Kleinkinder anstrengend weil unter Druck?

Ich hab jetzt gerade einen anderen Beitrag gelesen,
in dem eine werdende Mutter fragte, ob es heute normal sei, dass Kinder alle zwei Minuten etwas fordern. Darauf gab es dann sehr viele Antworten, unter anderem ging es darum, dass in der bedürfnisorientierten Erziehung verhätschelt wird, was ich auch teilweise so sehe und erlebt habe. Aber auch darum, dass man natürlich Kleinkinder keineswegs mit Schulkindern gleichstellen kann.
Ich beziehe mich in diesem Posting jetzt mal auf Kleinkinder im Krippe und Kindergartenalter.

Nun schrieb eine Userin, dass die Kinder auch deshalb heute so anstrengend sind, weil sie wenig Zeit mit den Eltern haben. Beispiel: In den 80er Jahren ging der klassische Kindergarten eher ab 4 Jahren los und dann 3 Stunden pro Tag, also bis 11 Uhr. Entsprechend war Mama zuhause und man hatte einen selbst gewählten Tagesablauf. Heute geht der Stress in den meisten Familien im 6.30 los und dann besteht akuter Zeitdruck. Oft hält dieser den ganzen Tag an, in der Kita gibt es wegen der Kitakrise keine altersgerechte Betreuung, da ständiger Personalmangel und Wechsel. Gehirnphysiologisch hat man festgestellt, dass Kleinkinder tatsächlich auf eine - verhältnismäßig - schnelle Reaktion der Bezugsperson angewiesen sind (was bei bedürfnisorientiert teilweise auch übertrieben wird). In den meisten Kitas werden vor allem Krippenkinder teilweise emotional überfordert. Das ist jetzt kein Diss von einer Anti-Kita Mama, meine Tochter war selbst mit 18 Monaten jeden Tag 6 Stunden die Woche in der Kita. Ich seh das halt nicht blauäugig alla „es hat ihr nicht geschadet“, sondern ich seh das realistisch: eventuell auch war das schon emotional überfordernd für sie. Aber Thema Kita nur so nebenbei.

Was ich eigentlich sagen will ist: Einerseits wollen wir, dass die Kinder nicht nervig/anstrengend sind. Am besten ignoriert man sie wenn sie quengeln, dann lernen sie dass sie nicht der Mittelpunkt der Welt sind - fair enough, ist auch zum Teil richtig so. Aber andererseits frage ich mich schon lange, ob wir sie nicht als Erwachsene total mit unseren vollgepackten Terminkalendern fertig machen und dann sollen sie funktionieren, dann sollen sie brav sein. Sind sie es nicht, drücken sie aus: Mama/Papa mir ist das zuviel STRESS, dann sind sie die verwöhnten Racket und sollen schön still sein.

Neulich am Strand beobachtet: Beide Eltern starren in Zeitung/Smartphone. Der kleine Hansi (nenn ich ihn mal) ohne Kopfbedeckung geistert um die Eltern herum. Dann fängt er an beiden mit dem Fuß Sand ins Gesicht zu treten. Viele „Hör auf!“ fruchten nicht, zum Schluss setzt es eine mit Papas Zeitung.

Also wie soll Erziehung/Kooperation/Liebe Zusammemsein gehen? Wer hat welche Verantwortung? Sind unsere Kinder wirklich die „verwöhnten Racker“, denen man mal lernen muss zurückzutreten? Oder sind es auch oft wir mit unseren 2 Vollzeit Karrieren, unseren Smartphones und der Geschwindigkeit der heutigen Gesellschaft?

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Du hast es sehr auf den Punkt gebracht, hab VZ gearbeitet als mein Kind 10M alt war u noch gestillt wurde, mein Mann war zwar in Karenz u Krippe ging dann ab 16M "erst" los aber mein Kind musste funktionieren seitdem es 8M alt war, denn ab da musste ich schon langsam anfangen das Stillen zu reduzieren damit es mit dem Arbeiten irgendwie funktionieren wird u weder ich noch mein Kind waren damals bereit dafür. War dein ein hardcore Leben mit 2 VZ arbeitenden Eltern für mein Kind, ich leide noch 2J später darunter u hab ein schlechtes Gewissen. Bis es 2.5 war hab ich mir keine sekunde für mich genommen vor lauter schlechtem gewissen weil es mich ja den ganzen tag nicht sieht u ja, es war auch eines von der "anstrengenderen" sorte, kein Wunder. Würden wir ein weiteres Kind kriegen würden wir definitiv uns finanziell enorm einschränken u es nicht noch mal so machen.

