Nach 10 Jahren, Beziehung zu Ende ? War ich zu voreilig?

Hallo ihr Lieben, ich hätte nie gedacht mir hier mal Rat zu holen, aber ich weiß nicht mehr weiter und hoffe auf ehrliche Rückmeldung.

Mein Mann (36) und ich (31) haben zwei Kinder (10 Jahre und etwas über 1 Jahr). Wir leben quasi in der typischen Kleinstadtschablone mit Haus und Hund und eben 2 Kindern.
Wir sind beide selbstständig und sind es seit Jahren gewohnt entsprechend viel zu arbeiten. Wir lieben es, aber es macht unsere Familie kaputt. So wirklich verändert hat es sich mit dem zweiten Kind. Wir hatten vor der Kinderplanung klar vereinbart, dass er sobald der kleine ein paar Monate alt ist er zur Hälfte die Betreuung mit stämmt, damit auch ich wieder starten kann. Das ging nicht anders, ohne das eine unserer Karrieren/Firmen gelitten hätte.
Wir haben also den Kompromiss geschlossen, dass ich das erste Jahr primär "alleine" wuppe. Dh im Detail, dass ich etwa eine Woche nach Geburt wieder stundenweise gestartet habe und er hatte insgesamt 2 Monate Elternzeit. Hat super funktioniert. Nun ist unser Sohn knapp 16 Monate alt und eigentlich sollte ich ab Januar wieder voll einsteigen. Aufträge etc musste ich nun aber absagen, da mein Mann in der Arbeit nicht kürzer treten kann. In meinem Kopf ist es aber eher ein will und nicht kann... sein Geschäftspartner konnte 1 jahr in Elternzeit gehen. Der erste Punkt, der mir aufstößt und für Unmut meinerseits sorgt. (Dazu muss man sagen, dass ich meine Selbstständigkeit die ersten 5 Jahre der Gründung zurückhalten musste, damit er durchstarten kann. Somit ist dies eh ein sensibles Thema)
Seit etwa einem dreiviertel Jahr ist es nun so, dass ich das Gefühl habe er entfernt sich immer mehr. Wenn ich mal raus komme ist es zum Arbeiten. Läuft für gewöhnlich so ab: ich starte zwischen 5 und 6 Uhr morgens. Arbeite bis etwa 7 um unseren Großen im Anschluss fertig zu machen für die Schule. Danach geht der Alltag mit Haushalt und Baby los. Mein Mann kommt um etwa 19.00 nach Hause und dann kann ich los wieder arbeiten. Dh ich habe dann etwa 3 Stunden. Zuhause esse ich was und gehe dann ins Bett. Der Wecker klingelt ja früh. Dass ich so auf nur wenige Arbeitsstunden komme und einiges hinten runter fällt brauche ich vermutlich nicht erwähnen....

Dem geschuldet ist auch, dass wir natürlich kaum Zeit als Familie haben. Wenn wir sie dann mal haben ist er mit dem Kopf immer abwesend. (Mein Gefühl, er sagt es wäre anders. Er ist immer schlecht drauf und meckert an allem rum)
Über die Monate hat er sich sehr distanziert. Es gibt keine bzw kaum Nähe. Von S** will ich erst garnicht anfangen. Auch da habe ich bereits viel versucht und sorry das zu sagen, aber ich bin nach wie vor nicht hässlich würde ich mal behaupten.
Obwohl ich es bereits mehrfach und auf die verschiedensten Arten versucht habe zu erklären kann ich ihm nicht verständlich machen, dass mir mein Partner auf allen Ebenen fehlt und ich eingehe.
Natürlich hat es sich durch die intensive Zeit mit Baby verändert, aber die ersten (4-5) Monate mit Baby waren wie immer. Wir hatten die beste Zeit als Paar wie schon lange nicht mehr...
Als ich ihn gebeten hatte seine Arbeitshandys und den Laptop nicht mehr zum Arbeiten mit ins Schlafzimmer zu bringen hat er mich nur belächelt. Geändert hat er es nicht.

So leben wir nun seit Monaten vor uns hin und ich werde immer unglücklicher.

Dazu kommt noch, dass ich in vielen Dingen außen vor gelassen werde. Das betrifft u.a. finanzielle Entscheidungen (werden über meinen Kopf getroffen und ich bekomme es nur per Zufall mit). Dadurch bekomme ich das Gefühl absolut nicht ernst genommen zu werden und nicht als Partner auf Augenhöhe zu sein. Mal ganz abgesehen davon, dass wir eine gemeinsame Verantwortung unseren Kindern gegenüber zu haben.

Er beteuert, dass er uns liebt (das glaube ich ihm auch) und dass er alles für unsere Familie tut. Aber es ist doch nicht schwer seinen Partner mal in den Arm zu nehmen oder einfach offen und ehrlich zu kommunizieren. Wenn ich im Alltag den ersten Schritt mache weißt er mich zwar nicht ab, aber ich habe das Gefühl er lässt es nur über sich ergehen. Da kommt nichts mehr zurück.

Ich habe nun nach einer erneuten ähnlichen Situation und einem darauf gefolgten Streit heute Morgen, als ich es angesprochen habe seinen Koffer aus dem Keller geholt und ihn gebeten erstmal woanders hin zu gehen. Ich hatte zwar auch angeboten mit den Kindern zu gehen, aber er meinte ein Airbnb wäre Geldverschwendung. Also ging er. Er weinte und meinte er will seine Familie nicht verlassen, aber ich kann so nicht mehr. Ich muss auf Abstand gehen um mir klar zu werden.
Ich habe so oft gesagt, wenn sich nichts ändert verlasse ich ihn, aber ich habe es bereits einmal nicht durchgezogen und dieses Mal bin ich hart geblieben. Das war sehr schwer. Aber mich wieder einlullen lassen war keine Option.

