Ist festhalten schon eine Art von Gewalt?

Hallo,

Ich habe eine Frage an euch. Ich habe einen sehr, sehr willensstarken fast 2 jährigen Sohn und bei ihm ist leider sehr wenig einfach :) aber es ist wie es ist. Er möchte sich nicht die Zähne putzen lassen, genauso möchte er nicht gewickelt werden. Er wendet sich raus, läuft weg und macht sich ein Spiel daraus. Oft macht es mir gar nicht viel aus, da ich dann keinen Zeitdruck habe. Irgendwann bekomme ich ihn dann dazu, dass er es machen lässt. Habe ich es allerdings mal eiliger oder der große fordert zusätzlich und es muss einfach mal laufen, endet es oft für mich dramatisch! Unter großes Geschreie halte ich ihn nach 10 liebevollen Versuchen irgendwann fest, zieh ihn schnell ab, mach die Windel oder Putz schnell die Zähne. Er wehrt sich dann mit allem was er hat und ich muss schon viel Energie aufbringen, den Job zu erledigen. Möchte ihm natürlich keinesfalls weh tun aber er wütet dann sehr. Ich bin danach immer ziemlich aufgebracht innerlich und mir geht es schlecht. Ich mache mir dann wirklich einen Kopf darum, dass es ja schon eine Art Gewalt ist, es passiert ja gegen seinen Willen und ich muss Kraft aufwenden um das ( ja leider nötige) Ziel zu erreichen.
Das gleiche haben wir manchmal im autositz. Er will partout nicht abgeschnallt werden und wehrt sich mit Händen und Füßen und manchmal tut er mir auch wirklich weh dabei. .. kennst das jemand und wie habt ihr das gehandhabt? Anschnallen, Zähne putzen, Windeln machen… da sehe ich auch eigentlich keinen großen Spielraum, es muss ja sein. Kenne das von meinem großen einfach nicht..

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Was erwartest du denn von den Antworten? Wenn jetzt jemand sagt das wäre Gewalt - putzt du dann die Zähne nicht mehr?

Natürlich ist das eine Form von Gewalt, ja. Aber in diesem Fall eben eine notwendige zum Schutz des Kindes.

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Empathisch war wohl gerade vergriffen?

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Im Gegenteil, ich finde den Beitrag kurz, knackig und auf den Punkt gebracht. Sehr zutreffend. Gewisse Dinge sind eben nicht verhandelbar - ich habe heute auch ein Kindergartenkind rigoros festgehalten, weil es mit seinen ü 5 Jahren leider null Straßen- und Verkehrserziehung kennt, nur am Blödeln war und immer absichtlich dicht an den Straßenrand eierte 😤
Was wäre die Alternative? In die Krippe stecken und ausgrenzen?
Was für Alternativen hat die TE? Das Kind ungesichert in den Sitz packen und in Lebensgefahr bringen? Zähne nicht putzen und die Gesundheit gefährden?
Eigentlich erschreckend, dass da überhaupt die FRAGE nach Gewalt aufkommen kann, für mich ist das eigentlich selbstverständlich. Und da darf man m.M.m ruhig auch mal ein bisschen brüsk antworten hier, mangelnde Empathie ist das doch wirklich nicht

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ja, ich halte mein kind gegen seinen willen fest, wenn es auf die straße rennt...
ja, ich bin ganz oft "unkorrekt" zum schutz meines kindes...
ja, oft fühle ich mich scheisse dabei und überfordert, aber ich bin einfach nur ein mensch, der das beste für mein kind will und dazu gehört verantwortung und ja auch "festhalten".
Halte dein kind fest, lass es aber auch über die wurzel fallen und tröste es beim aufstehen.

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Selbst wenn man Festhalten als Gewalt deklariert. Was hilfts? Man kann nicht immer alles aussitzen und abwarten, ob das Kind nicht doch freiwillig die Zahnbürste in die Hand nimmt und selber loslegt.
Was machst du, wenn du ihn z.b. um 7 in der Kita abgeben und weiter zur Arbeit musst?
Nimmst du dir dann nen Tag Urlaub, weil er sich nicht anziehen lässt? #zitter

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Manchmal geht es halt nicht anders.
Wenn das Kind auf die Straße rennt, bleibt einem ja nichts anderes übrig.

Zeitdruck ist ein problematischeres Argument. Wenn das ein häufiges Problem ist, muss grundsätzlich was geändert werden, wenn es ein Ausnahmefall ist, würde ich das Zähneputzen lieber mal ausfallen lassen, als es mit Gewalt zu machen.

Letztendlich bleibt einem als Eltern doch nichts anderes übrig, als sich immer zu fragen, "geht es auch anders, wenn nein, dann muss es halt sein".

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Hör mal mit dem eititei auf wenn du was von deinem Kind willst.

Nimm dein Kind und sag bestimmend. Du bekommst jetzt eine neue Windel Punkt.

Es werden jetzt die Zähne geputzt Punkt.

Was ich meine ist da nicht so viel Gerede zu machen sondern einfach machen.

Wenn ich lese das du ihn 10 mal bittest denkt er lass die Alte nur quatschen.

Autositz kind ins Auto und anschnallen da muss man gar nichts sagen das ist Routine.

Es gibt Dinge im Leben die müssen sein da gibt es keine Kompromisse.

