Jedesmal Kampf wegen Klavierunterricht

Hallo,

meine Tochter ist sehr musikalisch und liebt Musik. Sie lernt seit ein paar Jahren Klavier und jetzt - auf eigenen Wunsch - auch noch Gitarre.
Sie will aber nie üben. Irgendetwas anderes ist immer wichtiger.
Dann kommt der Tag, an dem sie Unterricht hat, also setzt sie sich ans Klavier / an die Gitarre und spielt - aber sobald etwas nicht klappt (was passiert, wenn man nie übt...) regt sie sich furchtbar auf und schreit herum.
Es ist jede Woche dasselbe Drama.
Ich bin schon kurz davor, sie einfach abzumelden.

Aber nach dem Unterricht ist sie jedesmal total gut gelaunt, sagt dass die Stunde toll war, setzt sich sogar von selbst ans Klavier / die Gitarre, spielt Sachen vor...leider hält das nie länger als den einen Tag an.
Aber unter der Woche hat sie einfach keinen Bock.
Ich erinnere sie daran, aber zwinge sie nicht zu üben. Irgendwas ist immer wichtiger für sie.

Kommt ihr Unterrichtstag, wirft sie mir vor, ich hätte sie nicht ans Üben erinnert und das Geschrei geht von vorne los...

Ich bin echt mit meinem Latein am Ende.
Soll ich sie abmelden?
Das will sie auf keinen Fall, habe ich ihr schon mehrmals angeboten.
Nein, sie will die Instrumente spielen.
Aber scheinbar geht es nicht ohne Geschrei...

Sie ist halt schrecklich ungeduldig, will es sofort können, ohne zu üben.
Sie ist auch wirklich sehr begabt, wurde uns von verschiedenen Musiklehrern bestätigt.

Tipps?

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Ich glaube, hier liegen einfach ein paar typische Missverständnisse von Instrumentalschülern vor, und zwar von Schülern jeden Alters!

Ich hatte die selbst als Erwachsene LANGE und leider wurde das alles nicht im Unterricht thematisiert. Aus den Gründen, die deine Tochter vermutlich hat, habe ich nach 10 Jahren mit Geigenunterricht aufgehört, aber - nach einer längeren Pause - nicht mit Geigespielen.

Die beiden meist missverstandenen Worte im Zusammenhang mit Instrumentenspiel, VOR ALLEM solchen Instrumenten wie Geige und Klavier:
BEGABUNG und
ÜBEN.

Man sieht meist vor allem im TV nur "Wunderkinder", die mit 5 schon fehlerfrei Stücke spielen können, die auch für 15jährige schwierig wären. Also hat man unterbewusst diese Frage: Bin ich begabt genug? Wenn ich das nicht sofort fehlerfrei spielen kann, bin ich dann einfach unbegabt? Lohnt es sich überhaupt, weiterzumachen?

ÜBEN:
Das ist ein weites Feld. Ich würde mir wünschen, das große Musiker, Profis, mal ihre Übesessions veröffentlichen würden (einige machen das inzwischen auf Instagram, da könntest du mal suchen. Ich kenne da nur einige Geiger und Cellisten. Es gibt bspw. einen Jungen auf Instagram, kazu_violin, der wohl sehr begabt ist, aber auch sehr viel übt und oft zeigt, wie er winzige Abschnitte aus Etüden oder Stücken übt. Dabei hat er schon einen Profiton drauf, aber man sieht halt, dass auch solchen begabten Schüler sehr viel üben müssen und zwar "RICHTIG".)


Oft glauben Schüler dem Lehrer nicht, wenn er Dinge sagt wie "übe langsam, übe abschnittsweise, übe Ton für Ton", weil sie hören "du bist dumm und unbegabt, deswegen erwarte ich nicht viel von dir. Meine begabten Schüler könnten das sofort fehlerfrei in rasantem Tempo spielen!"

Hier ist ein Klavierlehrer auf YT, der immer wieder thematisiert und auch vormacht, wie man üben sollte, warum man frustriert wird, warum Fingerübungen, Etüden, langsames Üben, Ton für Ton spielen etc. wichtig sind:

https://www.youtube.com/@torsten-eil-klavier/videos

Das Problem ist, dass es ein LANGER Prozess ist, bis man diese Haltung, diese Infos verinnerlicht hat.