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Ich finde das unglaublich stark, dass du dich selbst so reflektierst und dir selber erlaubst, auch Fehler gemacht zu haben. Das ist genau meine Lebenseinstellung: Man lebt und probiert aus und man macht dabei Fehler! Und wenn man sich diese danach ehrlich eingesteht, dann hat man gewonnen. Niemand wird schlauer oder reifer durch Schönfärberei. Auch ich bereue manches, was ich bei meiner älteren Tochter gemacht habe, gleichzeitig versuche ich mit mir nachsichtig zu sein - wusste es halt damals nicht besser, man muss Dinge oft erst erleben um sie zu begreifen - und es bei der Jüngeren besser zu machen.

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Nein, ich rede da nix schön. Waren bei mir feministische Ansätze u karrieregründe. Ja Karriere interessiert mich 0, würde viel lieber jeden Tag mit meinem Kind am spielplatz gehen, was natürlich vom Job her nicht möglich ist. Und am Feminismus bin ich was dieses Thema betrifft komplett gescheitert, da hat mich unser Kind etwas besserem belehrt, wie wichtig Mama in den ersten 2J ist, zumindest bei uns. Mein Mann u ich teilen uns aber alles gleichermaßen auf, das ist so wirklich das einzige was wir uns vorgenommen haben u sich auch sehr bewährt hat. Ich würde bei einem weiteren Kind auch 1.5 J daheim bleiben u dann nur 20h machen bis das Kind 2.5 ist, danach aufstocken, und halt mein erspartes dafür hernehmen.

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Ich finde deine Gedanken nachvollziehbar und stimme denen absolut zu.
Und ich möchte noch etwas hinzufügen, was ich im Laufe meines Elterndaseins oftmals bei Mehrkindeltern beobachtet habe.
Dadurch, dass viele Kinder heutzutage in Vollzeitbetreuung sind, können die Geschwisterbeziehungen nicht mehr in dem Maße wachsen, wie sie früher wachsen konnten. Hat man früher noch den ganzen Nachmittag mit Geschwistern verbracht bzw. die meisten Tage, leben heutzutage Geschwister oftmals nebeneinander her, weil sie durch Betreuung, anschließende Hobbys und Playdates keine Beziehung mehr zueinander aufbauen können. Sie wachsen, übertrieben gesagt, als Einzelkinder innerhalb bzw. außerhalb der Familie auf.
Wenn sie dann mal zu Hause sind, richtig zu Hause, einen ganz Tag oder gar mit der Familie zusammen im Urlaub, kann niemand mit dem anderen etwas anfangen, weil man sich blöd gesagt nicht gewöhnt ist.
Damit sind die Eltern dann in der Rolle, die „Einzelkinder“ zu bespaßen und sind
zu recht oftmals überfordert, da diese dann auch viele Bedürfnisse an ihre Eltern richten, weil sie das Spielen mit ihren Geschwistern nicht gelernt haben und ihnen langweilig ist.
Habe ich tatsächlich schon oft so erlebt.
Ich denke, dass eine Familie besser funktioniert und jeder in diesem Gefüge glücklicher ist, wenn man mehr Zeit in diesem Verband erleben kann, natürlich qualitativ gute Zeit.

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Wie Recht du hast

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Diese Beobachtung kann ich nicht bestätigen.
3 unserer 4 Kinder haben einen knappen Altersabstand (7, 5 und 4 Jahre), ich bin Hausfrau, mein Mann arbeitet VZ.

Unsere Kinder freuen sich immer sehr aufeinander, spielen meistens reibungslos miteinander (der 7-jährige ist frühkindlicher Autist, da muss man gelegentlich eingreifen). Ist mal ein Kind (aus welchem Grund auch immer) alleine zuhause, kann es die Rückkehr der Geschwister nie erwarten.
Das Trio hat einen sehr guten Draht zueinander trotz Schule, Kiga, Hobbies oder Playdates, da trotzdem noch genug Family-Time bleibt.

