Kind (15 Monate) schreit schrill, wenn es etwas haben will

Die Überschrift hört sich jetzt blöd an, aber ich weiß nicht wie ich es anders formulieren soll.
Unser Sohn wird 15 Monate. Er läuft, plappert und ist frech, aber das gehört meiner Meinung nach zu dem Alter. Das Wort „Nein“ hat für ihn noch keine große Bedeutung und aktuell plagen ihn zwei Backenzähne. Das etwas zur aktuellen Lage.

Seit ca. 2 Wochen beginnt er immer wieder ganz laut und schrill zu schreien. Meist, weil er irgendetwas haben will.
Beispiel: er und ich sind in der Küche frühstücken, ich will noch alles aufräumen, bevor wir ins Wohnzimmer gehen. Er läuft vor, steht vor der geschlossenen Tür und brüllt aus „Erpressung“. Hört erst auf, wenn ich die Tür öffne (im Wohnzimmer gibt es eine Ecke, die wir nicht richtig sichern können und bei der „Nein“ einfach nicht wirkt. Deshalb darf er aktuell nicht alleine rein, weil er sofort zu diesem Punkt stürmt.)

Das Schreien ist laut, schrill und ohrenbetäubend. Letztens hat er mir so stark ins Ohr gebrüllt, so dass ich den halben Tag einen Tinnitus hatte. Meinen Mann stört es auch sehr.

Ich versuche ihn meist dann schreien zu lassen, mach mein Zeug fertig, rede aber mit ihm. Ich merke, dass das schreien oft auch aus Langeweile passiert oder um Aufmerksamkeit zu haben. Oft auch als Spaß im die Stimme zu testen.

Mein Mann ist seit einem Jahr in Therapie (bzgl. Depressionen und Problemen aus der Kindheit) und spricht aber mit der Therapeutin auch immer wieder über Ängste und Probleme bzgl. unseres Kindes.

Nun war gerade die Situation, dass ich total fertig vo’ Tag war (bin zusätzlich schwanger und mir geht es nicht so top) und ich mich auf die Couch gesetzt habe um durchzuschnaufen.
Mein Mann setzte sich auch dazu und kuckte in sein Handy. Unser Sohn saß auf den Boden und beobachtete die Situation und begann mit seinen Schrei. Mein Mann wollte dann die Situation regeln.
Er ruf dann immer ganz laut: „Hey! hey! lass das.“ und unser Sohn grinst ihn dann an. Er hat seine Aufmerksamkeit und sieht es als Spiel.
Dann kam das unschöne in meinen Augen. Er hielt ihm dann kurz den Mund zu um ihm zu vermitteln, dass das Schrein grad nicht ok ist.
Dann wollte er den Tipp seiner Therapeutin umsetzen: wir sollen konsequent sein, ihn in seinen Laufstall setzen und den Raum verlassen. Das Kind testet seine Grenzen und fordere diese.

Ich zog mit, weil mein Mann das unbedingt so handhaben wollte. Der kleine kreischte noch einige Male so wie davor, dann ging es in weinen über bis es dann zu einem starken heulen wurde.
Ich finde das irgendwie nicht zielführend und kann mir nicht vorstellen, dass ein 15 Monate altes Kind es so lernt.

Gab danach einen Streit mit meinen Mann, weil er meine Meinung zu dieser Taktik wissen wollte und ich nur sagen konnte, dass es mir nicht gefiel, aber ich aktuell auch keinen bessere Strategie habe.

Wer von euch hat/hatte das auch? Was waren sicher Methoden? Was sagt ihr zu der Art die die Therapeutin und mein Mann vorschlagen?

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Strategie?

Euer Kind ist kein Baby mehr, er nimmt jetzt richtige Zusammenhänge wahr. Er wollte mit euch kommunizieren, sprechen und nicht nerven. Dein Mann hätte nicht sagen sollen ,,hey ,hey ,lass das" sondern, ihn fragen müssen, was er möchte und hätte sein Smartphone weglegen müssen!
Gerade diese Dinge ,wie Mund zu halten und wegsperren, schaden einem Menschen in alle Richtungen! Es zerstört sein Urvertrauen ,hindert seine Sprachentwicklung , lässt ihn an sich selber zweifeln .
Und so kleine Kinder, können wenn sie sich so aufregen und ein erwachsener es zum Hyperventilieren bringt , ihre eigene Zunge ,,verschlucken " .