Suche mal auf YT nach Profipianisten, die über ihr tägliches Üben berichten. Sage deiner Tochter, dass diese Menschen seit Kindheit spielen, ab Jugendalter meist mindestens 2 Stunden täglich, Klavier studiert haben, Konzerte geben - und TROTZDEM noch TÄGLICH meist ca. 3 Stunden üben (müssen)! Dass selbst Profis also nicht irgendwann fertig sind und alles einfach so spielen können, wenn sie nicht üben!

Hier wäre noch ein Video zum Thema "täglich, aber kurz üben".

https://www.youtube.com/watch?v=UtczNcZWNhI

Überlege mal gemeinsam mit deiner Tochter, was sie wie lange lernen musste. Z.B. laufen, vom Babyalter bis zum Fußballspielen. Schreiben. Sie übt vermutlich immer noch täglich. Vergleiche ihre Schrift und Schreibgeschwindigkeit mit deiner. Malen, zeichnen. Hat sich das nicht über die Jahre verbessert?
Bei mir hat es von der ersten bis zur 7. Klasse gedauert, bis ich richtig schön schreiben konnte.

Wenn nun all diese Dinge so viel Zeit brauchen - keiner kann in der ersten Deutschstunde längere Texte mit sauberer Schönschrift schreiben! - warum sollte es beim Klavierspielen anders sein?

Das Problem deiner Tochter ist weit verbreitet: Selbst erzeugter Druck, besonders gut sein zu müssen, den Lehrer zu beeindrucken, schnell weiterzukommen. Aber der Druck blockiert, es geht dann gar nichts mehr. Sie ist auf dem Klavier kein Rennpferd, kann es nicht werden, sie ist eine Ente am Boden. Also, sie läuft langsam, aber wenn sie jeden Tag läuft, kann ist in einem Jahr mehr Strecke zurücklegen als das Rennpferd in einer Stunde.
Um zu sehen, wie weit sie kommt, sollte sie aber so oft wie möglich täglich üben. Es wird nicht immer klappen - man ist mal krank, der Tag war zu lang, es gab zu viele andere Aktivitäten, man ist traurig oder gestresst - aber man sollte es als Ziel anpeilen.
Vielleicht könnt ihr ein Bild einer Ente auf den Notenständer stellen oder ein anderes Symbol für langsames, sorgfältiges Üben.

Der andere wichtige Punkte ist, dass man in dem besser wird, was man übt.
Das klingt banal, aber es bedeutet: Wenn ich jeden Tag das Stück mit den drei Fehlerstellen durchspiele, festige ich die Fehler! Wenn ich beim Üben gestresst und frustriert bin, bringe ich mir bei, beim nächsten Mal dieses Stück mit Stress und Frust zu assoziieren und werde nie besser.

Daher: Bewusstes Entspannen, Ton für Ton, auf den Klang achten, auf das Tempo, schöne Musik machen, statt frustriert durch das Stück der Woche zu hetzen.
Lieber EINEN Takt schön spielen als fünf mal das ganze Stück lustlos und frustriert runterreißen.
Man wird NCIHT vom ÜBEN besser, man wird vom langsamen, sorgfältigen, bewussten, genussvollen Üben besser!

Bearbeitet von Toschkalee
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Danke für deinen langen Text und die vielen Tipps.

Das Problem bei meiner Tochter ist aber eigentlich nicht in erster Linie, dass sie nicht weiß, wie sie üben soll, sondern dass sie generell keine Lust hat zu üben.

Ein bisschen so, wie wenn man am Beckenrand steht und keine Lust hat ins Wasser zu gehen, weil es ja kalt ist.
Sobald sie "im Wasser" ist macht es ihr eigentlich Spaß.

Wenn ich sie zum Beispiel erinnere, dass sie üben könnte, dann will sie lieber spielen, lesen, malen, basteln - nur nicht üben...

Ich bräuchte einen Trick, wie ich sie da motivieren könnte....

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Ich würde das Klavierspielen in die Tagesstruktur bzw. Wochenstruktur ganz fest einplanen. Dann kann nicht etwas anderes wichtiger sein, weil jetzt ist der Moment für das Klavierüben. Mit einem neunjährigen Kind musst Du diese Struktur vorgeben. Diese Verantwortung würde ich ihr in dem Alter noch nicht überlassen. Das können nämlich die meisten Erwachsenen nicht.
Nimm ihr die Entscheidung ab. 15 Uhr ist Klavier. Danach ist Freizeit. Und von dieser Struktur wird nur in Ausnahmen abgewichen. (Bei uns gehört zu den Ausnahmen auch, wenn ein Freund direkt nach der Schule mit nach Hause kommt - dann gibt es eine Kurzversion Üben am Abend, die dann meist weniger anspruchsvoll ist je nachdem, wie fertig wir beide sind.)
Sie zeigt Dir aus meiner Sicht eindeutig, dass sie Hilfe bei der Organisation braucht.