Das was du beschreibst, kenne ich in unserem
Umfeld nur von Einzelkind-Eltern.

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Juhu..ich kann deine Gedanken total nachvollziehen!

Ich merke es an meinen Kids auch :15,3 und 2

Habe ich wie jetzt,4 Tage am stück frei,wir sind Zuhaus mit den Kids...werden sie jeden Tag entspannter .ich kann sogar absolut in Ruhe im Garten sitzen,und sie spielen 🫣

Haben wir ein paar Wochen am Stück normalen Alltag : 5 Tage Woche,Kids gehen von 8-14 Uhr in die Kita,danach Hobby der großen...kochen,putzen ,einkaufen ...

Sind sie auch definitiv fordernder und wollen mehr Aufmerksamkeit.

Ich kann es absolut so unterschreiben .

Aus dem Grund schauen wir,dass wir immer Mal wieder ein Break machen, langes Wochenende zwischendurch ...bringt manchmal mehr ...als 8-10 Wochen durchzuziehen,und dann 3 Wochen am Stück Urlaub zu haben. Das stresst dann absolut mehr .

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Ist bei uns auch so. Wir waren grade eine Woche in Urlaub und haben die Ferien jetzt übers We gemütlich zu Hause ausklingen lassen und ich habe so entspannte, hilfsbereite Kinder, dass ich echt ein bisschen wehmütig bin, dass der Rummel morgen wieder los geht.
So wirklich vermeiden lässt sich unser voller Terminkalender leider nicht, aber ich merke auch, dass den Kindern Pausen wirklich gut tun

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Genau das!
Das merke ich auch jedes Mal! Unser Sohn hat eigentlich "nur" eine 4-Tage Woche und wirklich ausnahmslos jedes Mal merke ich wie am Donnerstag die Luft sowas von raus ist, und ab freitags übers Wochenende seine Stimmung stetig besser wird. Es wird weniger genörgelt, weniger gewütet, man kann tolle Sachen mit ihm machen.
Das gleiche im Urlaub. Wenn er bei seinem Vater und mir sein kann für längere Zeit ist er nach ein paar Tagen so entspannt, die Zeit ist dann richtig toll.

Ich sehe das so sehr, dass ich immer mehr mit der aktuellen Gesellschaft hadere und mich frage ob wir woanders, wo die Prioritäten nicht auf Geld verdienen und Fremdbetreuung liegen, wo das Leben insgesamt einfach entschleunigter ist, nicht alle drei besser dran wären. Ich werde zunehmend unglücklicher mit der Situation. Ich finde die Anforderungen nicht nur für die Kinder zu hoch, auch für die Eltern. Ich hätte es nie gedacht, aber es fühlt sich tatsächlich widernatürlich an, was wir mit unseren Kindern machen. Und ich wundere mich über das ganze Problemverhalten tatsächlich gar nicht mehr. Auch glaube ich meiner Mutter mittlerweile wenn sie sagt, dass wir nie solche Gefühlsausbrüche hatten wie ihre Enkel. Warum auch? Wir hatten eine Exklusivbetreuung von Mama.

Bearbeitet von dragonflies
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Hallo,

ich denke auch, dass da was dran ist. Hinzu kommt, dass das System der "Kernfamilie" einfach nicht kind- und elterngerecht ist. Je mehr andere Erwachsene man dabei hat, desto entspannter ist es für absolut alle. Eigentlich ist das das schlimmste Manko heutzutage, finde ich.

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Ist ja aber in so vielen Fällen (lange nicht allen) auch ein echt hausgemachtes Problem 😬:

Das "Wochenbett" wird schon zur Hoch-Zeit der kernfamiliären Isolation stilisiert, Oma darf 6 Wochen lang das Baby nicht sehen, Schwägerin darf es nicht mal halten, der Onkel disqualifiziert sich durch's ungefragte Schenken gegenderter Bodys, die Nichte hat selbst keine Kinder und eignet sich deshalb automatisch nicht als Aufsichtsperson, Opa hat keine Ahnung von bedürfnisorientierter Erziehung und deshalb kann es halt unterm Strich keine/r so gut wie die Eltern.

