Gehen oder bleiben?

Hallo ihr lieben,

ich bin innerlich zerrissen. Eigentlich ist mein Leben sehr perfekt. Job macht Spaß, Freunde, Hobbies, alles gekrönt von einem wunderbaren Sohn (4).
Nach außen hin eine perfekte Familie zusammen mit meinem Mann.
Aber ich liebe ihn einfach nicht mehr. Es sind in den letzten 10 Jahren so viele enttäuschde Dinge passiert, als mein Sohn 1 1/2 war hat er mich sogar mitten im Urlaub verlassen.
Und er hat mich schon mehrfach belogen, meist weil er irgendwas finanziell vermasselt hatte, aber auch wegen Kleinigkeiten.
(Anfangs auch Alkohol, aber den hat er komplett aufgegeben, mit meiner Unterstützung)

Nach 9 Monaten kam er dann so penetrant wieder angekrochen, (hört sich schlimm an, aber es war wirklich so….hat mich förmlich aus einer glücklichen neuen Beziehung „gerissen“) dass ich nicht nein sagen konnte.
Auch war ich damals in einer schwierigen Situation, ich habe ihn gebraucht.
Das Geld hat hinten u vorn nicht gereicht (weil ich eine Wohnung gekauft hatte….hatte mich dabei übernommen) und ich hatte zudem keinen Schimmer, wie ich den Umzug bewerkstelligen sollte.
(Die frische Liebe war noch zu jung, um da volles committment zu verlangen)

Es ist hart, aber eigentlich bin ich damals nur aus der Not heraus wieder mit ihm zusammen gekommen. Und natürlich hatte ich auch die Hoffnung, dass er so bleiben würde….Gefühle waren noch da.

Aber klar- nach wenigen Monaten war er wieder der alte.
Das schlimmste ist: Ich glaub ich hab es eigentlich gut erwischt mit ihm. Er trinkt nicht, geht nicht fremd, ist nicht gewalttätig.
(Nur mit Geld kann er nicht umgehen)

Aber er ist einfach so unaufmerksam und desinteressiert, dass es mich mittlerweile wahnsinnig macht.
Er liest nicht, hat keine Hobbys, kümmert sich nicht um seine Freunde und Familie (mache alles ich).
Ich suche unsere Urlaube aus, ich treffe alle wichtigen Entscheidung für unser Kind (und Freizeit, was wir essen, einfach alles) Ich bringe ihm Radfahren und basteln und kochen und alles mögliche bei.
Von meinem Mann kommen nur viel zu viele billige, unpädagogische Plastikspielsachen und ungeeignete Serien im TV.

Das Kind bevorzugt mich in jeder Situation.

Unser Bildungsniveau wird immer unterschiedlicher weil er noch exakt da ist, wo wir uns kennengelernt haben und ich ständig (beruflich wie privat) bestrebt bin, meinen Horizont zu erweitern (Weiterbildung, neue Hobbies, Karriere etc)
Er kellnert noch immer und will nicht mal richtig deutsch lernen obwohl ich ihm so gern helfen würde.

Er geht ausschließlich arbeiten, spielt am Handy, sieht Platte Filme an und erledigt, mehr oder weniger motiviert, die aufgaben, die ich ihm gebe.

Eine Therapie will er natürlich auch nicht machen. (Ich hab dann allein eine gemacht aber das hat nicht geholfen).
(Hab manchmal das Gefühl er ist depressiv, aber alle helfenden Versuche sind gescheitert)

Das alles würde mich nicht stören wenn er wenigstens mich noch sehen würde. Aber er igelt sich komplett ein, das einzige, wozu er sich herablässt sind gemeinsame TV-Abende. Mal was spielen oder sich unterhalten ist echt schwierig und meistens sind die Gespräche auch enttäuschend.
Vor allem, wenn mir klar wird, dass er mal wieder überhaupt nicht zugehört hat.
Auch im Haushalt muss ich alles ständig wiederholen, er merkt sich die Dinge nicht, wird aber sauer, wenn ich sie erneut sage (zB wann welches Obst Saison hat, wo welche Lebensmittel am besten gelagert werden, welcher Schwamm für was benutzt wird, zB Boden/Esstisch etc)
Es ist so zermürbend.

Auch fühle ich mich in keinster Weise von ihm geliebt. Er ist so krass unaufmerksam mir gegenüber, das tut schon fast weh.
Reden hab ich schon tausendfach versucht, meist bessert es sich wenige Tage, dann ist es wieder wie immer.

Aber ich will mich auch nicht trennen.
1. ich will, dass mein Sohn in einem Haushalt aufwachsen kann und nicht ständig sein Zeug hin-und
her schleppen muss.
2. ich hab Angst, es alleine nicht zu schaffen. Diese 9 Monate damals waren wahnsinnig anstrengend für mich (habe damals 60% gearbeitet, jetzt 80%)
3. mein Sohn ist ein sehr anstrengendes (gleichzeitig wunderbares!) Kind, aber er fordert extrem viel ein.
4. Ich habe keinerlei unterstützendes Umfeld (keine Familie, Sohn geht nicht zu anderen, wäre immer bei mir-o Kindergarten).
5. ich hab mich damals so einsam gefühlt, obwohl ich jemanden kennengelernt hatte-meine Erlebnisse mit meinem Kind konnte ich mit niemandem so teilen wie man es mit dem echten Vater kann.
6. ich komme nicht damit klar, immer einen Teil aus dem Leben meines Kindes zu verpassen. Nicht zu wissen, was er erlebt hat etc
7. mein Mann tut mir irgendwie auch total leid. Ein Teil liebt ihn, oder was er früher war, noch immer.

Einerseits würde ich mir so sehr richtige Liebe wünschen, andererseits habe ich Panik, am Ende ganz allein zu bleiben,
in der Ehe versagt zu haben.

