Extrem schüchternes verschlossenes Kleinkind - Erfahrungen

Hallo, ich habe schon länger hier mitgelesen und mir nun extra einen Account gemacht, um euch mal ein bisschen meine Situation zu schildern und nach Erfahrungen zu fragen.
Also ich habe zwei Kinder, die sind 2,5 und 1 Jahr alt. Mein erstes Kind ist ein Junge und seit der Geburt schon immer ein sehr interessanter Typ.
Ich habe ihn noch nicht in die Kita geschickt, wir haben keinen Platz ab 2 gefunden und da er noch seine kleine Schwester hat und ich sowieso zuhause bin dachte ich, gut dann geht er halt ab 3 in den Kindergarten. Das empfehlen ja auch viele Psychologen, und auch eine Bekannte Erzieherin hat mir das empfohlen.
Ich habe mich echt viel mit ihm beschäftigt und er KANN auch sehr gut sprechen (dazu komme ich gleich). Er fing mit 9 Monaten an die ersten Worte zu sagen. Entwicklungstechnisch habe ich mir bei ihm nie Sorgen gemacht und vom Kinderarzt ist auch alles OK gewesen. Allerdings ist mein Sohn manchmal merkwürdig vor allem vor anderen Leuten. Dadurch dass wir zuhause sind versuche ich wirklich den Kontakt zu anderen Kindern und Eltern herzustellen was auch ganz gut gelang.dieser Winter war allerdings sehr lang und hier bei uns nass und wir sind kaum auf den Spielplatz, da war auch nie etwas los. Es ergab sich dann dass wir oft die selben Kinder getroffen haben zu Spieldates und ich denke dann gab es keine Möglichkeit mehr für ihn aus sich rauszukommen. Es ist so dass mein Sohn echt extrem schüchtern und verängstigt ist und ich frage mich einfach warum. Ich habe mal von Hochsensibilität gelesen und wahrscheinlich trifft das am Besten auf ihn zu aber auch nicht alles davon. Wir gehen zum Beispiel auf den Spielplatz und alle Kinder rennen herum und schreien und spielen aber mein Sohn steht meist und schaut ihnen hinterher. Dann spielt er auch und rennt auch mal mit einem Kind, was er schon kennt, rum aber insgesamt wirkt er doch eher eingeschüchtert, dort wo viel los ist.
Und dann auch wenn wir bei jemandem zu Besuch sind - mein Sohn versucht kein einziges Wort zu sprechen, er macht oft „hmmmhmmm“ und zeigt auf den Gegenstand den er will, Hauptsache er spricht kein Wort vor den anderen. Ich merke dann dass andere ihn merkwürdig finden und sich fragen was da los ist. Er kann in ganzen Sätzen sprechen und ist auch zweisprachig aufgewachsen und beherrscht beide Sprachen echt gut. Ich verstehe es nicht so wirklich, was da bei ihm los ist. Er hat ja eine kleine Schwester und ich muss aber ehrlich sagen mein Fokus ist total auf meinem Sohn, denn die Schwester ist sehr aufgeschlossen und total unkompliziert, die macht einfach ihr Ding. Das schreibe ich, damit ihr nur wisst dass ich nicht denke er fühlt sich vernachlässigt oder so, davon lese ich hier häufiger bei Geschwisterkindern.
Er liebt seine Schwester abgöttisch unf er hat extrem viel Empathie. Er würde sie niemals hauen und wenn sie weint dann tröstet er sie und gibt ihr Spielzeug. Auch mit mir und meinem Mann hat er viel Empathie und er ist wirklich zuckersüß und sehr intelligent. Ich mache mir einfach sorgen dass er im Oktober, wenn er im Kindergarten anfängt, Probleme haben wird, weil ich Angst habe dass dominante, wilde Kinder ihn irgendwie unterdrücken könnten.

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Hi,

klingt wie mein Sohn :) Er ist auch der Ältere.