Ich bestreite nicht, dass es in vielen Familien schwierige Charaktere und schwierige Situationen gibt, und manchmal Distanz halten besser ist.
In bestimmt genau so vielen Fällen aber gäbe die Familie sicher jede Menge Ressourcen her, mit denen sich das allgemeine Leben mit den Kindern viel angenehmer und kinderfreundlicher gestalten ließe, es wird halt aber von vornherein kategorisch ausgeschlossen.

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Ich bestreite nicht, dass es in vielen Familien schwierige Charaktere und schwierige Situationen gibt

Sehe ich auch so. Und Mal ganz ehrlich, wer ist schon "normal" bzw wer definiert normal? Manche Menschen kommen halt besser miteinander klar als andere. Mal psychisch kranke Menschen außen vor... Aber dass nun gefühlt alle Familien nur aus schwierigen Menschen bestehen mit denen man so gar nicht umgehen kann, kenne ich aus meinem Umfeld nicht. Klar ist der eine "komischer" als der andere aber da ist niemand, der tatsächlich böse ist.

Meine Eltern sind auch komisch und haben teilweise echt seltsame Ansichten. Aber ich schaue was wichtig ist und was nicht. Kaufen sie dem Kind ein hässliches Billigteil zum Spielen oder anziehen ist es mir ziemlich egal. Wollen sie ihn ohne Kindersitz transportieren, gibt es eine klare Ansage. Aber wie sich hier manchmal über Kleinigkeiten aufgeregt wird, find ich schon seltsam.

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Auch wenn es in (West)Deutschland eine späte Entwicklung ist, dass auch Kleinkinder länger am Tag in Betreuung gehen, ist das in anderen Ländern schon länger der Fall. Dann müßten die Kinder in den Ländern ja auch alle diese Probleme zeigen, tun sie aber nicht, eher im Gegenteil. In Dänemark sind 93% aller 1 bis 2 jährigen in der Fremdbetreuung, die meistens bis 17 Uhr geht, es ist üblich, dass die Eltern ab dem 1. Lebensjahr wieder Vollzeit arbeiten.

"Beispiel: In den 80er Jahren ging der klassische Kindergarten eher ab 4 Jahren los und dann 3 Stunden pro Tag, also bis 11 Uhr. " Das gilt aber, wenn überhaupt, nur für Westdeutschland, in Ostdeutschland war das nicht der Fall, dort sind Kinder früh und lange in die Betreuung gegangen. Selbst bei mir, in den 80ern in Westdeutschland im tiefsten Bayern im Kindergarten, gab es schon Kinder, die ganztags im Kindergarten waren. Ich war mit gerade 3 mindestens 4 Stunden und die Kindergärten hier hatten überhaupt nicht nur 3 Stunden Betreuung angeboten, das ging erst ab 4 Stunden los. Meine Tante arbeitete damals selbst in einem, auch tiefstes Bayern auf dem Land.

Bearbeitet von nurmut
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Du musst den Personalschlüssel in Dänemark mitbedenken. Kita schadet nicht, wenn Kind dort ihre Tante Uschi hat/gleichbedeutend mit einer verlässlichen Erzieherin, die auf das Kind reagiert. Kita schadet aber, wenn Tante Uschi nach 4 Wochen in die Kindergartengruppe versetzt wird und dann im Wechsel ständig neue Bezugspersonen da sind. Kann man mit Skandinavien nicht vergleichen. Ich hab selber ein Jahr in Stockholm gelebt und hab immer noch schwedische Freunde. Deutsche Kitas sind qualitativ wirklich nicht ansatzweise auf dem skandinavischen Niveau. Und nicht vergessen: Ich bin dennoch kein Kita-Feind, hab meine Tochter auch ab 1,5 in der Kita gehabt. Ich sehe es aber kritisch und wundere mich immer ein wenig, wenn Eltern schreiben, dass es ja nur und ausschließlich toll und traumhaft für ihr Kleinkind ist. Kommt mir ein bisschen zu Schönfärbend vor.

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Dann ist aber nicht Fremdbetreuung das Problem, sondern die Qualität der Fremdbetreuung. Meistens wird es aber so dargestellt, als wenn die Fremdbetreuung an sich das Problem ist. Hier in DE gibt es schon auch bessere (private) Angebote, muss man dann eben auch entsprechend zahlen.

