Regeln und Konsequenzen

Hallo,

unser Sohn ist drei Jahre alt und bringt uns mit seinem derzeitigen (natürlich für ein Kind in seinem Alter ganz normalem) Verhalten ein bisschen zum Verzweifeln.

Wie schaffen wir es, ihm in bestimmten Situationen Regeln zu vermitteln und dann auch konsequent zu bleiben?

Mal ein paar Beispiele aus unserem Alltag:

Wir essen im Wohnzimmer am Esstisch und möchten vor allem für die Zeit des Essens eine einigermassen entspannte und ruhige Atmosphäre beim Essen haben. Er darf aufstehen, wenn er fertig ist und spielen gehen. Oder wenn er meint, keinen Hunger zu haben, muss er auch nicht zwingend mit uns am Tisch sitzen und er darf auch meinetwegen wenn er bei uns sitzen, aber nicht essen will sich ein Buch holen und sich das anschauen. Was wir nicht möchten während des Essens ist, dass am Tisch herumgeturnt und von der Sofalehne gesprungen wird.

Ich sage ihm also jedes Mal, dass er gerne neben mir auf dem Sofa sitzen darf oder im Flur bzw. Im Kinderzimmer klettern und springen darf, am Tisch aber jetzt nicht. Sieht er nicht ein und macht es natürlich wieder.

Was ist jetzt die Konsequenz? Ihn in den Flur oder ins Kinderzimmer schicken, wo er dann natürlich nicht freiwillig hingeht? Finde ich fragwürdig. Aber was sonst?

Anderes Beispiel:
Wenn er etwas nicht darf oder auch einfach nur müde/unzufrieden ist, wird der kleine Bruder (10 Monate) gehauen oder geärgert. Ich sage ihm, dass ich verstehe, dass er enttäuscht ist, weil er XY jetzt nicht darf (meist geht es um TV oder Süßes) und biete ihm an, ihn in den Arm zu nehmen. Bringt in dem Moment aber auch meist nichts und er steigert sich immer weiter rein. Lässt er seinen Bruder nicht in Ruhe, erkläre ich ihm, dass er unter den Umständen in seinem Zimmer spielen muss, weil ich nicht zulassen kann, dass er den Bruder haut

Wie kann ich solche Situationen in Zukunft besser entschärfen oder auch konsequente handeln. Und was sollten die Konsequenzen sein? Ins Zimmer
schicken. (Als Strafe) finde ich immer blöd.

Habt ihr vielleicht einen Tipp für einen Ratgeber, der sich mit dem Kleinkindalter befasst?

Bearbeitet von blueberry238
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Du bist das Maß der Dinge. Nur so kannst du für dein Kind, und Schlußendlich auch für dich, authentisch sein.

Stört dich etwas, dann verbiete es, achte aber darauf, dass es Dinge sind, die dich immer stören und nicht nur, weil du deinen Morgenkaffee noch nicht hattest oder Streit mit jemandem. Hier gilt, lieber wenig Regeln, die aber konsequent. Regeln und Strafen sollen immer gleich bleiben.

Eine Strafe kann sein, zur Auszeit aufs Sofa, ohne Spielzeug, für 3,5 ??? Minuten. Gibt es als anschauliche Sanduhren zu kaufen, dann kann er runterfahren, während er dem Sand beim fallen zuschaut.
Das ist nur EINE Idee, vielleicht gibt es ja etwas, dass besser passt. Das musst du finden, spiele mal Gedanklich solche Situation durch. Und was passiert, wenn das Sofa fern ist ?

Die andere Seite ist natürlich die Verstärkung von positiven Verhalten.
Dazu kannst mal Verstärkerplan suchen im Net.

Dazu gibt es viel zu finden, auch auf Youtube. Achte auf seriöse Anbieter, wie arte, WDR Quarks oder SWR Wissen.

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Die TE fragt aber nach Konsequenzen, nicht nach Strafen...

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Danke für deine ausführliche Antwort.

Die Frage, die ich mir Stelle ist, warum mein Kind so hibbelig ist am Tisch. Liegt es nur am Bewegungsdrang? Dann könnte er doch einfach unseren Vorschlag annehmen, am Kletterdreieck zu spielen oder auf der Matratze hüpfen zu gehen .

Ich tippe eher auf Nähebedurfnis oder Eifersucht aufs Baby.

Positive Verstärkung finde ich gut, da achte ich Mal wieder mehr drauf.

