Trennung mit 2 Kindern unausweichlich?

Ich weiß gar nicht, was ich mir genau von den folgenden Zeilen erhoffe. Vielleicht einen Rat oder eine Einschätzung wie von Freunden. Leider habe ich niemanden, mit dem ich darüber reden kann bzw. möchte, da es mir unangenehm ist, wie mein Mann sich mir gegenüber verhält. Ich möchte nicht, dass jemand in unserem Umfeld weiß, wie es bei uns zu Hause abläuft!

Seit Beginn unserer Beziehung vor 8 Jahren haben wir immer wieder den „großen Knall“! In 90% der Fälle passiert dies am Tag, nachdem mein Mann Alkohol getrunken hat. Nüchtern hat mein Mann wirklich tolle Seiten, aber am Katertag ist er einfach ein komplett anderer, herablassender, fieser, unberechenbarer Mensch. Und leider trinkt er gerne und oft Alkohol. Wir haben zwei Kinder (3,5 und 1,5 Jahre) und ich habe das Gefühl, dass er noch immer nicht verstanden hat, dass das Leben nicht wie noch vor den Kindern weitergehen kann. Oftmals geht er so sehr mit seinen Kumpels saufen, dass er erst früh morgens besoffen nach Hause kommt und dabei ist es schon häufiger passiert, dass er am Folgetag seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Einmal passte er auf unsere ältere auf (zu dem Zeitpunkt 2,5 Jahre), während ich mich ums Baby kümmerte. Als ich irgendwann nach ihnen schaute, schlief mein Mann tief und fest und die Große lief allein durch die Gegend, spielte mit Altglas und hätte sich ernsthaft verletzen können! Ich habe sie dann mitgenommen, um zu schauen, wann er merkt, dass sie weg ist und als er nach über einer Stunde noch immer nicht wach wurde, bin ich mit beiden Kindern zu meinen Eltern gefahren, da ich wirklich traurig und wütend war. Er rief dann irgendwann an und machte mir unfassbare Vorwürfe, wie ich denn so dreist sein konnte und einfach ohne Bescheid zu sagen wegfahren konnte. Dies ist nun nur ein konkretes Beispiel- diese Aufsichtsverletzungen kamen am
Katertag nun schon häufiger vor! Erst gestern hat unsere kleine lange geweint- ich dachte er sei bei ihr und sie einfach schlecht drauf- als ich nachschaute war sie allein in ihrem Bett und er in einem anderen Zimmer am schlafen. Und am Ende dreht er es immer so, dass ich nur am meckern bin, nennt mich permanent Gargamel, Hausdrache…im Streit sagte er auch schon ich sei ein Stück Scheiße und man hat mir ins Gehirn geschissen, etc.
Für mich ist es das größte Problem, dass er dann auch vor den Kindern keinen Halt macht! Er wird laut, schreit mich an, zuletzt hat er meinen Arm ganz fest zugedrückt und mir eine Glastür vor die Füße gehauen! Ebenfalls vor den Kindern.
Hinzu kommt, dass er jeden Tag von 6 Uhr bis meist 18 Uhr bei der Arbeit ist. Ich mache die Kinder täglich alleine für die Kita fertig, bringe sie hin, gehe dann arbeiten (ich bin selbstständig und habe direkt nach Entbindung wieder gearbeitet- für ihn aber nicht genug- auch dort unterstützt er mich nicht wirklich und sagt, jede andere Frau geht normal arbeiten mit Kindern und bringt mehr Kohle heim. Dass ich so aber super flexibel bin, sowieso gar nicht mehr neben dem Elterngeld verdienen darf und alle Kranktage der Kinder abfange sieht er nicht), den Haushalt schmeiße ich komplett allein! Wir haben vor 5 Jahren unser Traumhaus gebaut und seit Einzug hat er z.B. noch nicht ein Mal das Badezimmer geputzt. Das höchste der Gefühle ist den Müll rausbringen oder staubsaugen! Aber das auch nur, nachdem ich ihn mehrfach gefragt habe. Ich organisiere alle Arztbesuche, kaufe ein, kümmer mich um alles, was mit den Kindern zu tun hat, mache jegliche Rechnungen, Steuererklärungen etc.
Ich verstehe, dass er nach dem langen Arbeitstag fertig ist und das Wochenende dann zum „chillen“ haben möchte, aber ich fühle mich in dem Chaos dann einfach nicht wohl! Er lässt alles stehen und liegen, Wäsche wird einfach auf den Boden geschmissen (wenn mich das stört, soll ich es doch einfach wegräumen), nach dem Essen steht er meist einfach auf und hilft nicht mit aufräumen, sondern daddelt am Handy. Ebenfalls wenn er auf die Kinder aufpasst- dann geht er mit ihnen ins Spielzimmer, legt sich auf den Boden und ist die ganze Zeit am Handy. Egal was ich anspreche, immer bekomme ich nur als Antwort, dass ich wieder rummecker und nichts anderes kann! Mittlerweile hat er damit auch recht, weil ich einfach nur noch angenervt bin.
Abends bin ich dann oftmals völlig fertig und habe keine Lust mehr, Zärtlichkeiten auszutauschen. Vor allem nicht, wenn wir uns wieder einmal gestritten haben vorher. Auch das kann er nicht verstehen und sagt dann Sachen wie „wenn es bei denen im Bett auch so läuft wie bei uns, kann ich verstehen wieso er fremdgegangen ist“ und droht, dass er die Ehe beenden wird, wenn wir weiterhin so selten Sex haben!. Mittlerweile sind wir an dem Punkt angekommen, dass wir beide keine Lust mehr haben! Nach einer ganz gründlichen Aussprache mit vielen Tränen bei beiden Seiten, war es für einen Monat wirklich schön und wir beide haben uns viel Mühe gegeben aber nun ist alles wieder wie vorher und ich merke, dass ich einfach keine Kraft mehr dafür habe und mir nicht mehr vorstellen kann, gemeinsam mit ihm alt zu werden und jedes Wochenende zu streiten und nicht miteinander zu reden! Ich wüsste aber gar nicht, wie ich es finanziell ohne ihn schaffen sollte und möchte die Kinder auch nicht aus Ihrem Umfeld herausziehen. Andererseits möchte ich ihnen aber auf keinen Fall vorleben, dass dieses Männerbild bzw. eine solche Ehe normal oder akzeptabel ist. Ich merke, dass unsere Große das Geschrei schon oft nachahmt und erwische mich, wie ich denke, dass die Kinder hoffentlich nicht diese egoistischen, cholerischen Charakterzüge meines Mannes geerbt haben!
Eine Eheberatung haben wir schon häufiger angesprochen aber mein Mann möchte dort nicht so gerne hin.
Ich bin einfach nur unsicher, was ich machen soll und habe sehr viel Angst vor der Zukunft. Leider sind auch alle Freunde von uns durch seine alte Clique entstanden und ich denke, dass ich sie auf Dauer verliere, sobald wir uns trennen würden!