Und der Personalschlüssel ist in Dänemark zwar besser als in D, aber jetzt auch nicht soooooooo riesig:
"Der Betreuungsschlüssel liegt für Kinder unter 3 Jahren bei 3,5 Kindern pro Fachkraft, für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren bei 6,8 Kindern pro Fachkraft (Jensen 2017). Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Fachkraft-Kind-Relation bei 4:1 für Kinder in den ersten drei Lebensjahren und bei 8,5:1 für die 3- bis 6-Jähirgen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2018). Einen nationalen Mindeststandard gibt es wie auch bei uns nicht (Jensen 2017)."
https://www.nordschleswiger.dk/de/nordschleswig-tondern/kinderbetreuung-was-daenemark-anders-laeuft-als-deutschland

Bearbeitet von nurmut
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Ich bin ein Kind der 80.er und 90.er bei uns war es so Papa ging vollzieht Arbeiten, Mama machte Heimarbeit über eine große Firma in der Sie ihre Lehre machte. Ich und meine Geschwister kamen um 12 nach Hause, es gab Essen, Papa kam ebenfalls Mittags zum Essen heim. Nach dem Essen ging Papa arbeiten und Mama ging mit uns Schwimmen, zu Oma oder wir spielten im Garten während Mama noch arbeitete oder den Haushalt machte.
Am Wochenende machten wir häufig Ausflüge in sämtliche Freizeit und Tierparks in Deutschland. Und in den Ferien ging es für 3 Wochen auf den Campingplatz in der Nähe der aber Super war, wo man uns kannte und wir viel Freiheiten hatten.
Ich kann sagen ich hatte eine schöne Kindheit und viele Erinnerungen daran.

Meine Kinder hingegen mussten schon früh Vollzeit in den KiGa in der Schule in den Hort etc.
Sie haben oft und viel Aufmerksamkeit Gefordert.
Und da wir beide Arbeiten mussten, muss ich auch ehrlich gestehen das ich nach der Arbeit, Haushalt etc. manchmal echt genervt war wenn ich mich nichtmal 5 min. hinsetzen konnte um selbst mal abzuschalten oder ins Handy zu gucken.

Ich habe das Gefühl das es vielen so geht und Bin daher sehr nachsichtig wenn ich im Freibad eine junge Mutter seh die grad ins Handy schaut und ihr Kind vielleicht grad Quengelt.

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Ich verstehe es auch voll! Mir geht es genauso und auch ich gaffe fix und alle ins Smartphone.
Mir geht es eher um die Frage: Dürfen wir uns herausnehmen unsre Kinder als verwöhnt/anstrengend etc zu bezeichnen, wenn wir selber ausgesprochen stressige Rahmenbedingungen für sie schaffen, die uns auch selbst total auslaugen und die genau solche Kinder produzieren.

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Wer macht das denn überhaupt? Kinder "verwöhnt" nennen? Kinder denen es gut geht, sind glücklich und zufrieden und dementsprechend eher einfacher zu betreuen. "Verwöhnt" kann also nicht bedeuten, dass es den Kindern zu gut geht, sondern dass man es nicht geschafft hat, ihnen etwas beinzubringen. Vielleicht den Umgang mit negativen Emotionen?

"Anstrengend", ja das sage und höre ich öfter. Ich gebe aber nicht den Kindern die Schuld daran, sondern unserer sozialen Struktur. Ich denke Kinder sind darauf ausgerichtet, dass man in Clans zusammenlebt, mit mehreren dauerhaften Erwachsenen Bezugspersonen, die sich abwechseln können und mit vielen anderen Kindern, mit denen sie frei spielen und von denen sie sich vieles abschauen können. Es ist weder die Schuld der Kinder, noch die Schuld der Eltern, dass das heutzutage anders läuft.

Kindern negative Attribute zuzuschreiben ist absolut nicht sinnvoll. Mit unseren Kindern ist nichts falsch. Manche passen eben besser in die heutige Gesellschaft, manche schlechter. Meine Kinder sind an vielen Stellen "zu wild". Wir wohnen eben nicht im Wald, sondern in einer Wohnsiedlung in der man nicht sonntags morgens um 7 kreischend im draußen herumrennen soll. Dafür zu sorgen, dass sie sich an gesellschaftliche Erwartungen halten, ist dann für mich anstrengend. Andersrum kommen sie mit Kita und dem leider zu häufigen Wechsel der Bezugspersonen vergleichsweise gut zurecht. Anderen Kindern fällt das sehr schwer und das ist auch nicht die Schuld der Kinder, trotzdem anstrengend, wenn sie dann nicht in die Kita wollen.

