Unsere 11 jährige Tochter dreht in letzter Zeit immer mehr durch

Hallo, meine Frau und ich haben eine 11 Jährige Tochter. Ich bin Ingenieur (Vollzeit) und meine Frau ist Betriebswirtin (15 Stunden).

Wir lieben unsere Tochter sehr, aber manchmal macht sie uns das Leben wirklich sehr schwer. Als Mila noch klein war hat sie sehr oft, sehr starke Wutausbrüche gehabt(2, 3 mal die Woche).
Ab dem Alter von ungefähr 8 ist das so nach und nach besser geworden. 1 mal im Monat vielleicht. Aber in letzter Zeit wird das wieder schlimmer und ich versteh wirklich nicht wie das kommt. Ich kann ja mal beschreiben wie so eine typische Situation ist: Wir essen zu Abend, wir 3 unterhalten uns dabei über den Tag, dann kommt ein Thema auf ob Milas Freundin übermorgen bei uns übernachten darf, wir sagen nein aus dem und dem Grund, dann kommt von ihr ja aber, wir sagen Nein vielleicht nächste Woche und sie diskutiert die ganze Zeit weiter. Dann wartet sie, dass ich weg gehe und streitet dann mit meiner Frau weiter. Und leider viel zu oft endet das in einem Wutausbruch. Für nichts. Sie weint, sie schreit uns an(besonders meine Frau). Meine Frau sagt ihr sie soll in ihr Zimmer gehen, sich mal beruhigen, und sie geht nicht. Wir sagen ihr heute kein Tablet(damit hört sie Höhrspiele oder guckt Checker Tobi). Ist ihr Scheißegal. Sie ist wütend und randaliert in ihrem Zimmer weiter, wenn sie dann doch mal gegangen ist. Türen schlagen, trampeln, auf dem Boden liegen und schreien, den Stuhl durch die Gegend schmeißen usw. Also richtig schlimm.

Heute war der Fall, dass meine Frau beim Vokabeln abfragen nur 2 Worte korrigiert hat. Da ist sie dann auch wieder aus dem nichts durchgedreht. Wir haben ihr auch schon vorgeschlagen, dass sie das auch selber, ohne unsere Hilfe lernen kann. Könnte sie, sie ist eigentlich recht gut in der Schule.

Das schlimme ist 1) Sie beruhigt sich einfach nicht wenn sie durchdreht. Das kann schonmal 2-3 Stunden dauern
2) Sie sieht überhaupt nicht ein, dass sie was falsch macht, wenn sie uns so anschreit. Objektiv hat sie auch garkeinen Grund dafür das zu tun. Wenn wir nach ihrem Wutausbruch mit ihr sprechen ist da überhaupt gar kein Einsehen oder sowas wie Reue. Auf eine erzwungene Entschuldigung kann ich verzichten.
Die, die es am meisten ab bekommt ist leider meine Frau. Ich komm meistens erst um 17-18 Uhr nach Hause, wenn das Kind schon im Brunnen liegt.
Wir wissen echt so langsam nicht mehr weiter mit unserem Kind. Sie kann so lieb sein, so kreativ, sie malt gerne, wirklich echt tolle Bilder, sie mag Tiere, sie geht reiten, sie geht liebend gerne zum tanzen. Sie ist klug und hübsch und Charmant. Aber sie ist überhaupt gar kein bisschen Kritikfähig und sie sieht auch einfach nicht wann sie zu weit geht. So war ich nie und meine Frau auch nicht. Wir führen eine sehr harmonische Ehe. Streit gibt es schonmal. Aber wir diskutieren darüber. Und bei den Meinungsverschiedenheiten geht es eigentlich nur um die
Erziehung:
Meine Frau ist der Meinung, dass man Mila es erklären muss wenn sie was falsch macht, bis sie es versteht(Mila fühlt sich immer im Recht).
Ich gehe da nicht 100% mit. Ich glaube, dass meine Frau mit unserer Tochter manchmal zu lange diskutiert/redet.
Ich glaube unsere Tochter sieht uns eher als Geschwister, denn als Eltern. Und das ist mMn Scheiße.
Ich bin der Meinung, dass wir Hilfe von einem Jugendpsychologen brauchen da ich das Gefühl habe, dass unsere Tochter uns entgleitet. Meine Frau hat Angst davor.
Über solche Dinge diskutieren meine Frau und ich öfters.
Naja.... genug geschrieben....
Also: Psychologe ja oder Nein?