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Wie alt ist denn das Kind?

Ich würde in Ruhe ein Gespräch mit ihr führen, wie sie sich das vorstellt. Aufhören will sie ja nicht. Will sie nur immer an Tag des Unterrichts davor (gestresst) und danach (euphorisch) üben? Ist ja immerhin ein ausgedehnter Übungstag. Reicht ihr das? Kannst du damit leben?
Oder will sie tatsächlich jeden Tag üben? Dann soll sie sich da selbst einen Plan machen, wann das am besten in den Alltag passt, wie sie sich daran erinnern kann, oder ob du da helfen sollst, und was ihr sonst helfen würde, das durchzuziehen. Vielleicht kann sie es in eine bestehende Routine einbauen? Vielleicht hilft es ihr, auf einem Plan an der Wand nach jedem üben abhaken zu können. Überlegt euch gemeinsam, was Sinn macht. Aber die Entscheidung und auch die Verantwortung liegt bei ihr, nicht bei dir, das muss sie lernen.

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Sie ist 9.

Nur an dem Unterrichtstag unter Stress zu üben halte ich für keine gute Idee - und das reicht auch nicht.

Sie "will" gar nicht üben.
Aber sie will die Instrumente spielen können.

Ja, das mit dem Plan können wir probieren.

Aber an eine bestehende Routine "dran hängen" hat bisher leider nicht funktioniert.
Dann hieß es immer, "ja, gleich, ich will nur noch schnell...." oder direkt "ooooh neee, doch nicht JETZT"....

Dass es ihre Verantwortung ist habe ich ihr auch schon mehrmals gesagt, aber das fruchtet auch nicht wirklich.... :-/

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Ich würde mit dem Musiklehrer sprechen, was seine Gedanken sind. Er erlebt ja im Unterricht stärker, was für ein Typ sie ist, was das Üben angeht.

Auf jeden Fall würde ich mir Tipps zum Üben einholen.
Meine Schwester ist darüber verzweifelt, dass sie immer von vorne die Stücke durchgespielt hat, anstatt abschnittsweise und nur bestimmte Tonfolgen oder Rhythmen zu üben.
Schön abwechseln mit Dingen, die ihr leichtfallen und Dingen, die herausfordern.
Vielleicht hilft auch eine andere Art der Musik. Vllt. würden ihr andere Stücke besser gefallen und sie lieber üben.

Und ich würde sie schon zum täglichen (zumindest Wochentage) üben zwingen, oder den Unterricht absagen. Denn Unterricht ohne üben bringt nichts.
Wenn sie partout nicht üben möchte, dann würde ich sie abmelden und ggf. zu Zeitpunkt x noch einmal fragen, ob sie wieder anfangen möchte - unter der Prämisse, dass sie regelmäßig übt.

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Das mit dem abschnittsweise üben haben wir auch schon versucht - bzw. ihr Lehrer.

Aber das motiviert sie trotzdem nicht, mal anzufangen zu üben.

Und zwingen will ich sie eigentlich ungern....

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Ich habe jetzt auch die anderen Antworten gelesen.

Ein Instrument zu spielen, ohne dafür zu üben, funktioniert nicht.
Toschkalee hat es gut beschrieben.
Meine Schwiegereltern sind beide Berufsmusiker. Sie üben täglich. Mein Schwiegervater bemüht immer gerne ein Zitat von Ignaz Josef Paderewski: "Wenn ich einen Tag nicht übe, merke ich es. Übe ich zwei Tage lange nicht, merken es meine Kritiker. Wenn ich drei Tage aussetze, merkt es das Publikum."

Dass muss sie sich bewusst machen - bzw. ihr müsst es ihr bewusst machen.

Sie hat zwei Möglichkeiten:
Entweder sie übt - sprich: Ihr zwingt sie zum Üben.
Oder sie übt nicht und der Unterricht wird beendet.
Meine Schwiegereltern haben beide schon Unterricht gegeben und sagen beide, dass Unterricht mit Schülern, die nicht üben, keinen Sinn hat. Es ist ein Krampf für alle Beteiligten und für die Eltern herausgeschmissenes Geld.