Sorry für den langen Text, das musste ich mir einfach einmal von der Seele schreiben. Und wenn ich ganz ehrlich bin könnte ich noch eine Stunde so weiterschreiben und von rumfliegenden Zigaretten, Feuerzeugen, Unternehmungsverboten für mich, Drama in Urlauben, körperlicher und psychischer Gewalt etc. berichten. Es bleibt immer die Hoffnung, dass er sich noch irgendwie ändern kann bzw. denke ich auch oft, dass vielleicht doch ich das große Problem bin und gerade jetzt, wenn ich den Text nochmals durchlese, kommen seine Worte in meine Gedanken, dass ich immer nur an allem etwas zu meckern habe…übertreibe ich denn oder sind das auch Gründe, weshalb ich wohl meckern darf? Was soll ich nur tun?

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Hallo fragenstellerin,

Fühl dich von mir gedrückt, dein Beitrag hat in mir gerade heftige Beklemmungsgefühle ausgelöst. Ich antworte nur sehr kurz, da ich gleich zur Arbeit ausrücke.

Deine Schilderung lässt in mir das Bild eines Ehemanns mit zumindest sehr riskantem Alkoholkonsum bzw. einem wahrscheinlichen Alkoholismus entstehen. Du schreibst am Ende, du könntest noch eine Stunde so weiterschreiben und deine erlittenen Dramen von psychischer und physischer Gewalt schildern.
Das ist leider sehr typisch!

Das ist meine wichtigste Botschaft, die ich dir (ich bin selbst trockener Alkoholiker) mitgeben möchte:
Du bist nicht alleine!
Du zeigst alle klassischen Zeichen einer Co-Abhängigkeit!

