Rabenmutter - Impulsiv und meinem Kind weh getan

Hallo zusammen,

ich bin eine schwangere Mutter von 2 wundervollen Kindern (7 und 4). Natürlich ist es manchmal alles zu viel. Die Situationen kennt jeder. Grundsätzlich war ich aber leider schon immer zu impulsiv. Bereits als Kind. Mit Wut kann ich generell zu schlecht umgehen. Ich versuche wirklich ruhig zu bleiben. Sporadisch schreie ich leider meine Kinder an. Das passiert selten, fühle mich aber sehr schlecht. Natürlich rede ich hinterher mit beiden Kindern. Stelle klar dass sie absolut nicht Schuld sind und dass das von mir nicht okay war. Wir Knuddeln lange….alles noch menschlich wie ich finde. Ich bin eben nicht perfekt. Versuche an mir zu arbeiten.

Manchmal habe ich mich aber noch weniger im Griff. Manchmal bin ich so wütend, dass ich die Tür knalle, oder auch schonmal was geworfen habe. Nie dass etwas kaputt geht. Aber beides hilft mir total, dass meine Wut entweicht. Auch rede ich hinterher mit meinen Kindern darüber. Aber wieso mache ich diese Dinge manchmal? Mein kleiner ist genau so (nur extremer natürlich, weil er damit noch schlecht umgehen kann). Ich bin wirklich kein gutes Beispiel. Mir passiert sowas sehr sehr selten, aber vor den Kindern ist es wirklich unpassend. Ich weiß nicht wie ich das komplett vermeiden kann. Es ist nicht erwachsen….

Nun ist mir aber was furchtbares passiert. Ich raste wirklich sporadisch bei den Hausaufgaben aus. Ich weiß nicht wieso. Mein Kind ist sehr lieb, ruhig und gibt sich Mühe. Wenn ich aber manchmal das Gefühl habe, es hat kein Bock und macht mit Absicht Dinge falsch, dann werd ich wirklich viel zu schnell sauer. Die Hausaufgaben sind mein k.o. So was bescheuertes. Letztens hat mein großes Kind wieder geträumt und immer wieder am Schnellhefter gefummelt als zu arbeiten, obwohl ich schon dabei saß. Ich hab so oft gesagt es soll das lassen. Anstatt eben eine Pause zu zu lassen, musste es die Aufgabe fertig machen. Als dann wieder am Schnellhefter gefummelt wurde, bin ich von 0 auf 100 gezündet…. 😭 Ich habe meine Hand genommen und auf die Mappe gehauen. Eigentlich wollte ich in meinem Kopf nur auf die Mappe hauen als Zeichen: es reicht nun. Du fummelst schon wieder. Aber wisst ihr was ich wirklich gemacht habe? Ich hab ihre Hand gesehen…und meine Hand ist auf ihrer gelandet und nicht nur auf die Mappe. Das tat ihr grundsätzlich nicht weh. Es sollte sie erschrecken. Blöd genug. Aber sie fummelte ja am Hefter rum, der ist aus Metall. Ich hab ihren Finger auf die Spitze gehauen sozusagen. Sie hat geblutet. Sie hat durch mich einen kleinen Riss im Finger. Weil sie das einen Metallding hoch gemacht hatte. Ich habe also meinem Kind körperlich weh getan und verletzt. Es ist absolut unverzeihlich. Ganz ehrlich: ich habe ihre Hand gesehen. Ich habe gesehen dass sie da rum fummelt. Ich hätte wissen müssen, dass ihr das weh tut und ich sie verletzen könnte.

Was ich in dem Moment wirklich dachte, kann ich gar nicht sagen. Der Schnitt ist nicht sehr gross, es hat kurz geblutet. Habe sie versorgt und getröstet. Ich habe sie gekuschelt und getröstet. Ich habe lange mit ihr gesprochen. Aber sie soll man sowas wieder gut machen können? Das kann doch nicht wahr sein. Keine Ahnung ob die frische ungeplante Schwangerschaft mich noch impulsiver macht. Aber ich weiß, dass das nicht okay war. Rabenmutter des Jahres.

