Sich als schlechte Mutter fühlen...

Guten Abend zusammen,
heute ist wieder so ein Tag: die Gedanken kreisen und ich fühle mich schlecht. Ich komme mir wie eine Versagerin vor und habe abends oft ein schlechtes Gewissen meinem Kind gegenüber. Er ist 3,5 und mitten in der Trotzphase. Er testet momentan seine Grenzen, hört nicht auf uns, aber hat auch super gute Phasen. Er hat innerhalb eines Tages radfahren gelernt, wir sind viel draußen und ich will ihn immer glücklich machen. Die letzten Tage hat er beispielsweise über mittag oft was süßes verlangt, was ich aber verneint habe. Alternativ biete ich ihm immer Obst an... aber darum gehts nicht. Dieses ständige nein sagen, auch wenn es notwendig ist, macht mich fertig. Ich sehe ihn abends dann schlummernd im Bett liegen und mir kommen oft die Tränen. Weil ich ihn wieder angemeckert habe oder so oft nein gesagt habe :-( vor kurzem ist er uns beim spazieren gehen quasi abgehauen. Wir dachten, er läuft nur bis zum Klettergerüst, doch er lief den Waldweg weiter bis zum geparkten Auto. Als ich bei ihm war, kam er auf mich zu, er war stolz wie Oskar, weil er als erster beim Auto war und verstand nicht, dass ich ihn dann so angefahren habe. Ich war voller Sorge und hab ihn am Arm gepackt und ihm erklärt warum er nicht weglaufen darf. Natürlich hat er dann bitterlich geweint. An dem Abend kam ich mir so schlecht vor wie noch nie. Ich weiß, dass es wichtig ist, Kindern Grenzen aufzuzeigen. Natürlich darf ich ihm nicht, nur weil er das will, permanent Süßigkeiten geben. Natürlich muss ich nein sagen! Aber warum fühl ich mich immer so schlecht? :-( ich rede mir ständig ein, dass ich als Mutter versage und er bestimmt unglücklich ist... was soll ich nur tun?

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Das ist völlig normal. Geht mir täglich so. Noch mehr, seit meine 2-Jährige vor sechs Wochen große Schwester geworden ist. Hab momentan ganz oft das Gefühl, keinem der beiden gerecht zu werden. Und ich muss jetzt noch öfter "Nein" sagen. Und dann gibts auch Tränen bei meiner Tochter. Das tut natürlich weh, da keine Mama ihr Kind gerne weinen sieht. Aber die Kleinen müssen nun mal lernen, dass man nicht immer alles bekommt im Leben. Wenn sie das jetzt nicht lernen, dann rächt sich das, wenn sie älter werden. Und noch geht es ja nur um Süßigkeiten oder Ähnliches. 🙃
Kinder brauchen Grenzen und Regeln, damit sie verantwortungsbewusste Menschen werden. Und das ist Aufgabe von uns Eltern. Hat ja keiner gesagt, dass das immer Spaß macht. Und so wie sich das anhört, machst du das doch prima! Kopf hoch! 🤗

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Ich glaube kein Mensch der Welt schimpft gerne.
Motte ist ja erst 1, ich hab trotzdem das Gefühl, ständig Nein zu sagen 😂 allerdings hab ich mich (bisher?) noch nie wirklich schlecht dabei gefühlt, obwohl sie sich dann oft theatralisch auf den Boden wirft und weint.

Das einzige, wo ich echt oft mitweine, ist, wenn sie sich mega gegen den Schlaf wehrt, in Rage brüllt und völlig ausrastet, obwohl sie hundemüde ist und kaum die Augen offen halten kann. Da sag ich ihr immer wieder, dass ich sie ja nicht ärgern will, ich will doch nur das beste für sie. 😅😅

Genau das Gleiche hab ich auch meiner Nichte gesagt. Ich hab aufgepasst und sie ist weg gelaufen, ich hab sie eingefangen und dann auch gesagt, dass sie nicht weg laufen darf und das gefährlich ist. Beim Mittagessen hat sie dann auch gesagt „Tante hat geschimpft“. Und ich hab ihr erklärt, dass ich ja nicht schimpfe, um sie zu ärgern, sondern weil ich sie ganz doll lieb habe und deswegen Angst, dass was passiert.

