Ungeplant Schwanger - Überforderung - Kind behalten

"Kann sich die Liebe der Beziehung ändern, wenn das Kind da ist?" Nicht kann. Sie WIRD sich zwangsläufig ändern. In welche Richtung liegt allein bei euch als Paar.

"Kann die Beziehung auch daran scheitern?" Ja, auch das ist möglich, aber nicht selbstverständlich.

"Ich bilde mir ein, Schwanger sein und Kind bekommen, bedeutet einen Teil von mir aufzugeben, der meine Individualität und Selbstverwirklichung ausmacht." Das bildest du dir nicht ein, das ist absolut korrekt.

Dennoch klingt es auch für mich so, als wäre eine Abtreibung für dich keine Option und deine Entscheidung bereits getroffen. Sorgen und Ängste sind vollkommen normal. Auch deine heftige Übelkeit ist leider normal. Dein Körper pumpt nun alles was er hat, Nährstoffe, Energie, in deinen Bauch. Bitte setze dich mit deinem Frauenarzt in Verbindung, damit er/sie dir etwas verschreiben kann, was deine Übelkeit lindert.

Hallo liebe Malou, ich kann es so gut nachempfinden, wie du dich fühlst! Als ich vor zehn Jahren mit meinem Sohn schwanger war, war es auch ungeplant. Ich war Mitte 20 und steckte mitten in der stressigen Endphase meines Studiums und war gerade ca 1 Jahr mit meinem Partner zusammen. Ich war mir nach einigen Zweifeln und vielen Tränen trotzdem sicher, dass eine Abtreibung nicht in Frage kommt und habe mich für das Kind entschieden. Was die Beziehung angeht, so hat das Eltern werden natürlich Einfluss darauf. Da kommt es sicher aber darauf an, wie dein Partner zu der Schwangerschaft steht? Mein damaliger Partner wollte mich zu einer Abtreibung drängen, was wirklich negative Folgen hatte für die Beziehung. Wir haben zwar versucht ein Paar zu bleiben, aber dieser Konflikt hat viel kaputt gemacht und die Beziehung hat nicht gehalten. Aber auch wenn die Beziehung gescheitert ist, würde ich mich rückblickend immer wieder für mein Kind entscheiden! Mein damaliger Partner ist mittlerweile auch froh, dass ich mich für unseren Sohn entschieden habe. Er liebt ihn sehr und wir teilen uns trotz der Trennung die Erziehung und Betreuung im Wechselmodell. Mit meinem neuen Partner bin ich mittlerweile verheiratet und bin sehr glücklich. Also klar, es kann alles passieren im Leben und eine Garantie, dass eine Beziehung hält gibt's nicht, ob mit oder ohne Kind.

Mit dem Studium war es tatsächlich nicht einfach mit Kind. Es war schön ein Kraftakt mit Baby& kleinem Kind als unter einen Hut zu bringen, Prüfungen zu machen und in den Beruf zu starten. Es gibt mir aber auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich das geschafft habe.

Deinen Punkt mit einem Teil von sich selbst aufgeben, kann ich auch gut nachvollziehen. Das hat mich in der Schwangerschaft damals auch total beschäftigt. Und ja, es ist auch zu einem gewissen Punkt so, dass ich mich natürlich durchs Muttersein verändert habe. Ich bin aber trotzdem "ich selbst" geblieben und habe mich ausgelebt. Mir war es immer wichtig als Mensch mit vielen Facetten zu leben und ein Teil von mir ist das Muttersein. Daneben gibt's aber noch mehr und ich habe mich nie nur auf die Mutterrolle fixiert. Für mich ist es kein Widerspruch Mutter zu sein und trotzdem was zu erleben. Es kommt darauf an, wie man es gestaltet.

Die Übelkeit hat mich in der Schwangerschaft auch erwischt, es war aber zum Glück nach den ersten drei Monaten wieder vorbei und meine Energie kam zurück. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit sich rezeptfrei (z.B. Nausema) ein Mittel dagegen zu holen oder sich was von der Frauenärztin verschreiben zu lassen.