Sowas darf mir nie nie wieder passieren. Aber ich weiß wirklich nicht was dann mit mir durch geht. Ich atme mehr durch, reflektiere, das versuche ich schon. Es reicht nicht.

Ich hoffe mein Kind hat davon keinen Schaden. Es war Gewalt. Es war das 1. Mal. Ich bin untröstlich.

Bearbeitet von Rabenmutter2023
1

Ich glaube , du leidest selber gerade genug, als dass dir das noch jemand sagen müsste, wie daneben das war.

Lass dein Kind seine Hauaufgaben alleine machen in einem anderen Raum und steh nur für Nachfragen und zur Endkontrolle bereit.

2

Du hast dein Problem erkannt und vielleicht schaust du nach Strategien wie erstmal bis 10 zählen etc., um deine Wut besser in den Griff zu bekommen. Aber mach Dich nicht fertig - im Augenblick leidest Du und das werden deine Kinder bestimmt merken.

Aber generell sind Eltern auch Menschen und ich finde es völlig okay, wenn Kinder dies merken. Kinder haben oft genug auch ein gutes Gefühl für den Trickerpoint ihrer Eltern. Da kann es eben auch mal lauter werden.

Hausaufgaben sollten Eltern nur im Ausnahmenfall mit Kindern machen. Schließlich geht dein Kind zur Schule und nicht Du. - Wenn dies bei Euch nicht klappt - schau ob es einen Hausaufgabenkreis gibt etc.

3

Dich jetzt selbst zu beschimpfen hilft nichts. Du bist keine Rabenmutter deswegen.
Was Du aber dringend machen solltest: arbeite an Deinem Problem mit der Impulskontrolle. DRINGEND!
Das von Dir beschriebene Verhalten tut Deinen Kindern nicht gut. Sie empfangen von Dir ja ständig ambivalente Botschaften- im einen Moment werden sie angeschrien/beschimpft/bestraft, im nächsten gekuschelt und geherzt. Die wissen so doch gar nicht mehr, was Sache ist und müssen ständig fürchten, dass Du wieder einen Wutanfall bekommst.
Arbeite daran, schau, woher das kommt, wieso Du so wütend bist und wieso Du Dich im Moment der Wut so wenig unter Kontrolle hast. Es ist ja schonmal gut, dass Du erkennst, dass Du damit Schwierigkeiten hast. Der nächste Schritt wäre, diese Schwierigkeiten (evtl. mit professioneller Unterstützung) anzugehen.

4

Hi,

wenn mein Sohn mal wieder meint, er kann 5+7 nicht zusammenrechnen (ist inzwischen in der 3. Klasse und hat gerade die erste 1 in Mathe mit heimgebracht) geh ich einfach und lass ihn bocken. Das ist vorher auch in Streit ausgeartet.

Er will, dass ich dabei sitze und auch ihn auf seine Fehler hinweise, aber dann meckert er, weil ich es ihm sage und ich habe jetzt die klare Regel. Meckert er mich an, wenn ich das mache, was er ja will, oder schreit sogart, dann darf er den Rest alleine machen.

Gerade gestern wieder durchgezogen. Er hat den Buchstaben nicht richtig mit dem anderen verbunden (unten statt oben) und ich habe es ihm gesagt: Da hat er mich angebrüllt: Das hab ich gesehen.

Dann bin ich aufgestanden und hab angefangen den Geschirrspüler auszuräumen. Er hat dann noch kurz gemeckert und in 10 Minuten den Rest alleine gemacht. Nicht ohne nochmal bei einer Aufgabe angeblich Hilfe zu brauchen. Hier hab ich ihm dann klipp und klar gesagt, muss er alleine machen.

Nach 3 Jahren klappt das inzwischen gut. Ich hab ihm aber auch schonmal Dinge aus der Hand genommen, wenn er ständig rumspielt bzw. ich achte drauf, dass nichts in Reichweite ist. Arbeitsblätter werden genau aus dem Grund übrigens bei uns außerhalb des Ordners bearbeitet. Er spielt auch immer mit den Metallklammern, die sind so verbeult inzwischen, dass man schon aufpassen muss, wenn man was einheftet.

