Ich mag nicht mehr, trau mich aber nicht es ihr zu sagen

Hallo Forum,

Meine Frau und ich sind seit 21 Jahren verheiratet. Wir haben 3 tolle Kinder, ein schönes Haus, aber ich mag einfach nicht mehr.
Aus ganz vielen Gründen.
Aussehen, Sex, Hobbies, irgendwie keine gemeinsamen Lebensziele mehr.

Letztendlich ist von meiner Seite aus einfach die Luft raus und kein Gefühl mehr da. Hatte mich vor einem Jahr auch in eine andere Frau verguckt und da mal wieder was gespürt. Ich habe mich aber dann gegen sie entschieden was mir echt schwer gefallen ist und ich heute noch bereue und mich damit rum quäle.

Ich bin immer froh wenn ich oder sie beruflich mal ein paar Tage unterwegs sind.

Wir sind ein gutes Team, haben viel geschafft, aber als Paar sehe ich uns halt nicht mehr.

Wir haben auch keinen Streit, aber letztendlich ist es halt eher so ein Leben nebeneinander als miteinander.

Gespräche drehen sich nur um die Arbeit, Hausarbeit oder belanglose Sachen.

Ich schluck das halt runter, sag des lieben Friedens willen nichts, halt die Schnauze.
Und rede mir selber ein, dass da so schlimm nicht ist, dass es wieder wird, dass ich das halt aushalten muss damit die Familie zusammen bleibt.
Erfinde immer Ausreden für mich, warum es grade nicht geht, dass ich die Reissleine ziehe und gehe.
Mal Geburtstage der Kinder die man nicht versauen will, dann Weihnachten, dann Hochzeitstag, Zimmerrenovierung, Prüfungen in der Schule bei den Kiddies, etc. Ausreden finde ich immer.
Ich habe Schiss vor dem Streit, vor dem ganzen Ärger...

Meine Frau merkts ja auch irgendwie, dass ich mich distanziert habe. Sie at ja auch mit der Therapeutin im einzelgespräch darüber gesprochen.
Im Pfingsturlauhb letzes Jahr hat sie mich gefragt, ob wir eine Paartherapie machen wollen. Aber nicht bei der Therapeutin. Die mag sie nicht. Klar, die hat ihr ja mal die Wahrheit gesagt.
Ich hab zugestimmt. Aber seitdem ist nichts passiert. Sie hat nicht versucht einen Termin irgendwo zu vereinbaren. Also scheint es ihr auch nicht so wichtig zu sein.

Andererseits sagt sich schon, dass sie mich mag (nie "Ich liebe dich") und so. Aber grade das tut mir eigentlich weh, weil ich denke, dass es ihr komplett den Boden wegzieht wenn ich mal sage: "Du, ich mag mich trennen".

Wie komm ich aus dem Teufelskreis raus?

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Hallo,

ich kenne die Situation aus weiblicher Perspektive. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich viel zu lange mit der Trennung gewartet habe, denn die Reaktion meines Mannes war wesentlich einverständlicher, als ich befürchtet hatte. Allerdings hatte ich ihm im Vorfeld auch schon ein paar Mal kommuniziert, dass es mir nicht mehr gut geht in der Ehe und dass ich an eine Trennung denke, sodass er Zeit hatte sich an den Gedanken zu gewöhnen. Ich finde es nicht fair, jemanden vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Im Nachhinein betrachtet finde ich folgende Punkte ganz wichtig für eine halbwegs friedliche Trennung:

1. Man gibt die Schuld nicht dem anderen.
2. Man wartet nicht so lange, bis man sich in jemand anderen verliebt bzw. eine Affäre anfängt, weil das für den Partner viel verletzender ist (insofern war es m.E. richtig, dass du dich gegen die andere Frau entschieden hast)
3. Man überlegt sich, wie man die Trennung so regeln kann, dass es für die Kinder nicht allzu schlimm ist, und stellt das in den Fokus der Trennungsgespräche
4. Man versucht, sowohl was den Umgang mit den Kindern als auch was die finanziellen Aspekte der Trennung betrifft, nicht egoistisch zu sein (s. Punkt 1), sondern versucht Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten fair sind.
5. Man macht sich bei allem immer wieder klar, dass der Partner, auch wenn man ihn nicht mehr liebt, immer ein wesentlicher Bestandteil des eigenen Lebens bleiben wird, weil es eine gemeinsame Vergangenheit und vor allem gemeinsame Kinder gibt.

LG

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Vielen Dank. Es kann durchaus sein, dass ich mir das viel schlimmer ausmale als es dann wirklich ist.

Nein, die Schuld haben immer beide. Wenn man da überhaupt von einer Schuld reden kann. Das Leben ändert sich eben und auch die Gefühle, Ansichten und Vorlieben und Wünsche.