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Kein Mensch macht "eititei"#rofl, wenn "komm, wir machen xy" klappt. Wenn das Kind bei "komm, wir machen jetzt xy" nicht kooperiert, dann ziehst du dem nicht einfach eine Windel an, sondern kämpfst mit einem sich wehrenden Kind.
Dann probieren Eltern, die Gewalt nicht so lustig finden, es halt doch lieber mit "eititei".

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Ich bin nicht der Meinung, dass auf den Tisch hauen immer effektiver ist. Mein Mann ist eher so, dass er „sein Ding durchzieht“, so wie du es beschrieben hast, nach seinen Vorstellungen und seinem Zeitplan. Ich erkläre eher wieso, weshalb, warum, warte auch mal 1.5 Minuten, wenn kurz was zu Ende gespielt werden muss. Bei mir wird deutlich besser gehört/kooperiert, denn manche Kinder machen bei Druck auch einfach zu und bocken dann komplett.

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Ich lasse meine Kinder viel selbst bestimmen und entscheiden. Beziehe sie mit ein und schaue, was sie in diesen Moment brauchen.
Das hört in dem Moment auf, wo es um das körperliche Wohlergehen und die Gesundheit geht. Hier bestimme ICH und nicht das Kind und das entzieht sich auch jeglicher Diskussionsgrundlage. Ein Kind kann die Folgen des ganzen nicht abschätzen, ich schon und das ist auch meine Pflicht.

Und ja, manchmal geht es eben nicht ohne "Gewalt" oder ein lautes, "schluss jetzt!". Da müssen die kleinen Dickköpfe durch und oft reicht eine laute Ansage dann oder es wird auch mal festgehalten und "gezwungen", ob sie wollen oder nicht.
Ich lasse mein Kind ja auch nicht auf die Straße rennen, weil es das eben will 🤷‍♀️

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Was nützt Dir diese Überlegung?
Stell Dir doch nur die Alternative vor, dann brauchst Du nicht mehr fragen.
Also bei nichts mehr festhalten..... 🙄

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Hallo,

es gibt Kinder, die suchen sehr deutlich Grenzen. Und ich finde, das klingt bei Dir ganz deutlich danach...
Er möchte nicht.... 10 mal liebevoll bitten... Ich seh das auch so: das sind Dinge, die MÜSSEN sein. Da gibts keinen Kompromiss. Da würde ich auch nicht lang rumkritteln. Das muss gemacht werden, da bittest Du nicht. Da sagst Du "jetzt ist Zeit für-...." Kannst maximal entscheiden lassen erst anziehen oder erst Zähne aber mehr nicht.

Du kannst positive Motivation noch probieren: Beim Zähneputzen hab ich zB mit den Kids gesungen, das fanden sie gut und haben mitgemacht. Oder habe nebenher eine Geschichte erzählt, die sie mochten.
Als sie größer waren, durften sie eine App testen, die per Kamera aufnahm, wo geputzt wird und sie angeleitet hatte, wo sie noch nicht waren. Das war schon große Motivation.
Beim Autositz gibts zB ein besimmtes Spielzeug wenn er sitzt.
Beim Wickeln Deinen Schlüsselbund oder Geschichte oder Lied oder was anderes das er sonst nie bekommt.

Ansonsten würde ich liebevoll aber sehr klar ihm die Grenzen zeigen.
Alles Gute und viel Erfolg!

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Dazu müsstest du dich ganz simpel mit Semantik und Konnotation beschäftigen. Gewalt hat eine sehr negative Konnotation und hat deswegen grundsätzlich nichts in der Kindererziehung zu suchen. Aber: das was du beschreibst ist keine Gewalt im sprachgebrauchlichem Kontext. Körperlicher Einsatz schon eher. Was manchmal alternativlos ist, weil eben sonst die Zähne vergammeln, das Kind Ausschlag von seinen Exkrementen bekommt oder eben schwer verletzt wird, wenn es unangeschnallt im Auto sitzt und etwas passiert.

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"Alternativlos" stimmt aber halt auch nicht immer. Ohne Zeitdruck lässt er sich ja die Zähne putzen und von einem Ausfall vergammeln Zähne nicht gleich.
Und ob das Kind wirklich Ausschlag bekommt, müsste man ausprobieren. Meiner Erfahrung nach haben die das sehr schnell raus, wie dringend wickeln nötig ist, der mit der empfindlichen Haut hat nie Zirkus gemacht.

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Bei manchen ist es alternativlos. Ich kenne (leider) einen Jungen, der fast keinen Milchzahn mehr hat, weil die Eltern aufgegeben haben. Alle schwarz und abgefault. Ich rede nicht von einem mal. Und es ist nun mal nicht den ganzen Tag Zeit, dass Kind vom putzen und wickeln zu überzeugen. Kinder können etwas, was sie nicht wollen seeeehr lange durchziehen. Die haben noch lange nicht die Einsicht in die Notwendigkeit.

Die Eltern sind dann sowieso immer schuld, egal was sie versuchen und es fruchtet trotzdem nicht. Und dann kommen noch die schlauen Sprüche, "aber du musst, aber versuch es so, aber, aber, aber..." jeder weiß es dann besser und hat noch keinen Rag mit dem Kind verbracht.

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