Routinen einführen trotz 0 Durchsetzungsvermögen

Hallo!
Ich bin noch im Elternzeit und mein Sohn ist knapp über 2 Jahre alt. Ich würde gerne Routinen einführen, habe aber extreme Probleme, diese einzuhalten. Wir stehen zwischen 8 und 8:30 Uhr auf, dann mach ich ihm einen Kakao und mir einen Kaffee (ich kann ihn nur mit Kakao aus dem Bett locken, sonst würde er bis 10 Weiterschlafen wollen - er ist ein totaler Langschläfer). Danach will er sich erstmal vor den Fernseher setzen. Da wir eh den ganzen Tag Luft haben, lass ich ihn. Ich nutze die Zeit, um mich anzuziehen und fertig zu machen. Danach so nach und nach zieh ich meinen Sohn an und Wickel ihn. Dann biete ich ihm das Zähneputzen (vor dem Fernseher, im Wohnzimmer) an, was er meistens panisch verneint. Zähneputzen ist bei uns ein riesen Thema. Mit Absprache des Zahnarztes ist das Früh auf freiwilliger Basis, er kann putzen wie und ob er will. Und abends muss ich ihn meistens zwingen, also ihn festhalten und putzen, wenn er nicht selbst putzen will.

Ich hätte im Morgen gern mehr Routine. Als ich nur für mich selbst sorgen musste, war das kein Problem und ich hatte meine festen Abläufe. Ich würde mit meinem Sohn gern Zähneputzen, ihm die Händewaschen, ihn anziehen, und irgend einen festem Ablauf haben. Aber egal, was ich versuche, und welche Abläufe ich einführen will, es klappt nicht. Und am Ende steht er kreischend am Waschbecken, während ich ihm immer noch spielerisch und einfühlsam versuche, die Hände zu waschen.

Ich hab einfach das Gefühl, dass ich mich überhaupt nicht gegen meinen Sohn durchsetzen kann. Vorhin wollte er sich nicht anziehen lassen, also ließ ich ihn noch 45 Minuten in Windel rum rennen und drehte die Heizung auf. Solang Wir eh den kompletten Tag Leerlauf haben, mag das gehen. Aber ab April geht er in die Krippe, und ich ab Mai wieder arbeiten. Und ich sehe schwarz für den morgendlichen Ablauf.

Der Abend sieht genauso aus, ich ziehe ihn irgendwann um, und setz mich irgendwann mit ihm vor den TV, um ihm die Zähne zu putzen. Dann geht er meist gegen 23 Uhr schlafen, früher krieg ich ihn nicht ins Bett.

Ist eine Morgenroutine (Zähne putzen, Anziehen, Waschen) realistisch gesehen zu viel verlangt für einen Zweijährigen? Ich brauch oft fast den ganzen Vormittag, bis ich das bei ihm und mir erledigt hab. Dazu steht halt im Weg, dass ich mich wirklich überhaupt nicht durchsetzen kann. Meine Geduld ist ellenlang, und ich lasse so gut wie alles mit mir machen (auch anderen gegenüber).

Ich würde mir wünschen, dass hier von Mom-bashing abgesehen wird. Ich freue mich über konstruktive Kritik und Austausch mit Leuten, denen es ähnlich geht!

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Ein zweijähriges Kind kann natürlich Routinen haben. Ich hab zwei Zweijährige - ohne Routinen ginge es gar nicht. Und im Hinblick auf Kita und Arbeit ist es wichtig, dass du jetzt damit anfängst.
Deine Geduld ist eine unglaubliche Stärke - steht dir hier aber bisher offensichtlich im Weg. Wenn’s drum geht, was zu ändern, könnte sie dir aber durchaus helfen. Ich vermute, dass jede Art von Änderung erstmal mit Gefühlsausbrüchen begleitet wird, da ist Geduld wichtig!
Ich würde überlegen, was du zuerst ändern willst. Alles auf einmal überfordert wahrscheinlich alle, sorgt für unglaublich viele Konflikte - so wird jede Veränderung blockiert, weil du verständlicherweise nach 2 Tagen völlig am Ende wärst.
Womit willst du anfangen? Ohne Kakao aufstehen? Anziehen? Such dir eine Sache und zieh die durch. Wenn das sitzt, nimmst du dir das nächste vor. Dann seid ihr bis zum Kita-Start hoffentlich „durch“ damit.
Steh am besten vor ihm auf und mach dich zuerst fertig, trink den Kaffee in Ruhe. Du wirst die zusätzliche Zeit brauchen, um die Gefühlsausbrüche zu begleiten und “auszusitzen“.

