Bindungsorientierte Erziehung nach eigener autoritärer Erziehung- wem geht es noch so?

Hallo zusammen,

Ich bin selbst sehr autoritär erzogen wurden. Schon bevor ich ein Kind hatte, war mir klar, dass ich das für mein eigenes Kind auf keinen Fall übernehmen möchte. Dann bin ich über soziale Medien auf Gentle Parenting, also bindungsorientierte Erziehung gestoßen. Das versuche ich jetzt so gut wie möglich umzusetzen. Mein Sohn ist 11 Monate alt. Oft gelingt es mir auch, wenn ich besonders müde bin, rutsche ich dennoch manchmal noch ins genervt sein und überreagieren ab. Ich fühle mich danach auch immer sehr schlecht, versuche mir aber klar zu machen, dass ich mit der „neuen“ Erziehungsmethode gegen alles gehe was sich für mich durch meine eigene Erziehung als natürlich anfühlt und das Umdenken eine Weile dauert. Es wird auch immer besser und die Zeiten in denen ich genervt auf normales kindliches Verhalten reagiere werden immer seltener.
Meine Familie kommt mit unseren Entscheidungen natürlich gar nicht klar. Ich musste mir schon unzählige Kommentare darüber anhören, dass uns unser Kind „total im Griff hat“, dass wir ihn verziehen (z.B. weil wir ihn als Baby nur getragen haben und er erst mit 5 Monaten den ersten Tagschlaf im Bett gemacht hat) und spezieller auf z.B. Essen, Schlafen und noch kein Töpfchentraining bezogen, wie lang wir uns mit allem Zeit lassen und wann wir endlich damit anfangen. Es ist ja auch unmöglich, dass er noch gar nicht durchschläft und immer noch oft gestillt wird, auch tagsüber. Wie geht ihr mit solchen Kommentaren um? Ich möchte meine Eltern nicht vor den Kopf stoßen. Obwohl ich wegen ihrer Erziehung mehrere Jahre in Therapie war und auch immer noch mit einigen Dingen zu kämpfen habe, z.B. mit meinen Emotionen umgehen, weiß ich, dass sie ihr bestes getan haben. Damals war die autoritäre Erziehung eben das gängige Modell und im Vergleich zu ihrer eigenen Erziehung, hatte ich es schon gut. Sie wollten mir damit keine Probleme machen und dachten, sie machen alles richtig. Aber wie kann ich dann auf Kommentare wie „das hat dir auch nicht geschadet“ reagieren?
Ich habe traurigerweise auch in der Realität noch niemanden getroffen, der bindungsorientiert erzieht. Weder über Eltern-Gruppen, noch auch einfach nur auf dem Spielplatz. Sind wir wirklich so selten zu finden? Welchen Eindruck habt ihr?

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Ich habe nicht nach Lehrbuch erzogen, sondern nach Bauchgefühl. Ich weiß also nicht, ob wir vom gleichen Modell sprechen.
Meine Tochter wurde getragen, schlief im Familienbett und wurde lange gestillt. Meine Tochter durfte sprechen, auch wenn "Erwachsene reden". Sie musste nicht aufessen und durfte vom Tisch aufstehen, wenn sie fertig mit Essen war. Sie durfte sich und ihre Kleidung einsauen und war (erst?) mit 3 Jahren trocken - ohne Training.
Ich bin der Überzeugung, dass ein Baby - und das ist Dein Sohn noch - zu allererst Liebe, Fürsorge und Schutz braucht. Erziehung ist in meinen Augen vor allem Nachahmung. Ein gutes elterliches Vorbild plus kategorischem Imperativ und der Gewissheit, geliebt und gesehen zu werden - mehr braucht es meiner Meinung nach nicht.
Das, was Deine Eltern meinen, ist Verhaltenstraining, Dressur. Auch ich kenne von meiner Mutter die Vorstellung, dass man Kinder zu sehr verwöhnen kann und dadurch '"verzieht". Am verstörendsten fand ich ihre Überzeugung, man solle Kinder schreien lassen, denn sonst würde man Despoten aus ihnen machen. Diese Überzeugung kann man Eltern nicht nehmen, man muss damit umgehen lernen.

Du hast 2 Möglichkeiten: 1. Du setzt Dich auf einer Sachebene mit den Aussagen Deiner Eltern auseinander. Beim Töpfchentraining bspw. ist die Fachwelt heute auf einem gänzlich anderen Stand als Deine Eltern.
Im Diskurs mit meiner Mutter hat es kurzzeitig geholfen, wenn ich auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse verwiesen habe. Möglichkeit 1 ist aufwändig, löst aber das grundsätzliche Problem nicht.

