Wenn sich die Kids streiten (gerne auch Jazzbassist)

Guten Morgen

Ich habe zwei Jungs im Alter von 4 und 2 Jahren! Die Beiden verstehen sich ganz toll miteinander. Natürlich gibts aber auch zwischen ihnen immer wieder mal den üblichen Geschwisterstreit. Und genau da bin ich manchmal etwas ratlos, bzw. weiss ich nicht genau, wie ich richtig reagieren/handeln soll...

Beispiel:

Die Jungs spielen schön miteinander und plötzlich artet es aus, weil der eine dem anderen den mit Liebe und Geduld gebauten Turm zerstört. Oder ein schon längst vergessenes, langweiliges Spielzeug wird zum absoluten Renner ernannt, nur weil gerade der Bruder damit spielt....

Anderes klassisches Beispiel:

Völlig überstellig und überdreht turnen, rennen und blödeln sie in der Wohnung rum und haben einen Mordsspass dabei... Bis (wie es so schön heisst) einer weint #augen

Wie reagiere ich denn in solchen Augenblicken angemessen??
Ich versuche meistens, den Streit ohne Schimpfen zu schlichten. Erkläre, dass dies oder jenes nicht lieb ist und man das selber auch nicht gerne hat. Was man selber nicht mag, soll man anderen nicht antun! Ich ergreife keine Partei, wenn ich nicht gesehen habe, wer wie angefangen hat.

Wird um ein Spielzeug gestritten, kriegts derjenige, der zuerst damit gespielt hat. Mit der Ansage, sollte es wieder Streit darum geben, nehm ich es weg.

Nur hab ich manchmal nicht das Gefühl, dass meine Worte fruchten, denn 10 min. später schreit schon wieder einer. Ziemlich nervig kann es werden, wenn sie müde sind #schock

Ansonsten darf ich schon sagen (ohne mir einen Lobkranz zu binden), dass meine Jungs gut und artig erzogen sind und wir ein harmonisches Familienleben haben #verliebt

LG und Danke
local

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Wenn sich Geschwister streiten, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass im Familiären Umfeld alles bestens läuft. Weil kids so alles erproben, testen und versuchen können, was Sie als Mutter Ihren Kindern nicht bieten können: Streit, gemein sein, provozieren, Gewalt, sauer sein, traurig sein, ungerecht zu handeln, eifersüchtig sein und alles jeweils als Rolle des Täters und auch mal als Rolle des Opfers und was noch viel wichtiger ist: Unter gleichberechtigten. Das schönste ist natürlich, sich wieder zu versöhnen, nur um 10 Minuten später wieder anfangen zu können.

Ich habe jeden Tag mit meinem älteren Bruder genossen, auch wenn unsere Eltern so oft das Gefühl hatten: "Die können doch jetzt nicht schon wieder aufeinander losgehen". Ich kann Ihnen aber versichern, dass sich so zwei Kleinkinder, die noch so wenig über Gesellschaft, soziale Interaktion und die Welt wissen, völlig unbewusst zu zwei unheimlich starken Persönlichkeiten entwickeln werden, die es im Leben sehr weit bringen können.

Wenn Sie also nicht das Gefühl haben, dass es immer der Gleiche ist, der anfängt oder ein Geschwisterkind das andere unterdrückt (auch weil es stärker ist), würde ich das ganz entspannd weiterlaufen lassen und nur einschreiten, wenn die beiden sich unverhältnismäßig wehtun, ein Streitschlichter gewünscht (oder benötigt) wird, ein Schiedsrichter gebraucht wird und hauptsächlich als eine tröstende Schulter, um sich ausweinen zu können.

Grundsätzliche sehr schöne Tipps und Hinweise sowie sinnvolle Erklärungen finden Sie hier auf Urbia in einem Aritkel mit Titel: "Wenn's im Kinderzimmer kracht" (http://www.urbia.de/topics/article/?id=9160&c=0). Da steht unheimlich viel wahres drin, was ich als Geschwisterkind und auch bei den beiden Töchtern meines Bruders auch selbst wahrnehmen konnte.

