Meine Freundin die Verschwörungstheoretikerin

Ich habe seit 18 Jahren eine gute Freundin. Wir haben anfangs mit unserem (gleichaltrigen) Kindern getroffen, später dann alleine. Meist so einmal im Monat, zusätzlich immer telefoniert, getextet etc.

Wir sind uns auf persönlicher Ebene sehr ähnlich, haben viele gleiche Geschichten erlebt, haben ähnliche gesundheitliche Probleme. Auf anderer Weise sind wir ziemlich unterschiedlich.
Sie hat sich vor einem Jahr von ihrem langjährigen Partner getrennt. Seitdem hat sich unser Kontakt reduziert. Sie trifft sich oft mit einer Kollegin, die beiden trinken recht viel Alkohol. Sie hat sich Tinder runtergeladen und ...ich sage mal, ihren "Hot-Girl-Summer" erlebt.

Sie hat jetzt seit 2 Monaten einen neuen Freund und ist seitdem voll im Verschwörungsgame drin. Also das volle Programm. Da ich an quasi keinen Verschwörungsmythos glaube, ist unsere Kommunikation sehr schwierig geworden. Zusätzlich mache ich mir große Sorgen uns sie.

Sie glaubt z. B. nicht (mehr) , dass es Autoimmunerkrankungen gibt. Sie hat Hashimoto und will das Thyroxin jetzt ausschleichen lassen, das könne man alles durch die Ernährung kompensieren. Die Spike-Proteine in der Corona-Impfung werden langfristig alle Geimpften töten. Die Ukraine ist kein souveräner Staat, außerdem hat die Nato schuld, dass Putin die Ukraine angegriffen hat ... usw und so fort

Ich überlege jetzt, den Kontakt abzubrechen oder ausschleichen zu lassen. Könntet ihr mit jemandem befreundet sein, mit dem ihr quasi keine gemeinsame Meinung mehr habt? Sie bedeutet mir echt viel. Wenn sie wieder "normal" wird, würde ich auch gerne mit ihr (wieder) Kontakt haben. Oder sollte ich trotzdem für sie da sein? Auch wenn ich sie im Moment kaum ertrage? Was würdet ihr tun?

Bearbeitet von Schawarma

Kontakt abbrechen, ja oder nein?

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Hallo ich würde den Kontakt reduzieren, dass sie merkt , das etwas nicht stimmt. Wenn es wirklich deine Freundin ist, sollte sie merken, dass etwas nicht stimmt. Oder du sagst ihr klipp und klar deinen Standpunkt und gibts ihr mit, wenn sie wieder „normal denkt“ kann sie sich gerne wieder melden . LG

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Also ich würde aufpassen. Das mit der Schilddrüse kann leider sehr böse enden je nachdem wie weit ihre Schilddrüse schon kaputt ist. Es ist richtig, dass bei hashimoto die Ernährung eine sehr wichtige Rolle spielt. Aber wenn der Körper die nötige Menge nicht produzieren kann, muss halt supplementiert werden. Die Höhe kann halt mit der Ernährung teilweise verbessert werden.
Also deswegen würde ich den Kontakt noch nicht abbrechen, aber sie soll sich besser informieren und bitte mit ihrem Arzt darüber reden.

Die Politik macht mir da mehr Sorgen. Deshalb würde ich aufpassen, wo sie da gerade rein gerät. Aber pass auch auf dich auf. Sie muss selber erkennen, wo sie da rein gerät. Da kannst du von außen leider nicht viel machen.

Ich wünsche euch viel Erfolg

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Wenn dir ihre Art nicht gefällt dann würde ich den Kontak reduzieren. Das ist nichts schlimmes wenn man das Gefühl hat man ist nicht auf der selben Wellenlänge und es ist nicht mehr die Freundschaft die es mal war. Aber ich finde es trotzdem bisschen gemein wenn man sagt : „ ich würde den kontakt wieder zu ihr finden wenn sie wieder normal ist“ nicht jeder muss die selben Meinungen haben. Ich meine wenn ihr euch trifft müsst ihr ja nicht über ihre Verschwörungstheorien reden. Du kannst ihr das klar und deutlich sagen das du nicht in den Themen so denkst aber sie gern hast und ihr eher über andere sachen reden könnt ( falls du sie wirklich magst und eigentlich visauf die Verschwörungstheorien alles gut ist zwischen euch) aber wenn das auch bicht der fall ist dann würde ich langsam und sicher versuchen ohne sie zu verletzten , dementsprechend ausschleichend die Freundschaft zu reduzieren. Aber wie gesagt man muss nicht die selben Meinungen haben. Solange man nicht jemanden schadet ist es doch egal wer wie Denkt.