Ich bin froh, dass der Förderwahn in meinem Umfeld wieder nachgelassen hat. Meine Kinder brauchen nach der Kita Spielplatz, Natur oder ähnliches und auch in der Kita finde ich es nicht schlimm, wenn es wegen Personalmangel weniger Programm gibt. Freispiel ist meiner Meinung nach die oberste Priorität. Schlimm ist es, wenn wegen Personalmangel zu wenig Zeit ist um zu trösten oder auf Probleme einzugehen.

In manchen Aspekten haben es Kinder heutzutage in Deutschland leichter als frühere Generationen. Ihnen wird in durchschnittlichen Familien weniger psychische und körperliche Gewalt angetan. Aber in anderen Aspekten haben sie es schwerer. Dazu gehört vor allem, dass sie nicht einfach rausgehen und unverbindlich mit anderen Kindern spielen können und dass es generell immer weniger Möglichkeit zum Freispiel gibt, weil Förderung, Termine, Medien oder auch übermäßige Bespaßung durch die Eltern im Wege sind.

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Ich glaube schon, dass unsere Kinder immer weniger lernen, zurückzustecken. Wir erziehen lauter kleine Prinzen und Prinzessinnen heran. Ich erlebe das vor allem, wenn wir Azubis bei der Arbeit bekommen. Vor 15 Jahren waren die definitiv noch "kritikfähiger", im Durchschnitt, als heute 😅
Ob das mit der Kita zusammenhängt, darüber will ich mir kein Urteil erlauben.

Was ich beobachtet habe: Unsere Kinder hatten zeitweise so viel, dass sie sich über Geschenke nicht mehr gefreut haben. Es war "Standard". Das haben wir dann abgestellt. Weniger ist manchmal eben doch mehr.

Wir setzen bewusst strikte Grenzen und ich habe das Gefühl, dass Kinder die auch suchen und zufriedener sind, wenn welche da sind.

Alles in allem finde ich aber, dass wir in Deutschland noch recht gut fahren. Wir haben Verwandschaft in Italien- was dort läuft, ist noch viel schlimmer als hier 🙈

Ich sehe es also noch relativ gelassen.

Smartphones, wenn das kleine Kind daneben ist, ist für mich ein absolutes NoGo. Und beobachtet man leider oft.

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Was läuft in Italien? Würde mich sehr interessieren.

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Also es ist Norditalien, das muss ich dazu schreiben, im Süden ist es sicher nochmal anders...
Aber dort haben die Kinder ab Geburt Markenklamotten, mit 2 das erste I-Pad zum Spielen und dürfen- alles 🙈😂
Artikel für Kinder sind generell ein vielfaches teurer als hier, weil die Italiener bereit sind, das Geld auszugeben.
Ich weiß nicht, ob du schon oft am italienischen Meer warst in den Ferien; dort sind dann überall diese Vergnügungsbuden, wo man mit Jetons Spiele macht. Die italienischen Kids springen dann dort mit Lacoste-Shirt und Hilfiger-Sneakern durch durch Gegend und machen bis sie umfallen (und dann auch noch bis 6 Jahre in den Buggy gelegt werden zum schlafen) ihre Spiele.
Ein gutes Beispiel ist: Kind schreit an der Supermarktkasse, weil es etwas nicht bekommt. In Deutschland würden wir sagen, wenn es einen Aufstand macht, dann erst recht nicht, Kinder müssen ein "Nein" akzeptieren.
In Italien heisst es: "Armes Kind, böse Mutter", wenn sie nicht nachgibt.
So als Eindruck 😇😇

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Ich bin da bei dir.
Unsere Tochter kam mit 13 Monaten in die Kita, im Schnitt ist sie 6,5 Stunden da. Nach 6 Monaten kam Corona, ich muss niemanden erzählen, was da los war. Mein Mann hat versucht sein home office mit einer 1,5 jährigen zu wupoen, weil mein Job weiterlief. Ging nicht, zum Glück kam ihm seine damalige Chefin entgegen.
Die kleine hat unseren Stress gespürt und war manchmal völlig durch den Wind. Unser sonst so gelassenes, fröhliches Kind war manchmal eine weinerlicher kleiner anhangkicher Kloß.
Kinder sind von unserem Nervensystem abhängig (Steinzeit lässt grüßen) und reagieren darauf.

