Preis ist plötzlich so hoch

Ich weiß nicht so recht, worauf ich hinaus will, aber es muss einfach mal raus.

Ich bin seit 2,5 Jahren alleinerziehend. Zwei Mädels, 7 und 4 Jahre, Haus, Garten, Katzen, Residenzmodell, Teilzeit-Job. Wir haben uns gut eingefunden - es ist viel, aber es läuft und ich war wirklich zufrieden so, glücklich. Und trotzdem fällt das gerade alles in sich zusammen.

Es gibt da diesen Mann, von dem ich schon jahrelang geträumt habe, der schon jahrelang eine unglaubliche Anziehung auf mich ausgeübt hat und umgekehrt genauso. Da war nie etwas, ich habe es nicht im Ansatz zugelassen. Nun ist da etwas und mit einem mal wird mir klar, was ich in der langjährigen Beziehung mit dem Vater der Kinder so unglaublich vermisst habe. Aber es ist kompliziert, unsere Lebensmodelle völlig unterschiedlich. Selbst ohne Kinder würden wir niemals ein gemeinsames Leben führen, die körperliche Anziehung ist aber immens und das ist völlig ok so. Unheimlich zu schaffen macht mir, dass ich so unglaublich unflexibel bin. Ihn hierhin einladen, wenn die Kinder schlafen, ist für mich (zumindest noch) absolut undenkbar.

Gleichzeitig wurde ich auf der Arbeit von meinem Chef wegen einer Führungsposition angesprochen. Ich könnte sie haben, wenn ich auf Vollzeit gehe. Ich habe abgelehnt und ich weiß auch, dass das die richtige Entscheidung war. Alles andere wäre unverantwortlich den Kindern und mir selbst gegenüber gewesen. Ich habe keine Familie in der Nähe, Wechselmodell ist undenkbar und ich möchte auch nicht, dass die Kinder vom Babysitter/Au Pair großgezogen werden. Ich möchte auch gar nichts an unserem aktuellen Leben ändern, aber trotzdem tut mir diese vertane Chance einfach nur verdammt weh.

Kennt ihr das? Ich weiß, dass ich das richtige tue und dass das mein/unser Weg ist, den ich gehe. Und trotzdem ist es gerade so unglaublich hart. Und plötzlich merke ich, wie hoch der Preis des Alleinerziehend sein ist, wie viele Einschränkungen es mit sich bringt.

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Hallo,

ich kann das definitiv nachvollziehen.
Meine Jungs sind gleich alt und ich bin jetzt seit 3 Jahren allein.

Wir haben seit Sommer letzten Jahren keinen Kontakt zu Vater mehr.
Vorher hatte er sie wenigstens noch stundenweise geholt. Meine Familie hilft zwar, aber die Großeltern arbeiten selber noch, meine Geschwister selber Familie.
Unter dieses Bedingungen jemanden kennenzulernen? Keine Ahnung wie.
Fast schlimmer ist noch die fehlende Me-Time, und dass ich abends keinen Babysitter habe, ich habe als keine Möglichkeit abends mal raus zu kommen.

Job?
Ich dümble auch auf meinem Teilzeitjob herum. Bekomme Wohngeld dazu.
Habe mir auch schon öfter überlegt auf Vollzeit umzustellen, aber vor allem meinem Großen hat der Kontaktabbruch des Vaters sehr zu schaffen gemacht. Momentan will ich ihm nicht noch mehr Veränderung zumuten.


Jetzt kommt das aber:
Wenn ich mir denke, wie es vor der Trennung war und wie es jetzt ist.. Ich habe es richtig gemacht. Und das gibt mir jeden Tag die Kraft weiter zu machen.

LG

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Fühl Dich gedrückt. Ich kenne es nur zu gut. Seit fast Anfang an allein, Exmann lebt im Ausland, keinen Kontakt mehr.
Ich habe "nur" ein Kind, sie ist jetzt Teenie, einen Partner hatte ich nie.

Nun, meine Wünsche bleiben auf der Strecke, Fokus war dass es meiner Maus trotz der Umstände gut geht.
Ich kenne auch solche Zeiten und Momente wo man erschöpft ist, Sorgen hat, und niemand der einem zur Seite steht.

Aber weisst Du was, es hat sie sowas von gelohnt, unsere Familie besteht zwar nur aus 2 Personen aber wir haben es gut zusammen, das tröstet mich wieder über vieles hinweg.

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Hallo, ich war 14 Jahre mit meinem Sohn, von Anfang an alleinerziehend, allein. Ich habe mir zwar einen Partner gewünscht aber neben meinem Sohn, Studium und Teilzeit-Job war es nicht möglich. Erst als mein Sohn fast 15 war habe ich mich wieder auf Partnersuche begeben. Und ja, heute, 4 Jahre später, bin ich mit meinem Mann glücklich verheiratet, mein Michael wird bald 19 und heute arbeite ich wieder Vollzeit. Ich will nur sagen, dass es wirklich nicht immer einfach war. Aber ich bin froh, dass ich die Zeit mit meinem Sohnemann hatte und meine Geduld hat sich ausgezahlt. Alles Gute.

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Hallo,
Ich war auch lange alleinerziehend, ich kenne das Gefühl.
Du musst dir auch nicht selber alles versagen. Du kannst dich doch auf eine Affäre einlassen mit dem Mann, der dich so anzieht, und es muss ja nichts Ernstes daraus werden. Es würde dir guttun und eine glückliche Mama ist auch für deine Kinder schöner als eine Mama, die das Gefühl hat, einen zu hohen Preis zu bezahlen.
Was das Berufliche angeht: Im Moment war es sicher besser, auf die Beförderung zu verzichten. Aber wenn deine Kinder älter und selbstständiger sind, vielleicht ergibt sich dann ja nochmals eine Chance für dich?
Alles Gute noch!
Nike

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Ich bin alleinerziehend, seit mein kleineres leibliches Kind ein Jahr alt ist. Es ist jetzt 21. und rückblickend würde ich sagen - ich hätte auch weniger oft verzichten und mehr auf mich gucken müssen. Und, glaube ich, auch können, ohne dass es den Kindern geschadet hätte.

Ich würde dir ans Herz legen, für dich zu gucken, ob du vielleicht manchmal übertrieben pflichtbewusst handelst. Plötzlich sind sie nämlich groß und wenn man Pech hat, hat man versäumt, genug für sich selbst aus seinem eigenen Leben mitzunehmen und sitzt unglücklich mit verpasster Jobchance (oder was einem halt wirklich wichtig gewesen wäre) mit seinem leeren Nest da. Idealerweise fühlen sich die Kinder nämlich nicht verpflichtet, einen lebenslang zu brauchen.