Klavierunterricht ist zwar ein Hobby, aber genauso eine Verpflichtung wie die Schule. Da würdest du ihr ja auch nicht durchgehen lassen, dass sie keine Hausaufgaben macht, weil sie gerade keine Lust hat.

Könnt ihr sie dadurch bekommen, dass sie nicht "übt", sondern ein kleines "Vorspiel" macht?

Mein Schwager wollte für die Querflöte auch nie üben. Sein Problem war, dass es ihm unangenehm war, wenn andere ihn beim Üben hören konnten - wegen der Fehler. Wenn so etwas auch für deine Tochter eine Rolle spielt, dann könnte ein E-Piano/Keyboard mit Kopfhörern eine Lösung sein.
Mein Mann hat Klavier teilweise mit Ohropax geübt, weil er von seinen eigenen Fehlern immer abgelenkt war.
Für den Takt hat sein Vater ihm auf die Schulter geklopft, weil er mit dem Metronom nicht klarkam.

Die Probezeit halte ich für eine gute Idee.

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Hallo,
bei mir war es als Kind nach ein paar Jahren Instrumentenunterricht auch so. Mit dem Unterschied, dass mir das Bisschen Üben vor dem Unterricht gereicht hat und ich nicht geschimpft habe, wenn was länger gebraucht hat. Irgendwann war ich so spät dran, dass ich immer den Weg quer durch die Stadt rennen musste um pünktlich anzukommen.
Es war aber die Unlust meinerseits, da war ich schon 14 und verstand zuerst nicht, warum ich das so mache.
Ich würde meinem Kind einfach sagen, entweder du übst z.B. am Sonntag Morgen und zwar immer, ganz feste Zeit oder der Unterricht wird eine Weile ausgesetzt, bis du wieder Lust hast. Das kann ja z.B. als Konzert für die Familie angesehen werden. Falls das motiviert 🤷‍♀️ Sonst einfach Unterricht aussetzen, da du ja nicht wirklich zwingen willst. Offensichtlich möchte dein Kind zur Zeit lieber andere Dinge machen als Instrument üben.
Alles Gute.

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PS
Was man auch mal probieren könnte mit Einwilligung des Lehrers: Ein paar Wochen nur das spielen und perfektionieren, was man schon kann und das dann so lange, bis man es fehlerfrei und "schön" auswendig spielen kann und/ oder mal Improvisieren lernen. Mal ohne Noten spielen. Entweder Lieder, die man kennt (einfache Kinderlieder etc.) oder komplett frei Schauze. Einfach mal wieder etwas Spaß rein bringen und den Druck komplett raus nehmen. Einfach drauf los spielen und schauen, ob sich daraus eine Melodie ergibt oder nicht.

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Improvisieren tut sie schon. Wird auch von der Lehrerin gefördert. Und das macht sie gerne.

Aber bis sie halt mal am Klavier sitzt....

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Kannst du irgendein Instrument spielen? Vielleicht würde zu zweit spielen helfen. Selbst wenn du nicht gut spielen kannst, wenn es wenigstens für Begleitakkorde reicht (so wie Lehrer z.B. häufig Schulklassen begleiten), wird das möglicherweise schon reichen. Oder vielleicht würde es auch helfen, Musik zu spielen, zu der sie Bezug hat, d.h. die sie im Alltag gerne hört, anstatt das, was man im Klavierunterricht nach Schema F durchnimmt.

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Ja, ich spiele auch Klavier.

Vierhändig spielen haben wir auch schon versucht - aber das klappt auch nicht so gut.
Wenn es nicht gleich zusammen geht, weil sie z.B. den falschen Rhythmus spielt, dann ist sie auch schnell frustriert....

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"Wenn es nicht gleich zusammen geht, weil sie z.B. den falschen Rhythmus spielt,"

Ich weiß, Anfänger zu begleiten ist oft gar nicht so leicht, aber wenn du versiert genug bist, dann pass dich an und spring einfach hinterher, damit es erstmal klappt.

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Mit den Lehrern solltest du unbedingt sprechen.
Zumal Instrumenallehrer da sehr unterschiedlich drauf sind: manche sind froh über jeden Schüler (schlecht...) und loben noch, wenn offensichtlich gar keine Fortschritte da sind. Andere sind mega-streng (auch nicht gut) und haben ganz klare Vorstellungen davon, wie viel und wie lange man täglich üben sollte.