Er fing mit 6 Monaten mit dem fremdeln an, da durfte ihn kein Fremder anfassen. Lediglich meine Schwiegereltern waren ok, da die im selben Haus gewohnt haben und ihn täglich gesehen haben.
Er war motorisch sehr fit, fing mit 15 Monaten an zu sprechen und konnte dann mit 2 schon 3 Wortsätze und hat sehr deutlich gesprochen, so dass auch Außenstehende ihn gut verstanden haben (wenn er mit mir gesprochen hat)
Andere Kinder haben ihn erst so mit 2,5 angefangen zu interessieren. Wir haben im Freundeskreis keine Kinder und ich war mit ihm im Turnen und Krabbelgruppe, da hatten wir zum Glück eine die ging von Geburt bis 3 Jahre.
Er hat also nie mit anderen gesprochen, auch nicht mit meinen Eltern, die er nur alle paar Wochen gesehen hat. Er hat sich hinter mir versteckt und nix gesagt.
Mit 3 kam er in den Kindergarten und die Eingewöhnung lief problemlos. Er hat zwar nicht viel mit den Erziehern gesprochen, aber lies sich trösten, und hat nach einiger Zeit auch dann Freunde gefunden. Er hat ein bisschen gebraucht und erstmal beobachtet und abgewartet.
Er hätte sich z.B. auch nie an Kindern vorbeigedrängelt oder was gesagt, wenn die die Tür blockiert haben, er wartete dann, bis die weg gegangen sind. Aber er war glücklich und zufrieden im Kindergarten.
Mit den Erziehern fing er dann auch an bei wichtigen Dingen zu sprechen, aber nur solange ich nicht dabei war, sobald ich dabei war, verlies kein Ton seinen Mund :D
Als wir seinen Schulranzen gekauft haben, da war er 6 Jahre alt, hat er kein Wort gesprochen im Laden. Das hat ihn völlig überfordert, Maske tragen, Fieber messen lassen, dann die vielen Modelle zur Auswahl, die fremde Umgebung, fremde Verkäuferin (die super lieb war und sich wirklich viel Zeit genommen hat). Er wollte dann nichtmal mir ins Ohr flüstern, sondern wir haben dann mit Daumen hoch und Daumen runter signalisiert was passt.
So ab 5 Jahren wurde es aber sonst eigentlich langsam besser. Er hat meine Eltern immerhin mal angeschaut und wenn sie dann länger da waren, auch mal ganz kurz was gesagt. Auch mit den Nachbarn hat er gelegentlich mal ein Wort gesprochen.

Kleiner Sprung in die Gegenwart: Er ist jetzt 9 Jahre alt, geht in die 3.Klasse. Einschulung lief problemlos, er kommt mit dem Stoff super mit, hat viele neue Freunde gefunden. Ist immer noch schüchtern und braucht etwas, aber taut inzwischen sehr schnell auf. Beim letzten Essen gehen mit Freunden hat er einem unserer Freunde ein Gartenhäuschen ans Ohr erzählt über Flugzeuge, hat ihm aus seinem Buch vorgelesen usw.
Er ist immer noch sensibel und weint schnell, kann sich aber auch gut regulieren und kommt schnell wieder runter. Er mag keine Ungerechtigkeiten (ihm gegenüber) und diskutiert gerne und auch gut, er hat immer wieder neue Ideen warum irgendwas nicht geht. Allerdings bin ich aktuell noch besser im diskutieren und finde Gegenargumente.

Er ist schüchtern, das ist einfach sein Charakter. Aber wenn ihn etwas stört kann er inzwischen auch für sich einstehen und auch mal einem seiner Freunde die Meinung sagen. Er ist ein schlaues Kerlchen mit einem starken Willen und ich erkenne viel von mir in ihm. Bin auch eher schüchtern und brauche etwas, aber kann mich trotzdem gut verteidigen, wenn jemand mir zu blöd kommt.

Unsere Kleine, sie wird jetzt 6 und kommt auch in die Schule, ist das Gegenteil. Sie erzählt mit jedem, hat sehr viele Freunde, geht auf jeden gerne zu und erzählt alles :D Sie ist quasi ne kleine Rampensau, aber auch sehr lieb und charmant (zumindest zu anderen, bei ihrem Bruder sieht das anders aus :D )

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Ist das Gartenhäuschen Autokorrektur, eine mir unbekannte Redewendung oder kreativer Sprachgebrauch?
„Ein Gartenhäuschen ans Ohr erzählt“?

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:D nein, das sagt man hier wirklich so.

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Nicht durch Eltern regulierten täglichen Kontakt mit Gleichaltrigen, wo er selbst Erfahrungen sammeln muss, lernt er halt bei dir zuhause nicht, auch nicht mit gelegentlichen Playdates. Ob das jetzt schlimm ist, oder ob er das in der Kita dann schnell nachholt, keine Ahnung. Aus meiner eigenen Erfahrung als Kind, wo bis vier kaum andere Kinder in meinem Umfeld waren, würde ich es anders handhaben, bzw. wir haben es anders gehandhabt.