Ich würde dir empfehlen, erst einmal heimlich Anlaufstellen für Co-Abhängige Angehörige aufzusuchen. Auch die örtlichen Suchtberatungen etwa von Diakonie oder Caritas kümmern sich um Angehörige. Oder die Angehörigenorganisationen der Selbsthilfegruppen, z.B. Al-Anon (al-anon.de) oder etwa vom Blauen Kreuz (https://www.blaues-kreuz.de/de/sucht-und-abhaengigkeit/sucht-und-familie/).

In dem sehr fortgeschrittenen Stadium deiner Co-Abhängigkeit könnte es sein, dass erst einmal kein Weg an einer Trennung vorbeiführt.
Anyway, der einzige gangbare Weg für dich ist nach meiner Meinung selbst zu handeln und Fakten zu schaffen oder zumindest deinen Mann vor die Alternative zu stellen "Entweder-oder".
In Suchkreisen gibt es in diesem Kontext auch den Slogan "In Liebe fallen lassen..).

Ich wünsche dir und deinen Kindern einen Ausweg aus eurer familiären Hölle und Gott sei mit Euch.

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Vielen lieben Dank für deine schnelle Antwort. Ehrlich gesagt, habe ich nie darüber nachgedacht, dass er ein Suchtproblem haben könnte! Der exzessive Alkoholkonsum beschränkt sich schon auf meist 1x am Wochenende und dazu kommen unter der Woche noch ein paar Bier an einem Abend. Es ist nicht so, dass diese Situationen mehrfach in der Woche entstehen.
Deine Antwort hat mich grad aber noch einmal gründlich nachdenken lassen und ich muss feststellen, dass wir ohne die Alkoholeskapaden tatsächlich niemals zu diesem Punkt geraten wären, an dem wir jetzt stehen. Vielleicht sollte ich dann also wirklich einmal dort ansetzen und eine Beratungsstelle kontaktieren! Vielen Dank für deine Empfehlungen!

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Welche Rolle eine mögliche Abhängigkeit bei euren schweren Eheproblemen spielt, das kann und darf ich natürlich nicht beurteilen. Aber deine Schilderung roch mir sehr verdächtig danach.

Bitte bedenke: Es gibt auch "Quartalssäufer" oder Epsilon-Trinker nach Jellinek. Ich selbst bezeichne mich als Koma- oder Blackout-Trinker mit vielen trockenen Intervallen dazwischen.

Bitte bedenke auch, Süchtige sagen niemals die Wahrheit, sondern lügen in ihren "aktiven" Phasen wie gedruckt, insbesondere auch was die Menge ihres Konsums anbelangt.

Bitte mach dir auch Klar: Ein Erkrankung wie der Alkoholismus ist für mich immer Ausdruck einer tiefer liegenden Persönlichkeits- und Verhaltensstörung, die mit dem Ausdruck Suchtpersönlichkeit nur unvollkommen umrissen wird.
Oder mit anderen Worten gemünzt auf mich ausgedrückt: Das eigentliche Problem ist nicht der Alkohol sondern der Christoph. Oder mit den Worten eines meiner guten Freunde: "Das eigentliche Problem ist nicht der Alkohol, sondern der ismus".

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Hey Fragestellerin,

"sind das auch Gründe, weshalb ich wohl meckern darf?"
Er wendet psychische und körperliche Gewalt an, macht dich nieder- da würde ich nicht meckern, sondern meine Tasche packen.

Geh mal in dich und überleg, wieso du nicht mit Freunden und Familie darüber reden magst. Vermutlich, weil du dann die häusliche Gewalt nicht mehr decken könntest und die anderen euch mit anderen Augen sehen würden, oder? Dann wärst du unter Zugzwang.

Liebe Grüße
Schoko

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Danke für deine Antwort. Da liegst du auf jeden Fall richtig! Ich möchte auf keinen Fall, dass irgendwer weiß, wozu er in der Lage ist!
Vor allem möchte ich nicht, dass es heißt der Vater von X und X ist „so einer“! Wir wohnen sehr ländlich und das würde sofort die Runde machen!

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Genau, ich komme auch vom Land. Diese Argumentation ist der Grund, wieso meine Mutter seit über 30 Jahren mit häuslicher Gewalt lebt. Opfer nicht dein Leben und die Kindheit der Kinder, weil dünmliche Leute reden könnten. Deine Ehe wird nicht besser, wenn ihr denen etwas vormacht. Irgendwann redet man halt über euch, weil ihr eure Kindern diese Gewalt vorsetzt und eure Kinder müssen die Gewissheit auch ertragen, dass Papa Mama drangsaliert.