Ich hoffe, dir hilft meine Antwort ein bisschen weiter. Ich wünsche dir alles Gute!!!

Liebe Malou,
du bist schon ein Stück Weg gegangen seit du von der Schwangerschaft erfahren hast. Durch Höhen und Tiefen. Es war ja völlig unerwartet und fordert dich zu neuen Plänen und Vorstellungen heraus. Von dieser Arbeit wärst du „erlöst“ gewesen, wenn du dich für eine Abtreibung entschieden hättest. Aber in dir war auch das Gefühl dafür, was „es“ bedeutet und die unendliche Freude in einem Teil von dir. Dem neuen Teil von dir.

Du schreibst, dass du noch „leben“ möchtest. Ja, es ist das Gefühl in dir, dass sich dein Leben ändern wird mit diesem neuen Teil. Ganz sicher. Und du weißt noch nicht, wie genau.
Das ist bei jeder Frau so oder zumindest ähnlich. Sogar bei Wunschkindern.

Ich lese grade mal wieder das Buch „Geburt einer Mutter“. Darin wird dieser Weg beschrieben, wie unterschiedlich jede Frau es erlebt und gestaltet. Und dass jede es erlebt und gestaltet. Das ist das Verbindende.

Du kannst statt Veränderung Wachstum sagen oder denken.
Auch im Blick auf deinen Freund und was euch beide angeht.
Und auch deinen Beruf. Einfühlen in eine andere Rolle – das passt richtig gut.

Die Neigung zu Horrorszenarien statt zu schönen Vorstellungen ist größer, weil die Hormone dich richtig „beuteln“. Und Angstgedanken bewirken Vorsorge. So kannst du deine Ängste und Sorgen als Wegweiser verstehen.
Du beschreibst es richtig gut, wie es einer Frau am Anfang einer Schwangerschaft geht:

"Man ist schließlich sein Leben lang gebunden und ich will natürlich eine gute Mutter für mein Kind sein und trotzdem existiert noch mein „eigenes Ich“, das irgendwo raus will und etwas erleben will und selbst noch ein Kind ist."

Damit bist du nicht allein. Und ich glaube sogar, du drückst es für andere aus, die es sich nicht sagen trauen oder es nicht so in Worte fassen können.
Dass es Frauen in der Schwangerschaft super geht, stimmt definitiv nicht. Es kann zwar sein, aber muss nicht. Der Normalfall ist eher, dass die hormonelle Umstellung viel kostet.

Du erlebst jetzt, wie es wirklich ist, und lernst ein liebevolles Verständnis für dich selbst. Dieses Verständnis verbindet dich mit anderen Frauen. Das ist richtig wertvoll. Und es ist ein Teil der Veränderung bzw. des Wachstums. So etwas kann man nur durch Erfahrung lernen.
Eine besondere und wertvolle Zeit also. Eine „Verkriech-Zeit“ (passt zum Herbst jetzt), in der viel Gutes geschieht. Das kennst du sicher von deinem Beruf, dass sich in Zeiten, die schwer sind und wo nichts geht, doch unbemerkt etwas entwickelt – und dann läuft es plötzlich gut.
Ja, und im Herbst ist schon der Frühling versteckt.
Mit der Zeit ist Raum für schöne Vorstellungen. Was du mit deinem Baby erleben möchtest, wie du mit ihm umgehen möchtest. Das kommt alles. Im Moment hast du mit den Hormonen zu kämpfen.
Gönn dir die Ruhe, so viel du brauchst. Und evtl. hilft ein Medikament. Nausema wurde genannt. Meclozin (der Wirkstoff, das Präparat heißt z.B. Agyrax) hilft auch vielen Frauen. Frag danach! Und nimm Folsäure für´s Baby!
Alles Liebe!