Ich möchte eigentlich nicht laut werden und ihn zur Strafe irgendwo hinschicken. Aber vielleicht nützt es auch was, mit ihm aus der Situation zu gehen, ruhig mit ihm zu reden und nochmal Alternativen aufzuzeigen. Immer wieder. Fällt mir nur so schwer, dabei ruhig zu bleiben

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Er ist sauer auf euch, weil ihr zb das Fernsehen nicht erlaubt, und lässt es an seinem Bruder aus, der ja nichts dafür kann? Weil er euch ja nicht schlagen kann, weil er ja auf eure Liebe und Fürsorge angewiesen ist und, falls ihr euch wehren würdet, dies natürlich unangenehmer wäre für ihn als bei dem Kleinen. Klar.

Ich würde ihm erklären, dass Gewalt gar nicht geht und auch nicht, seinen Frust an Unschuldigen auszulassen.wenn er schlagen will in der Wut, soll er zb das Kissen prügeln oder den Teddy.

Und es bei seinem Bruder muss er es wieder gut machen, sich entschuldigen, mit ihm spielen, was der Bruder möchte, seine Sachen aufräumen (auch wenn der Kleine das ohnehin noch nicht selbst tun kann)....

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So hab ich das noch gar nicht gesehen. Das mit dem Kissen hab ich ihm auch schon versucht nahe zu bringen, dann rastet er erst recht aus.

Wie ich mit seiner oft nicht vorhandenen Impulskontrolle umgehen soll, weiß ich einfach nicht. Klar, kann er da nichts dafür, es gehört zur normalen Entwicklung, aber es geht halt meist zu Lasten seines Bruders

Werde wohl immer in ruhigen Ton erklären müssen, dass ich das nicht dulde und notfalls dann mit dem Baby den Raum verlasse.

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Warum erklärst und diskutierst du so viel?

Ein "Hör auf!" sollte doch reichen.

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Wenn ein "Hör auf!" reichen würde, wäre dieser Thread vermutlich nicht erstellt worden. Wenn trotz einer klaren Ansage weiter gemacht oder unerwünschte Dinge trotzdem immer wiederholt werden, muss man eben erklären und gegebenenfalls Konsequenzen folgen lassen.
Beneidenswert, wenn ein einfaches "Hör auf!" immer funktioniert, ist aber jetzt nicht unbedingt hilfreich 🤷

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Es kommt natürlich immer drauf an, in welchem Ton man das HÖR AUF ausspricht und ob das Kind erkennt, dass es den Eltenr ernst ist, oder ob es im mimimi-tonfall den ganzen Tag über zigmal abgespult wird.

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Hallo blueberry,

also unser fast 10 jähriger sitzt bis heute nicht wirklich gerne am Tisch. Früher hatte er auch mit dem Stilsitzen ein Problem.
Hat er sich nicht an Regeln gehalten während wir gegessen haben, musste er immer an den Tisch auf seinen Stuhl zurück. Ohne Spielzeug.
Wenn er nebendran auf dem Sofa sein darf, ist die Gefahr, dass er Quatsch macht echt groß. Würde ich gar nicht zulassen. Entweder sitzen alle am Tisch oder der, der aufstehen darf, verhält sich leise. Hörspiel oder was ruhiges. Wenn nicht muss er ins Zimmer. Leise. Oder zurück an den Tisch. Auch leise.

Den kleinen Bruder hauen oder ärgern geht nicht. Dafür gab es bei uns ein Schimpfen - hauen tut weh, darf man nicht - und Auszeit aufs Zimmer.
Warum nimmst Du ihn in den Arm wenn er wütend ist? Er ist wütend, er will ja was, das er nicht bekommt. Da hat er eher keine Lust auf Umarmung, hätte ich auch nicht. Zeig ihm Alternativen, entweder haut er ins Kissen oder wirft Taschentücher. Oder lenke ihn ab. "Hast Du draussen schon gesehen..."/ "Du erzähl mal eben wie das im Kindergarten so ist wen..."


Bei uns funktionierte klare Kante oder Ablenken bei Wut am besten.
Beim Essen war jedes Kind nur 1x zur Auszeit im Zimmer, am Tisch schon eher aber das mögen sie nicht. Die Regel wurde äusserst schnell verstanden da die Konsequenz nicht schön war.
Beim Hauen des Geschwisterkindes das selbe.

So lange die Konsequenz schwammig ist, verhält sich das Kind auch nicht innerhalb der Regeln. So meine Erfahrung.
Konsequenz immer sofort, am besten mit der Situation verbunden.
Je länger das Kind Grenzen überschreiten kann desto schwieriger wird es, sie nachher auch einzufordern. Also lieber gleich von Anfang an liebevoll aber konsequent richtiges Verhalten einfordern.

