An alle mit Kinderwunsch und ICSI - Leute - achtung lang.

Hallo,

wenn ich ab und an in diesem Forum bin, und Eure Beiträge lese, erinnere ich mich oft daran, wie es bei mir war.
Ich erzähle Euch mal meine Geschichte.

Mein Mann und ich haben ziemlich früh geheiratet.
Ich war gerade 22, mein Mann 26.
Für uns beide war am Anfang klar, dass wir mit dem Kinderkriegen noch etwas warten wollen.
Aber später wollten wir unbedingt welche, dass wussten wir.
Mit 25 ein Kind, das war mein Ziel.
Dann ging es los, ich hatte in der Arbeit Streß, mein Mann musste aus gesundheitlichen Gründen umschulen.
Klar, dass wir in dieser Zeit den Babywunsch hintenanstellten - sagten wir zumindest.
Mein Mann hatte sehr schnell eine andere Arbeitsstelle und ich arrangierte mich eben so.
Der Babywunsch war inzwischen ziemlich groß.
Also wollten wir es versuchen. Dauert ja meistens auch ne Zeit, bis es klappt.
3 Jahre später hatten wir allerdings immer noch keines.
Eine lange Zeit.
Inzwischen ging ich von Arzt zu Arzt. Gyn, Endrokrinologe, Radiologe (wegen Schilddrüse), aber klappen wollte es trotzdem nicht.
Mein Mann hatte inzwischen Streß in der Arbeit - einfach viel zu tun. Vom Urologen bekam er nicht gerade den tollsten Befund.
Wir suchten eine Kiwu-Praxis auf.
Dort wurde mir sofort Hoffnung gemacht. Das war im Juli 2001. Vermutlich weiß jeder von Euch, wie es ist, nicht schwanger zu werden.
Dazu so tolle Sätze von anderen wie: "Na, schon was unterwegs?" oder "Denk nicht so viel daran, dann klappt es schon". Dieser Satz trieb mich schier in den Wahnsinn. Ich konnte ihn nicht mehr hören. Wie soll ich nicht daran denken, wenn ich genau dies will - ein Baby?
Aber ihr kennt das sicher alle.
So, im November 2001 hatte ich dann meine erste ICSI.
Mir ging es physisch und psychisch ziemlich schlecht.
Mir war sehr bewußt, dass der erste Versuch meistens nicht klappt.
Dabei hatte ich noch - im Gegensatz zu Euch - richtig Glück. Denn meine Versuche hat die Krankenkasse ganz bezahlt. 4 Versuche bekam ich genehmigt.
Der erste Versuch ging dann auch gründlich schief. Ich war damals überstimuliert und mein Arzt wollte eigentlich diesen Versuch abbrechen.
Aber für mich war das "warten" auf den nächsten Versuch, die Vorstellung von weiteren Spritzen, diesen Hormonen schier unerträglich. Dazu hatte ich in der Arbeit inzwischen eine neue Chefin, die manchen Kolleginnen - unter anderem auch mir - das Arbeiten zur Hölle machte. Ich wollte einfach nicht mehr warten.
Tja, im Nachhinein würde ich es tun - warten. Aber in der damaligen Situation....
Ich war nach dem ersten Versuch völlig fertig. Dabei hatte ich mir Weihnachten doch schon so schön vorgestellt, mit Baby im Bauch....
War wohl nichts. Ich fiel erst mal in ein Loch. Um mich herum waren alle schwanger, hatten Kinder oder andere brachten ihre Kinder um - das war für mich das schlimmste - das solche Leute auch noch ständig Kinder kriegen! Warum hatten die alle welche - nur ich nicht ??????
