Alleinerziehend - Leistungen vom JobCenter

Hallo Zusammen,

ich war gerade auf einem Seminar, auf dem ich unter anderem mit einer Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit / JobCenter zu tun hatte. Die sagte mir, ich solle auf jeden Fall versuchen Leistungen wie Bürgergeld, Wohngeld und Erstausstattung zu beantragen, sie sähe da gute Chancen, dass ich Ansprüche haben könnte.

Kurzer Abriss zu meiner Person: Ich bin alleinstehend und schwanger, werde also in Zukunft alleinerziehend sein.
Dazu muss ich sagen, dass ich knappe 3300 Euro Brutto, durch Zuschläge knapp 2500 Euro Netto verdiene und glatte 600 Euro Miete zahle. Heizkosten halten sich in Grenzen, weiß ich nicht auswendig - die sind bei mir aber auch in den Nebenkosten enthalten. (Musste aber auch knapp 700 Euro nachzahlen letztes Jahr.) Ich bin unbefristet angestellt...

Irgendwie zweifle ich sehr daran, dass mir unter diesen Umständen tatsächlich Leistungen zustehen. Insbesondere VOR der Geburt meines Kindes hab ich die starke Befürchtung, dass die ja doch eher lästigen Gänge zum JobCenter vollkommen überflüssig sein werden, weil mir da nichts zustehen wird.
Grundsätzlich sehe ich aktuell auch keine finanziellen Probleme - schwierig wird es erst mit dem Elterngeld. Aber auch da hab ich die Befürchtung, dass ich "zu wohlhabend" für irgendwelche staatlichen Leistungen bin.

Meine grundsätzliche Frage an euch ist, ob ihr schonmal in einer ähnlichen Situation (alleinerziehend, Vollzeit angestellt, gut verdienend) wart und den Versuch beim JobCenter gewagt habt - war das erfolgreich oder wurdet ihr dort abgeschmettert?
Und wie sah es dann nach der Geburt mit dem verringerten Elterngeld aus? Haben sich die Ansprüche da verändert?

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Ohne die Moralkeule zu schwingen: Nein du wirst weder vor noch nach der Geburt Anspruch auf Sozialleistungen haben. Es gibt online diverse Rechner für Bürgergeld und Wohngeld, das kannst du ja deine Werte einfach mal unkompliziert eingeben und bekommst dann dort die entsprechende Aussage.

Nach der Geburt bekommst du fast den Höchstsatz Elterngeld + Kindergeld + Kindesunterhalt + Betreuungsunterhalt. Das dürfte alles zusammen etwas über deinem Jetzt-Netto liegen. Auch da würde ich nicht mit einen Sozialleistungsanspruch rechnen.

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Korrekt, könnte sich allerdings ändern, falls EG Plus bezogen wird oder generell ab dem Zeitpunkt, wo das Elterngeld ausgelaufen ist, die TE aber trotzdem noch nicht wieder arbeiten gehen möchte. Da würde ich die Zahlen ruhig mal im Wohngelrechner eingeben.
Kindergeld zählt hierfür nicht als Einkommen. Wir wissen nicht, was die TE an Unterhalt bekommt. Aber falls zusätzlich nur die Hälfte EG oder gar nichts mehr kommt, kann ich mir vorstellen, dass da ein Anspruch auf Wohngeld rauskommt.

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Unterhalt gibt es keines, da ich per privater Samenspende bewusst und geplant schwanger wurde und der Samenspender anonym ist und bleibt. Und nein, auch wenn manch einer es mir zuzutrauen scheint, ich werde nicht versuchen über eine Lüge ala "One Night Stand, weiß nicht mehr wer es war" einen Unterhaltsvorschuss vom Staat zu erschleichen, ich habe meine finanzielle Situation sehr gut durchgeplant und entsprechend auch wirklich keine staatliche Unterstützung nötig.
Dennoch gebe ich gern an dieser Stelle offen zu, dass ich tatsächlich in Betracht gezogen hätte bei eventuellen Ansprüchen zwei Jahre Elternzeit möglich zu machen, da ich bislang fest mit einem gerechnet hatte, das ich finanziell abzüglich meiner laufenden Kosten relativ gut stemmen kann, da ich einige Ersparnisse habe. Zwei Jahre Elternzeit sind (Stand jetzt) unter keinem Umstand möglich, womit ich mich grundsätzlich auch abgefunden hatte, bis die Kollegin auf dem Seminar mir sagte, mir würden ggf. Gelder zustehen.
Hätte aber auch nicht gedacht, dass es möglich wäre, bei ElterngeldPlus entsprechende Ansprüche geltend zu machen - hätte eher gedacht dass man mir sagt "wenn sie mit EG+ nicht über die Runden kommen, können sie halt nur ein Jahr machen". Bist du da sicher, dass es dahingehend Möglichkeiten gibt? Ich gebe gern zu, dass ich vollkommen schamlos ;) Zuschüsse annehmen würde, wenn ich dadurch zwei Jahre Elternzeit realisieren könnte. Das zweite Jahr dann gern in Kombi mit wenigen Stunden Teilzeitarbeit, denn ich fände es für mein Kind wirklich schön, wenn es nicht mit einem Jahr bereits "Vollzeitkitakind" werden muss, weil ich mit mindestens 30h wieder arbeiten gehen muss, um unser beider Leben zu finanzieren, sondern das erste Kita-Jahr vielleicht auch nur bis 12 in die Kita muss.