Ich mache sehr gute Erfahrungen damit, den Kindern zu erklären, dass
a) die ersten 2-3 Tage nach dem Unterricht die wichtigsten sind und
b) darauf zu achten, dass die Kinder ihr Instrument täglich in die Hand nehmen.

Ich würde mich mit der Tochter mal in einer ruhigen Minute zusammensetzen und quasi einen Vertrag schließen.
Der könnte so aussehen, dass sie täglich mindestens einmal das Instrument in die Hand nimmt und irgendwas spielt. Außerdem soll sie am Tag nach dem Unterricht das wiederholen, was im Unterricht dran war.
Vielleicht gibt es sogar eine Mini-Belohnung für jede Woche, in der sie das schafft?
(Und dann muss es durchaus Ausnahmen geben: wenn ihr z.b. unterwegs wart, weil du das "angeordnet" hast, kann sie ja nichts für due fehlende Übe-Zeit. Und Erholungspausen müssen eben auch sein.)

Als Eltern kann man noch mal reflektieren, ob das Kind wirklich genug Zeit und Ruhe hat. Oder ob es nach den Hausaufgaben eine Spieleverabredung gibt, dann wird mit Mama eingekauft und nun soll bitte noch das Instrument geübt werden... das kann mix werden.

Ich setze mich aktuell oft gegen 17.30/18.00 zu meinen Kindern und überlege gemeinsam, was in der letzten Stunde vor dem Abendbrot jetzt noch alles passieren soll.
Das ist ja auch verschieden: mal müssen sie Haare waschen, mal wollen sie fernsehen, mal muss eine Geburtstagseinladung gebastelt werden oder Frau Müller verlangt noch Tannenzapfen für den Sachkundeunterricht...
Instrument gehört jeden Tag mit dazu und der Standart ist, dass die Kinder selbst entscheiden, ob sie erst das Instrument spielen und dann noch lesen/Playmobil spielen oder umgekehrt.

Beim Lesen fällt mir auf:
vermeide ruhig mal eine Zeitlang das Wort "üben". Instrument spielen, Mama vorspielen (motiviert auch mehr - lass dir die Stücke zeigen) usw.

Was oben steht kann ich aber auch unterschreiben:
Natürlich fällt es Kindern leichter, ihr Frustpotential zu überwinden, wenn sie erleben, dass auch andere Menschen erst üben müssen. Unsere Kinder hier hören uns jetzt auch nicht pausenlos falsche Töne spielen, aber natürlich kriegen sie mit, dass Mama und Papa auch übenund es ist dadurch selbstverständlicher. Und völlig klar, dass "vom Blatt" eben etwas anderes ist.

Trotzdem haben wir mit jedem Kind mal irgendwann das Thema gehabt, dass Vom-Blatt-spielen ja eine tolle Sache ist... und den Kindern versichert, dass die "Vom-Blatt-Stücke mehr werden, je mehr man übt.
Oft wird das Thema, wenn die Kinder zum ersten Mal merken, dass sie ein bestimmtes Stück nicht mehr können, obwohl sie es mal lange geübt haben. Das ist nämlich total doof, für jeden Menschen!
Da braucht es dann auch Gespräche, die genau das thematisieren - die Übestücke werden schwerer, mamche vergisst man wieder, aber dsfür werden auch die Blatt-Stücke schwieriger und man schafft mehr vom Blatt.
Vielleicht auch darüber, wenn das Thema ist, mal mit den Lehrern reden.


LG

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"Ich würde mich mit der Tochter mal in einer ruhigen Minute zusammensetzen und quasi einen Vertrag schließen."

So etwas in der Art habe ich jetzt gemacht.

Ich habe ihr eine "Probezeit" gegeben.
In dieser Probezeit darf es kein Geschrei wegen der Instrumente geben.
Und sie soll selbstständig üben - ich erinnere sie daran, aber es ist nicht "meine Schuld", wenn sie mal wieder die ganze Woche nicht einmal übt - das ist jetzt ihre Verantwortung.

Ich stehe gerne unterstützend zur Seite, aber ich lasse mich nicht anschreien.

Ich hoffe das bringt etwas...

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Das klingt doch vernünftig.

Nach deiner Antwort habe ich meinen Text noch mal gelesen:
Sprich dich mit deiner Tochter wirklich noch mal über den Unterschied zwischen "vom Blatt spielen" und "geübte Stücke spielen".
Oder lass den Lehrer dieses Gespräch führen, wenn ihr in gutem Kontakt seid.