Diese Frage kam in dieser Zeit sehr heftig und fraß sich richtig in meinen Gedanken fest. So langsam wurde ich auch auf alle neidisch, die ein Kind bekamen und mit Babybauch herumliefen. Etwas, das ich bis dahin - bis zum 1. Versuch - eigentlich noch nicht kannt. Ich hatte ja immer die Hoffnung, dass es irgendwann klappt.
Nach diesem Versuch allerdings überhaupt nicht mehr.
Ich war verzweifelt und hätte nur noch heulen können.
Dazu kam, dass mein Mann mich e- so dacht ich - überhaupt nicht mehr versteht. Wir haben angefangen, ständig und wegen allem zu streiten.
Bis dann plötzlich sogar von Trennung gesprochen wurde.
Dabei liebten wir uns doch. Mensch, wir wollen doch ein Kind - und dann das.
Wir haben beide nicht bemerkt, wie uns unser Kinderwunsch bestimmt und wir eigentlich nur noch an daran dachten.
Langsam haben wir angefangen, uns unsere Zukunft ohne Kind vorzustellen. Pläne geschmiedet, Reisen geplant usw. Oh, es war nicht einfach - wir wollten ja trotzdem noch ein Kind.
Aber wir - vor allem ich - begann zu begreifen, dass ich nicht sicher sein kann, eines zu bekommen.
In dieser Zeit habe ich auch wieder angefangen, zu beten. Viele belächeln dieses vieleicht. Aber mir hat es sehr geholfen. Ich habe angefangen, richtig mit Gott zu sprechen - in Gedanken natürlich.
Ich kam an den Punkt, wo ich sagen konnte, dass er schon weiß, wie mein Weg weitergeht.
Ich bin meinen Weg gegangen, jetzt gabelt er sich. Entweder, ich gehe den Weg mit Kind, oder ich verändere mich beruflich, mach Kariere und Geld.
Aber wie es weitergeht, diese Entscheidung, die lege ich in Gottes Hände.
Wir wollten noch einen Versuch machen - den ich dann auch Homöopathisch unterstützt habe.
Ich wusste, wenn es wieder nicht klappt, ich erst mal in ein Loch fallen würde. Auch wenn ich es in "Gottes Hand" legte, hieß es ja nicht, dass ich mit seiner Entscheidung einverständen gewesen wäre. Es hätte mich schon sehr hart getroffen.
Aber ich ging in den zweiten Versuch viel lockerer und gelöster hinein.
Ob es daran lag, dass ich diese Globulis nahm oder daran, dass ich versuchte, den Druck von mir zu nehmen in dem ich mir sagte: "Er wird schon wissen, wie es weitergeht", ich weiß es nicht.
Den zweiten Versuch starteten wir im März 2002.
Wieder begann das Spritzen, die ständigen Fahrten in die Kiwu-Praxis.
Aber es ging mir besser, als beim ersten mal. Viel besser!
Anfang April hatte ich meine Punktion, ein paar Tage später Transfer. Zwei Eizellen bekam ich zurück. Und ich war mir so sicher, dass es klappt.
Zwei Wochen später hatte ich einen positiven Test in der Hand #freu Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich gefreut habe. Ich habe insgesamt vier Test´s gemacht, weil ich es nicht glauben konnte.