Aber es ist jetzt schon so lange so. Ich bin bald 40, ich habe Angst, etwas zu verpassen.
Oder ist es einfach so in der Ehe???

Manchmal träume ich von einer aufregenden Affaire, aber ich würde es niemals über mich bringen, das in die Tat umzusetzen. Schlimm, oder? (Also ersteres natürlich!)

Vielen Dank an alle, die bis hierher gelesen haben.

Liebe Grüße

Bearbeitet von Ohne Namen 123
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Hi Ohne Namen 123,
Das ist alles leider ein Beispiel dafür, dass insofern nur eine Person sich um den Fortbestand eines zwischenmenschlichen Verhältnisses bemüht, dieses zwangsläufig in sich zusammenfallen muss.

In ein paar Punkten kann ich deinen Mann sogar verstehen, allerdings in der überwiegenden Mehrzahl nicht. Da Du alle Möglichkeiten, die mir einfallen, ausgeschöpft hast und hieran kein Interesse bestand, glaube ich nicht, dass dir noch allzu viele Optionen übrig bleiben.

Ich würde ihn hier mit einer möglichen Trennung konfrontieren. Auf mich wirkt es so, als ob dein Mann sich gehen lässt. In vielen Fällen braucht es dann mal einen kleinen, heilsamen Schock, damit eine Verbesserung möglich ist. Das wäre dann die letzte Option, die man noch hat.

Bearbeitet von Ferdinand2205
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Liebe ohne Namen,
eine Beziehung kann keine Einbahnstraße sein. Deine Ehe hört sich aber ganz danach an. Dein Partner ist offenbar innerlich nie erwachsen geworden, kann oder will daran auch nichts ändern.
Es ist deine Entscheidung, ob du das so hinnhemen kannst oder eben nicht. Beides ist möglich.
Wenn dir das heile Familienbild (auch für dein Kind) so wichtig ist, wirst du wohl einige Kröten schlucken. Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich, das Vater und Sohn eine tragfähige Beziehung zueinander entwickeln. Wahrscheinlicher ist, dass dein Sohn von seinem Vater "Dummheit schafft Freizeit" lernt.
Du bist eine taffe Frau, du entwickelst dich weiter, du lernst, du hast Interessen - nicht zuletzt bist du damit das bessere Vorbild für deinen Sohn, sicher auch das ansterngendere, aber keine Angst, du schaffst das!
Wenn du dich trennst, dann nicht für die Option einer neuen Beziehung, spndern in erster Linie für dich selbst, für den inneren Frieden mit dir, für deine Selbstbestimmtheit, für dein Glück. Denn ich glaube, das verpaßt du tatsächlich gerade.
Spür in dich rein. Freust du dich auf deinen Mann, wenn er nach Hause kommt? Oder ist es eher so ein Eiertanz nach dem Motto "hoffentlich"? Kannst du dich darauf freuen, dein Kind gemeinsam mit deinem Mann durch Höhen und Tiefen zu begleiten? Vor allem: Kannst du dich darauf verlassen, dass du einen Mann zur Seite hast, der für euch einsteht?
Das sind nur meine Gedanken, vielleicht ist etwas Hilfreiches für dich dabei. Wenn nicht, einfach weglegen, bitte.
Ich wünsch dir alles Gute!

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Mein 1. Tipp wäre unabhängig: bleibe erst mal alleine und sortiere dich. Du hast einem anderen Menschen nach der 1. Trennung sehr weh getan, weil du eine neue Beziehung eingegangen bist, ohne die alte verarbeitet zu haben und mit dir im Reinen zu sein. Somit hat dein Mann leichtes Spiel gehabt. Auch Freunde, Banken usw können helfen, wenn was ist.

Es ist sicher nicht schlimm, wenn ein Kind seinen Schlafanzug und ein paar Sachen für ein paar Nächte bei Papa zusammen packt. Ggf hat er alles doppelt und muss nur eine andere Haustüre benutzen.
Du kannst dich doch trotz Trennung mit dem Vater deines Kindes austauschen über euer Kind. Er lebt doch noch und ist somit ansprechbar.
Dinge/Erlebnisse beim Kind verpassen, kann immer passieren. Wird auch jetzt im Kindergarten schon so sein. Du bist ja nicht 24 Stunden um ihn.

Warum versuchst du nicht mit deinem Mann zusammen eine gute Lösung für euch drei zu finden? Ihr könnt euch erst mal räumlich trennen - dann siehst du nicht mehr, was er in der Freizeit macht. Habt vielleicht qualitativ hochwertige Paar- oder Familienzeit. Wenn da aber keine Gefühle mehr sind, dann gebe ihn frei, damit jeder von euch irgendwann wieder glücklich sein kann. Man hat ja nur das eine Leben.

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Vielen Dank für die sehr klugen Worte von Euch allen.
Da steckte in jedem Beitrag viel Wahrheit, über die ich nachdenke.
Ich habe vorgestern ein ernstes Gespräch mit ihm geführt und ihm klipp und klar verdeutlicht, dass ich so nicht weitermachen werde.

Und siehe da: er lässt sich nun doch auf eine Paartherapie ein.
Ich (natürlich 🙄) versuche grad schon, einen Termin zu finden.

Und wir haben ausgemacht, dass wir uns ab jetzt jeden Tag gegenseitig eine kleine Freude machen.

Wobei ich jetzt schon einige tolle Sachen gemacht hab (Lieblingsessen gekocht, seine Schulden gezahlt), und er mir nur ein Kompliment, wie gut mir mein morgendlicher Schlabberlook stehen würde. (Konnte ich nicht ganz ernst nehmen)

Bin gespannt wie es weitergeht…

Liebe Grüße!