Medienzeit - 7h/pro Woche bei 9-jährigen???

Hi,

wir waren letzte Woche bei der U11, dabei hat der Kinderarzt auf allerlei so pauschal hingewiesen, u.a. dass die empfohlene Medienzeit in dem Alter (hier: 9 Jahre) 7 Stunden die Woche sei und dass da ja alles reinzählen würde, also auch Hörspiel hören, Internetrecherche, etc. Ich hab leider nicht gefragt, wo die Empfehlung herkommt.

Nachdem ich nochmal drüber nachgedacht habe, kommt mir das ehrlich gesagt sehr unrealistisch vor.

Ich finde wir sind eh schon recht restriktiv mit Fernsehen & Computer-Spielen, aber die 7h / Woche reißen wir wahrscheinlich doch.
- Nach den Erzählungen meines Sohnes kommen wahrscheinlich schon 1-2h pro Woche in der Schule zusammen,
- weil dort auf dem Smart-Board Erklär-Videos geschaut werden, weil es ab und zu ne Tablet-Stunde gibt,
- weil sie für Referate und Gruppenarbeiten in der Bibliothek am Rechner Recherchieren dürfen,
- weil als Vorbereitung auf Arbeiten auch Anton-App-Übungen vorgeschlagen werden
- und bei schlechtem Wetter sich auch der ein oder andere Betreuer der Nachmittagsbetreuung mal dazu hinreißen lässt, ein Video an zu machen.

- Zudem hört unser Sohn morgens zum aufstehen (20min/Tag), abends zum Einschlafen (30 min/Tag, eher mehr) und beim Autofahren Hörspiele (normalerweise so Sachgeschichten wir Was-ist-was oder auch Kinder-Podcasts wie Checkpod, er ist da ein kleiner Informations-Junkie).

Taddaaa ... da wären wir eigentlich schon drüber. Und da haben wir noch nicht mal tagsüber im Wohnzimmer Radio oder Musik laufen lassen.

Dazu kommt dann noch
- wenn sich im Gespräch Fragen ergeben, recherchieren wir gerne mal gemeinsam im Internet (soll er ja auch lernen), auch mal wenn es drum geht, wie was funktioniert, wie ein Sportergebnis war, wann ein Tennisplatz frei wäre, lauter so Sachen halt ... naja, meistens geht das (noch) gemeinsam, aber manches kann er dann denke ich bald auch alleine
- wir kaufen recht viel übers Internet, auch für ihn (Klamotten, Schuhe, .Spielzeug, ...), da darf er vorher mit auswählen, das passiert auch am Rechner
- manchmal surft er schon selbst, wenn er etwas gerne hätte
- wenn wir Bilder machen, schauen wir uns die gerne zusammen am Rechner an, momentan bastelt er grad an einen Stunt-scooter-Tricks, da wird auch mal gefilmt und dann auf Video geschaut, warum es denn nicht klappt
- alle paar Wochen schauen wir mal einen Film
- ich programmier ein bisschen Scratch mit ihm am Tablet - das flammt so alle paar Wochen auf, dann knobelt er da aber auch mal 2-3 Tage jeweils 2-3 Stunden an den Programmen rum
- und außerdem hat er noch jeden zweiten Tag 30 Minuten, die er entweder mit Fernsehen/Videos schauen oder auch mal mit Computerspielen (eher selten, er hat nicht viel) verbringen darf
- bei Oma/Opa läuft gerne mal das Radio, wenn wir zu besuch sind, manchmal sogar der Fernseher mit Sportveranstaltungen im Hintergrund, ich versuch dann drauf zu drängen, dass das aus gemacht wird, klappt aber nicht immer, wir sind auch nicht soooo oft da, aber letztendlich muss man das ja auch zählen, auch beim Friseur läuft zum Beispiel Radio...