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In meiner Familie gibt's das auch,es ist mein Bruder der schon sein ganzes Leben mit meiner Schwägerin zusammen ist.
Schlimm zuzusehen wie er keinen richtigen Lebensgeist mehr hat.
Er hat 1 mal die Trennung ausgesprochen, da war was los sag ich dir!
Sie mutierte zur Hexe hat ihm alles eingeredet von Depressionen bis Burnout über Midlife ...
Tja was soll ich dir sagen er hatte nicht den Mut es durchzuziehen.

Er hat kein Lächeln im Gesicht.
Riesige Angst das er finanziell vor die Hunde geht hat er auch.
Traurig aber wahr.
Hab leider keinen Rat für dich,ich möchte nur sagen MAN LEBT NUR EINMAL.
Angst beginnt im Kopf Mut aber auch!

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Danke für die aufmunternde Worte.

Ja, das geht leider wohl sehr vielen so, dass sie den Mut nicht haben.

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Warum sagst du ihr nicht einfach, wie es dir geht? Das muss ja nicht unbedingt in einer Trennung münden. Es kann auch erst einmal nur aufrütteln. Wenn es dir wichtig wäre, dann hättest du ja auch einen Termin bei der Beratung vereinbaren können. Du liest dich verbittert. Dabei machst du selbst auch nichts, um die Situation zu ändern.

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Ich gebe dir recht. Ich mache nichts bzw. wenig um die Situation zu verbessern.
Wobei ich hier auch nicht alles geschrieben habe.
Wir hatten schon einige Gespräche was nicht gut läuft. Und dann wird auch was geändert. Aber nach 2 Wochen ist es halt wieder die gleiche Leier.

Aber wie gesagt: Eigentlich bin ich über den Punkt hinaus wo ich das ändern mag.

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Dann hilft es nichts. Sag es deiner Frau. Es könnte eigentlich so einfach sein. 😊

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Lass dich doch schon mal von einem Anwalt beraten und begib dich auf Wohnungssuche. Die Entscheidung ist doch eigentlich schon gefallen. Du musst ja nichts überstürzen. Schritt für Schritt.

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Ja, das hast du im Prinzip recht. Wie ich ja geschrieben habe. Ich mag nicht mehr weil ich da kein Gefühl mehr reinbringe.
Danke für den Rat

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Ich habe mich aus den gleichen Gründen 2018 nach 19,5 Jahren von meinem Lebenspartner getrennt. Ich habe es nie bereut. Wir sind heute tatsächlich sehr gut befreundet, Reisen auch gemeinsam. Keiner von uns hat bisher eine neue Partnerschaft (habe ich auch keine Sehnsucht nach), daher passt das sehr gut. Unsere Tochter war damals 14, für sie war die Trennung kein Problem.

Ich wünsche dir ein gutes Händchen für die richtige Entscheidung

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Vielen Dank. Wie lange hat es gedauert bis ihr wieder normal miteinander umgehen konntet?

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Ca. ein Jahr

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Mhm, ich finde, dein Post lässt ein wenig an Wertschätzung missen bzw. lese ich auch Abwertung in und zwischen den Zeilen (Therapeutin möge sie nicht, weil sie ihr "die Wahrheit" gesagt habe).
Ich denke, dass Risiko, dass sich das noch zuspitzt wenn du in ihrer Nähe bleibst ohne das zu wollen, ist groß.
Es macht Sinn, deine (fehlenden) Gefühle auszusprechen, ohne die Gründe dafür bei ihr zu suchen. Manches ist eben, wie es ist. Deine Frau ist nicht mehr oder weniger wert, nur weil du sie nicht mehr liebst. Das würde ich versuchen, zu vermitteln. Bei dir bleiben, eigene Wünsche/Bedürfnisse benennen. Klar bleiben.
Lösungen suchen. Ich hoffe, sie hat einen Freundeskreis/Bezugspersonen, die sie unterstützen können. Du hilfst ihr nur, in dem du ehrlich und fair bist. Ich wünsche dir alles Gute!

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Was fehlt dir eigentlich im Leben? Nimm's dir doch. Sexuelle Unzufriedenheit? Suche eine Affäre. Langweilige Hobbies? Finde dir interessantere. Kein Bock, Frau und/oder Kinder ständig zu sehen? Zieh aus, oder fange mit einem langen Urlaub ohne sie an.

Vielleicht wirst du verstehen, dass deine Unzufriedenheit nicht an ihr liegt. Vielleicht wird sich ein neues Gleichgewicht zwischen euch einpendeln, mit dem du zufriedener bist. Oder, viel wahrscheinlicher, es kommt zur Trennung. Es ist aber wichtig, dass die Trennung nicht aus negativer Haltung passiert (ich will etwas nicht), sondern aus positiver (ich will ABC, und ich nehme es mir)