Emotionale Erpressung

Hallo,

der Vater meiner 14 jährigen Tochter ist wirklich unmöglich. Wir haben eigentlich schon immer große Probleme miteinander. Seit ungefähr einem halben Jahr möchte meine Tochter keinen Kontakt mehr zu ihm. Sie hat auch wirklich triftige Gründe, wie ich finde. Er hat sie ständig versetzt, ständig für alles kritisiert und am Ende hat er nichtmal an ihrer Jugendweihe teilgenommen, obwohl unsere Tochter ihm gesagt hat, dass es ihr viel bedeuten würde, wenn er da wäre. Es gab eine öffentliche Feierstunde, er hätte also unabhängig von mir und meiner Familie dort teilnehmen können. Monatelang sind wir ihm wegen den Eintrittskarten hinterher gerannt. Hatten ihm sogar welche mitbestellt. Für mich war es schon klar das er sie hängen lässt. Am Ende war es dann auch so. Es gab dann einen Streit zwischen den beiden und dann hat sie ihm gesagt das jetzt gut ist. Seit einigen Wochen schreibt er ihr wieder. Sie hat nicht reagiert. Nun hat er ihr geschrieben das er eine schlimme Diagnose bekommen hat und sie dann bloß nicht heulen braucht, wenn er stirbt.
Also schon die Art und Weise, wie er das schreibt. Ich könnte echt ausrasten. Das macht er immer!!! Wenn er nicht weiter kommt, holt er die Krankheitskeule raus. Das macht er nach Trennungen, auf der Arbeit und nun bei unserer Tochter. Sie ist jetzt völlig in Sorge und möchte unbedingt wissen was er hat. Das sagt er ihr natürlich nicht. Jetzt hat er ihre Aufmerksamkeit, die er wollte und spielt mit ihr. Ich weiß garnicht wie ich mit der Situation umgehen soll. Was ich ihr raten kann. Kann man dagegen vorgehen?

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Hey!

Du kannst dich ans Jugendamt oder den Kinderschutzbund wenden. Ich würde ihr vermutlich sagen, dass er diese Tour schon häufiger abgezogen hat und immer gesund war.

Liebe Grüße
Schoko

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Wenn du das Spiel schon kennst, dann stärke deine Tochter hinsichtlich und vollumfänglich zum Thema "emotionale Erpressung".

Kannst du das nicht, dann hol dir Hilfe von Außen dazu.

Hier ist, aus meiner Sicht, die immer angestrebte Neutralität gegenüber dem anderen Elternteil, deutlich verwirkt.

Ich kann das so deutlich sagen, weil meine Eltern mir ein unsagbar wertvolles Vorbild zum Thema waren, sie haben mich da mit einer großen Stärke und auch mit extremen Antennen für emotionale Erpressung ausgestattet. Sie waren schon in meiner Kindheit eine tolle Begleitung, wie man damit umgehen kann. Eine der Hauptlektionen war die emotionale Distanz zu schaffen, den Antrieb der erpressenden Person zu durchleuchten und mir Wege aufzuzeigen, da auszusteigen.

Da auch meine Tochter von mir dieses "Wissen" vermittelt bekommen hat, wüsste ich wie ich und schlußendlich sie damit umgehen könnte. Ich mag dir hier aber keine Tipps geben, weil ich nicht weiß, auf welchem Stand ihr da seid. Von daher eher der Rat, Hilfe von Außen zu suchen.

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Wenn sie will, soll sie ihn blockieren. So einen Vater braucht deine Tochter nicht.

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Du kannst ihr sagen was Du darin erkennst und ihr erklären, warum er das macht und was er erreichen möchte. Aber auch Verständnis für ihre Gefühle vermitteln. Schließlich macht sie sich „echte“ Sorgen.

Und dann darf Deine Tochter entscheiden was sie macht. Ggf. wird sie eine unangenehme Erfahrung machen, aus der sie jedoch einiges lernen kann.

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So einen Vater habe ich auch. Der droht schon seit Jahrzehnten mit Selbstmord, wenn jemand sein Theater nicht mitmacht. Eine solche Nachricht könnte auch von ihm stammen. Er hat wohl eine bipolare Störung. Habe selbst den Kontakt vor Jahren abgebrochen und wünschte, ich hätte das sehr viel früher gemacht. Er hat mich auch oft enttäuscht und hängen lassen.

Es ist gut, dass du deine Tochter schützt und unterstützt. Ich würde das auch beim Jugendamt thematisieren, und dort die Nachrichten vorlegen. Emotionale Erpressung ist psychische Gewalt. Dort kann man euch vielleicht beraten, was ihr tun könnt und in wie weit ein kompletter Kontaktabbruch möglich ist. Er hat ja vermutlich aktuell noch ein Sorgerecht?!

Und mir ihr darüber sprechen und eventuell Fachliteratur oder sogar einen Jugendpsychologen mit dazu holen. Sowas kann seelisch wirklich sehr belastend sein, Unterstützung kann da gar nicht schaden. Dann kann sie es vielleicht besser verstehen, was mit ihm los ist, und lernt, wie man sich von solchen Menschen abgrenzt und für sich selbst sorgt.

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Wenn jemand so eine Andeutung macht, dann ist klar, dass man drauf anspringt und sich sorgen macht. Aber bitte sage deiner Tochter auch, dass man niemanden "zwingen" kann sich helfen zu lassen - wenn er nicht mit offenen Karten spielt und sagt was er hat, dann kann er auch nicht erwarten dass man ihm nachläuft, sich kümmert usw. Dann verhält man sich halt so wie man sich ohne diese Andeutung dem Menschen gegenüber verhalten würde (also im Falle deiner Tochter dann wohl keinen Kontakt zu haben).

Erfahrungsgemäß ist da normalerweise auch nichts dran. Wenn jemand schon sagt "ich habe eine schlimme Diagnose bekommen", dann sagt man auch welche. Wenn man seine Lieben nicht belasten möchte, dann macht man auch keine Andeutungen in so eine Richtung

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Kannst du es nachvollziehen, dass er sie vermisst, weil er sie genau so liebt, wie dich?
Versuche nicht weiter, dein Kind auf deine Seite zu ziehen. Vielleicht hat er sich in manchen Situationen blöd verhalten. Aber es ist ihr Vater!

Ich würde versuchen, sie darin zu bestärken, wieder Kontakt zu ihm aufzubauen. Gleichzeitig würde ich ihr aber schon zur Beruhigung sagen, dass er wahrscheinlich gar nicht so krank ist, wie er sagt. Aber, dass er sie liebt und es wichtig ist, dass sie Kontakt zu ihm hat.

Es gibt auch Beratungsstellen bei der Caritas z.B., wo man so etwas besprechen kann.

Seh's doch mal positiv, wenn sie alle 2 Wochen bei ihm ist, hast du sturmfrei ;-)

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Nicht wie dich, wie du sie, meinte ich..