kind (5) stichelt Freunde - was tun? auch @jazzbassist

Hallo,

vielleicht kann mir jemand von Euch einen guten Rat geben, wie ich meinem Sohn (5) weiterhelfen kann. Bereits seit letztem Jahr, sagt mir die Betreuerin im Kiga, dass mein Sohn gerne seine Freunde im Kiga, egal ob klein oder gleichaltrig, necken tut, bzw. herumstichelt, eventl. an Jacke ziehen, oder leichtes schubsen etc.
Die Betreuerin sagte mir, dass es nicht so gut ist, da er sich so selbst langsam von der Gruppe ausgrenzen würde. Die Kinder möchten dann ihm nicht mehr die Hand geben, wenn sie nach draussen spatzieren gehen, sie vermeiden ihm beim Spielen. Etc. Also es gib Kinder, die auf meines Sohnes Taten, selbst aktiv werden und sich wehren, andere hingegen die nicht so reagieren, ihn aber dann meiden. Er grenzt sich somit ab. Das passiert nun auch im laufenden Kiga-Jahr. Sie sagte zu mir, dass ich da vielleicht mit ihm reden könnte, da er sich sonst vieles vermassle. Z.B. wenn er nächstes Jahr in die Schule kommt, und weiterhin so macht, da grenzt er sich aus.
Tipps aber, wie ich mit ihm reden sollte, habe ich aber nicht erhalten. Nun, ich habe versucht so ihm die Sache klar zu machen, aber ich glaube es fruchtet immer noch nicht.

Was ich aber aus meinen Erfahrungen sicher weiss, und zwar von den Ereignissen auf dem Spielplatz ist die folgende Tatsache:
Er, also mein Sohn wird fast jedesmal von den anderen (Gleichaltrigen) Freunden geneckt. Sie nehmen ihm seine Kappe weg, und geben sie ihm diese nicht mehr so gleich oder andere Neckereien, dass er dann oft zu mir dann weinend kommt. (Ich halte mich da meistens raus, es sei denn es wird mir zu gefährlich)
Wenn ich nun die Tatsachen auch auf dem Spielplatz sehe, und die Geschichten die mir dann von der Betreuerin so erzählt werden, dann kenne ich mich einfach nicht mehr aus.
Letzten Freitag kam er schließlich mit einer riesen Beule vom KiGa nach Hause, da ihm ein anderer (gleichaltriger) Junge ihm einen Stein auf den Hinterkopf warf. Ganz unschuldig war da mein Sohn sicher auch nicht, da er zuerst kleine Steine dem anderen Kind zugeworfen hatte, da dieser ihn mit Erde beschmeissen wollte. Ich entschuldige da mit gar keiner Weise, die Tata meines Sohnes
Was soll ich bloß mit ihm machen bzw. versuchen zu erklären???

Danke
lg Ganda

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Kinder können untereinander sehr grausam zueinander sein. Ihr Sohn scheint sich in der Nahrungskette der frei herumlaufenden 5-Jährigen ziemlich im Mittelfeld zu sehen. Je nach Selbstbewusstsein und Persönlichkeit kann dieses Mittelfeld dazu neigen, die gelegentlichen Erfahrungen, die sie von den "gemeineren" mitbekommen, in abgeänderter Form an die "schwächeren" weiterzugeben. Die Motivgründe sind hier oftmals ziemlich tiefgründig. Frust ablassen (schließlich ist man zu ihm ja auch mal gemein), Normalität (die Stärkeren tun mir das ja auch an, also scheint es wohl normal zu sein) aber auch Planung (der will eh nicht mit mir befreundet sein, also kann ich auch gemein zu ihm sein) und selbst Langeweile. Wenn so eine Rangordnung in größeren Gruppen herrscht (i.d.R. erst ab der weiterführenden Schule) handelt das Mittelfeld auch oft aus reinem Selbstschutz. Bevor ich also negativ auffalle und selbst das Opfer der Stärkeren werde, beteilige ich mich lieber daran, die Schwächeren zu ärgern. Im Regelfall wissen aber alle Beteiligten, dass Ihr Handeln grundsätzlich falsch ist. Das Problem ist hier im Regelfall das fehlende Selbstbewusstsein.

Darum würde ich dort ganz einfach ansetzen. Am meisten Selbstbewusstsein erlangen Kinder, wenn Sie etwas können, was andere Kinder nicht können. Es wird bei so fast jeder Sportart die Möglichkeit geben, dass sie auch schon ein 5-Jähriger ausüben kann. Sie können Ihren Sohn hier am besten einschätzen, denn sein Spielverhalten ist ein Indikator dafür, welche Sportarten er lieben wird. Kinder, die eher Ehrgeizig sind, mögen eigentlich Sportarten mit 1 gegen 1 Situationen. Kinder, die lieber in großen Gruppen spielen und sich gerne auch mal etwas zurückhalten (auch vorsichtiger sind) mögen lieber Mannschaftssportarten. Rennt und tobt er z.B. gerne rum (liebt also schnelle Spiele/Bewegungen) sollte es natürlich eine schnelle Sportart sein. So etwas wie Eishockey als Mannschaftssportart oder Fechten als Einzelsportart. Liebt er eher ein Kräftemessen, eignen sich als Mannschaftssportarten Football/Ruby oder als Einzelsportarten sämtliche Kampfsportarten, die eher auf den Wettkampf zielen (Judo, Westring, Jui jutsu etc.). Selbstverteidigungssportarten wie Tae-Kwon-Do können auch das Selbstbewusstsein stärken. Falls Ihnen nichts einfällt, versuchen Sie einfach mal so genau wie irgendwie möglich das Spielverhalten Ihres Sohnes zu beschreiben. Wenn er schon mit Videospielen spielen darf, können Sie sich auch da inspirieren lassen. Grundsätzlich können Sie davon ausgehen, dass, je ausgefallener (und ungewöhnlicher) die Sportart ist, des so mehr Selbstbewusstsein kann er dabei gewinnen. Je mehr Selbstbewusstsein ein Kind erlang, des so seltener wird es selbst Opfer von anderen Kindern und persönlichkeitsbedingt auch seltener Täter.