Das grundsätzliche Problem bist Du. Warum denkst Du, musst Du Dich mit den Ansichten Deiner Eltern auseinandersetzen? Wieso schreibst Du: "Ich möchte meine Eltern nicht vor den Kopf stoßen."? Du bist jetzt Mutter, Du bestimmst, wie Du mit Deinem Kind umgehst, niemand sonst. Du siehst Dich selbst noch in der Tochterrolle, die erklären und begründen muss. Aber das musst Du gar nicht. Deshalb rate ich zu Möglichkeit Nr. 2: Du setzt Dich gar nicht mit den Aussagen Deiner Eltern auseinander. Schalte auf Durchzug. Antworte höflich, aber konsequent, dass Du dankbar für den Hinweis bist, dass Du aber weißt, was und warum Du es auf diese Art und Weise machst.
Geh keinesfalls auf die persönliche Tochter-Elternebene - das bringt nur Unheil. Du hast Deinen Eltern ja vergeben, rühre nicht daran. Aber arbeite an Dir, damit Deinen Eltern klar wird, dass DU die Verantwortung für Dein Kind hast und sie auch wahrnehmen kannst.
Und wenn Du es geschafft hast, dass Dein Standpunkt bei den essentiellen Themen nicht mehr hinterfragt wird, lohnt es sich, wieder hinzuhören. Ich habe von meiner Mutter abseits der Grundsatzthemen viele kluge Tipps und Ratschläge erhalten, die ich gerne in der Praxis umgesetzt habe....

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Perfekte Antwort 😊👍

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Du hast vollkommen Recht! Ich sehe mich noch absolut in der Tochterrolle und versuche das mit meiner nun dazu gekommen Mutterrolle zu vereinen, was nicht funktioniert. Deswegen habe ich das Bedürfnis mich zu rechtfertigen, obwohl ich es nicht muss. Das ist mir so noch nie bewusst geworden. Ich habe meinen Sohn immer vor meiner Familie verteidigt, aber mich dabei trotzdem immer schlecht gefühlt. Danke für deine Antwort! Jetzt muss ich nur noch daran arbeiten ein bisschen umzudenken 🙈

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Vielleicht ist es Zeit mal offen mit deinen Eltern zu sprechen?!

Lade sie zum Kaffee ein, organisiere dein Kind weg, am besten mit deinem Mann, lade aber zur mentalen Unterstützung eine gute Freundin ein. So, dass du nicht in der Unterzahl bist, und idealer Weise einen Menschen an der Seite hast, der dich schon ewig kennt, und damit auch die Probleme, die dir deine Erziehung bereitet hat.

Dann erzählst du deinen Eltern von dir, deinem Weg, deiner Sicht auf die Dinge, alles eben. Ohne Vorwurf, nur Fakten, nur Du. Und zum Schluss bittetst du darum DEINEN Weg gehen zu dürfen, ohne Vorwürfe und ohne Besserwisserei.

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Hätte in einer solchen Situation auch nur mein Partner neben mir gesessen, wäre meine Mutter mehr als nur pissig gegangen, hätte mich noch ewig verbal beladen, es wäre eskaliert, kein Kontakt, Vorwürfe und selbst bei Wiederkontakt unmöglich auf das Thema anzusprechen. 😮‍💨

Wenn da dann jemand sitzt, der damit nichts zu tun hat, kann das echt nach hinten losgehen.

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Mir geht es, in Bezug auf meine Kindheit und die Erziehung meiner Tochter, ganz ähnlich wie dir. Meine Tochter ist mittlerweile 6,5J. und geht demnächst in die Schule.

Besonders die ersten ein/zwei Jahre war es sehr schwer die Kommentare auszuhalten. Danach hatte ich ein dickeres Fell und die Kommentare wurden auch weniger.

Ich kann dir nur raten auf Durchzug zu schalten und dir ein dickeres Fell zuzulegen. Deine Eltern werden sich nicht ändern.

Aber es ist so schön zu sehen, wie sich mein Kind entwickelt.
Wir haben am letzten Tag die Entwicklungsberichte vom Kiga bekommen. Sie kann sehr gut ihre Gefühle und Bedürfnisse benennen, ist super sozial und emphatisch und man kann mit ihr über Gott und die Welt philosophieren.
Vor allem den ersten Punkt musste ich erst in der Therapie lernen und meine Eltern können es bis heute nicht.