Die Schwangerschaft war dann - abgesehen von Blutungen in der 12. Woche - kein Problem.

Im Dezember 2002 kam unser Sohn zur Welt. Ein paar Tage vor Weihnachten.

Mir kam damals der Gedanke an Weihnachten 2001...
Jetzt hatten wir unser eigenes Christkind.
Für dieses Kind hat sich alles gelohnt.
Die Ängste, das Warten, die Spritzen, die Hoffnung....

Warum habe ich Euch diese Geschichte erzählt ?

Ich möchte Euch einfach Kraft und Hoffnung machen.
Auch wenn es für viele von Euch nicht so aussieht, weil es einfach schon so lange nicht klappt,
oder weil die Behandlungen Euer ganzes Geld verschlingen - es gibt sie doch - DIE HOFFNUNG.
Irgendwann klappt es... Nur wann....

Ich wünsche Euch allen viel Glück, dass Euer größter Wunsch in Erfüllung geht.
Gebt die Hoffnung nicht auf, aber vergesst darüber hinaus Euren Partner und vor allem Euch selbst nicht.
Ihr könnt das Glück nicht erzwingen, ihr könnt es nur annehmen.

Ich hoffe, ich konnte einigen von Euch etwas Mut machen.

Viel Glück

Ylenja

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Vielen Dank für diese Geschichte! #liebdrück

LG michelangela

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Hallo!


Hast du echt schön geschrieben.Ich hoffe das es bei mir auch bald klappt.
Da ich jahr schon ein jahr warte.



Vielen dank nochmal


Liebe grüße Simone

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Danke, für Deine Erfahrung!

Bei mir wäre es letztes Jahr auch fast soweit gewesen, war auch schon in Kiwu Praxis, aber bei mir hätten sie es sofort und ohne ausreichende erklärungen gemacht, rein aus dem Grund da es sich ja jetzt nicht mehr soviele leisten können, wir hätten es auf alle Fälle gemacht, wäre ich besser aufgeklärt worden. Sprich ich selbst und meine FA sind uns sicher das es bei mir nicht unmöglich ist natürlich schwanger zu werden. Bin über vier Wochen zwei mal die woche in die Kiwu Praxis, es 60km von mir entfernt, gefahren und wußte nie was mit mir nicht stimmt. Außer das ich zuviel Testosteron habe. Hysteroskopie, Eileiterdurchläßigkeit alles in Ordnung aber trotzdem nur 5% Chance das ich natürlich schwanger werden kann. Nach der Vollnarkose(bei Hysteroskopie), eine viertel std. danach, wurde ich schon über die ICSI aufgeklärt, dann war mir klar, es geht denen nur ums Geld. Und das Geld wäre uns egal gewesen, aber es war zu eindeutig. Und ich bin jetzt gerade erst 28, das kann ich in 5 Jahren auch noch tun, sollte es so nicht klappen.
Aber ich kann es nachvollziehen wie Förderlich die Sprüche der anderen sind, ich denke mir jetzt einfach, wenn es den dann doch nicht sein soll ist es hart, aber es wird schon einen Grund geben, warum es bei mit nicht sein soll.

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Danke vielen Dank für deine Geschichte.
Auch das mit dem Gebet hat mcih sehr ermutigt. Ich bin auch Christ und glaube fest daran das Gott alles in seinen Händen hat. Mein Mann und ich versuchen jetzt schon über ein jahr ein Kind zu bekommen und es klappte nciht.
Meine Geschwister haben wirklich alle 2005 ein baby bekommen im märz im september und im November und ich stand da mit dem Wunsch und ohne Kind. und dann diese nervigen deprifragen wann ist es bei euch so weit... #augen
Irgendwann hab ich begriffen das ich nicht in der Lage bin das zu beeinflussen Gott entscheidet darüber. Ich hab es in seine Hände gelegt und hab seid dem echt frieden über die Sache. Ich vertraue ihm das er es gut machen wird zu seiner Zeit.

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Hallo Ylenja,

vielen Dank für Deine rührende Geschichte. Ich sitz grad vor dem Computer und mir laufen tausende Krokodilstränen runter. Ich bin jetzt echt richtig fertig, ich fand Deine Geschichte total rührend, und finde mich absolut wieder. Ich befinde mich gerade im ersten ICSI-Zyklus und hatte letzten Samstag den Embryotransfer, zwei Embryonen hab ich mir einsetzen lassen. Sowohl körperlich als auch psychisch bin ich relativ gut drauf, klar bin ich manchmal traurig aus Angst, wie ich einen möglichen Misserfolg wohl verkraften würde, aber ansonsten geht es mir eigentlich recht gut. Darf ich Dich was fragen, ich hatte gestern 6 Tage nach dem Transfer also, einen ganz komisch Ausfluss, es sah aus wie so weißes gewebe und das hatte ich jedes mal beim auf´s klo gehn wieder, hattest Du das auch? Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

Wäre sooo schön, wenn Du mir nochmal antworten könntest, und nochmals vieeelen Dank Du hast mir so viel Mut gegeben!

DANKE
LG SImone