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Hört sich für mich einfach nach Pupertät an 🙈
Ich war tatsächlich ganz genauso & irgendwann wurde es wieder besser 😉
Allerdings habe ich noch immer ein anderes " Temperament" als zb meine Eltern, man lernt halt nur irgendwann besser damit umzugehen.
Für mich wäre es also noch kein Grund für einen Psychologen

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ok.... Also Geduld haben....
Dann machen wir das so, danke

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Bin auch gegen Psychologe und mehr Geduld aber vielleicht könnt ihr ja mal als Eltern zu einer Erziehungsberatung gehen. Vielleicht können euch die Tipps geben, wie ihr besser damit umgehen könnt und sanft dagegen wirken.

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Pubertät


Und klar, wenn ihr alles ausdiskutiert dann kommen da auch Wutausbrüchen

Ich hätte bspw nicht groß diskutiert, wenn es um Übernachtung geht.

Nein, das geht am WE nicht weil xxxx.

Fertig klare Linie, klare Ansage

Das braucht man nicht unnötig diskutieren weil das Ergebnis ist ja fix.

Unsere Tochter ist 16 und mittlerweile kann man wieder besser mit ihr reden

Dafür fängt jetzt der fast 10 jährige an ..

Und ich diskutiere nicht mehr unnötig -- nein ist nein und entweder er beruhigt sich oder ich gehe raus und lass ihn erstmal in Ruhe....
Erspart viele Kämpfe.

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Ein Psychologe ist grundsätzlich ne gute Idee, es gibt eigentlich kaum Menschen, die nicht von Therapie profitieren können =)
Ihr könnt euch auch erstmal eine Ersteinschätzung geben lassen, aber gerade bei dem Problem mit der Frustationstoleranz/Emotionsregulation würd ich schon sagen, eine langfristige Therapie kann da Sinn machen. Das wird sicher euch Eltern auch einschließen.

Bis dahin würde ich vorschlagen, dass ihr euch mal mit Mila unterhaltet. In einem entspannten Moment mal drüber reden, wie man die Diskussions- und Streitkultur in eurer Familie verbessern kann. Bei ihr scheint ja wahnsinnig viel Frust vorhanden zu sein. Nehmt ihr Sie als Diskussionspartner ernst? Geht ihr auf Sie und ihre Argumente auch ein?
Ich kann mich noch sehr gut daran errinern, wie wahnsinnig frustrierend das war als Kind/Jugendliche, wenn man nur aufs Zimmer geschickt wurde, oder einfach nicht ernst genommen wurde. Da habe ich auch oft mit Wutausbrüchen reagiert, weil ich das Gefühl hatte, anders komme ich an meine Mutter gar nicht ran, anders nimmt sie mich nicht ernst.

Ein Beispiel für die Übernachtungs-Situation:
Sie schlägt etwas vor, was für euch nicht geht. Ihr sagt nein und begründet dies. Für Mila ist das natürlich frustrierend, Begründung hin oder her. Habt ihr einen Gegenvorschlag gemacht? Bringt ihr Verständnis für ihre Gefühle auf und nehmt diese auch ernst?
Zum Beispiel: "Tut uns leid, aber das geht nicht, weil.... Das ist jetzt bestimmt total enttäuschend für dich, aber wie wäre es stattdessen dann und dann?"

Alles Gute!

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Das ist einfach Pupertät. Erwachsen werden ist für manche sehr schwer.
Ich war damals auch so. Man fühlt sich unverstanden von den Eltern und ist natürlich immer das Opfer. Es ist einem was wichtig und dann kommt ein nein. Das zu akzeptieren ist schwer für pupertierende. Ich konnte mich früher manchmal selbst nicht leiden und dementsprechend war meine Laune. Meine Mutter hat dann versucht Kompromisse zu finden und ist auch oft auf mich zugegangen, das hat geholfen. Versucht euch mal mehr in sie hineinzuversetzen. Viel Kraft und Durchhaltevermögen.