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Da kann ich mich der Vorrednerin nur anschließen.--Bei diesem Gehalt überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass man sich hier Sozialleistungen holt, finde ich einfach nur schamlos.

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Was ist daran "schamlos"? Sie bekommt ein Kind und leistet damit einen wichtigen Betrag zum Erhalt der Rente. Der Staat muss froh und dankbar sein über jedes Kind, was hier geboren wird. Noch dazu bei unserem starken Fachkräftemangel, der in Zukunft immer stärker wird.
Da die Mutter gut Deutsch spricht und nicht bildungsfern zu sein scheint, hat dieses Kind auch gute Bildungschancen. Also tun wir als Gesellschaft gut daran, diesem Kind möglichst gute Startchancen zu geben.

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Und deswegen sollte jeder Gutverdiener zusätzlich den Steuerzahlern auf der Tasche liegen, weil wir so wenig Leute in Deutschland haben die das tun?
Sorry, aber wer erfindet so eine Theorie?

Was in 20-25 Jahren mit dem Kind passiert, kann jetzt noch niemand vorhersagen, oder hast du eine Glaskugel, die dir die Zukunft zeigt? 🤔

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Wenn jemand mit 2.500€ Netto irgendwelche Sozialleistungen kassieren sollte, dann zweifel ich noch mehr an unserem System
Als sowieso schon.
Sorry, aber da kann man sich sämtliche Erstausstattungen etc selber kaufen ohne Geld von Staat 🫣

Nach der Geburt bekommst du Elterngeld, Kindergeld und Unterhalt. Sollte bei einer 600€ Miete eigentlich auch ausreichend sein.

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Das war nicht meine Frage und ich habe auch nicht um moralisch-ethische Einschätzungen gebeten, sondern um Erfahrungen und Fakten. Aber kurioserweise hab ich geahnt, dass solche Antworten kommen werden, obwohl ich sogar selbst schon festgestellt habe, dass ich nicht am Existenzminimum lebe. Danke dafür. ;)

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Warum "kurioserweise"?--Wenn Du solche moralischen Einschränkungen hast, dann wirst Du Antworten bekommen, die dies markieren. Dass Du selbst schon festgestellt hast, dass Du nicht am Existenzminimum bist und trotzdem noch sowas fragst, unterstreicht ja nur, selbige Einschränkungen.

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Nein, ich war noch nie in der Situation.
Und ich hoffe, dass du auch keine finanziellen Mittel bekommen wirst. Das wäre nämlich eine Ohrfeige für jeden, der sie wirklich nötig hat.

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Das Gesetz hat ja die entsprechenden Filter im Antragssystem bereits eingebaut. Weshalb, wenn die TE sich unsicher ist, sollte sie den Antragsprozess nicht starten, um zu schauen, wie weit sie kommt? Das ist meiner Meinung nach nicht opportunistisch gedacht, sondern man bekommt dank eines funktionierenden Sytems eh nur das, was einem zusteht (bzw. nichts, wenn nach aller Kalkulation nichts zusteht). Und das ist doch ihr Recht Beantragen heisst nicht gleich bekommen.

Zum Thema derjenigen, die es „wirklich“ nötig haben: Das würde hier zu sehr ins Politische gehen, aber die Definition von „wirklich nötig haben“ kann man ziemlich stretchen. Wenn einige den Finger aus dem … nehmen würden, würden sie - oh Wunder - plötzlich finanziell ganz anders dastehen und hätten die staatliche Unterstützung nicht mehr wirklich nötig.

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Den ersten Absatz sehe ich anders. Es kostet Zeit und Geld, solch "unnütze" Anträge zu prüfen. Zahlt auch alles der Steuerzahler.

Absatz 2: da gebe ich dir vollkommen Recht.

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Ich sehe das wie Imalya. Vor der Geburt und bis zum Ende Mutterschutz wirst du keinen Anspruch haben. Danach kannst du berechtigt sein, wenn du Elterngeld+ wählst. Solltest du im ersten Jahr ganz normal EG beziehen, hättest du evtl. Anspruch auf Wohngeld + KiZ und im zweiten Jahr auf Bürgergeld.