LG shealove

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Wenn er ausrastet oder sich in irgendwas reinsteigert, braucht er meist Nähe, um wieder runterzukommen

Ich frage ihn auch, ob er einen Drücker braucht und sage ihm, wenn er eine Umarmung möchte, dass ich da bin.

Die letzten beiden Tage waren richtig gut, es gab nur eine oder zwei Situationen, wo er gegenüber dem Baby etwas grob war.

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„ Warum nimmst Du ihn in den Arm wenn er wütend ist?“

Ein Grund wäre, dass sich das Kind trotzdem geborgen fühlt. Viele Kinder brauchen in dem Moment einfach die Nähe und werden ruhiger.
Kinder sind mit solchen Emotionen auch überfordert, sie nehmen die Außenwelt nicht wahr, wie wir es tun. Das Kind dann „alleine“ zu lassen, finde ich kritisch.
Schön, dass du in dem Moment eher Abstand brauchst, ich zb freue mich in solchen Momenten auf eine Umarmung. Weil ich in dem Moment eine Person habe, die mich nicht verurteilt sondern gibt mir ein Platz, wo ich mich geborgen und verstanden fühle. Das Gefühl, dass ich nicht allein gelassen werde. Danach wird darüber geredet.

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Also nichts gegen dich, aber dieses "immer im ruhigen Ton" mit dem Kind diskutieren, kann ich nicht mehr hören. Leider treffe ich ständig auf solche Eltern, die - egal wie blöd sich ihre Kinder verhalten und egal zu welchen Lasten es geht - immer nur so ruhig mit ihren Kindern sprechen und von diesen (logischerweise) nicht ernst genommen werden. Jetzt mag das noch nicht so schlimm sein, aber warte ab bis deine Kids mal ins Schulalter kommen. Das ist dann nicht mehr lustig, wenn sie gegen jedwede Regel aufbegehren und du mit nettem Ton einfach nichts erreichen wirst. Dann werden peut a peut immer mehr auch alle anderen um ihn herum darunter leiden müssen, so wie jetzt das Geschwisterchen schon.

Bevor jetzt einer kommt mit: "Man schreit sein Kind nicht an!" Das ist mir klar und davon rede ich auch nicht. Aber wenn das Kind auf die erste Ansage und auch nicht auf die zweite, die in NORMALEM Ton erfolgt, nicht reagiert, dann muss man schon mit mehr Nachdruck sprechen (nicht schreien!). Ja, leider testen Kinder genau bis zu eben diesen Grenzen und müssen das auch, um zu merken, dass Mama oder Papa es gerade wirklich ERNST meint.

Wenn wir unserer Tochter (mittlerweile 7) 2x etwas gesagt haben und es wird immer noch ignoriert, folgt eine Konsequenz. Und ja: Da muss sie dann vielleicht für eine Weile alleine in ihr Zimmer (mit offener Tür natürlich). Und wenn sie sich beruhigt hat - und je nach Situation - entschuldigt, dann ist auch wieder gut und wir vertragen uns direkt wieder. Und auch ich entschuldige mich bei ihr, wenn ich mal etwas lauter geworden bin. Wir haben solche Situationen mittlerweile echt nur sehr sehr selten. Aber so eine "Auszeit", in der sie über bestimmte Situationen nachdenken können, bewirkt oft Wunder. Und zwar ohne nettes: "[Kindername], könntest du jetzt bitte einmal aufhören, am Tisch zu turnen? Wir anderen mögen das nicht... [Kindername], nun lass es doch bitte. Sieh mal, wir anderen hampeln auch nicht rum." usw.

Wie gesagt, wenn ich so sehe, wie die Kinder dann sind, wenn sie größer sind... In der Klasse meiner Tochter sind komischerweise genau die Kinder mit den Eltern, die immer super ruhig und nett mit ihnen reden, häufig problematisch im Umgang mit anderen Kindern und generell im sozialen Gefüge. Das sind leider die Kinder, die die Grenzen von anderen häufig null beachten und immer wieder übertreten und auf kein "Nein" hören. Der Grundstein dafür wird in der frühen Kindheit durch die Eltern gelegt (oder eben auch nicht).