Einen Psychologen finde ich unnötig. Ich hätte damals das Gefühl gehabt das was mit mir nicht stimmt oder meine Eltern mich für nicht normal halten und das hätte mich noch mehr runtergezogen

Bearbeitet von celebrian
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Geht doch zuerst in eine Erziehungsberatung, auch wenn es dafür zu spät sein könnte. Ich habe wie du den Eindruck, dass deine Frau eurer Tochter bis jetzt zu viel „Raum“ für solche Aussetzer gegeben hat. Kinder brauchen bei gewissen Themen klare Grenzen und keine ewigen Diskussionen. Hier sollte jemand deiner Frau vielleicht die Stellschrauben erklären.
Pubertät hin oder her - hilflos zugucken und abwarten sollte man als Eltern nicht, finde ich. Die Erziehung geht noch ein paar Jahre weiter.

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Ich würde es gut finden, wenn ihr euch um eine Erziehungsberatung bemühen würdet.
Einen Platz beim Psychologen werdet ihr wohl nicht so schnell bekommen.

Ich würde jetzt nicht alles auf die Pupertät schieben.
Erstens ist sie erst elf, zweitens hatte sie diese Wutanfälle früher auch schon.
Es scheint in ihrer Persönlichkeit zu liegen. Ich glaube, dass in zwei, drei Jahren so richtig die Fetzen bei euch fliegen werden.
Und Pupertät ist auch keine Entschuldigung für jedes schlechte Benehmen.
Lasst euch beraten, wie ihr mit diesen Diskussionen umgehen sollt.
Eurer Tochter scheint sich ja nicht durch Fakten überzeugen zu lassen. Vielleicht müsst ihr eure Erklärungen zurückfahren und einen anderen Weg finden, eure Entscheidungen durchzusetzen.

Viel Kraft !

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Ich rede mit meiner Frau darüber, danke

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Hallo HerrToto,

auf keinen Fall würde ich zum Psychologen. Dafür finde ich das Verhalten fast wieder zu normal für ein 11jähriges Mädchen mit evtl Früh-Pubertät. Wichtig ist jedoch dem Mädchen zurückzuspiegeln, dass Ihr Verhalten nicht ok ist. In ner ruhigen Minute mal fragen ob sie es ok fände wenn Ihr mit Wutausbrüchen reagieren würdet. Auch die Konsequenzen aufzeigen, die sowas hat: nämlich dass viele Menschen sich von ihr zurückziehen werden wenn sie das überall so macht.

Ansonsten fiel mir an den Beispielen auf:
Bei der Übernachtung wurde sie auf unbestimmte Zeit vertröstet obwohl es ihr offensichtlich total wichtig war. Richtiger wäre gewesen, einen fixen Termin zu suchen, auf den sie sich verlassen kann. Es ärgert einen selbst ja auch wenn man was total wichtig findet und ein anderer, auf den man angewiesen ist, lässt einen abtropfen mit der Bitte...
Noch dazu wird sie nicht ernst genommen und aufs Zimmer geschickt.
Ich fand Eure Reaktion in dieser Situation nicht wirklich respektvoll. Sie wird größer und dazu gehört es, Ihr mehr Verhandlungsspielraum und Verantwortung zu geben. Ihr habt sie quasi für unmündig erklärt und sie in keiner Weise ernst genommen.

Beim Vokabeln korrigieren kommt es drauf an: wie wird korrigiert? Wird gesagt "ist falsch, das gehört so" oder wird gesagt "überleg nochmal ob das so richtig war?"

Es klingt als sei sie sehr sensibel, evt ist sie sehr ehrgeizig und etwas perfektionistisch? Weiss man so nicht aus Deinem Text. Wenn es so wäre, müsste man Kritik sanfter verpacken, so dass sie Fehler selbst erkennt. Ich würde als Idee mal da ansetzen, wie ihr Kritik und Fehler anbringt und erklärt.

...unser großer hatte auch so Wutanfälle im ersten Grundschuljahr. Unsere Strategieänderung in sanfter verpackte Kritik oder mal lustig erklärt hat das Bild absolut gedreht. Jeder macht Fehler, wir geben das auch vor den Kids zu. Wir fahren so super.

LG und ganz viel Erfolg!!
Shealove

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also für mich hört es sich auch extrem nach Pubertät an. Unter Umständen hauen derzeit auch die Hormone rein und die Periode kommt bald?

Als Kind OFT starke Wutausbrüche nur alle paar Tage? -- es gab zeiten da haben meine Wutzwerge täglich mehrfach ne Show vom feinsten abgezogen.... Wochenlang. --- da war wieder ne Weile gut und dann kam wieder so ne Phase.