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Vertraue dich jemanden an. Es ist wichtig, dass jemand weiß was du erträgst. Du musst nicht nach außen alles schön reden. Das ist ein falsches Bild in unserer Gesellschaft.
Vorallem du als Frau hast nicht alles zu tragen.
Ich bin auch dabei, dass der Alkohol ein großes Problem ist. Bin selber eine Angehörige und musste das zum Glück nicht jeden Tag ertragen, aber ich weiß was der alkoholismus mit Familien macht und bin nur durch meinen Partner da rein gerutscht. Es schädigt alle die damit zu tun haben auch wenn man es sich nicht eingestehen möchte und danach zu diesem Menschen in trockenen Phasen vertrauen aufzubauen ist langwierig und schwierig. Man hat als Angehöriger immer Angst, dass es wieder passiert. Ich muss sagen, dass es halt immer gute und schlechte Phasen bei den alkoholikern gibt und als Angehöriger damit umzugehen sehr schwierig ist.
Die Definition von sucht ist übrigens Regelmäßigkeit. Also einmal die Woche würde da mit den Konsequenzen schon ausreichen.

Bitte lass dir helfen und rede mit jemanden. Wir waren einige in der Familie die das mit gemacht haben und konnten miteinander reden. Das hat uns geholfen, aber ohne gravierende Konsequenzen sind wir keinen Schritt weiter gekommen. Also dieses der andere muss verstehen, dass er was zu verlieren hat. Alles andere reden hat nicht einmal den Erfolg erzielt.

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Du lebst in einer Gewaltbeziehung mit einem alkoholkrankem Mann. All das habe ich als Kind fast täglich miterlebt. Meine Mutter hat sich getrennt, da war ich 8. Auch sie wollte uns nicht aus dem Umfeld reißen oder uns den Vater nehmen. Das wir aber fast täglich Geschrei, kaputtes Geschirr, Alkoholexzesse miterlebt haben, dass war dann kein Problem. Tu das deinen Kindern nicht an. Raus da. Euer großes Kind hat schon viel zu viel miterlebt.

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Du hast schon viele gute Antworten bekommen. Ich möchte nur noch einmal eindringlich auf die Kinder hinweisen. Sie dürfen weder Grund noch Ausrede sein, dass du in dieser schrecklichen Situation verbleibst. Lass sie ohne diese Gewalt, diese Demütigungen, diesen Hass, diesen Streit aufwachsen. Du kannst dir nicht vorstellen, was so etwas anzusehen und mit zu erleben einer kleinen Kinderseele antun kann. Deine Verantwortung ihnen gegenüber ist sie und auch ihre Zukunft zu schützen. Kinder ahmen alles nach und sie lernen sehr gut. Bitte, trenn dich und schütze deine Kinder vor einer Kindheit mit deinem Mann, der dich ausnutzt, demütigt, dir alle Arbeit hinterlässt, allen mental load. Der sich nicht mit den Kindern beschäftigt. Wenn du bleibst, wirst du nicht nur ihnen eine Ehe vorleben, die du falsch findest, sie werden dich nicht nur als Opfer sehen, sondern du wirst auch diejenige sein, die nicht gegangen ist, die es zugelassen hat. Und Gott bewahre, aber häusliche Gewalt richtet sich dann oft irgendwann auch gegen die Kinder. Dann bist du die zugesehen und zugelassen hat. Wieviel muss noch passieren, dass du die Reissleine ziehst?
Geh zu einer Beratung, das finanzielle lässt sich sicher klären. Ihr habt beide einen Job, du lebst eh schon so gut wie allein erziehend und ihr habt ein Haus. Mit seinem Alkoholismus kriegst du hoffentlich das Sorgerecht (damit kenn ich mich jedoch nicht gut aus).
Alles, alles Gute dir und deinen Kindern!

Bearbeitet von levon
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Ich danke jeder/jedem Einzelnen, der sich die Zeit genommen hat mir hier zu antworten, von Herzen!
Dank euren Nachrichten habe ich es mir nun zugetraut, mit ihm über eine Trennung zu sprechen. Wir werden nun gemeinsam eine Beratungsstelle aufsuchen!