Lass es nicht nochmal zu ,dass er so mit dem Kind umgeht!
Depressionen sind keine Ausrede dafür ,ein Kind zu quälen und der Therapeutin würde ich vermutlich auch deutlich sagen, was ich von ihren weltfremden und Kinderfeindlichen Methoden und Ratschlägen halte .


Alles Gute ,für dich deinen Sohn und dem noch Ungeborenen Kind

1

Kinder schreien leider. Es ist ihre Art zu Kommunizieren, wenn die Sprache noch nicht ausreicht. Unser 1. Kind schrie fast nie, das 2. Kind dafür umso lieber, auch mal bis zum Erbrechen.
Er wollte Aufmerksamkeit und hat sie bekommen. Mund zuhalten geht gar nicht. Ich würde zunächst gelassen reagieren und fragen, ob das Kind etwas spielen möchte. Schreit es erneut, würde ich das Verhalten ignorieren. Nicht das Kind! Nur auf auf das Geschrei würde ich, wenn es nur zum Testen der Stimme ist, nicht reagieren. Hört es damit auf, kann man durchaus kurz erörtern, dass man das gar nicht mag. Bei jedem anderen Geschrei (Wut, Angst, Trauer, Frust) würde ich niemals ignorieren, sondern immer möglichst feinfühlig reagieren.
Den Raum zu verlassen und das Kind einzusperren, geht nicht. Wenn man ein 5-jähriges Kind mal stehen lässt oder es in sein Zimmer schickt, um sich abzureagieren, ist das (auch wenn ich es nicht mache) was ganz anderes als bei einem so kleinen Kind. Es lernt nur, dass es in dem Moment abgelehnt wurde und keiner kommt, auch wenn es schreit.
Wie gesagt: Das Verhalten, aber nicht das Kind, ignorieren, wenn es in der Situation angemessen ist.

2

Danke, das sehe ich genauso. Ich spreche in solchen Situationen mit unserem Sohn, biete Spielsachen, Bücher etc. an. Wenn ich noch etwas fertig machen muss, tu ich das und lass ich schreien. Sag aber zu ihm, dass ich das und das noch machen muss.

Ich fühlte mich in der Situation auch total ungut, weil ich dachte: der Kleine versteht doch gar nicht warum er jetzt im Laufstall ist und alleine gelassen wird.
Versteh auch nicht, warum mein Mann das befürwortet, wenn er selbst immer sagt, dass ignorieren für ihn Folter ist. Und dann sollen wir das bei unserem Kind machen 🙈

Mund zuhalten hab ich auch als sehr übergriffig empfunden.

Werde das morgen nochmal mit meinen Mann besprechen. Er ist grad unterwegs.

4

Hallo Zitronenpilz,

dein Kind ist 15 Monate alt und versteht alles was du sagst. Du solltest mit ihm normal sprechen, dass es bitte leise sein soll. Du weißt, es will ins Wohnzimmer...
Manche Kinder springen auf Flüstern oder Singen an. Das musst du ausprobieren.

Aber eigentlich könnte das Kind dir auch beim Aufräumen helfen, oder? Meine haben das super gerne gemacht. Irgendwas wo hintragen, Tisch wischen. Unser Großer hat in dem Alter gerne mitgemacht bei Allem.

Alternativ machst du es wie meistens in einer Kita. Es gibt einen Wartebereich. Solange du etwas fertigmachen musst, setzt sich das Kind auf einen bestimmten Platz und wartet da.

Habt ihr eine Kinderküche? Wir haben die Kinderküche neben die große Küche gestellt und da haben die Kindee dann gespielt, bis wir Eltern mit Aufräumen fertig waren. Sonst war die Küche zu.

Vielleicht fällt dir ja was ein, das dein Kind besonderes machen kann, während es warten muss.

Sagst du deinem Kind, warum es nicht alleine ins Wohnzimmer darf?