Also insgesamt im Durchschnitt sind wir damit deutlich drüber, und wir reden hier von einem Kind, was keine Spielekonsole besitzt und auch keine Freunde hat, bei denen sowas gespielt wird (bei den ersten zieht das jetzt ein, aber noch nicht so, dass mit Besuchskindern gespielt wird), das viel Sport draußen treibt, phasenweise viel liest, wo nicht täglich zuhause der Fernseher läuft, nicht permanent Radio an ist, die Elternhandys tabu sind (also kein Elternhandy in Kinderhänden um mal Wartezeiten im Restaurant zu überbrücken).

Ich wüßte jetzt nicht so recht, wo ich da kürzen sollte.
Ich finde es eigentlich sogar wichtig, in dem Alter eine sinnvolle Mediennutzung zu üben (was finde ich wo, wem gebe ich meine Daten, wie gehe ich mit Passwörtern um, schaffe ich es, auch 'Schluss' zu machen, wie schätze ich die Qualität von Informationen ein, wie vermeide ich die üblichen Internet-Fallen, ...). Dazu muss ich ja auch gemeinsam mit dem Kind ein bisschen machen...

Empfinde nur ich das so oder sind 7h pro Woche ziemlich unrealistisch wenn damit wirklich jegliche Mediennutzung gemeint ist? Wie ist das bei Euch?

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Schule, Recherche, Einkaufen, und auch Hörbücher würde ich komplett rausnehmen aus der REchnung.

Die Begrenzte Medienzeit würde ich herunterbrechen auf
"tote-Zeit-Rumdaddeln-Freizeit-Langweilig-kucken+zocken"

Alles was "Sinn" hat: da würde ich den Bildschirm als Werkzeug betrachten:
Recherche, Referate schreiben, Rezepte nachkochen, Wissen aneignen, lernhilfen, damit arbeiten, usw... würde ich da komplett raus nehmen.

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Eben. Das Kind soll motiviert sein, wenn es zb für die Schule etwas recherchiert, und sich nicht ärgern und extra schnell (und dafür weniger gründlich) arbeiten, weil die blöde Schulaufgabe ihm Zeit zum Zocken oder Filme gucken klaut. Recherchiert es gründlich und braucht dafür länger, würde es ja quasi bestraft oder würde es zumindest so sehen, wenn ihm Medienzeit so wichtig ist.

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tatsächlich lernt meine Tochter gerade zeichnen und macht öfter solche Tutorials auf und malt sie gleichzeitig mit. Da geht ein detailiertes Bild auch locker mal Stunden... aber sie malt --- das ist doch keine Medienzeit im Sinne der Empfehlung, finde ich.


genau so Zeug macht es schwierig für mich. Spotify ist ja Musik hören oder Hörbuch hören -- aber wenn man Geräte mit Zeitlimits versieht, keine Musik hören? auch doof.

Diese Blöden Kindersicherungen werden dauernd durch den Alltag ausgehebelt, weil hier und da andere Zeiten benötigt werden, als in der App eingetragen, - vergebene Zeiten passen nie. Irgendwelche Seiten sind gesperrt, weil der Kinderschutz anspringt, obwohl die Seite gar nicht böse ist (Tagesschau, -sogar die Schulapp, nur weil irgendwo ein Schlüsselwort fällt) -- jeden Tag gemecker und rumgemotze wegen Bildschirmzeit und Limits...

Mein großer (15) weiß alle guten , auch Kauf-Apps, zur Kindersicherung auszuhebeln und wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen, das sinnvoll zu begrenzen, -- da geht es schon in Richtung Sucht und da der Papa anderer Meinung ist dass das keine Sucht ist täglich so viele STunden zu zocken, gibts hier Dauerzoff als Paar über das Verhalten der kids. -- ganz schlecht.

