Frustration Einjähriger - nur bindungsorientierte Antworten erwünscht

Hallo zusammen,

Wir haben einen 12 Monate alten Sohn. Wie jeder einjährige ist er schnell frustriert, wenn etwas nicht klappt oder er etwas nicht darf. Meist wirft er dann Gegenstände durch die Gegend. Ich frage mich nun wie man einem so kleinen Kind am besten beibringt mit Frustration umzugehen. Was wir bisher gemacht haben, wenn er ohne Frust Dinge durch die Gegend geworfen hat, ist ihm einen Ball zum werfen anzubieten als Alternative. Das sollte ja aber nicht unbedingt die Lösung auf Wut sein. Da ich selbst sehr autoritär erzogen wurde, habe ich selbst erst einmal viel Recherche betreiben müssen wie man in solchen Situationen angemessen reagiert und wie man diese angemessenen Reaktionen seinen Kindern beibringen kann. Ich habe aber das Gefühl, dass die Lösungen eher auf ältere Kinder ausgelegt sind. Ich habe zwar angefangen mit ihm zu atmen, aber ich habe das Gefühl, dass er das noch gar nicht versteht/nachmachen kann. Wie habt ihr das gemacht? Welche Frustrationsbewältigung hat bei euren Kindern in dem Alter funktioniert? Funktioniert hier in dem Sinn irgendwann haben sie es verstanden und gelernt gut mit der Wut umzugehen. Ich möchte natürlich keine schnelle Abhilfe, sondern eine langfristige Methode die meinem Kind hilft.

Ich möchte hier bitte nur Antworten von Nutzern, die bindungsorientiert erziehen. Ich lasse mich auf keine Argumentationen ein, die andere Ansätze verfolgen und werde mit solchen nicht interagieren.

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Ich habe den Eindruck, dass du dir zu viele Gedanken um konkretes Verhalten machst. Letztendlich ist doch das Erlernen des Umgangs mit Emotionen ein innerer Prozess. Man kann sich auch ohne werfen, stampfen oder atmen regulieren, zum Beispiel durch weinen oder schreien, aber vermutlich geht es auch leise. Ja manche Kinder nehmen solche Strategien bzw. Handlungsvorschläge gerne an, meine gehören nicht dazu. Die Kinder bei der Emotionsregulation zu unterstützen bedeutet für mich in erster Linie, der Emotion Raum zu geben, Mitgefühl und Verständnis aber gleichzeitig auch Gelassenheit auszustrahlen, Nähe anzubieten (aber nicht aufzudrängen) und dafür zu sorgen, dass niemand zu schaden kommt und möglichst auch nichts kaputt geht.
Wie das dann genau aussieht, ist sicher in jeder Familie und auch in jeder Situation immer ein bisschen anders. Vielleicht nimmt man das Kind tröstend in den Arm, vielleicht hält man es auch zum Schutz fest, vielleicht trägt man es aus der Situation heraus an einen ruhigen/sicheren Ort, vielleicht nimmt man einen Gegenstand weg, vielleicht achtet man auch darauf, dem Kind nicht zu nah zu kommen und es nicht zu berühren, weil es das gerade nicht mag. Vielleicht redet man ein bisschen (Emotionen benennen, kurz Verständnis äußern), vielleicht ist es auch besser nichts zu sagen, vielleicht brummt man nur mitfühlend oder versucht selbst ein paarmal tief zu atmen, um die eigene Anspannung zu reduzieren.
Klar, manchmal biete ich auch Strategien an. Also wenn das Kind mich haut, sage ich vielleicht, es darf auf meine Hände klatschen aber sonst nirgends. Wenn das Kind wütend aufstampft mache ich vielleicht auch mit und zeige, dass das eine gute Strategie ist. Aber im Großen und Ganzen können meine Kinder mit sowas wenig anfangen.
Sie lernen von mir "Emotionen sind okay, wir schaffen das, ich bin auf deiner Seite, du bist damit nicht alleine", gleichzeitig merken sie, dass ich völlig entspannt bleibe (war aber anfangs beim ersten Kind auch anders 😅) und das ist ja dann auch sehr beruhigend. All diese Erfahrungen führen dazu, dass sie lernen, dass Emotionen nichts schlimmes sind und entsprechend auch nicht mehr so stark reagieren. Und schon klappt der Umgang damit auch besser.