Und mittlerweile sehen sogar meine Eltern was für ein tolles Mädchen sie ist.

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Danke für deine Antwort! Es ist toll zu sehen wo unsere Reise hingehen kann (:

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Bei mir ist es ähnlich, ich wurde ziemlich autoritär erzogen und obwohl ich gleichzeitig immer wusste, dass meine Eltern mich sehr lieben und ihr Bestes tun, hat es mir definitiv nicht gut getan. Meine eigenen Kinder erziehe ich möglichst bedürfnisorientiert. Natürlich mache ich das nicht perfekt. Es ist schwierig die Balance zu finden, zwischen Zugewandtsein und authentisch sein. Es bringt meinen Kindern nichts, wenn ich nur eine Rolle vorspiele und ich muss auch erst lernen, meine Emotionen und Bedürfnissen zum Ausdruck zu bringen, ohne die Grenzen meiner Kinder zu überschreiten. Ich bin eigentlich generell ein diplomatischer Mensch, der nicht schnell wütend wird, aber der Umgang mit Kindern bringt einen ja trotzdem öfters an die eigenen Grenzen.
Vieles über den Umgang mit meinen eigenen Emotionen habe ich dadurch gelernt, dass ich mein erstes Kind in der Autonomiephase durch seine Emotionen begleitet habe. Ich konnte mit meinem eigenen Verhalten zumindest teilweise die Erfahrungen durch die Erziehung meiner Eltern überschreiben. Jetzt mit den zweiten Kind ist es deshalb bereits deutlich leichter.
Trotzdem werde ich zu oft laut oder reagiere genervt - vor allem gegenüber dem ersten Kind. Aber wie du schon sagst, wenn man selbst anders erzogen wurde, dann kann man es nicht plötzlich perfekt. Ich tu mein bestes und wenn ich mich blöd verhalte, entschuldige ich mich.

Auf „das hat dir auch nicht geschadet“ von meinen Eltern reagiere ich sehr emotional. Wie kann mein Vater erst blöde Kommentare darüber machen, dass ich so schnell in Stress gerate und das nicht normal ist und 5min später irgendwas Richtung "schreien lassen" sagen und dass mir das auch nicht geschadet hat. Mir kommen dann meist die Tränen und ich fühle mich unverstanden und wütend und werde laut und das findet mein Vater sehr unangenehm, deshalb vermeidet er sowas mittlerweile. Ab und zu kommen noch so blöde Bemerkungen wie "ich würde das ja jetzt anders machen, aber ich weiß ihr wisst es eh besser und wollt das nicht hören". Manchmal spreche ich ich darauf an, aber er will es gar nicht diskutieren. Ich bin Psychologin, er ist Ingenieur, er weiß, dass er die Diskussion nicht gewinnen wird. Und ihm geht es ums Recht haben, nicht um den Austausch.
Ich würde nicht von mir aus hingehen und meinen Eltern aufzählen, was sie alles falsch gemacht haben und wie mir das geschadet hat. Sie haben es nicht besser gewusst. Aber ich schlucke es eben nicht mehr, wenn sie blöde Kommentare machen oder meinen zu wissen, was mir geschadet hat und was nicht.
Die Kommentare werden mit der Zeit natürlich seltener, weil mein Erziehungsstil ja mittlerweile bekannt ist und alle wissen, dass ich mich eh nicht umstimmen lasse.

Was mir auch sehr hilft, ist, dass mein Partner und ich 100% an einem Strang ziehen. Auch in unserem Freundeskreis (der unter anderem aus vielen PsychologInnen besteht) ist BO weit verbreitet und die, die nicht ganz nach BO erziehen, respektieren es trotzdem.

Es muss hart sein, wenn du dich damit so alleine fühlst. Vielleicht gibt es eine Facebook-Gruppe für deine Region oder sowas? Sich zu vernetzen würde dir sicher den Rücken stärken.

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Worin unterscheidet sich die Erziehung der nicht-bo-erziehenden Eltern von den bo-erziehenden Eltern? Es erziehen doch momentan alle Eltern bedürfnisorientiert. Selbst wenn einige bindungsorientiert erziehen, widerspricht das der Bindungsorientierung nicht, sondern geht eher noch darüber hinaus.

Also: Was machen die nicht-bo-Eltern anders? ☺️

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Strafen bzw. Belonungsentzug, die Kinder zu höflichem Verhalten nötigen, solche Dinge. Soweit ich weiß sind bedürfnisorientiert und bindungssortiert das Gleiche, oder? Aber autoritative Erziehung gibt's ja auch noch, die ist anders.

