Als Vater versagt - Ohrfeige

Heute habe ich als Vater versagt. Ich habe eine großartige, bezaubernde sechseinhalbjährige Tochter die ich im Wechselmodell alle zwei Wochen bei haben darf. Ab und zu ist sie Abends richtig auf Krawall gebürstet und dann in so einer Art "Wutmodus". Das ist zum Glück nicht so oft der Fall aber wenn dann passiert es das die Situation dahingehend eskaliert, dass sie dann anfängt mich zu schlagen. Ich habe ihr nun schon unzählige Male gesagt das sie das nicht machen darf, habe sie festgehalten, oder ihr zugeredet, habe das Zimmer verlassen (hilft nur nicht weil sie dann lachend hinterherläuft) habe sie auch manchmal einfach nur versucht zu umarmen aber trotzdem kam es immer wieder zu solchen Situationen. Heute war wieder so ein Fall wo sie überhaupt nicht schlafen wollte woraufhin ich ihr gesagt habe, dass ich dann eben das Zimmer verlasse und mich nicht mehr auf die Couch setze um zu warten, bis sie eingeschlafen ist. Da sie das nicht sonderlich beeindruckt hat, habe ich dann das Zimmer verlassen woraufhin sie mir erst hinterher kam und dann, als ich sie wieder zurück in ihr Zimmer geschickt habe, anfing die ganze Zeit mit ihrer Taschenlampe zu leuchten. Ich habe ihr das dann verboten, woraufhin sie mich mehrmals ignoriert hat. Ich habe ihr dann die Taschenlampe weggenommen. Da wurde sie noch wütender und hat wieder angefange mich zu hauen. Ich hatte ihr schon so oft gesagt das sie das nicht darf und heute hat es mir dann endgültig gereicht und ich habe ihr eine Backpfeife verpasst. Ich weiß das das völlig falsch und unverzeihlich ist aber in dem Augenblick erschien es mir richtig. Ich habe dann das Zimmer verlassen, bin aber kurze Zeit wieder zu ihr rübergegangen um mich zum einen mit ihr zu vertragen, zum anderen aber vor allem um mich zu entschuldigen. Ich habe ihr versprochen das ich das niemals wieder tun werde, auch wenn sie mich erneut hauen sollte und habe ihr auch gesagt, dass es nicht ihre sondern meine Schuld war. Ich fühle mich jetzt richtig mies. Ich möchte einfach nur ein guter Papa sein und meiner Tochter so viel Liebe mitgeben und zeigen, dass sie später einmal ein glückliches und erfülltes Leben führen kann und dann versage ich auf ganzer Linie.
Hat jemand von euch schon ähnliche Erfahrungen machen müssen? Seid ihr auch schon an euch selbst gescheitert?

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In dem Alter weiß ein Kind normalerweise, dass es nicht wie verrückt um sich schlagen darf und wann ein Nein ein Nein ist. Du hast alles versucht, klappte nicht und dann ist es passiert. Dumm gelaufen, aber Du hast Dich entschuldigt und gut. In den Staub werfen brauchst Du Dich nicht, denn niemand kann von sich behaupten, er sei fehlerlos und ihm mache es Spaß, wenn ein Kind um sich schlägt.
Besprich mit der Mutter des Kindes, wie ihr gegen diese Angewohnheit vorgeht, ihr müsst am gleichen Strick ziehen, sonst wird das nichts. Die kleine Prinzessin muss wissen, dass sie weder bei Mama noch bei Papa hauen darf und dass ein Nein zu akzeptieren ist. Sie kann sich in der Schule auch nicht aufführen wie die Axt im Walde.
Liebevoll erziehen ist die eine Sache - sich auf der Nase herumtanzen lassen die andere.
Zusammen kriegt ihr das aber sicher hin.
LG Moni

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Du klingst nicht, wie ein "schlechter Papa". An deiner Stelle würde ich analysieren, warum sie nicht kooperiert. Sonntag ist ja generll ein doofer Einschlaf-Tag, viele haben Probleme damit.
Sie scheint dich nicht ernst zu nehmen, warum? Gehst du vielleicht manchmal zu sehr auf sie ein, beziehungsweise zeigst du dich nicht als Mensch mit eigenen Bedürfnissen und setzt erst dann deine Grenze, wenn es bereits zu spät ist?

Ich würde der Mutter von dem Vorfall erzählen, auch, dass ihr es besprochen und du dich entschuldigt hast. Sieh es als Warnruf und sei verantwortlich, nicht in dem du unterwürfig, sondern auf Augenhöhe und als Erwachsener reagierst. Das heißt auch, dass du bestimmte Entscheidungen triffst.

