Ich mein von heute auf morgen jeden Tag ein Teenie daheim haben, ist ja auch ne Umstellung.

Ich würde versuchen ihr klar zu machen, dass sich dadurch alles ändert für sie. Also durch deb Umzug nicht deine eventuelle Beziehung. Vielleicht in einem Brief, den kann sie dann lesen, wenn sie soweit ist.

Das du dir eine Beziehung wünscht, finde ich nicht egoistisch. Deine Tochter verhält sich aber leider absolut so.

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Das mit dem Brief, find ich eine gute Idee. Ich befürchte auch, dass sie das Ausmaß was der Umzug für sie bedeuten würde, nicht ganz begreift. Angefangen bei Großeltern väterlicher- und mütterlicherseits, die hier im Ort wohnen, Schulwechsel, Freunde, Hobbys,....

Was ihre Mutter betrifft:
Wir haben darüber (unter 4 Augen) gesprochen und ich habe sie genau das gefragt. Erstmal hat sie gar nicht geantwortet, und dann meinte sie wenn die Tochter es wirklich will, wir sie eine Lösung finden.
Der Wunsch unserer Tochter hat bei ihr auf jeden Fall keine freudensprünge verursacht.

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Sorry, aber oben schreibst du, dass die Tochter eh nur selten bei der Mutter ist und dann will die Mutter ihr eigenes Kind nicht. Auch wenn sie das nicht so gesagt hat, wirkt die Reaktion eher uninteressiert.

Klingt nach einer tollen Mutter.

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Für mich hört es sich so an als hättest du einfach massive Ängste in deiner Tochter ausgelöst. Natürlich nicht absichtlich, jeder hat einen Partner an seiner Seite verdient. Aber ihr habt euch natürlich gut miteinander arrangiert. Jetzt steht ihr Leben Kopf und sie braucht einfach Zeit. Sie wird Sorgen haben, sich vielleicht fragen, ob deine Zeit noch für sie reicht, was sich verändert, ob sie die neue Frau mag und welche Rolle sie in eurem Leben spielen wird. Was ist, wenn sie sie nicht mag? Was ist, wenn plötzlich alles anders ist, sich eure Beziehung verändert?

Das muss ja nicht unbedingt begründet oder auch nur rational sein. Ängste sind Ängste- und für sie ist das ein krasser Einschnitt (vor allem, wenn es nicht erahnen hat können). Und dann kommen da noch die ganzen Pubertäts-/Existenzkrise-Hormone dazu. Sie reagiert natürlich nicht wie eine Erwachsene, und reflektiert auch nicht,dass du dich aufgeopfert hast - das kann sie einfach nicht wissen. Sie ist eben ein Kind, auch mit 12 noch.

Mach dich nicht verrückt, bleib einfach ihr Papa. Sei im Gespräch, zeig ihr, dass du eventuelle Sorgen ernst nimmst und holt euch notfalls auch einfach professionelle Hilfe dazu. Als Eltern muss man den versöhnenden Part einnehmen, damit einem Kinder nicht entgleiten. Das Alter ist da für meine Begriffe egal.


Laienmeinung.

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Hat sie vielleicht im Freundeskreis so etwas mitbekommen: Papa hatte eine neue Freundin und die Tochter war dann egal? Irgendwo muss die Idee ja herkommen.
Vielleicht kannst du ihr mal eine Nachricht schreiben, oder auch einen Zettel an ihre Zimmertür hängen, auf dem steht, dass sie deine Tochter ist und immer bleibe wird und niemand daran etwas ändern kann. Dass sie immer den größten Platz in deinem Herzen haben wird.

Vielleicht muss sie nur erst mal darüber nachdenken.

Bei meinem Bruder (Downsyndrom, konnte daher schlecht ausdrücken, was er so dachte) gab es mal eine Situation, dass er ein paar Tage in ein Wohnheim kommen sollte, während meine Eltern im Krankenhaus waren (nichts Schlimmes, war auch eher Testwohnen aus ihrer Sicht). Er hatte großen Spaß dort, aber als er wiederkam sagte er, er wolle da nie wieder hin. Sie hatten das eigentlich so arrangiert, damit er mal lernte, auch etwas unabhängiger zu werden, falls wirklich mal ein Notfall eintreten sollte.
Am Ende kam heraus, dass von einem seiner Mitarbeiter (geschützte Werkstatt) die Eltern gestorben waren und dieser Mitarbeiter nun im Wohnheim lebte. Und mein Bruder hatte das so verstanden "wenn die Eltern sterben, kommen die Kinder ins Wohnheim, also, wenn ich ins Wohnheim komme, sterben meine Eltern bald". Ja, diese Denkweise war sicher auch teilweise der Behinderung geschuldet.

Aber daraus haben wir gelernt, dass eben manchmal Ängste gar nicht so deutlich artikuliert werden können, gar nicht präsent sind, nur unter der Oberfläche und dass Einflüsse von außen (Freunde etc.) auch unabsichtlich zu Denkweisen führen können, mit denen man gar nicht rechnet, die aber Ängste schüren.

Vielleicht ist das bei deiner Tochter so, wenn sie derart heftig reagiert hat und alleine 3 Stunden mit den Öffis unterwegs war.

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Danke fürs Teilen von deiner Geschichte! Gut, dass es sich für deinen Bruder auch lösen konnte!

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Uff

Du hast jedes Recht nach 12 Jahren eine Beziehung zu haben.

Ich kann deine Tochter etwas verstehen. Sie hat Angst. Neues, unbekanntes. Sie hat schon eine Mutter, die anscheinend nur gelegentlich ihre Mutter-Rolle übernimmt. Und jetzt noch Papa? Kannst du das nachvollziehen?

Ihre Mutter soll ihr den Alltag zeigen wie es bei ihr wäre. Nicht die Wochenend-Mama, sondern die Alltag-Mama deren Leben nie nach einem Kind ausgerichtet war. Dort wo ein Kind erstmal 2. Geige ist.

Nimm‘ sie ernst. Lass ihr Zeit. Wenn sie bei dir ist, achte erstmal darauf das sie sich in keinsterweise als 2. Geige fühlt.

Was sagt deine neue Partnerin dazu? Für sie wird es auch nicht leicht

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Es wurde ja schon viel geschrieben über die Denkweise von Teenies.
Vielleicht kannst du ihr ja nochmal besonders deutlich machen, wie wichtig sie für dich ist wenn sie wieder zu dir kommt? Willkommen-Schild an die Tür, Lieblingsessen, an den Spiegel ein "xy, ich hab dich ganz doll lieb",..
Natürlich ist Papa so peinlich. Aber tief drinnen fühlt sich die Prinzessin in ihr auch geehrt.