Meine neueste Kurzschlussreaktion ist "medienfreie" Zwangszeit: -- ein Schloß mit Timer, wo Handys und die PC Tastatur eingesperrt werden (weil die Apps ja umgangen werden) und dann der Stundentimer runter läuft... --- ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen und bin die böse, aber gegen meine Mann und den süchtigen Teenie komm ich einfach nicht anders an. -- stress pur. -- aber ich kann es doch auch nicht einfach so laufen lassen, täglich 6-8std am wochende den ganzen Tag zocken zu lassen. geht mir mächtig an die Nerven, weil das extrem dem Verhältnis zum Teenie schadet - ich bin nur die Böse ... und Papa wird angekuschelt und ist der Held....

angefangen hat das bei uns zur Coronazeit -- und nie wieder die Rolle rückwärts hingekriegt und durchgezogen -- bei einem 15jährigen ist das auch verdammt schwer -- also findet bitte alle rechtzeitig im Grundschulalter hafte regeln und haltet sie durch. --- diese Handys sind echt ein mega Zeitfresser udn blockieren das Hirn für Schulkram und Kreativität und Hobbies suchen.

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Kindergesundheit Info
BZgA

Da hat der Arzt seine Empfehlung her 😉

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Hat mich gerade etwas stutzig gemacht, weil es gefühlt zu meiner Zeit schon 1h pro Tag hieß. Und das ohne Internet/ Handy was durchaus "sinnvoll" genutzt werden muss/kann.

Auf der BZgA Seite steht allerdings dazu, dass alles was in der Schule/ für die Schule passiert nicht mit reinzählt und auch nichts von Hörspiele n. Meiner Interpretation ziehlt es eher auf reine Bildschirmzeit, welches die Kinder vor das Gerät fesselt.

Im Anhang das Bild dazu

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So ein Screenshot ist ja schön und gut, aber ich sitz hier an einem 19"-Monitor und kann das von Dir eingekreiste kaum lesen.
Macht doch einfach einen Link oder schneidet den Screenshot zu.

LG

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Der Schreenshot enthält folgenden Text


Empfehlenswerte Medienzeiten
4-5 Jahre maximal 0,5 Stunden pro Tag
6-11 Jahre maximal 1 Stunde pro Tag
Ab 12 Jahre maximal 2 Stunden pro Tag

Dazu zählen Fernseher, Straming, Video, DVD, Blue-ray, Computer, Spielekonsole, Tablet, Handy und Smartphone. Zu berücksichtigen sind nicht nur die Zeiten zu Hause, sondern auch unterwegs oder bei Freunden. Die Mediennutzung für die Schule zählt nicht mit dazu.

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Ich würde die 7 Std darauf beziehen, wenn sich die Kids sinnlos berieseln lassen / zocken.

Denn alles andere ist Utopie — sobald in der Schule Smartboards sind und die Kids HA in der Anton App aufhaben usw.

Unser Sohn ist auch 9 und er liest bspw Bücher auch über seinen Kindle — da wird extra mit Abzeichen motiviert das die Kids jeden Tag 30 min lesen…
Am Tablet nutzt er die Anton App und übt mit Duolingo Englisch…
Auch locker 30 min am Tag .

Wissenshörspiele laufen hier nebenbei wenn er puzzelt oder Sudokus macht …

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Radio gehört da doch nicht rein. Für mich nicht mal Lieblingslieder streamen, und Hörbücher würde ich auch nur zählen wenn es die dritte Folge noch sein muss obwohl eigentlich Schlafenszeit ist.

Meine zwei dürfen pro Tag eine Stunde rumdaddeln, wie sie das aufteilen und was sie machen dürfen sie entscheiden (die Inhalte geben wir grob vor).

Der Familienfilm alle 2-3 Wochen kommt On top.