Eine Paartherapie lehnt er ab.

Nun sitze ich hier und vermisse ihn. Klar wir lieben uns ja noch, aber ich weiß auch, dass sich nichts ändern wird.

Wie soll es denn weiter gehen. Ich bin selbst absolut an meiner Grenze und bräuchte eigentlich mal jemanden an den ich mich anlehnen kann. Der auch mitdenkt und sich um Dinge kümmert. Ich brauche einen Partner der mit mir am selben Strang zieht und mich aber dennoch als Frau sieht und nicht nur als Mutter.

Früher war es mir egal, ob mich andere Männer anziehend fanden. Mir sind die Blicke nie aufgefallen... dies hat sich geändert und ganz ehrlich ... es tut so verdammt gut. Gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen.

Falls ihr euch meinen langen Text bis hier hin durch gelesen habt danke ich euch bereits von Herzen. Es einfach mal nieder zu schreiben tut so gut.
Vielleicht habt ihr einen Rat oder einen anderen Blickwinkel ?

Achso ein kleiner Nachtrag vielleicht noch. Er sendete ein paar Stunden nach seinem Weggang eine Nachricht und äußerte, dass er es schade findet, dass er an der Anzahl an Umarmungen gemessen wird und er hofft, dass es uns gut geht.

Bearbeitet von thehummingbird
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Hallo! Danke für diese ‚spannende Geschichte aus dem Leben‘. Mein Eindruck: ihr seid alle völlig am Limit und so kanns nicht weitergehen. Ihr seid nur noch im reaktiven Modus: Brände löschen und das Schiff auf Kurs halten. Von Aspekten wie:
- kreative Impulse für eure beiden Firmen
- gutes Coaching für eure Kinder
- Freizeit/ Spaß/ Zweisamkeit
Usw
Seid ihr meilenweit entfernt.

Und da hilft nur die Notbremse:
- massives Outsourcing (Haushaltshilfe/Tagesmutter), (ob das der Burner für die so kostbare Zeit mit den Kindern ist, sei hier dahingestellt).. Großeltern? Mehr angestellte?
- einer steigt aus dem Job aus (meine Eltern waren auch selbständig, ich weiß: ganz oder gar nicht)

So steuert ihr gerade auf eine Katastrophe hin: Ehe kaputt, Kinder vernachlässigt.

Ich drück die Daumen!!!!

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Wann geht dein Mann denn Morgens aus dem Haus? Und ist eine Tagesmutter keine Option?
Es ist ja schwer Paarzeit zu finden, wenn du abends noch arbeiten musst, weil es tagsüber mit dem Kind nicht möglich ist.
Wäre es nicht z.B. möglich, dass
-du morgens um 5/6 Uhr anfängst zu arbeiten
-dein Mann die Kinder fertig macht und auf dem Weg zur Arbeit zur Schule und zur Tagesmutter bringt
-Du die Kinder zum Mittag abholst

Dann hättest du ~6Stunden, die du effektiv arbeiten kannst. Haushalt würde ich schauen, dass du vielleicht 30 Minuten beim Mittagsschlaf machst, dir aber auch Ruhe gönnst oder Hausaufgaben/ mal ein Spiel mit dem Großen machst.
Wenn die Kinder im Bett sind, kann man noch einen Moment Haushalt machen, wenn nötig und ansonsten Paarzeit genießen.

Ich würde definitiv nochmal das Gespräch mit deinem Mann suchen und ihn Fragen, ob er seine Arbeit für wichtiger erachtet und sagen, dass du auch Bedürfnisse hast. Wenn er weinend gegangen ist, scheint es an ihm ja auch nicht ganz spurlos vorbeizugehen.
Ich denke einfach, es ist schwierig komplett ohne Fremdbetreuung zwei Jobs und Paarzeit zu wuppen.

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Wir haben erst ab Sommer einen Betreuungsplatz erhalten.
Mein Mann geht aus dem Haus, sobald ich fertig bin mit arbeiten morgens. Wir sehen uns dann also kurz, aber es hat jeder so seine Sachen zu tun, sodass es auch eher nebenher leben ist.


Man muss dazu sagen, dass ich eine Hundepension betreibe, sodass tagsüber natürlich auch normal "gearbeitet" wird und unser jüngster da bei mir dabei ist. Die Stunden drum herum sind Dinge wie Buchhaltung, Mitarbeiter abrechnen, Kundentermine oder meine Dozententätigkeit vorbereiten und allgemeine Organisation.

Denkst du ein paar Tage Funkstille könnten etwas ändern ? Er hat ja schonmal gesagt er will etwas ändern und wir hatten eine klare Absprache an die sich nicht gehalten wurde.

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Hallo ..
ich glaube es ist einfach schwierig ,weil euch beiden die Arbeit so ziemlich über alles geht .. oftmals leiden ja schon die Beziehungen , weil einer von beiden ein worksholic ist ..
wir haben beide normale Jobs sind nicht selbstständig ,ich war in Elternzeit daheim und selbst wir hatten in den ersten Jahren (wir haben zwei Kids ), erhebliche Differenzen , die vorher nie gewesen waren . Ich hätte mir es niemals ausmalen können ,direkt nach Geburt wieder zu arbeiten .. mein Mann macht viel und dennoch ist es so .. ich denke ihr müsst beruflich zurückschrauben ,sonst werdet ihr mit Familie nicht glücklich .. und ein neuer Mann bringt dich da auch nicht weiter .. der wäre wahrscheinlich irgendwann auch daran gestört ,zumal ein fremdes kleines Kind ,nicht minder anstrengend ist für einen neuen Mann .