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Ich hab keine Ahnung, was bindungsorientierte Erziehung ausmacht, aber wir haben beide Kinder nach Bauchgefühl und Bedürfnisse aller Familienmitglieder erzogen.
Familienbetrieb, wenn notwendig, meine Tochter ließ sich die ersten 3 Monate nicht ablegen, also wohnte sie in der Trage. Schreien lassen sowieso nicht.

Meine Mutter war glaube ich eine Exotin. Trotz Jahrgang 1933 wurden mein Bruder und ich (Anfang der 70er) ähnlich erzogen. Sie hätte uns nie schreien lassen.

Du musst doch deinen Eltern nicht vor den Kopf stoßen. Sag ihnen, dass ihre eure Erziehung für richtig haltet. Und wie sie heute von Experten empfohlen wird. So, wie sie damals ihre. Wenn euer Kind mal verkorkst ist, müsst ihr das ausbaden. Ansonsten nicht groß diskutieren.

Gut, ich hab vielleicht leicht reden, da uns niemand in die Erziehung rein geredet hat. Bzw wir vieles nicht für uns passend fanden.

Mein Bruder und ich sind gut geraten und meine Kinder mit 13 und 8 Jahren bisher auch.

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Wieso darfst du von deinem Kind nicht genervt sein? Du erwähnst das mehrmals?
Was verstehst du überhaupt unter BO Erziehung?

Ich würde sagen ich probiere nach Bauchgefühl und BO zu erziehen. Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich meine Gefühle verstecken muss oder dem
Kind was vorspielen muss?! Nein ganz und gar nicht. Wenn ich genervt bin dann zeige ich das auch😄

Ich glaube du machst dir diesbezüglich schon sehr Druck!
Was hat dich denn besonders an der Erziehung deiner Eltern gestört? Was hat dich so verletzt? Vielleicht solltest du da ansetzen und einen weg für dich finden und nicht verkrampft nach Lehrbuch erziehen.

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Wenn ich genervt bin von meinem Sohn, dann zum Beispiel davon, dass er ständig Essen vom Hochstuhl auf den Boden wirft. Meine Gedanken sind dann solche wie „Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Ich hab schon fünfmal gesagt, dass er das Essen auf den Tisch legen soll, wenn er es nicht mehr möchte. Dann war’s das jetzt eben mit essen.“, weil das genau das ist, was meine Eltern früher zu mir gesagt haben. Ich weiß aber eigentlich, dass er das nicht macht um mich zu ärgern, sondern um zu lernen. Ich bin einfach nur getriggert und dafür kann er nichts. Das sollte er auch nicht ausbaden müssen. In dem Moment habe ich das Problem meine Gefühle nicht regulieren zu können, weil ich das nie gelernt habe. Da finde ich es schon nicht fair, genervt zu sein und ihn anzumeckern. Mein Verhalten zu ändern ist in dem Moment auch nichts vorspielen, sondern an mir arbeiten und lernen was ich noch nicht kann, Gefühle regulieren.
Ich habe einige Themen, die mich aus meiner Kindheit sehr belasten. Womit ich am meisten zu kämpfen hatte, war dass ich sehr lieblos erzogen wurde und dass ich immer mit meinen Gefühlen allein war. Genau das möchte ich ändern. Ich erziehe auch nicht unbedingt strikt nach Lehrbuch, aber ich habe mich schon ausführlich weitergebildet und setze um was mir richtig erscheint.

Achso, du hattest gefragt was bindungsorientierte Erziehung für mich heißt. Kurz ausgedrückt:
Sinnvolle Regeln setzen, aber ohne Strafen durchsetzen. Es gibt nur sinnvolle Konsequenzen. Zum Beispiel: das Kind malt an die Wand statt auf das Papier. Wir finden gemeinsam heraus wieso, versuchen das Problem zu lösen und putzen dann gemeinsam die Wand. Es gibt für das Kind sozusagen erwachsenen-Level Respekt mit kindgerechten Erwartungen.