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Schön und gut was ihr alles glaubt sinnvolles zu machen. Aber bei Mediennutzung - egal wie sinnvoll man sie erachtet- ist unser Gehirn viel mehr angeregt als wenn wir zb analog lesen. Und diese Reizflut hat negative Auswirkungen auf zb unsere Konzentrationsfähigkeit und die Fähigkeit sich Dinge zu merken. Egal wie sinnvoll es einem erscheint was man macht, es hat halt eine andere Auswirkung auf unser Gehirn wenn man googled als wie wenn man ein Buch liest.
Und vieles dabei ist auch einfach nur ein Alibi. Anton app ist klar empfohlen - können aber viele Psychiater nicht nachvollziehen. Das Ding ist voll von dem warum Handyspiele schlecht sind. Belohnungssystem mit den Talern für die man spielen kann .... heiligt da der Zweck wirklich die Mittel? Die Kids suchten da richtig und so werden sie an die süchtigmachenden Algorithmen unter dem Deckmäntelchen eines Lernprogramms gleich gewöhnt. Ich hab selber bei der Entwicklung von Spielen mitgewirkt und weiss dass hinter vielen offenbar netten Features oft echt fiese Maschen stecken.

Rede doch mal mit dem Kinderpsyhiater über das Thema. Die finden oft noch deutlichere Worte als Kinderärzte. Mediennutzung muss sehr kritisch betrachtet werden.
Ich finde es zuviel. Mein neunjährige lernt sich aus der Bücherei ein Buch zum Thema zu leihen und sich mit dem Thema das ihn interessiert zu auseinanderzusetzen und nicht schnell mal auf Google das Thema anzuzeigen und ein paar Infohäppchen wegzusnacken. Ich hatte neulich erst Seminar darüber wie Texte im Internet sein müssen. Und der Leisatz war nicht informativ oder so nein, der Text muß 'in erster linie snackable' sein. Also Info Light.
Eltern bräuchten nen medienführerschein denn sie sitzen viel zu leicht falschen Versprechen auf dass das alles wichtig und richtig sei.

Bearbeitet von Inaktiv
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Sehr interessant, danke für diesen wertvollen Beitrag! Unsere Große guckt auch definitiv zu viel, aber über diese Lernapps macht man sich doch weniger Gedanken, als man scheinbar sollte!

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Mein Sohn ist auch 9 Jahre alt.

Sie nutzen in der Schule und für Hausaufgaben ebenfalls Anton App und Antolin. Unter der Woche schauen wir kein TV (es sei denn jemand liegt mit Fieber auf der Couch) und es wird auch unter der Woche kein Video Game gespielt! Dafür achte ich dann am Wochenende nicht so drauf ob er ne Stunde oder 2 spielt (im Winter mehr, im Sommer weniger)

Musik oder Hörspiele begrenze ich nicht! Ich wüsste nicht weshalb! Mir persönlich ist nur wichtig, dass nicht ständig irgendwelche Serien gesuchtet werden oder ständig minecraft gezockt wird. Weil sie nicht ständig vor nem flimmernden Bildschirm sitzen sollen.

Wer nebenher Musik oder Hörspiele hören mag, darf das. Sie nutzen dafür sowohl noch den CD Player als auch Spotify.

Bearbeitet von Evelyn87
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Ich selber habe noch keine Kinder, aber ich würde sagen wenn dein Kind genug offline Aktivitäten macht: mit sich selbst beschäftigt - malen usw. Und mit Freunden rausgeht ist die Bildschirmzeit relativ egal.

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Vielen Dank für die vielen Antworten. Sie bestärken mich eigentlich darin, dass diese Empfehlung deutlich zu pauschal/oberflächlich ist.

Das wichtigste ist glaube ich:
- Genau hinschauen, was mit Medien gemacht wird.
- Ungute Mechanismen erkennen (siehe Belohnungssystem by Anton-App).
- Heranführen, gemeinsam den Umgang üben ist wichtig.
- Einschränken von Daddel-Aktivitäten und reine Bespaßung ist gut, der Königsweg ist wenn das Kind lernt, selbst ein Ende zu finden.
- Es muss noch genug Zeit für Offline-Aktivitäten bleiben.

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Noch zwei Buch-Empfehlungen zum Thema

- Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss! von Patricia Cammarata

und zum lesen mit dem Kind
- hAPPy - Der Hund im Handy von Thomas Feibel