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Könnte es sein, dass ihn gestern Abend einfach wieder bewusst geworden ist, dass die schöne Zeit mit dem Papa schon wieder vorbei war (ich hab auch sonntagsabends schlechte Laune, weil das Wochenende vorbei ist; ich schlage dann niemanden, aber ich bin auch nicht sechs;-).)? Würde sie dich lieber häufiger treffen? Macht sie vielleicht Krawall, weil sie darunter leidet, dich so wenig zu sehen?
Wollte sie das Schlafengehen vielleicht rauszögern, um noch mehr Zeit mit dir zu haben?
Oder kann sie irgendwelche anderen Probleme haben, wenn sie so austickt?

Ich habe noch keins meiner Kinder geschlagen, bin aber trotzdem schon einige Male an mir gescheitert und habe Dinge gesagt, die ich lieber nicht gesagt hätte.
Die Hemmschwelle, jemanden, vor allem ein Kind, ins Gesicht zu schlagen, wäre bei mir sehr hoch, das kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, wie das passieren kann. Du musst also schon sehr überfordert gewesen sein, dass das passieren konnte. Du hast sie um Verzeihung gebeten, und sie wird dir das sicher verzeihen.
Aber ich finde vor allem Ursachenforschung nötig, dass sie dich nicht mehr so an deine Grenzen bringen kann.

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Kinder können schwierig sein und uns zum Ausrasten bringen. Dass es nicht richtig ist, deiner Tochter eine Ohrfeige zu geben, weißt du und du bereust es. Wichtig ist, dass du es mit deiner Tochter besprochen hast. Noch wichtiger ist, dass es nie wieder vorkommen darf - sonst hast du das Vertrauen deiner Tochter echt geschädigt.

Das Schlafengehen ist hier auch immer ein mühseliger Akt. Wenn mein Sohn anfängt mich zu hauen, schicke ich ihn, wenn irgendwie möglich in sein Zimmer. Ich bin gerade schwanger und hauen geht mal so gar nicht. Wenn er nicht gehen will, sage ich ihm klipp und klar, dass hier nicht geschlagen wird und verlasse den Raum (wenn möglich mache ich die Tür hinter mir zu). Oft kommt er dann von selbst, manchmal gehe ich auch zu ihm und er sieht schnell ein, dass es falsch war.

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Eines noch: Selbstreflexion ist eines der Dinge, die man tut, wenn man sich viele Gedanken macht. Ich kenne aus meiner Forschung niemanden, der schlecht in seinem Feld ist, wenn er sich selbst so stark reflektieren kann. DU BIST KEIN SCHLECHTER PAPA.

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Wichtig finde ich, dass du umgehend mit der Mutter sprichst.
Sohnemann lebt auch im Wechselmodell und so ein Vorfall wäre für mich ein Grund dieses zu beenden und die Chancen stehen da nicht schlecht.
Aber nur dann, wenn ich das von meinem Sohn hören würde und nicht vom Vater selbst, mit der ganzen Story.

Sohnemann ist 7 und es gab immer wieder Momente in denen ich dachte: das ist ein Moment, wo die deine Mutter damals eine runter gehauen hat. Ich habe mich da noch im Griff.

Mein Tipp: nimm dich raus, wenn es eskaliert. Da man Kinder ja nicht ins Zimmer einsperren soll, hab ich mich eben eingesperrt. Mich in ein Zimmer zurück gezogen, wo er nicht nach kam und ihn vor der Tür austoben lassen.

Zur abendlichen Sache: ist sie denn müde? Ich bin ja seit Geburt den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Zur Zeit will Sohnemann wieder komplett bei mir schlafen. Wir lesen also vor und dann les ich mein Buch und das Kind liegt neben mir. Eine Woche wo bei mir der Fernseher aus bleibt. Eigentlich gar nicht so schlecht.

Der Vater meines Kindes macht das nicht so. Aber der würde sich auch nicht derart provozieren lassen, sondern ignorieren. Lass sie doch mit der Taschenlampe leuchten. Wirklich einfach ignorieren. Denn sich abends hoch zu schaukeln ist sehr ungünstig.
Ich könnte da auch nicht ruhig bleiben, somit haben wir eben völlig unterschiedliche Vorgehensweisen.

Aber zur Schlussfrage: ja auch bin schon an mir gescheitert, bin laut geworden oder habe dämliche Strafandrohungen von mir gegeben. Ich habe das Kind auch schon gepackt und deutlich aus dem Zimmer befördert... ist man nicht stolz drauf.