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Wow, Dankeschön für die empathische Antwort! Das bringt mich echt weiter. Routinen stehen vor mir wie ein riesiger Berg, aber kleine Etappen machen ihn wahrscheinlich wirklich erzwingbar 🙂

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Gerne! Ich würde z.B. NICHT mit dem Fernseher anfangen - ich vermute, das ist die meistgeliebte Routine, und die abzuschaffen, wäre wahrscheinlich mit so viel Frust verbunden, dass danach alles gelaufen ist. Ich würde mit denen anfangen, die DIR das Leben erstmal erleichtern. Da könnte ich mir eben Wickeln/Anziehen am Morgen vorstellen (vielleicht erstmal nach dem Kakao). Sauber und angezogen ist hier die halbe Miete.
Natürlich sind weder Medienkonsum noch Zucker ideal. Aber in der Situation wäre es mir wichtig, meine Ressourcen so zu nutzen, dass ich nicht gleich den ganzen Tag mit meinem Kind im Konflikt bin - so lässt sich wenig verändern.
Und auch Leichtigkeit, Genuss und Spaß sind wichtig, das sorgt für Verbindung. Dann bleibt der Kakao am Morgen halt (erstmal) eurer gemeinsamer Start in den Tag.

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Huhu🥰...versuch doch mal etwas weniger TV anzubieten ,denn das macht mehr spaß wie alles andere🤭.
Vielleicht nimmst du ihn mit ins Bad und zeigst ihm deine Routine? Kinder lernen von uns🥰. Ich füge mal ein Bild ein, evtl ist das was für euch. Meine 2 Kinder 1,5/2,5 Jahre lieben es und haben nun Spaß dran. Natürlich gibt es auch schlechte Tage aber die bewerten wir weniger😅.
Zeig deinem Kind was für dich wichtig ist🙃.
Sag der TV ist kaputt😅hilft hier immer.

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Das ist ja ein toller Waschtisch 😍
Ich glaub nach sowas schau ich mich auch mal um

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Danke🙂. Die Kinder lieben ihn. Zu 95%I..A🥰

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Als erstes den Fernseher auslassen.
Nimm ihn mit ins Bad, zeige was Du machst, beziehe ihn ein und erklären, erklären, erklären.
Früher wecken, keinen Mittagsschlaf, dann geht er auch eher ins Bett. Wird vielleicht paar Tage stressig, aber da muss er durch.

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er hat sich da ja schon eine Routine aufgebaut. davon wieder weg zu kommen ist natürlich erstmal doof und stress für ihn. aber wie die anderen schon sagen, wenig bis kein TV und lass ihn deine Routine gucken. nimm ihn nach dem essen mit ins bad, setzt dich zu ihm auf dem Boden und lass dir beim Zähneputzen und Händewaschen zugucken. kannst auch gerne alles kommentieren. privater influencer quasi.

bei uns hat es immer geholfen "wie du mir so ich dir" zu machen. (ich hab meine zähne natürlich vorher richtig geputzt und je nachdem wie grob die Kinder sind geht es nicht) aber matti hat erst mir die zähne geputzt und dann ich ihr, wir haben uns gemeinsam die Hände gewaschen und dabei spökes mit dem Wasser gemacht (festhalten und laufen lassen). dann hat "sie mir das tshirt über den Kopf gezogen" und dann ich ihr usw.
bevor das alles ging hat sie natürlich immer zugeguckt und ich hab ihr erzählt dass ich jetzt erst mich anziehe und kopf hierdurch und arme hier durch und bei ihr dann genau das gleiche etc. als sie dann "helfen" wollte war das natürlich am Anfang ne Katastrophe aber mittlerweile geht's.

schneller wird man dadurch natürlich nicht unbedingt. aber zumindest wird (meistens) alles erledigt. und auch das blöde schuhe anziehen wird eher geduldet, wenn sie vorher "mir die schuhe anziehen darf"

das "helfen" ist halt auch eher so ein Hände im weg haben und irgendwo greifen während ich es selber mache - aber der Wille und das Gefühl zu helfen zählen halt.