Bitte bedenke das in der Erziehung. Ja, das Trotzen usw. in dem Alter ist vollkommen normal, das stimmt. Aber ihr müsst euch durchsetzen. Kind springt rum, ihr ermahnt und es passiert nichts? Kind nur noch einmal erklären, was ihr von ihm möchtet und bereits ankündigen, was passiert, wenn er es nicht tut. Es bringt auch jetzt nichts? Kind gegenüber sofort die zuvor genannte Konsequenz (z. B. in sein Zimmer gehen) durchsetzen. Kind will aus seinem Zimmer euch hinterher rennen? Ihr verbietet es ihm und bringt ihn direkt wieder zurück. Immer wieder. Hartnäckig bleiben.

Ich glaube einfach, viele Eltern geben an dem Punkt zu schnell auf oder haben Mitleid mit dem weinenden/schreienden/tobenden Kind. Es ist gut, Empathie zu haben. Natürlich braucht man das, dem eigenen Kind gegenüber. Aber das Kind lernt, wenn du nachgibst: "Ich brauche nur immer weiter toben und dann irgendwann kriege ich das, was ich möchte."

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Ich muss allerdings sagen, dass ich schon die Erfahrung gemacht habe, je ruhiger ich mit ihm dann rede, desto schneller ist die Situation wieder aufgelöst und entspannt sich wieder. Werde ich dann auch lauter, eskaliert es eher.

In den vergangenen zwei Tagen war es deutlich entspannter, auch am Tisch.

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Ich halte von Strafen auch nichts.
Zumindest nicht, wenn die Kinder sehr klein sind.
Später gibt es dann durchaus sinnvolle Strafen, wo man über seine Fehler nachdenken und aus ihnen lernen kann.
Ich halt nichts von autoritärer Erziehung und noch viel weniger von antiautoritärer.
Tatsächlich glaube ich auch, dass Kinder zu viel erklärt wird, zu viel mit ihnen diskutiert und unauthentisch auf viele Verhaltensweisen reagiert wird.
Und genau das frustriert Kinder meiner Meinung nach.
Ich persönlich kann das auch sooo gut nachfühlen.
Wenn ich einen bescheuerten Tag hatte und schlecht drauf bin, vielleicht auch hungrig oder müde und much eine Kleinigkeit dann dazu bringt, dass ich mich wie ein Ekel aufführe und das an meinem Mann auslasse, dann will ich kein Geschwafel hören. Auch kein verständnisvolles :Was brauchst du gerade? Was können wir tun, dass es dir jetzt in dieser Situation besser geht? Am schlimmsten noch mit Lächeln und vollkommen neutraler Stimme, als wäre alles, was ich mache egal.
Nein, wenn ich mich wie ein Arsch aufführe, dann will ich eine normale Reaktion und jemanden, der mich in meine Schranken weist.
Niemanden, der mich anbrüllt oder verprügelt, aber auch keine langen Erklärungen und ewige Geduld.
Da will ich sehen, dass der andere kein Roboter ist, sondern angepisst ist, mich fragt, was mit mir los ist und wütend wird, dass ich ihn wie Dreck behandle.
Schließlich weiß ich, dass das für den anderen nicht schön ist, entscheide in dem Moment aber, dass mir das egal ist.
In dem Moment, wo ich in meine Schranken gewiesen werde, wird mir gezeigt: so geht es nicht. Hier ist die Grenze. Ich habe den anderen wütend / traurig gemacht.
Und das ist dann meist genau der Moment, wo die Wut verraucht, ein schlechtes Gewissen kommt und man sich entschuldigt und happy ist, wenn die Person, die man liebt, einen trotz allem immer noch mag.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich jemanden schlage, und es ist egal, mir wird sogar eine Umarmung angeboten, …
Also wenn ich in Zukunft traurig bin und Nähe brauche, gehe ich auf den kleinen Bruder los, weil dann bekomm ich Liebe?
Ich finde auch Kinder müssen lernen, ihre eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen.
Und da müssen sie sehen: Wie ich mich benehme ist nicht ok. Wenn ich andere nerve, werden wir sauer. Das hat unangenehme Konsequenzen für mich.
Z.B. ist die Person dann abweisender zu mir, weil sie sauer ist. Oder ich verliere mein Privileg, früher vom Tisch aufstehen zu dürfen, wenn ich sonst die anderen störe, etc.
Nachdem die Emotionen abgekühlt sind und sich alles beruhigt hat, kann und soll man gerne über alles nochmal reden, erklären, bessere Wege aufzeigen. Aber vorher sollte man wie ein echter Mensch reagieren der Emotionen hat!

Bearbeitet von Inaktiv