Reden klappt immer am besten, wenn man die Kleinen ins Bett bringt und ganz lange mit denen kuschelt und schmust. Solange Sie ihm keine Vorwürfe machen, wird er sich sicher und geborgen fühlen und daher am besten zuhören. Sie sollten ihm keine Predigt halten, sondern ihn sprechen lassen. Fragen Sie ihn, wie er sich fühlt, wenn er von den anderen Kids auf dem Spielplatz getriezt wird. Je nachdem, wie gut sich die Kleinen schon artikulieren können, kriegen die das oftmals ziemlich gut hin. Ansonsten können Sie ihm natürlich ein wenig nachhelfen, wenn er die passenden Worte nicht findet. Bieten Sie ihm diese Worte aber nur an und legen Sie sie ihm nicht in den Mund. Dann können Sie ihm natürlich auch mal fragen, wie sich wohl die anderen Kids fühlen, wenn er so etwas mal bei ihnen macht.

Es gibt im übrigen sehr moralische Geschichten für Kinder zu solchen Themen. Die Buchhandlung ihres Vertrauens wird Ihnen hier gerne weiterhelfen. Die können nämlich bei Libri, KNV und Co. bibliographieren, wenn die es selbst nicht wissen :-p Auch sollten Sie ihm natürlich beibringen, wie er sich gegen „ärgernde“ Kinder richtig wehren kann. Das wird bei einem 5-Jährigen am besten mit Rollenspielen funktionieren. Kaufen Sie in der Stadt einfach ein kinderähnliches Stofftier wie Elmo (http://images.google.com/images?q=Elmo). Elmo darf nämlich alles machen, was die Mama nicht machen darf. Elmo darf Ihren Sohn abends ärgern, provozieren, Pupsgesicht nennen und jede Gemeinheit aushecken, die auch ein 5-Jähriger im Sandkasten drauf hat. Elmo darf sogar das Lieblingsspielzeug Ihres Sohnes stibitzen. In so einem Rollenspiel (auch hier am besten Abends, wenn Sie ihn ins Bett gebracht haben) können Sie ihrem Kleinen am besten beibringen, wie er sich verhalten kann. Elmo sollte sich natürlich jeden Abend anders verhalten. Mal sollte bei klaren Worten: „Hör bitte auf, mich zu ärgern“ auch wirklich aufhören, mal sollte er weitermachen etc.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute!

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Guten Abend,

vielen Dank für die einleuchtende Antwort auf mein Problem. Das über Sport, darüber wäre ich selbst nie draufgekommen. Werde mal in nächster Zeit mein Sohn beobachten und versuchen irgendwie herauszufiltern, was für eine Sportart für ihm am Besten wäre.

Das am Abend zusammen kuscheln, und eventuell ohne Schimpfen oder auch Bewerten von Sachen, welche im laufe des Tages passiert sind, haben wir bereits in unserem täglichen Ritual eingebaut. Habe auch gute Erfahrungen damit gemacht.

Was mir bei meinem Sohn in letzer Zeit so vorkommt, ist ,dass er sich mit dem Jungen, von dem er jetzt öfters mal was abbekommen hat, oft mit ihm spielt, und auch öfters zusammen mit ihm STRAFE hat aushalten müssen, da er zusammen mit ihm : entweder laut war, oder gestört hat etc. (immer im Kiga)
Ich hätte es da lieber, dass er mal den Junge vermeiden würde, aber ich glaube, da bleibe ich als Mutter auf meinem Wunsch nur sitzen, da mein Sohn trotzallem, diesen Freund auch irgendwie toll findet.

Danke nochmals für die guten Tipps
lg
Ganda

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Manchmal entwickeln sich Freundschaften auf ganz seltsame Art und Weise. Oftmals sind es dann diese seltsamen Umstände, die für beide Kinder eine Bereicherung sein können. Mein Sohn hat seinen besten Freund kennengelernt, weil der ihm auf dem Spielplatz die Lippe blutig geschlagen hat. Die Mutter dieses Jungen und meine Frau hatten dann ein gemeinsames Familientreffen bei denen im Garten arrangiert, mit der Intention: Vielleicht vertragen sich die Kids ja doch noch.

Wir mussten unseren Jungen unter Tränen und Geschrei ins Auto zerren, weil er auf gar keinen Fall da hin wollte. Die beiden Kids saßen im Garten im Sandkasten und haben sich eine gute Viertelstunde regungslos angestarrt und einen Schmollmund gezogen. Irgendwann spielten die dann - erst für sich alleine. Plötzlich spielten die Zusammen. Dann verschwanden die sogar in die Wohnung; vor einer Stunde mussten wir unserem Sohn im Auto noch versprechen, dass wir ihn keine Sekunde alleine mit diesem Jungen lassen. Tja - heute wohnt diese Familie 2 Häuser weiter und die beiden Kids sind die besten, unzertrennlichen Freunde und haben sich zu zwei ganz prächtigen Kindern entwickelt.

Fragen Sie Ihren Sohn doch mal, ob er diesen Jungen nicht mal zu sich nach Hause zum spielen einladen möchte. In der Regel stellt man dann als Elternteil fest, dass das auch nur ein ganz gewöhnlicher 5-Jähriger ist, der in einer gleichsam schrägen Familie aufwächst, wie man sie selbst führt #huepf