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Zu Deinem letzten Absatz. Doch, man kann durchaus darauf stolz sein, wenn man seinen Ableger nicht schwungvoll an die Wand getackert sondern nur aus dem Zimmer befördert hat. 😉
JEDES Kind darf durchaus merken, dass bei Mama/Papa das Ende der Fahnenstange erreicht ist und man ab sofort besser vorsichtig ist.
Das hat mir vor 35 Jahren schon meine ganz tolle Tagesmutti mit 5 eigenen Kindern und pädagogischem Studium gesagt.
Niemand verlangt, dass wir nur milde lächelnde, immer perfekt reagierende Puppen sind. Meine Tochter sagte mal grinsend als Erwachsene, dass sie bei mir immer genau wusste, wann sie lieber ihre Zimmertüre schnell von innen schließt 😎😎 ich finde das garnicht so schlecht.....man menschelt eben.
Offener Emotionsausbruch ist um Längen ehrlicher als subtiler Psychoterror oder schweigen, was es leider ja auch gibt.
LG Moni

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Hallo!

Also eine Ohrfeige ins Gesicht ist nicht in Ordnung. Aber na gut, ich bin mir sicher, das Du das schon weisst und Dir darüber Bewusst bist.

Ja, es gibt wirklich hin und wieder schwierige Situationen mit Kindern. Und wir als Eltern sind alle gewiss mal in so eine sehr unangenehme und schmerzhafte Situation gerutscht.

Ich habe 3 Kinder, 2 davon schon größer und bei jedem Kind ist mir soetwas in der Art schon passiert. Und das Gefühl ist einfach schmerzhaft und man fühlt eine große Unmacht, man weiss nicht wie es jetzt dazu kommen konnte, obwohl man das absolut vermeiden möchte.

Ich selbst bin absolut gegen Gewalt und auch gegen Schreien, spreche immer in einem ruhigen Ton mit meinen Kindern. Wenn ich über etwas gesäuert bin, bleibt der Ton auch ruhig, aber eben ernster.

Meine Tochter ist 6 und letztens hat sie mich in einer sehr stressigen Situation absolut nicht ernst genommen. Erst kippte sie ein riesen Glas Milch auf den gesamten Boden inkl. Wand. Wollte sich dafür überhaupt nicht interessieren bw. es wieder beseitigen und wurde auch sehr frech dazu und da habe ich ihr irgendwie urplötzlich auf die Schulter geklapst und sie hat mich sehr komisch angeschaut und ich sagte nur: Ab in dein Zimmer jetzt, sofort. Jetzt reichts vollkommen.

Schon direkt danach kam ich damit absolut nicht klar und empfand das einfach nur als falsch und sah es als Pflicht mich bei ihr zu entschuldigen. Ich habe es nicht direkt gemacht, sondern ca. 5-10 Minuten gewartet.

Es tat mir echt weh, als ich ins Zimmer kam und sie sich sofort enttäuscht umdrehte.
Aber ich habe mich ca. 4-5 Mal nett bei ihr entschuldigt und ihr erklärt, das sie das Gefühl bestimmt auch kennt, wenn man urplötzlich einfach so sauer über etwas wird und sich irgendwie gerade nicht richtig kontrollieren kann und dann etwas macht, was man eigentlichlich gar nicht will oder geplant hat und es dann bereut. Und sie wusste sofort was ich meinte und sagte, ja, stimmt, das kenne ich. (Und ich weiß, das sie es kennt....;-))

Naja. So ist es.

Ich hoffe, Du hast Dich auch bei Deiner Tochter entschuldigt und spreche mit ihr darüber, wie Du gefühlt hast und ob sie das verstehen kann. Verspreche ihr, das soetwas nicht nochmal passieren wird. Du wusstest in dem Moment irgendwie nicht richtig zu handeln.

Du bist kein schlechter Papa, da bin ich mir ziemlich sicher. ;-)

Alles gute!

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Du hast ja genügend entsprechende Antworten bekommen, aber sind wir mal ehrlich: Du hast es im Guten versucht. Nun hat deine Tochter körperlich gemerkt, dass es genug war. Kann vorkommen, ist menschlich, du weißt, dass es nicht richtig war...würde ich abhaken. In so einer Situation kann die Hand mal ausrutschen. Und ich würde mich da auch nicht weiter selbst zerfleischen.

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Deine Tochter verhält sich nicht normal. Ein Papa alle zwei Wochen ist kein Papa. Ich habe auf meinen Vater im Alter von 12, den ich auch nur alle paar Wochen am Wochenende gesehen habe, freiwillig verzichtet, habe ihn nicht vermisst.

In deiner Tochter steckt ganz viel Wut. Meine Meinung. Da muss man nichts schön reden. Das dir die Hand ausgerutscht ist, ist das kleinste Problem. Das passiert auch anderen Eltern.