Wenn sich Ihre Beiden gerne streite (körperlich i.S.v. Raufen) und Sie das Gefühl haben, dass das hauptsächlich ein ständiges Kräftemessen ist, was beide Kinder auch wollen (es ist völlig natürlich, dass dabei ein Kind auch mal aua macht und weint und dann etwas aufgebrachter ist), können Sie den Beiden auch einen Raufraum einrichten. Meine Eltern hatten damals einen kleinen Kellerraum ausgemistet, Ihren Kids übriggebliebene Eimer Farbe in die Hand gedrückt, dort ein bisschen rumsauen lassen, danach den Raum anständig gestrichen, ein paar weiche Turnmatten auf den Boden gelegt und auch die Wände leicht abgesichert und uns so einen "sicheren" Raum geschaffen, wo wir immer, wenn wir wollten, einfach mal Jungs sein konnten. Unsere Mutter hatte dann meistens im Keller gebügelt, damit sie immer einen Blick auf uns werfen konnte und wir dort nicht unbeaufsichtigt waren. Ansonsten hatte Sie uns dort in diesem sicheren Raum aber fast alles durchgehen lassen; ich denke, gerade Geschwisterkinder spüren instinktiv, wann sie aufhören müssen. Wir haben uns oft wehgetan und auch mal geweint, aber uns nie wirklich verletzt und uns immer binnen weniger Minuten wieder versöhnt. Danach wurden zumindest diese körperlichen Kräftemessen in gefährlicheren Umgebungen (wo Möbel und sonstige harte Kanten im Weg sind oder auch mal ein Spielzeugauto auf dem Boden liegen kann) spürrbar weniger.

Als wir in der Elementary school (Grundschule) kamen, hatte unsere Mutter mit uns einen schriftlichen Streitvertrag aufgesetzt. Darin haben mein Bruder und ich versprochen, dass wir uns nur noch zu einer festen Uhrzeit streiten und wenn wir uns außerhalb dieser Uhrzeit streiten, haben wir unserer Mami erlaubt, uns als Strafe für eine halbe Stunde ins Bett zu stecken. Und das es uns völlig egal ist, wer von uns beiden mit diesem Streit angefangen hat, weil wir ja schon beide große Schulkinder sind und jeden Streit friedlich lösen können. Das hält natürlich kein Geschwisterpaar auf, denn ich denke, dass Streit dort das natürlichste auf der Welt ist und erst mit dem Alter und der Reife kommt. Wir haben den Vertrag als Kinder auch nie verstanden, weil wir kaum etwas geändert hatten aber trotzdem nur 3 oder 4 mal unsere Konsequenz (Mittags für eine halbe Stunde ins Bett zu müssen) ausbaden mussten. Mittlerweile kenne ich den wahren Hintergrund: Es war einfach nur eine Option für unsere Mutter, wenn es ihr einfach mal zuviel wurde und sie ein paar Minuten Ruhe für sich brauchte.

Ansonsten erreichen Sie Ihre Kinder natürlich ausschließlich mit viel viel Reden und ihrer mütterlicher Wärme. Die goldene Maxime "Was du nicht willst, was man dir antut, dass füg auch niemand anderem zu" ist das einzgie, was Kinder hier brauchen, um zu lernen. Und vielleicht mal eine Mami, die das urplötzlich neue Lieblingsspielzeug einfach mal wegnimmt. Denn, wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Auch das ist eine Lebensweisheit, die Kinder begreifen können.

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Wow, das haben Sie ja schön geschrieben!!! So hab ich das nämlich noch gar nie betrachtet...

Und (glücklicherweise) ist es nicht immer der Gleiche, der den Streit beginnt. Der Raufraum ist eine ganz tolle Idee, welche ich im Hinterkopf behalten werde. Denn im Moment glaube ich, dass sowas (noch) nicht nötig ist! Es geht nämlich selten um Kräftemessen #schwitz

Vielen Dank für Ihre Antwort, ich sehe, dass ich es wohl doch richtig mache (obwohl mir manchmal der Kopf raucht)!!

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Das mit dem Vertrag werd ich mir sicher zu herzen nehmen, denn es gibt Momente da weiss ich nicht wie es weiter geht!! Habt ihr Vertragsverstoss nicht rebelliert? Denn das ist bei uns auch ein Riesen Thema. Wenn es um die Konsequenz geht gibt es immer Einwaende und zwar laute!!
Kopfschuettelnder Gruesse#schein
Chrysalaki und Ihre 4rer Bande....

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Hallo,
also ich hab zwar keine Jungs, aber meine Mädels (gleicher Altersabstand) haben sich auch mehr als genügend gezofft.
Ganz normal, Kinder müssen die richtige Streitkultur ja erst lernen.
Gerade wenn sie noch kleiner sind, neigen sie ja dazu, handgreiflich zu werden, weil sie sich noch nicht anders erwehren können. Besonders jüngere Geschwister gegen das ältere Kind.