Bearbeitet von Sarah298
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Hallo Sarah,
deine Gedanken vom Essen runterschmeißen könnten von mir kommen. Mir fällt das auch sooo schwer, da einen klaren Kopf zu bewahren. Die Theorie ist eine Sache, aber es in der Praxis/im Alltag umzusetzen eine andere...
Ich verstehe dich sehr gut.
Gib dir Zeit als Mama.
Natürlich ist es nicht ideal, aber wir lernen dazu, entschuldigen uns bei unseren Kindern und machen es das nächste Mal besser!
Ich finde es toll, dass du dich gegen eine autoritäre Eltern-Kind-Beziehung entschieden hast.
Halte durch, es lohnt sich ♡

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Ich wurde sehr nach der alten Schule erzogen und ich habe auch das Gefühl das meine alleinerziehende Mutter viele narzistische Eigenschaften hat.
Ich wusste zwar früh, das andere Kinder nicht von ihren Eltern geschlagen wurden aber ansonsten habe ich geglaubt, das alles andere normal sei.
Ich wollte damals auch nie Kinder bekommen eben weil ich Angst habe ich könnte genauso werden. Aber ich wollte immer mit Kindern arbeiten
Dann kam unser großer Sohn. Durch meine Arbeit im sozialen Bereich fühlte ich mich auch vorbereitet, und ich habe gelernt, dass ich nicht wie meine Mutter bin.
Ich habe von Anfang an ohne Strafen etc. erzogen. Sondern auf Augenhöhe.
Zu mir wurde auch gesagt." Das ist ein Kind und kein Erwachsener." Oder " du bist die Mutter, du hast das Sagen"

Ich habe nie Kinderratgeber gelesen. Jetzt mit meinem 2. Kind sehe ich viele Eltern die auch so erziehen, wie ich das bei meinem großen schon gemacht habe. Nur das ich jetzt einen Namen dafür habe.
Ich finde die Entwicklung gut.
Es gibt aktuell Dinge bei meinem grossen, die mich triggern. Die aber gar nicht schlimm sind. Von daher jetzt ich mich (ohne psychologische hilfe) mit meiner Vergangenheit auseinander.
Wenn ich aber in so eine Situation komme, mein grosser ist 10, dann kommuniziere ich das auch.
Ich habe schon von vielen gehört das er sehr empathisch ist und auch sehr gut seine eigenen Grenzen benennen kann.ich denke das hängt auch viel mit der Art der Erziehung zusammen.
Und nein ich glaube nicht das wir eine Generation von Weicheinern bzw. Narzissen grosziehen

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Ich weiss nicht genau, was bindungsorientierte Erziehung ist, wir verfolgen auch einen anderen Erziehungsansatz als meine Eltern. Wir sind so verblieben, dass wir gewisse Schwerpunkte anders setzen, als sie es getan haben, dass sie dies aber nicht als Kritik an dem auffassen sollen, was sie damals gemacht haben. Erstens sind wir (die Eltern und das Kind) halt andere Menschen mit anderen Charaktern und zweitens leben wir in anderen Zeiten mit anderen Herausforderungen. Mit dem Modus können wir bisher gut leben. Wenn deine Eltern ihr Bestes getan haben, würde ich kein Fass aufmachen und irgendwelche Dinge diskutieren, die bei ihnen den Eindruck erwecken könnten, dass sie sich nun rechtfertigen müssen, was sie früher getan haben. Ihr macht einige Dinge anders, ihr gewichtet einige Dinge anders. Letztlich muss es primär für die Kernfamilie passen. Für die erweiterte Familie mit Grosseltern, Tanten, Onkeln usw. ist es ja trotzdem möglich, mal einen schönen Tag mit eurem Kind zu verbringen, selbst wenn sie selbst gewisse Dinge vielleicht anders machen würden. Etwa so würde ich es ihnen erklären.

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In diesem Alter finde ich bindungsorientiert selbstverständlich und denke auch, dass viele das intuitiv so praktizieren. Ist halt anstrengend. Ich konnte es damals durchziehen, da ich zum Ausgleich mir täglich eine halbe Stunde (manchmal auch aufgeteilt, je nach Schlaf vom Baby) auf dem Laufband für mich genommen habe und mich so abreagiert habe.

Wenn das die Familie nicht verstehen kann, versuche es nicht an dich ran zu lassen. Das ist schon richtig so, wie du das machst!
Dass man dann mit der Zeit immer weniger schnell und umfassend jedes Bedürfnis befriedigen sollte, macht man in der Regel intuitiv.

Und in der Pubertät werde ich auch manchmal recht autoritär- das hätte ich früher gar nicht von mir gedacht…

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Übrigens hatten wir damals so eine Gummimatte unter dem Essplatz und ein Lätzchen mit Auffangbehälter. Da habe ich dann nicht ständig aufgehoben, sondern am Ende des Essens bzw. vielleicht auch mal dazwischen. Dadurch hat mich das nicht so genervt…