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Ich hatte lange das Problem das meine 2-jährige nicht angezogen werden wollte.
Hab sie dann im Schlaf umgezogen und sie wurde dabei erst wach. Ich hatte mich vorher schon fertig gemacht.
Klappt für den Kindergarten super.

Fürs Zähneputzen tat es bei uns nur eine elektrische zahnbürste und selber putzen.

Versuche eins nach dem anderen zu ändern. Nicht alles auf einmal 😊

Warum lässt du ihn nicht schlafen wenn du schon Leerlauf hast?
Wie oft geht ihr raus? Spielplatz zb


Viel Glück 🥰

Bearbeitet von augustbaby2020
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Eines nach dem anderen, das nehme ich mir zu Herzen, danke :-)
Schlafen lassen ist gaaaanz dünnes Eis 😁. Er hatte bis vor kurzem einen katastrophalen Schlafrhytmus, ist manchmal erst früh um 6 eingeschlafen und hat bis nachmittag um 15 Uhr geschlafen. Bis Vormittag/Mittag Schlafen lassen heißt, dass es abends wieder unendlich spät wird. Wenn er bis 10 Uhr Vormittag schläft, geht er abends nicht vor 1 ins Bett. Dem hab ich nur mit konsequentem, harten aufwecken um 8 entgegen gewirkt und will da nie mehr zurück 😁

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Ahh ok ja das ist was anderes.
Das wusste ich kicht.
Bei unserer Motte ist es egal ob sie bis 7 oder bis 11 schläft. Es geht immer erst um 21:30 ins bett🙈

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Meine Kleine ist 21 Monate und wir haben 2 Routinen, der eine ist der Montag wenn sie zur Kita früh muss, ich nehme sie schlafend aus dem Bett und ziehe sie an und nebenbei kuscheln wir so wird sie langsam wach und dann folgt Zähneputzen als Familie vor dem Spiegel dies liebt sie.

Wenn wir freihaben steht sie meist vor mir auf und ruft schon mama pipi das heisst es geht ind Badezimmer, wenn ich mich schminke sitzt sie mit vor dem Spiegel und bekommt auch einen Pinsel. Jeden Morgen kommen ihre Gummienten noch in die Badewanne, dies gehört auch zu ihrer Routine🙈

Ich habe den Tag so durchprogrammiert mit dem Mittagsschlaf dass sie am Abend um 8 Uhr müde ist, weil sie z.B Mittagsschlag locker 3h machen könnte

Es braucht viel Geduld aber Kinder lernen schnell und setzen es auch irgendwann um.

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Hallo.
Klingt vielleicht etwas hart, soll es aber gar nicht sein. Meine Oma hat immer gesagt: Wahlbeteiligung erst mit 18 auch zu Hause! So weit würde ich nicht gehen.
Aber... versuche ihn doch zu überlisten. Zieh den Stecker vom TV( heimlich) und behaupte er sei kaputt. Damit ist das Thema schon mal durch.
Ich hab auch einen 2 jährigen zu Hause. Wir haben ein vormittagsprogrammpunkt und einen nachmittagspunkt meistens.
Also morgens aufstehen frühstücken und dann was erledigen: zb Brot kaufen, zur Bank, oder einkaufen, altglas wegbringen.
Ich mache nie alle Punkte an einem Tag. Immer nur einen. Damit ich für den nächsten Tag wieder ein Ziel hab, wo wir hinlaufen müssen. Ubd dann nachmittags was anderes. Zusammen basteln, schwimmen gehen, was backen, zum turnen, irgendwas mit Spaß.
So haben wir auch gar keine Zeit zum TV schauen. Auch die schlafenszeit würde ich anpassen. Morgens früher hoch. Dann fallen sie automatisch abends eher ins Bett.
Liebe Grüße

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Ihr habt doch eine Routine. Nur halt eine etwas ungünstige. Wenn du die jetzt ändern willst, wird das wahrscheinlich mit Protest einhergehen. Man braucht Geduld und starke Nerven.