Denk einfach dran. Die Hausaufgaben sind die Verantwortung des Kindes. Wenn es da länger braucht, ist es seine Sache. Du kannst mit ihr z.B. ausmachen, dass du nur 20 Minuten dabei bist, danach nicht mehr. Oder das du eben in der Nähe bist und was anderes machst. Ich hab gestern z.B. Mario Kart gezockt :D oder ich häkle oder lese was.

35

Kind macht Hausaufgaben und Mama zockt Mario Kart, das hat was. 😄

5

Besorg dir entsprechende Bücher und arbeite ernsthaft daran. Schieb es nicht auf die Schwangerschaft.
Was mir in solchen Situationen hilft: Einen oder beide Arme fest anspannen. D.h. Faust machen, Fingernägel in die Handinnenflächen drücken. Handgelenk, Unterarm, Oberarm so fest wie nur irgendwie möglich anspannen. Bei mir habe das Gefühl, dass die Wut bei mir so etwas gebunden ist und nicht mehr "aus dem Körper will".

LG

6

Oh nein. Ich bin genauso und ich hasse das so sehr an mir!

Denn grundsätzlich bin ich sogar ein ruhiger Mensch und hasse es, sauer zu werden und möchte schon gar nicht meinen Kindern weg tun.

Ich selbst habe für mich einen Weg gefunden... der klingt blöd, aber im Flüsterton, also sehr sehr leise meinem Ärger Luft machen. Ich darf da alles sagen, was ich will, auch Beleidigungen. Aber niemand bekommt es mit.

Ich dreh mich auch manchmal um und hau dann mit der Faust auf meinen Oberschenkel.

Aber dieses Impulsive an sich bekomme ich nicht so richtig weg.

Am schlimmsten sind auch Hausaufgaben und wenn meine Tochter morgens wegen ihrer Langsamkeit zu spät zur Schule kommt, obwohl wir rechtzeitig aufgestanden sind. Ich renn dann wie eine Furie durch die Wohnung und würde am liebsten was umschmeissen. Ich bin dann schon auch mal gemein und sag z.B: Ja, jetzt gibt's auch kein Tschüss mehr von mir, du kannst gehen.
Das passiert sehr selten, aber dann steh ich am Fenster und heule, wie scheisse impulsiv ich immer reagiere und es tut mir dann sehr leid.


Och Mann. Jedenfalls kann ich dich total verstehen. Man fühlt sich dann wirklich wie eine Rabenmutter.


Ich selbst habe schon oft darüber nachgedacht und leider ist sowohl mein Vater immer sehr impulsiv gewesen und meine Mutter ist auch ein extrem temperamentvoller Mensch. Ich habe mich schon oft gefragt, ob es in den Genen liegt.

Bearbeitet von Narali84
7

Als Autistin kenne ich das Gefühl leider zu gut 🫣 man verliert kurz komplett die Kontrolle. Bei mir kommt das bei Überreizung.

In meinem Fall hab ich meine gesamte Umgebung auf weniger Reize ausgelegt. Damit eine Grundruhe da ist und ich nicht beim ersten kleinen Trigger direkt die Kontrolle verliere.

Schau mal, was dich sonst so im Laufe des Tages gereizt hat. Versuch, insgesamt mehr Ruhe in dein Leben zu bekommen, damit du nicht schon an der Reizschwelle bist, wenn du dich mit deinem Kind hinhockst zu den Hausaufgaben.

Weniger Termine und Stress, vielleicht Meditation, gut ausschlafen, Zeit an der frischen Luft. Vielleicht ne schöne Badewanne voll Schaum oder ne heiße Schokolade. Nimm dir Zeit für dich, damit du dann entspannter an die Hausaufgaben mit rangehen kannst.

(Nein, ich schaff das mit der Selbstfürsorge auch nicht immer - nicht aller Stress lässt sich vermeiden.....)



Und vergiss nicht, das Ganze mit deinem Kind aufzuarbeiten. Für dein Kind ist das ziemlich schlimm, da brauchen wir auch nix schönreden... Ich komme aus einem Cholerikerhaushalt, es tut der Kinderseele sehr sehr weh, selbst wenn es einmalig war.