Du kannst dir das für Bürgergeld selbst ausrechnen:
Regelsatz du
+ Alleinerziehenden Zuschlag
+ Regelsatz Kind
- fiktiven UHV (davon gehe ich aus)
- Kinderfeld
- Elterngeld
+ Freibetrag Elterngeld, da aus Erwerbstätigkeit

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Hi, wollte nur mal lieb grüßen von einer Solomama zur nächsten ;-)

Bei mir war es jedoch eine Samenspende über Samenbank, d.h. die Schwangerschaft wird beim DIMDI gespeichert und alles ist offiziell. Unterhalt oder Vorschuss gibt es nicht.
Wie andere schon geschrieben haben, du kannst länger zu Hause bleiben und bekommst in den 3 Jahren ggf auch Sozialleistungen - jedoch unter Abzug eines fiktiven Unterhalts. Letzten Endes (und ich kenne das Thema mit privater Spende gut) dürftest Du rein rechtlich den Kindsvater nicht aussen vor lassen, da dein Kind Anspruch auf Unterhalt hat und Du für das Kind nicht darauf verzichten kannst. Kennst du sicherlich, viele machen es trotzdem, aber deshalb wird ein fiktiver Unterhalt angesetzt.

Ich selbst bin nach 1 Jahr wieder arbeiten gegangen, da Kitaplatz nach Umzug vorhanden war und nach einem Jahr hab ich wieder was ausserhalb der Babyblase gebraucht, mir war langweilig und in der Firma wäre es anders auch schwierig geworden (mein Chef ist nicht aus Deutschland und in Europa sind definitiv kürzere Erziehungszeiten angesagt - als ich sagte, ich bin 1 Jahr weg, ist er fast vom Stuhl gekippt). Kita etc lief tatsächlich super, sie geht wahnsinnig gerne hin. Und ich verdiene ebenfalls recht gut und hab bis auf das Kindergeld kein Geld vom Staat in Anspruch genommen.

In der Pflege wirst Du ja easy was finden, ich würde an Deiner Stelle evtl mal schauen, ob Du Kitaplatz bekommen würdest, wie Du Dich fühlst und während der Elternzeit Dir einen Job mit guten und bequemen Zeiten suchen.

Viel Glück für die Zukunft! Ich bereue meine Entscheidung als Solo-Mama keine Sekunde, auch wenn es hart war, den Traum einer "richtigen Familie" aufzugeben.
@all: Wenn es euch vergönnt ist eine klassische Familie zu haben, hört auf hier rumzustänkern - das Glück haben nicht alle und manchmal muss amn andere Wege gehen.

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Huhu,

danke insbesondere Dir und darüber hinaus den wenigen anderen, die hier informative Beiträge abgegeben haben, für die liebe Antwort.
NATÜRLICH (haben ja einige mir hier schon anders unterstellt) habe ich zuvor auch alles durchgerechnet und weiß, dass ich mit einem Jahr Elternzeit und danach mindestens 30h/Woche arbeiten finanziell gut klar komme. Auch ohne Unterhalt, was ja in unserer Situation so 'ne Sache ist.
Grundsätzlich war mein Plan da auch von Anfang an, ein Jahr zu nehmen und dann wieder zu arbeiten, eben weil ich dachte, ich hätte da finanziell alles zu Ende gerechnet und keine Ansprüche. Elterngeldrechner und co. hatte ich ja natürlich auch schon durch und entsprechend gesehen, dass ich mit EG+ niemals über zwei Jahre klar kommen würde, SO groß sind meine Rücklagen bei weitem nicht.
Der Plan stand ursprünglich so fest und ich hatte mich damit abgefunden, zugunsten meines Kinderwunsches und zum (muss man einfach so sagen, denn über 30Stunden Kita/Woche ist knüppelhart für ein einjähriges Kind) Leid des kommenden Kindes, dieses dann nach einem Jahr "in Vollzeit" in die Kita zu bringen.
Nun die Perspektive zu haben, bei EG+ vielleicht DOCH über die Runden zu kommen, bringt mir die Option dazu, im zweiten Jahr in geringerer Teilzeit zu arbeiten, sodass das Kind die Chance hat, erstmal ein Jahr lang "entspannt" ein paar Stunden in die Kita zu gehen und sich langsam an die neue Situation zu gewöhnen, statt von Anfang an von Morgens früh bis spät Nachmittags. (Eingewöhnung außen vor gelassen.) Das allein ist der Grund, warum ich es überhaupt in Betracht ziehe, da die Ansprüche checken zu lassen und ich wiederhole auch gern, dass ich mich nicht dafür schämen werde, das beste für mein Kind zu wollen. Nachdem ich seit über 10 Jahren fleißig arbeite, nehme ich mir die Frechheit heraus, schamlos auch etwas aus dem Topf zu nehmen, den ich seit Jahren mit befülle, sofern es mir denn (per Gesetz, nicht per Moralapostel) zusteht.

Da ich alle Antworten bekommen habe, die ich brauchte, und darüber hinaus auch viele, die ich nicht brauchte, wird das auch mein letzter Beitrag zu dem Thema sein. Fühlt euch alle gern frei, weiterhin Beiträge zu verfassen, die werde ich persönlich aber nicht mehr lesen, da ich nicht nach MEINUNGEN gefragt hatte, sondern nach Antworten auf meine Fragen.

Liebe Grüße, schönen Sonntag, besinnliche Feiertage und ein bisschen weniger Stress wünsche ich euch allen.