Unsere Tochter ist heute bald sechs. Ich habe den Eindruck, dass man es auch heute, wo die Kinder in ihrem Umfeld alle so sechs sind oder knapp davor, immer noch merkt, wer vor dem Kindergarten (der in der Schweiz mit vier anfängt) schon eines oder mehrere Jahre in der Kita war. Von den Fähigkeiten, sich z.B. auf einem Spielplatz zu behaupten, Probleme mit anderen Kindern zu lösen usw. Das hat wenig mit laut und leise zu tun, die beste Freundin unserer Tochter ist z.B. ein relativ introvertierter Mensch, lässt sich aber aus der Schlange vor einer Rutschbahn trotzdem nicht verdrängen.

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Hey!

Unser Sohn ist gleichalt auch schüchtern. Es dauert ziemlich lange, bis er Vertrauen aufbaut und sich Anderen gegenüber richtig „öffnet“. Er geht seit er 15 Monate alt ist in die Kita und vorher waren wir schon in der Krabbelgruppe. Anders als bei Euch war also immer superviel Kontakt zu Gleichaltrigen da. Du siehst, daran liegt es nicht wirklich. Es ist einfach der Charakter des Kindes, sie sind nunmal unterschiedlich, so wie Erwachsene auch. Ich glaube, wir tun den Kindern einen großen Gefallen, wenn wir sie so nehmen wie sie sind und ihrer Entwicklung vertrauen, ohne es direkt irgendwie seltsam/nicht gesund/besorgniserregend zu finden, wenn sie nicht so sind wie die vermeintliche „Norm“ (wie soll denn ein „normales“ Kind eigentlich sein?)

Es gibt viele schüchterne Kleinkinder und Deiner kommt ja aus sich raus nach einer Weile😊 Unser Sohn fängt jetzt langsam an, seine Freunde auch mal aktiv zum Spielen aufzufordern oder zu umarmen. Auf dem Spielplatz war/ist er am Liebsten für sich, aber auch da tut sich was und er geht auch mal auf andere Kinder zu. Die Erzieherinnen sagen, alles gut und eine normale Entwicklung eines Kindes, das eben eher zur zurückhaltenden Fraktion gehört.

Und er hat keine Probleme mit aufgeweckten Kindern. Da er ganztägig in der Kita ist, geht er manchmal nachmittags rüber zu den Großen (ü3) und auch da wird er total akzeptiert wie er ist und nicht unterdrückt. Klar muss er vielleicht öfter mal ein Spielzeug abgeben, weil er es nicht wirklich verteidigt, aber das muss er in meinen Augen eben lernen.

Vielleicht beruhigt Dich das ein bisschen, ich finde Dein Kind überhaupt nicht „merkwürdig“🙃

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Mmm das liest sich so als ob du da meine 25 Monate alte Tochter beschreibst. 😅

Sie geht seit sie 13 Monate alt ist und die Krabbelgruppe, also kann es bei euch ja nicht daran liegen.

Wir wissen selbst nicht warum sie so ist wie sie ist. Letztens musste ich mit meiner großen Tochter Ina KH und ich hab die kleine mitgenommen,der Wartesaal war voll ,sie sieht es und bleibt aus dem nix wie versteinert stehen, ich hab sie gerufen aber keinen mm ist sie mehr gelaufen. Dann hab ich sie auf dem Arm genommen und 1 Std hat sie sich mit dem Gesicht bei mir versteckt erst danach ist sie aufgetaut.
Bei uns ist sie aber das jüngste Kind.

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Mein Sohn ist auch so.

Er ist jetzt 16 Monate alt und kommt ab Herbst in die Kita.

Bei Treffen mit anderen Kindern, auch Spielplatz, Krabbelgruppe, braucht er immer so 10-15 Minuten, bis er auftaut und macht dann auch gut mit, ist aber längst nicht so draufgängerisch wie andere Kinder.

Ich denke, das ist einfach Typsache.

Ansonsten wirkt er sehr aufgeweckt, interessiert und fröhlich. Sprechen kann er noch nicht viel, nur ein paar einzelne Wörter.

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Moin!

Meine Kinder sind/waren auch so. Allesamt. Sie haben erstmal beobachtet, und das sehr lange. Selbst, wenn ich mit ihnen zum Sport bzw zur Musikschule gegangen bin, wo immer dieselben Personen sind, brauchen/brauchten sie eine zeitlang, um aufzutauen. Bei den Älteren fing das dann im Kindergarten an, sich zu ändern, aber anfangs auch nur dort. Jede andere Unternehmung verlief auch mit größter Zurückhaltung (bzw verläuft heute noch so). Die beiden kleinen sind nun seit sie drei sind im Kindergarten, wir haben nach den Weihnachtsferien angefangen. Und ja, auch sie tauen dort langsam auf.
Die Älteren gehen jetzt zur Schule. Sie sind nach wie vor keine Draufgänger (wie auch, bei den Eltern??), gehen aber ihren Weg und sind aufgeschlossen.

LG Fifikus