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Tolle Antwort🥰

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Bei uns hat folgendes gut funktioniert:
Ihm Gegenstände, die es wirft bzw. werfen will wegnehmen und ruhig, aber bestimmt Nein sagen.
Da flippte unser Kleiner meist erst recht aus, woraufhin ich ihn einfach tröstete.
Das funktioniert jetzt bei den stärkeren Wutanfällen noch immer sehr gut.
Wobei ich sagen muss, dass diese echt selten sind.
Aber wenn es mal vor kommt, bleib ich einfach ruhig, aber bestimmt und nach einem verzweifelten Fußaufstampfen oder einer anderen Trotzreaktion läuft er schon ganz von selbst in meine, oder Papas Arme, um sich trösten zu lassen.

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Ich bin neben Erzieherin auch Resilienztrainerin und gebe Coachings für Eltern, unter anderem auch zu diesem Thema. Gerade der Umgang mit Wut ist für viele Eltern sehr emotionsbehaftet.

Ganz wichtig an erster Stelle (und das können die wenigsten Eltern): die Wut des Kindes einfach mal aushalten. Da sein, sich anbieten. Fertig. Nicht ablenken, nicht totquatschen, kein zwanghafter Körperkontakt. Wer das nicht kann, muss zwingend erst mal ergründen, warum er von der Wut des Kindes so sehr getriggert ist. Da liegen eigene meist unschöne Kindheitserfahrungen dahinter. Das allein reicht meist schon aus, dass die Dinge in eine positive Richtung gehen.

Wer die Wut seines Kindes aushalten kann, ist schon auf der sicheren Seite. Dann greift eigentlich das Übliche. Ein Wutkissen, Zeitschriften zum Zerreissen, feste aufstampfen, ein Boxsack. Irgendein Angebot für das Kind, um die Wut rauszulassen. Das muss gegeben sein. Alle Gefühle müssen raus.

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Ich finde den Beitrag sehr gut. Das ist eine Diskussion, die wir Eltern unter uns auch schon geführt haben. Ich bin auch der Ansicht, dass man Wut auch einfach mal als Eltern aushalten muss. Ich denke auch, dass man mit Ablenkung oder faulen Kompromissen falsche Anreize setzt. Analog dazu wäre es, sich als Erwachsener beispielsweise durch Shopping abzulenken, anstatt sich mit den Ursachen der negativen Gefühle zu befassen.

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Ich würde da ehrlich gesagt gar nciht viel tun außer da sein, die Gefühle des Kindes validieren (oha da bist du aber echt wütend jetzt) und mit mimik begleiten. Das was das Kind wirft beiläufig aufhebe und aufräumen, oder ihm wieder geben...je nach Situation. Also ruhig sein, da sein, Gefühle verbal und mimisch spiegeln, nicht werten (außer die Situation ist so gestaltet, dass du auch mittlerweile wütend bist, dann darfst du das auch deine Gefühle benennen)

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Was bedeutet denn für dich bindungsorientiert erziehen? Kannst du das mal erläutern? Und welche Antworten konkret möchtest du nicht hören? Ich antworte dir trotzdem mal.

In dem Alter hilft am besten reden, ablenken, eine Alternative anbieten, die Situation verändern.
Beispiel: Das Kind sitzt im Hochstuhl und möchte das scharfe Gemüsemesser vom Tisch greifen, die Eltern legen das Messer außer Reichweite, damit das Kind sich nicht schneidet. Das Kind wird wütend und schmeißt vor Frust den Trinkbecher runter.
Reaktion: "Tut mir Leid Schatz, da würdest du dich ganz doll dran schneiden, aber guck mal...! Ich hab hier einen ganz tollen Löffel/Plastikbecher/Schneebesen für dich!!!" Dann dem Kind etwas anderes in die Hand geben, das Messer schnell außer Sichtweite räumen und den Trinkbecher aufheben. Hoffen, dass das Kind die Alternative annimmt und mit dem Schneebesen weiterspielt.
Bei sehr großem Frust (Kind schreit und wütet und möchte nicht mit dem Schneebesen spielen...): "Hasi, so scharfe Messer sind leider wirklich nichts für Kinder in deinem Alter. Komm, wir gucken mal, ob wir im Kinderzimmer/Wohnzimmer etwas anderes Schönes finden." Das Kind aus dem Stuhl nehmen und die Situation verändern/ablenken/den Raum verlassen, um das Kind auf andere Gedanken zu bringen.

In dem Alter bringen weder schimpfen noch andere langatmige Erklärungen etwas. Das Kind wird bei Frust evtl. noch eine ganze Weile lang mit Gegenständen werfen (ist auch Typsache, einige Kleinkinder werfen auch gar nicht mit Sachen).