Kann dein Kind das Wort "auf" sagen? Dann würde ich ihm beibringen, wenn es wo rein möchte, das zu sagen. Auf Schreien würde ich keine Tür öffnen, zumal du schon gesagt hast, du machst erst in der Küche alles fertig. Wenn das Kind keine Alternative annimmt, musst du auf das Schreien nicht reagieren. Ich würde da die Tür auf keinen Fall öffnen. Das Kind lernt so, vor der Tür zu schreien damit sie irgendwann aufgeht. Habe auch Freunde, die bei einem Besuch meinten, das Kind macht es immer so bei ihnen. Es konnte aber schon sprechen. Ich hab gesagt, dass es nicht "aaaahh!" heißt, sondern "auf". Das Kind hörte auf zu schreien und sagte nach einer Weile "auf". Da mach ich gerne auf. Weiß jetzt nicht ob das bei euch schon klappt. Aber vielleicht so ähnlich. Wie gesagt, ich würde mein Kind nicht vor der geschlossenen Tür abstellen, sondern ins Aufräumen mit einbeziehen. Es muss auch nicht sinnvoll sein. Einen sauberen Tisch, kann man auch nochmal wischen lassen.

Wir haben mit unseren Kindern Babyzeichensprache gelernt, da musste keiner einfach schreien, wenn er was haben wollte.

Alles Gute.

Bearbeitet von Muriel
7

Versuch Mal folgendes: wenn er wieder Mal losschreit, flüster ihm was ins Ohr, um da zuzuhören, muss er mit dem schreien aufhören, soll angeblich auch bei zornigen Ehemännern funktionieren

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Also dieses sinnfreie Kreischen mag ich auch nicht.
Bin aber auch starker Migränepatient.

Ich verstehe absolut, dass es irgendwie massiv nervt. Aber den Mund zu zu halten ist trotzdem keine Lösung.

Auch unserer hat in den 3j4m seines Lebens immer mal wieder das Schreien ausprobiert. Ein Kind mit 15 Monaten nimmt durchaus Worte wahr. Ich denke, da sollte man eher ansetzen.

Wann immer unser es doch noch einmal mit dieser Variante der Kommunikation und Einforderung seines Willens austestet, sage ich also im ersten Moment: "Ich schreie dich nicht an, also schrei du mich auch nicht an." - auch da wird jetzt der ein oder andere den Kopf schütteln.
Wird noch einmal geschrieen: "Höre auf mit dem Schreien und sag/zeig mir was du gern möchtest. Sonst kann ich nicht helfen." - hier kommt es auf die Fähigkeit an sich zu äußern.
Wird noch einmal geschrieen: "Du, ich will nicht angeschrien werden und geh jetzt erstmal raus."

Meinen Sohn habe ich nie in einen Laufstall gesetzt, das ist für mich eher etwas für Hundewelpen. Er hat sehr schnell dadurch gelernt, dass er damit nicht sehr weit kommt. Er durfte ja jederzeit weiterspielen, was er dann auch gemacht hat oder eben hinterher kam, um mir zu zeigen, was er genau wollte.

Wenn geweint wird, wird natürlich auch getröstet.
Das ist selbstverständlich.

Vielleicht hilft das ja ein wenig.

Bearbeitet von Carry91
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Wie hattet ihr euch das vorgestellt? Ihr beide sitzt auf der Couch und das Kind beschäftigt sich allein?
Das tun sie in dem Alter nicht - eure Erwartungshaltung ist da einfach falsch.

Entspannung, lesen, etc. kann man nur beim Mittagsschlaf des Kindes haben.
Bei uns war das Wochenende in 4 Abschnitte gegliedert: Sa, So vormittags und Sa, So nachmittags und mindestens einer hatte die Kinder.
Betätigungen: einkaufen, Ausflug, Garten, irgendwen besuchen oder selbst Besuch bekommen. Abends kann dann abwechselnd einer ausgehen, der andere bleibt beim Kind.
Es geht alles, aber mindestens einer muss sich mit dem Kind beschäftigen, nicht ins Handy schauen.
Ich denke, das Schreien soll eure Aufmerksamkeit erzielen und hört auf, wenn einer sich mit dem Kind beschäftigt.