Ich habe schon immer versucht, die Nachmittage nach der Kita für unsere Maus zu gestalten. Ja, geht nicht immer. Aber die wenige Zeit am Nachmittag gehört ihr. Da wird gekuschelt wenn sie es braucht, da darf sie entscheiden, ob wir auf den Spielplatz gehen oder in ihr Zimmer. Das ist unser Ausgleich für sie, dass unser Alltag manchmal stressig ist und sie dann funktionieren "muss". Und das tut sie fast immer. Daher sehe ich meinen Ausgleich an sie, wenn es Zeiten gibt, in denen es nach ihr geht.
Ich muss dazu sagen, dass sie sich aber gut anpassen kann, wenn Besuch da ist oder wie unterwegs sind. Sie kann sich durchaus zurücknehmen.

Und da wir auch BO erziehen: es gibt Bedürfnisse, die haben vorrang. Hilfe beim Hose unterziehen, wenn sie auf die Toilette muss oder trinken. Und dann gibt es Bedürfnisse, da sage ich klar, dass jetzt erst was anderes gemacht werden muss, dann ist sie dran.

Also ich sehe das wie du, Kinder haben heute deutlich mehr durck und Stress als früher.
Dein beschriebens Beispiel tut mir sehr weh. Wir einigen uns immer darauf, dass einer auspasst und spielt (Einzelkind)und der andere Auszeit hat.

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Du hast schon alles deutlich auf den Punkt gebracht.
Ich sag es immer wieder nicht die Kinder müssen sich an den Eltern anpassen, sondern anders herum.
Ich habe Abstriche gemacht um für meine Kinder Familie da zu sein, wie wichtig ist es für das Kind, dass eine feste Bezugsperson , die Mama da ist.
Ich habe mir bewusst 3 Jahre Elternzeit genommen. Und ja ich habe Studiert und einen Job , jedoch steht er hinten an.
Ich, als Mama , möchte für meine Familie da sein, und nicht Kinder auf die Welt zu bringen , um sie nur noch abzuschieben bzw. von anderen erziehen zu lassen.
Ich stehe selbstbewusst zu meiner Meinung auch wenn es an Kritik hageln wird.
Ich mache selber die Erfahrung, wie ruhig und ausgeglichen Kinder dein können , wenn Mama und Papa da sind, keine Kita, und Kindergarten nur bei Bedarf.
Wer liebt , beschützt und unterstützt das Kind mehr als die eigenen Eltern ?
Ich finde es traurig, dass heutzutage soviel Druck gemacht wird um schnell das Kind abzugeben und arbeiten zu gehen.

Bearbeitet von Inaktiv
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Same here. 👍🏻

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Hallo Lalila,

ich war mit meinem großen Sohn 14 Monate und mit dem Jüngsten 2,5 Jahre zu Hause. Die Elternzeit von meinem Jüngsten hätte ich mir auch anders vorgestellt. Mit 1,5 Jahren gingen die ganzen Aggressionen los mit sich selber hauen und ab und an auch mal die Mama oder den großen Bruder. Und mein Großer ging damals in die 1.Klasse mit vielen Problemen. Und dann mit dem großen zur Therapie fahren, Diagnose-Marathon bei Jüngsten. Nein Zeit hatte ich nicht wirklich. Es war viel Zeit zum Kuscheln da. Aber die Kinder hatten selten Zeit für sich. Wenn ich damals an die Hausaufgaben von meinem großen denke, er saß meistens von der 1 bis zur 5.Klasse durchschnittlich 2 Stunden dran mit mir zusammen. Ausflüge mit den Kindern fand nur am Wochenende statt. Und ich war in Elternzeit. Nun ja meine Kinder haben Besonderheiten: der Große hat Legasthenie und der Jüngste frühkindlichen Autismus.

Ich finde es schön, dass du in der Elternzeit genügend Zeit für dein Kind hast.

LG Hinzwife

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