Wenn das Kind etwas größer und kognitiv weiter ist, kann man erklären, dass geworfene Dinge kaputt gehen und/oder andere verletzen und entsprechende Konsequenzen folgen lassen.
Beispiel: Der Zweijährige wirft trotz zweifacher Ermahnung immer noch vor Wut und Frust seine Matchboxautos gegen die Fensterscheibe: "Davon geht die Scheibe kaputt!" Hingehen, das Auto wegnehmen, das schreiende Kind auf den Arm nehmen, Alternative anbieten ("Du kannst mit den Autos auf dem Boden spielen, aber nicht gegen die Scheibe hauen. Davon geht sie kaputt." Beruhigt das Kind sich: Das Auto zurückgeben. Schreit es weiter: "Komm, wir machen zusammen etwas anderes".

Mit 12 Monaten kann man dem Kind auch sagen, dass geworfene Dinge kaputt gehen, es wird aber keinen nachhaltigen Effekt haben.

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Unser Sohn ist mittlerweile 4 unsere Tochter 17 Monate alt. Bei beiden war bzw ist es so:
Wird etwas geworfen, kommt es weg. Wird geschlagen, werden die Hände leicht festgehalten und gesagt, dass das nicht geht.
Bei Geschrei und Tränen mache ich nichts. Ich sitze beim Kind, bin da und sage ihm das auch, aber ich halte die Wut einfach aus und warte. Irgendwann ist es vorbei, dann wird gekuschelt. Dann benenne ich nochmal die Gefühle (du warst wütend) und fertig.

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Hi,

erstmal ist es völlig ok was zu werfen, weil man wütend ist. Das ist etwas sehr impulsives, man wird wütend und will was tun und in dem Alter lässt sich das noch nicht hinten anstellen und muss sofort raus.

Da hilft nur auf Augenhöhe gehen, sein Gefühl benennen: Ich verstehe das du wütend bist, das ist auch doof. Komme lass und zusammen auf den Boden trampeln: Dabei kannst du auch ein wütendes Gesicht machen, sofern sich dein Kind nicht erschrickt und ihr trampelt zusammen und das immer und immer und immer und immer und immer wiederholen. Irgendwann wird er es verstehen und umsetzen können. Er ist aber erst 12 Monate, das wird noch eine Weile dauern.

Ich hab in der Zeit in der es kognitiv eben noch nicht so ankommt, habe ich versucht ihn auch manches Mal einfach noch abzulenken, damit es gar nicht zum Wutanfall kommt. Geht natürlich nicht immer und sie müssen es auch lernen, aber manchmal kann man es ja noch durch Ablenkung verhindern. Er wollte z.B. einen Schrank öffnen und ging ja nicht, wusste er wird gleich wütend und hab ihn dann einfach gerufen und so was tolles anderes (Spielzeug etc.) gezeigt und meist war das Interesse dann weg. ;D
Aber auch mit 8 ist das gelegentlich noch ein Problem. ich sag nur Schuhe binden, schwimmen lernen, alles was nicht auf anhieb klappt, oder man in Schritten lernt. Es ist natürlich besser geworden und er kann sich gut selbst regulieren, stapft auf den Boden wenn er wütend ist, aber frustriert ist er immer noch schnell. Wir arbeiten weiter daran.

Es gilt einfach immer: durchhalten, durchhalten, durchhalten. Sie brauchen uns als festen und verlässlichen Halt und ab und an eben auch als Punching Ball zum Lauft und Druck ablassen.

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Bindungsorientiert, va aber pragmatisch und altersadequat.

Lenk ihn ab. Biete ihm Alternativen an.

Für alles andere ist er noch zu klein. Verstehen kommt mit der Zeit. Jetzt ist es durchstehen. Und du kannst ihn durch seine Emotion begleiten und da sein oder/und schauen dass er schnell aus dem Frust raus kommt. Und am schnellsten kommt er raus wenn du das noch kleine Hirn auf was anderes polst.

Meine Antwort sähe gänzlich anders aus wenn dein Kind älter wäre. Aber er ist noch so klein, du kommst verbal noch gar nicht an ihn ran.
Da sein. Ruhig sein. Fokus shiften. Repeat. Die eigentliche Arbeit kommt später.

Bearbeitet von Butterfee
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"Wir werfen nicht mit (Gegenstand konkret benennen). Ich verstehe, dass du wütend / frustriert bist / dass die Situation gerade schwierig für dich ist. Wenn ich wütend bin, hilft es mir aufzustampfen / laut auszuatmen. Und zwar so : (vormachen)."