Geh die Hausaufgaben beim nächsten Mal anders an, und sag deinem Kind deutlich, dass du das tust, damit DU dich besser im Griff hast. Macht die Hausaufgaben an nem anderen Tisch, habt gar keinen Hefter da liegen, macht es zu ner anderen Uhrzeit. Änder die Situation. Und bezieh dein Kind mit ein, dass es Bescheid weiß, dass du weißt, dass das Mist war und dass du was veränderst, weil DU an dir arbeitest.

Bearbeitet von Inaktiv
8

Danke dir. Ich habe es lange mit ihr besprochen. Und mir natürlich jegliche Schuld gegeben und es ihr erklärt. Bei den Hausaufgaben gehe ich jetzt weg und lass sie nur noch hinterher zeigen. Ansonsten habe ich mich auch gut im Griff. Und ich denke da bekomme ich es via Rückzug auch gut hin. Ich hoffe einfach es hat mich so sehr erschreckt, dass mir das nie wieder passiert. Eigentlich bin ich selber sehr ruhig.

9

Ich kann immer wieder empfehlen: Philippa Perry - "Das Buch von dem du dir wünscht, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast).
Das Buch heißt wortwörtlich so.

Mach dich auf die Suche nach unbewussten Mustern, nach Triggerpunkten, nach Kindheitserlebnissen, die deine Wut auslösen.

Manche unbewusste Muster lassen sich über mehrere Generationen zurück verfolgen. Hier ein persönliches Beispiel: Mein Urgroßvater hat als Kind erlebt, dass sein Elternhaus durch Blitzschlag binnen weniger Minuten in Flammen stand und komplett niederbrannte. Das muss gegen 1900 gewesen sein. Der Urgroßvater hat dann Zeit seines Lebens alle Familienangehörigen bei Gewitter zum Beten ins Wohnzimmer geholt, auch mitten in der Nacht und bis hinein in die Enkelgeneration. In diese Enkelgeneration gehört u.a. mein Vater, der aufgrund dieser weitergegebenen Ängste heute noch, also 123 Jahre nach dem Schlüsselereignis bei Gewitter massiv unter Anspannung gerät und das auch deutlich an seine Enkel weitergibt.

Bearbeitet von kkjj
11

Habe ich bestellt. Ich suche ja nach Hilfe. Mein Vater war auch impulsiv, vor ihm hatte ich Angst. Er war aber kaum da. Meine Mutter hatte richtig richtig schlimme Depressionen bis ich circa 5 war. Da sind auch unschöne Dinge passiert und ich hab keine Liebe bekommen. Danach umso mehr. Sie entschuldigt sich auch bis heute dafür. Sie war eben sehr sehr krank. Da ist unbewusst sicher einiges in mir verankert. Aber ich komme alleine nicht dahinter. Ich werde sauer, wenn ich das Gefühl habe dass meine Kinder mit Absicht mir nicht zu hören oder mit Absicht Fehler machen. Kontrollverlust? Keine Ahnung. Bei den Hausaufgaben gehe ich jetzt weg. Ich bin gespannt was in dem Buch steht

14

Da könnte die Grundannahme "Ich bin nicht wichtig" bzw. "Ich werde nicht ernst genommen dahinter stehen".
Ich bin leider auch so impulsiv und ansonstend sehr wohlmeinend und gutmütig im Umgang mit den Kindern.
Manchmal liegt es aber auch daran, dass man die eigenen Grenzen nicht rechtzeitig und angemessen kommuniziert, sondern nichts tut, obwohl die Grenzen verletzt sind, bis die Anspannung zu hoch wird und man explodiert.

10

Bitte wende eine neue Regel an: Wenn du merkst, dass du wütend wirst, sage deinem Kind (oder jedem, der sonst im Raum ist), dass du kurz raus gehen musst. Notfalls auf Toilette. Und dann gehe in einen Raum, in dem du entweder dich körperlich auspowern kannst (ins Schlafzimmer und in die Matratze boxen) oder laut schreien kannst (Keller) und dann, wenn du dich beruhigt hast, komme wieder. Notfalls gehe ins Bad und mache 100 Squats oder Situps. Irgendetwas Auspowerndes. Dann entspannt und ruhig atmen und beruhigt wieder kommen und wieder Energie haben, um ruhig und gelassen mit der Situation umzugehen.