Das beruhigt etwas das Gewissen, finde ich 😅😅

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Meine Tochter ist auch 3,5 und ich muss auch ständig nein sagen und schimpfen.

Je nach Situation nehme ich sie dann aber auch in den Arm, wenn sie sich beruhigt hat und erkläre ihr nochmal, warum sie etwas nicht darf. Ob es hilft? 🤷🏼‍♀️ beruhigt zumindest mein Gewissen 😅

Oft erkläre ich auch vorher, aber da stoße ich natürlich regelmäßig auf taube Ohren.

Abends haben wir unser Ritual, aufräumen, Bad, Buch vorlesen, Bett ... und dann erzählen wir aber noch mal kurz, wie der Tag war und was wir schönes gemacht haben. So sind die letzten Gedanken vorm schlafen positiv für uns beide 😊

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Liebe Jenny,

es ist doch gut, dass du dein Handeln reflektierst. Von außen betrachtet kann ich dir nur einen Rat geben, bleib die Mutter! Es wirkt alles sehr emotional, so als wärest du dein kind. emotionalisiere nicht alles. du darfst deinem kind etwas entgegnen und dein kind darf darauf mit Wut oder Traurigkeit reagieren. je nachdem worum es geht, kannst du dein handeln anpassen. geht es um süßigkeiten? klar darfst du bestimmen, was dein kind isst, aber handelst du nachvollziehbar für ihn oder willkürlich? versuche immer so nachvollziehbar und klar wie möglich zu handeln. "gestern gab es eis zum Nachtisch, heute nicht, da es bei uns nicht jeden tag eis gibt!" ich beobachte oft Eltern, die beim "nein" sagen ganz viel Unsicherheit spüren, weil sie glauben, eine gute Mutter bringt ihrem kind nur "gute" Gefühle. das stimmt NICHT.

wenn dein kind wegrennt und du dann reagierst, wie du reagierst, spürt es dich und versteht, ah, ich darf das nicht machen. wenn du dann erklärst, mama war so, weil sie sich sorgen gemacht hat, reicht das. nimm es nicht zurück, sei eine starke Mutter, indem du an dich glaubst. ich bin Erzieherin und beobachte viel. mein rat ist immer: bleibt in der Elternrolle und belastet nicht (unabsichtlich) euer kind mit eurer Unsicherheit. Kinder brauchen Orientierung. natürlich liebevoll.

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Ich glaube jeder fühlt sich mal so. Im Endeffekt bist du so wie du bist und kannst dein Verhalten ja nicht ändern. Du hast deine Ansichten, deine Wünsche, deine Werte und deine "Vorstellungen" diese gibst du an dein Kind weiter, bewusst und unbewusst. Ich weiß noch wie furchtbar ich es als Kind fand wenn mein Papa sagte "weil ICH dass sage" z.b wenn ich fragte "aber warum darf ich den jetzt kein Eis" Ich erwische mich aber nun selbst dabei wie ich den selben Satz selbst sage. Gerade eben erst, Kind kommt ohne Socken an, ich sage ihr "zieh die bitte wieder an es ist nicht nicht warm genug zum Barfuß laufen" sie "warum?" und ich darauf "Weil ich es sage" 🤣 Klar ich erkläre warum ich etwas möchte oder nicht möchte, in dem Fall nicht warm genug zum Barfuß laufen aber wenn mein Kind so gar nicht einsehen möchte, z.b ein Klassiker, dass es um 8 uhr morgens kein Eis gibt dann sag ich eben "ich sage es gibt kein Eis, fertig" 🤷‍♀️
Ich möchte Sie auch glücklich sehen, klar aber ich möchte auch dass Sie gesund ist und auch später gesund bleibt, daher Vermittle ich ihr Zucker ist in Massen nicht gesund, bei Rot bleibt man stehen, beim Fahrradfahren zieht man einen Helm an usw ob ihr dass alles immer gefällt und Spaß macht? Sicher nicht aber sie muss es lernen und wird später bei ihren Kindern ähnlich handeln und dass zeigt dann wiederum dass nicht alles falsch war was man so gemacht hat 😅

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Du wärst nur dann eine schlechte Mutter wenn du zu allem ja und Amen sagen würdest. Hör auf dich selbst schlecht zu machen. Dein Kind braucht Grenzen und Regeln und die wirst du bis zum 18. Geburtstag setzen müssen.