Vielleicht fehlt dir etwas der Verglich zu den anderen Kindern, denn du schreibst zumeist relativ normale Dinge, auch wenn sie anstrengend für Dich sind. Oder neu.


Also meine Tochter war zum Beginn der Pubertät noch krasser drauf, als das, was Du so erzählst. -- Klar kann man in einem Forum nicht alles so genau schreiben, aber es macht den Eindruck, wie wenn Euer Fell noch nicht dick genug ist für dieses Thema. Eltern von Pubertieren müssen eine gewisse Gleichgültigkeit lernen.
Also wenn sogar der Müll rausbringen so "weh tut", dass man eine Mega Szene machen muss mit rumheulen und Türen schlagen, dann ist es einfach nur lächerlich... -- Augen zu und durch heisst es da oft und öfter mal mit Gleichgültigkeit reagieren statt gleich so ein Fehlverhalten zu sanktionieren.

Aber ja: in dem Alter sollte man so langsam die Kids auch ihre eigenen Fehler machen. Vokabeln nur abfragen, wenn das Kind kommt. Korrigieren und kritisieren in unwichtigen Dingen sollte sich mal erst einmal verkneifen. -- die Klatsche ist immer Widerstand, Türen schlagen und respektloses rumgebrüll. --- Manche werden richtig Zickig oder eben agressiv und ich habe ganz stark den Eindruck, dass Ihr Eltern sehr harmoniesüchtig seid (wie ich übrigens auch) und somit vielleicht jahrelang niemals so Situationen ausfechten musstet und somit das stärker und schlimmer vorkommt, als es ist?

Ich glaube nicht, dass Mila zum Psychologen muss, - aber ich glaube, ihr Eltern solltet sie einfach mal von der Leine lassen und auch einfach so oft wie möglich den Mund halten, obwohl man gerne was sagen möchte.

Tatsächlich habe ich so über wochen udn Monate lang das arg angespannte Verhältnis zu meinem 15jährigen gekittet. Ich hab einfach gar nix mehr in Richtung Erziehung, Kritik, Kind steuern, persönliches gesagt. -- Wochenlang hab ich mich zusammengerissen und nur über Sachliches, Haushalt, Planung, Erlebnisse, Politik und Weltgeschehen geredet ... und siehe da.... irgendwann war der zickigige Prinz auch wieder für persönliches Zugänglicher. -- wir haben ihn vorher einfach nur genervt und die krassen Reaktionen waren sein Abwehrmechanismus, weil in der Pubertät halt nunmal die Angemessenheit nicht so einfach klappt... da ist viel einfach "drüber" ....

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Hallo,
ich denke ihr braucht schon Hilfe, aber nicht die von einem „Jugendpsychologen“. Ich hätte hier eher an eine systemische Familientherapie gedacht. Dort ist eure Tochter nicht dabei und ihr Eltern analysiert zusammen mit dem Therapeuten, was bei euch in der Familie so schief läuft … das ist eben ganz besonders eure Kommunikation und euer Streitverhalten.
Bitte vergesst nicht: Eure Tochter ist das Kind, ihr seid die Erwachsenen!

Offensichtlich habt ihr es bisher versäumt, eurer Tochter beizubringen, wie sie ihre Wut äußern kann. Deine Tochter ist jetzt 11 Jahre. Bedenke dass sie wächst und stärker wird. Ihr solltet das also ziemlich zeitnah unter Kontrolle bekommen. Kritikfähigkeit muss man lernen. Das ist nichts, was einem Menschen einfach so zufliegt.

Bei dem Beispiel oben sagst du, dass deine Tochter darauf GEWARTET HAT, dass du weggehst. Ja, warum machst du das dann? Warum setzt du deine Frau dem aus? Agiert doch nur einmal GEMEINSAM als Eltern. Irgendwelche sinnlose Debatten von meinen Söhnen unterbreche ich sofort. Wenn es garnicht anders geht, verlasse ich den Raum und gehe. Es gab die Frage. Es gab eine Antwort und es gab eine kurze Begründung. Danach ist das Thema durch und es gibt dazu kein Wort mehr. Das Verhalten deiner Tochter zeigt ja, dass sie mit ihrer Methode mehr als nur einmal erfolgreich war.