Ich hab mit folgenden Methoden ganz gute Erfolge gehabt:
Bei solchen klassischen Beispielen, wie du sie ja schon genannt hast, versuche ich es so zu lenken, das sie nicht MIR erklären was der andere "Schlimmes" gemacht hat, sondern es dem Geschwister selbst sagen sollen, was sie davon halten, was sie ärgert und auch, wie sie sich dabei fühlen....
Nehmen wir mal das Bsp. mit dem Turm... statt das die Mama den "Schuldigen" bittet zu erklären, warum er das denn gemacht hat, einfach das andere Kind auffordern den Bruder/Schwester selbst danach zu fragen. Und ebenso sollten dann die Erklärungen des Beschuldigten nicht an die Mama gerichtet sein, sondern an das Geschwisterkind. Die Mutter ist also nur dabei um das "Klärungsgespräch" der beiden etwas zu führen und zu unterstützen.
Wenn eines meiner Kinder also zu mir kam, um sich über das andere zu beschweren, habe ich es jedesmal direkt aufgefordert, dies doch gleich selbst der Schwester mitzuteilen (statt mir) und in diesem Zusammenhang natürlich auch zu sagen wie es sich dabei gefühlt hat usw.
Natürlich war ich dann dabei und hab vielleicht auch ein paar Anmerkungen dazu gegeben, aber in erster Linie sollten die Kinder MITEINANDER reden. Auch um selbst eine Lösung für das Problem zu finden.
Wenn dies nicht möglich war, weil die Situation bereits eskaliert ist oder die Kinder eh schon völlig überdreht waren, hab ich sie gebeten bzw. veranlasst, sich doch erstmal aus dem Weg zu gehen, bis sie sich beruhigt haben und ein normales Gespräch möglich ist.
Jede sollte dann möglichst im eigenen Zimmer spielen, oder wenigsten in einem jeweils anderen.
(Meine Große verbarrikadiert sich sowieso immer in ihrem Zimmer, wenn sie schmollt, und die Kleine klebt mir eher an den Fersen und bleibt bei mir in der Küche bspw.)

Aber es gab natürlich auch Momente, wo mich so ganz arg das Gefühl beschlich, meine Mädels streiten sich nur deshalb, um die Mama zwangsweise doch zum Schiedsrichter zu machen. Da hab ich auch mal, ehrlich gesagt, so ganz ohne nachzudenken, aus dem Bauch heraus gehandelt, die beiden in ein Zimmer zusammen gesperrt (nicht zugeschlossen!!!) und zu den Kampfhennen gesagt, sie mögen sich doch bitte HIER die Augen auskratzen, wenn sie es den unbedingt wollen, aber ich ließe mich nicht zum Kampfrichter degradieren.
Ich hab dann heimlich an der geschlossenen Tür gelauscht und war doch etwas überrascht, als nach einem langen Moment absoluter Stille, dann die Kleine zur Großen sagte: Wolln wir uns nich lieber wieder vertragen?#ole

Streiten tun sich meine Mädels (inzwischen 7u.9) natürlich immer noch, also ab und zu, was ich auch ganz normal finde. Aber meistens können sie es nun selbst relativ friedlich klären.:-D

Hoffe, ich konnte dir etwas helfen
LG
cornichon

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Vielen lieben Dank für deine Antwort!!

Wenn einer meiner Jungs weinend zu mir kommt und jammert, der andere hätte gehauen oder dergleichen, dann sag ich auch immer: "Das musst du nicht mir sagen, sondern deinem Bruder! Sag ihm, dass du das nicht magst und dir das weh tut, er soll bitte aufhören."

Klappt eigentlich ganz gut, nur wie gesagt, 10 min. später donnerts wieder #aerger Aber wie Jazzbassist meint, ist auch das normal ;-)

Tut gut zu hören, dass ich es doch ganz richtig mache! Es gibt manchmal Tage, wo ich nämlich echt ins Grübeln komme, ob ich wohl was verkehrt mache?!

Vielen Dank
local

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Hallo local,

als ich deinen Beitrag gelesen habe musste ich schmunzeln und hab gedacht der könnte echt von mir sein :-D.

Ich habe auch 2 Jungs, gleicher Altersunterschied nur das die beiden im Winter 6 und 4 Jahre alt werden.

Ich denke das ist alles ganz normal, mal zoffen sie sich, 5 Minuten später lieben sie sich wieder. Ich versuche auch immer die Streitereien vernünftig zu schlichten und ihnen zu erklären wann was falsch und richtig (in meinen augen #schwitz) war.

Alles in allem denke ich das das ganz gut klappt, an manchen Tagen muss man dann doch mal etwas mehr durchgreifen und sie eine Weile trennen, aber das kommt sehr selten vor, und dank 2 Kinderzimmern spielen sich ab und an auch von sich aus alleine. Vor allem der große der dann ankommt und meint Mama der Fabi nervt mich, ich will meine Ruhe haben #schein und das mit knapp 6 Jahren#rofl mal sehen wo das noch hinführt.

lg
Melli mit 2 Rabauken

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Danke auch dir für die Antwort!!

Wenn ich die Antworten so durchlese, scheint es, als ob ich es nicht ganz so verkehrt mache #schwitz

War mir in letzter Zeit einfach etwas unsicher, da ich manchmal echt dachte, ich rede an eine Wand...

lg
local