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So haben wir es bei den letzten 2 Gesprächen gehalten. Sie liefert irgendeine Verschwörungstheorie, wir diskutieren kurz, ich schlage vor, über das Thema gerade nicht zu reden, sie stimmt zu, wir wechseln das Thema. Leider kommt 3 Minuten später der nächste Verschwörungsquatsch! Sie hat nur noch solche Themen! Und wenn es nicht diese Themen sind, dann erzählt sie von ihrem neuen Freund, der behagt mir aber auch nicht. Oder sie jammert über ihren erwachsenen Sohn und dessen nutzlose Freundin, die sich bei ihr einquartiert haben... Vielleicht haben wir uns einfach auseinandergelebt. Allerdings war bis vor rund 3 Monaten alles super, wir waren 18 Jahre lang gut befreundet! Natürlich wünsche ich mir meine normale, nette, lustige Freundin zurück, die mir keine düsteren Zukunftsprognosen aus Verschwörungsgedanken liefert, zurück!

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Ja okay dann kann ich das auch total nachvollziehen, wie du sagst manchmal lebt man sich einfach iwie auseinander:( dann ist es eben so zwar traurig für dich aber ich denke darüber wirst du bestimmt hinwegkommen :) villeicht ändert sie sich ja auch außerdem klingt es so als würde deine Freundin sich nicht um dich Interessieren in den Gesprächen und oft über sich und ihre Lebenssituationen reden das ist natürlich auf Dauer auch anstrengend und zieht die Freundschaft ins negative :(
Alles gute weiterhin

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Na ja, könnte sie nicht auf Recht haben? Das Spike Protein ist ja wirklich toxisch. Forschungen sind ja erst am beginn dazu. Und eine übersterblichkeit gibt es.
Nimm deine Freundin doch ernst. Wofür schätzt du sie denn sonst? Weil sie zu sich stehen kann und du nicht?

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Ich habe leider auch ähnliche Erfahrungen in meinem Umfeld machen müssen. Gute Freunde, mit denen wir uns ausgezeichnet verstanden hatten, sahen sich vor einigen Jahren eine Dokumentation im Fernsehen an. Dabei handelte es sich um den Mythos einer verschworenen Elite, die hinter den Kulissen die Welt regiert und beeinflusst. Davon ausgehend, haben sie sich immer weiter mit dem Thema beschäftigt und sind zudem in andere Verschwörungstheorien gekippt.

Zunächst haben sie es nur untereinander besprochen bzw. gelegentlich erwähnt. Mit der Zeit gab es aber kein anderes Thema mehr für sie. Es war nicht mehr möglich, ein normales Gespräch mit ihnen zu führen. Obendrein hatten sie immer weniger Verständnis dafür, wenn man sich nicht ihrer Meinung angeschlossen hat. Das führte zu handfesten Streitigkeiten.

Ab einem gewissen Zeitpunkt vertraten sie ihre Überzeugung dann auch im Berufsleben. Nicht nur gegenüber Kollegen, sondern auch bei Kundengesprächen. Das führte dann zur Kündigung. Das Letzte, was ich mitbekommen hatte war, dass sie sich einen Atomschutzbunker im Garten errichten wollten.

Mein Ratschlag wäre daher zu beurteilen, ob du aus der Freundschaft noch einen positiven Nutzen ziehen kannst. Tut es dir gut den Kontakt aufrecht zu erhalten oder stellt es nur mehr eine Belastung dar? Nicht jede Freundschaft ist für die Ewigkeit geschaffen, denn Menschen verändern sich. Zwischenmenschliche Beziehungen sollten jedoch immer eine positive Bereicherung für das eigene Leben darstellen.

Das Auslaufen passiert, meiner Erfahrung nach, dann automatisch, denn die Betroffenen möchten sich mehr mit Gleichgesinnten austauschen und sich nicht länger mit uns Andersdenkenden herumärgern. So ist es auch bei uns gekommen.

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Ich könnte damit (vermutlich) leben, wenn der Freund oder die Freundin meinen Spott und meine Kritik oder zumindest meine Sichtweise aushalten könnte. Jeder kann ja an groben Unfug glauben. Ich glaube nur, dass man es da aushalten muss, dass andere das womöglich ganz ganz anders sehen. Überhaupt würde jedem weniger Verbissenheit gut stehen. Ich glaube an keine einzige Verschwörungstheorie und ich halte die große Mehrheit der Verschwörungstheoretiker für einfache Gemüter, die wenig Ambiguitätstoleranz haben und generell nicht so gut mit der widersprüchlichen Natur der Dinge zurecht kommen. Ist immer die Frage, wie gut es dann jemand abkann, dass man Chemtrails für ausgemachten Quatsch hält.