Ich würde in deinem Fall vielleicht mit dem Zähneputzen und Waschen anfangen: bevor die Zähne nicht geputzt sind und nicht Hände und Gesicht gewaschen sind passiert bei uns nichts anderes. Ich hab sie nicht festgehalten oder so aber halt auch nichs anderes mit ihnen gemacht. Nicht vorgelesen, nicht mitgespielt,
keine Hörspiele rausgegeben und schon gar nicht den Fernseher angemacht .... Das führte längere Zeit zu heulenden, tobenden Kindern aber irgendwann haben sie es begriffen. Bei anderen Sachen nicht ganz so streng, aber vernünftig Zähneputzen war mir halt schon wichtig.

Anziehen war bei uns auch so ne Sache. Nicht nur bei uns. Ich habe schon mehrere Kinder gesehen, die im Schlafanzug in der Kita ankamen. Wenn sie älter werden ist ihnen das zu blöd, dann ziehen sie sich auch lieber zu Hause an.

Wenn das Kind eh so lange schläft, würde ich vor ihm aufstehen und mich schonmal anziehen, fertigmachen und das Frühstückvorbereiten. Dann ist das schonmal mit Ruhe erledigt. Kannst dann ja trotzdem nochmal mit ihm zusammen Zähneputzen.

Was macht ihr denn den ganzen Tag, dass er erst um 23 Uhr schlafen geht? Das würde mich ja nerven! Also wenn es dich nicht stört, ok, aber sonst würde ich mal zusehen, dass der sich irgendwo austobt oder den Mittagsschlaf streichen oder irgendwas.

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Freunde von mir haben mal so einen Karton mit mehreren Türen gebastelt. Hinter jeder Tür war eine Handlung, Zähne putzen, Schlafanzug an etc. Sie brauchten das für den Abend und hat wohl geholfen, dass das Kind wieder wie gewohnt ohne grosses Drama ins Bett ging.

Ob man so eine feste Routine für den Morgen haben will, ehrlich, meine Sache wäre das nicht. Mir sind einige Dinge wichtig, kein Video früh am Tag, regelmässig Zähne putzen (bei uns aber eher nach dem Mittagessen und vor dem schlafen gehen, so ist das auch in der Kita). Hände waschen tun wir nur wenn sie dreckig sind, anziehen darf er wann er will, an den Tagen, an denen wir frei haben.
Hätte ich deine Situation, würde ich als erstes versuchen, einen festeren Schlafrhythmus rein zu bringen. Schlafen bis 10 geht nicht, wenn man Kita hat, dafür ist Gesicht waschen nicht so wichtig. Dann die Geschichte mit dem Fernseher, aber das dürfen andere weniger streng sehen.

Ich glaube auch, dass Kinder spüren, wenn man es wirklich ernst meint und wann man sich eher "unterkriegen" lässt. Vieles ist für sie nur Spielerei oder der berühmte Kampf um mehr Autonomie. Das kommt und geht phasenweise. Dann habe ich ihn entweder machen lassen, wenn es ging (er lief auch mal nen halben Tag nackt durch die Wohnung), wenn er aber Kleidung anhaben musste, habe ich ihn irgendwann angezogen, ob er wollte oder nicht (natürlich so sanft wie es irgedwie ging, aber was musste, das musste). Kleidung selbst auswählen lassen und so.
Kriegst Du ihn denn pünktlich angezogen, wenn ihr einen Termin am Vormittag habt? Beispielsweise Arzt, oder so.

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Termine im Vormittag sind mir immer am liebsten, denn da hab ich Druck und bin Durchsetzungsfähiger 😁
Da geht's seltsamerweise. Ich steh vor ihn auf, mich fertig und zueh ihn dann im Bett liegend an, während er tablet schaut. Seinen Kakao gibt's dann unterwegs im Auto 😅

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Bitte nimm das nicht als Angriff an, aber mit dem TV und Tablett hast du es dir bis jetzt eher leicht gemacht. Klar, fast alle von uns machen das ab und zu (bei uns Frisör oder Arzt), aber wenn man für die einfachsten Handlungen des Tages Videohilfe braucht, ist das echt ne perfekte Grundlage für Mediensucht später. Möchtest Du das so beibehalten?

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