Wie lange spielt sie schon?
Kriegt sie die allerersten Stücke vorn in der Klavierschule schon vom Blatt hin? Oder muss wirklich jedes Stück Ton für Ton erarbeitet werden?
Wie war es vor Weihnachten? Meist übt man da ja auf Weihnachten hin, um zumindest im Familienkreis ein Lied vorzuspielen. Ging das besser? Jetzt im Januar sind Weihnachtsstücke out und alles neu. Das könnte auch sehr mühsam sein, weil sie ja das Bekannte gar nicht mehr spielen kann...

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Hallo!

Was soll denn das Ziel des Musikunterrichts sein? Was erwartest du? Was erwartet deine Tochter?

Mein "kleiner" Sohn spielt seit der ersten Klasse Klavier und immer bei derselben Lehrerin. Ich bin komplett talentfrei, wenn es um Kunst oder Musik geht, mein Mann war einigermaßen musikalisch. Von Anfang dachte ich, dass ich in meiner Kindheit gern jemanden gehabt hätte, der mich aus lauter Spaß an der Musik daran geführt hätte. Das hatte ich nicht, aber für meine Söhne wünschte ich mir das ebenfalls.
Der Große probiert viel aus, spielt aber nichts wirklich gut.
Der Kleine spielt wie erwähnt nun seit 12 Jahren Klavier. Mir war egal, ob er übt oder nicht. Er sollte gern zum Unterricht gehen und am Ball bleiben. Er blieb am Ball. Es gab Phasen, in denen hatte er keine Lust und war wirklich nur einmal in der Woche zum Unterricht. Wir boten ihm an, dass er aufhören kann, wenn es keine Freude mehr bringt. Er meinte dann immer, die würde wieder kommen, er wollte weitermachen. So war das dann auch immer.

Mittlerweile spielt er sehr.....wild und improvisiert sehr viel. Der turnt richtig am Klavier. Er wird daraus keinen Beruf machen und damit kein Geld verdienen, sondern weiter einfach nach Lust und Laune spielen. Bei beiden Kindern habe ich die Erfahrung gemacht, dass weniger Druck oft mehr ist. Wenn sie das Instrument mögen, werden sie weitermachen. Mal mehr, mal weniger. Alles andere müssen sie mit den jeweiligen Lehrern abmachen.

LG

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Das Ziel soll die Freude an der Musik und am Instrument sein.

Ich erwarte, dass das Instrument Freude und nicht Geschrei bringt.

Ich will ganz sicher keine Konzertpianistin erziehen, aber es kann nicht sein, dass wir (mindestens) einmal die Woche Geschrei und Frust haben, nur weil ich ihr ein Hobby ermögliche....
Dann muss es halt gestrichen werden.
Aber das möchte sie ja nicht....

Also: entweder stressfreies Musizieren, oder halt gar nicht...

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Hier wäre es vielleicht mal angebracht, wirklich von Deiner Seite aus konsequent zu sein. Du sagst ja selber, dass Du den Stress um das Üben nicht möchtest. Es ist Stress für Dich und auch Stress für Deine Tochter. Es ist nur ein Hobby. Und das sollte Spaß machen!

Du bist die Erwachsene, die entscheiden kann, diesen Stress zu beenden. Du bist die Person, die sogar für diesen Stress bezahlt! Ich würde mir das Geld und den Stress (er)sparen. Dafür musst Du vielleicht aushalten, dass Deine Tochter Dich für einige Zeit doof findet. Aber das wird noch öfter der Fall sein! Das gehört doch in der Erziehung dazu, von den Eltern doof gefunden zu werden.

Offensichtlich ist Deine Tochter im Moment (noch) nicht reif genug dafür, zu erkennen, dass Fortschritt Übung erfordert. Das kann sich (und wird sich auch hoffentlich) ändern. Dann kann könnte sie ja wieder mit einem Instrument anfangen.

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Wäre es möglich über den Lehrer ein anderes Kind ausfindig zu machen, um gemeinsam zu üben und sich auszutauschen? Vielleicht fördert das den Spaß und motiviert danach auch alleine zu üben.

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Ihre Schwester spielt auch Klavier.
Sie sollten mal etwas vierhändig spielen.
Das hat aber leider so gar nicht geklappt - da gab es nur Streit... :-(