Sich an sexfreie Beziehung gewöhnen, machbar?

Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: In langjähriger Beziehung ist mein Mann derjenige, der eher wenig Lust auf Sex hat. Mal ist es mehr, aber meist eher weniger. Ich habe teils deswegen auch gelitten wie ein Tier in jüngeren Jahren.
Nun ist seit mehr als 13 Monaten komplett Flaute. Ich gehe, ganz ehrlich gesagt, mittlerweile nicht mehr davon aus, dass da je wieder was geht.

Ich hatte vor kurzer Zeit einen Unfall und brauchte da zeitweilig etwas Pflege von meinem Mann, das hat dem Ganzen eh schon mickrigen Pflänzchen, glaub ich, den Todesstoß verpasst, dass er mir aufs Klo helfen musste, den Nachtklostuhl ausleeren etc. Aber das hat er alles gerne und liebevoll gemacht. Auch habe ich eine chronische Sache.
Er sagt, er glaubt, dass er Testosteronmangel hat, es ist ihm aber egal und er will damit auch nicht zum Arzt.

Na, so ist es halt nun. An wenig Sex bin ich gewöhnt, nun werde ich mich vermutlich an 0 gewöhnen müssen.

Er ist ein liebevoller Freund und Vater, sehr verantwortungsbewusst und zugewandt. Und als ich im KH lag, dachte ich mir dann auch: Was nützt mir ein Stecher, dem es dafür ziemlich egal ist, wie es mir geht (wie dem Mann einer Bettnachbarin, der seine schwerverletzte Frau noch andauernd anpampfte)?

Jetzt frage ich mich also: Gibt es Tipps und Tricks, sich daran zu gewöhnen? Denn ich merke schon, wenn ich Lust hätte, aber schon weiß, dass es so und so nichts wird, dass ich unleidig werde und sauer auf ihn, dass mich dann seine kleinen Fehler und Unzulänglichkeiten (die jeder hat), plötzlich extrem nerven.

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Hallo,

kurz gesagt: ist machbar, aber du zahlst deinen Preis.
Ich weiß, wovon ich rede. Ich lebe seit 15 Jahren in einer Ehe ohne Sex. Quasi nach der Geburt unseres Sohnes -vor ziemlich exakt 15 Jahren- war unser Sexleben passe´.

Mein Mann war noch nie der große Don Juán, aber immerhin schafften wir den einen oder anderen leidenschaftlichen Akt. War ok für mich. Dann kam mein Sohn auf die Welt und seit dem haben wir keine 5 Mal mehr miteinander geschlafen.

Ich habe alles versucht. Gespräche, sexy Wäsche, geschmackvolle Wäsche, teure Wäsche, neue Bettwäsche, Wochenendreisen zu Zweit, schönes Abendessen mit Wein, wieder Gespräche, geheult, gestritten, resigniert.

Er offenbart sich mir nie, Gespräche verlaufen Schulterzuckend im Sand. Im beinahe erzwungenen Nahkampf scheitert das Finale am Mangel der erforderlichen Erektion. Ärztlich abgeklärt, ist körperlich alles ok.
Ein letzter Versuch der Paartherapie, mittels professioneller Hilfe dem Grund auf die Spur zu kommen, brach ich nach 3 Sitzungen ab: Nachdem mein Mann seinen Unmut kund tat, für dieses Sinnlose Unterfangen Zeit zu investieren. Schade.

Aufgerieben, resigniert und inzwischen auch in alltäglichen Lieblosigkeiten gestrandet, merke ich mit meinen 51 Jahren, wie ich zunehmend verbittere. Die Dialoge drehen sich zwischen uns nur mehr um Alltäglichkeiten, wer wann einkaufen geht oder das Auto tankt. Die wenige gemeinsame Zeit verbringt jeder in seiner Kemenate und mit seinen Dingen. Ab und an pflegen wir gemeinsame Unternehmungen mit unserem durchaus vorhandenen Freundeskreis. Immerhin.

Der Ton zwischen uns wird zunehmend schärfer, kompromissloser, entwürdigender. Auch in Gegenwart anderer. Mir ist es inzwischen Gleichgültig, was die Welt über uns denkt.
Klar, man lebt sein Leben. Das Haus ist schön, der Sohn gesund, das Konto gefüllt. Wunderbare Basics um glücklich zu sein. Und meist bin ich es sogar. Den bitteren Zug um den Mund und die traurigen Augen will ich nicht sehen.

Sein Sexleben mit Ende 30 aufzugeben - ohne zu wissen, weshalb, ist eine bittere Pille. Hin und wieder hangel ich mich in flüchtige Affären, um wenigstens noch mal kurz zu spüren, dass ich noch da bin. Das ich noch fühle. Das mich jemand gut findet. Ein kurzes Glück.
Mit Anfang 50 geh ich langsam aus dem Leim, da muss ich zusehen, dass ich ab und zu für mich was abgreifen kann. Klingt schlimm, aber ja - soweit bin ich inzwischen. Hab lange gebraucht dafür, ich treue Seele. Meine besten Jahre in den Schrank gehangen, immer hoffend, dass mein Mann zu mir zurück kommt.

Aber ich schweife ab.

Überleg gut, ob du das mitträgst. Unter diesen Umständen mitträgst. Der gelebte Egoismus unserer Männer macht langsam und stetig etwas mit dir. Und das ist nichts Gutes.

Alles Liebe dir.

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Hey du,

Ich finde beeindruckend wie du schreibst.
Du scheinst mir eine gestandene Persönlichkeit zu sein.
Ich lese, du hast deinen Weg gefunden.

Ich würde dir aber von ganzem Herzen wünsche, dass du ganz bald ein glückliches und erfülltes Leben bekommst. Damit dein Mund nur noch lacht und keine vetbitterten Züge mehr hat.

Alles Gute!

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Was hält dich dann jetzt noch, wenn es auch auf anderen Ebenen knirscht?
Mit Anfang 50 hast du noch, so Gott will, ein halbes Leben vor dir.
Ich würde das vertrocknete Blümchen gießen. Da lässt sich bestimmt noch was retten!

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Ach so, ja. Er nimmt mich schonmal in den Arm und sagt "meine Süße", streichelt mal über meinen Rücken oder krault mich. Aber sogar wenn ich ihn auf den Mund küssen will, dreht er den Kopf weg. Er hat an sowas (und an mir) einfach kein sexuelles Interesse mehr. Ich denke, das wird so bleiben.

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Das ist sehr traurig. Und ja, du ziehst den richtigen Schluss daraus.

Folgend kommt ein Kommentar eines/r anderen Kommentators, dass sie nach 20 Jahren den leidenschaftlichen und fürsorglichen Partner gefunden hat.
Das ist sehr schön.
Grundsätzlich würde ich aber eher davon ausgehen, dass mit dem Alter die sexuelle Leidenschaft abnimmt und (im besten Fall) die Fürsorglichkeit zu.
Von eurem Alter schreibst du leider nichts.

Könnt ihr eure Sexualität denn nicht anders ausleben? In der Form, dass er, wenn er dies nicht mehr benötigt, zumindest dir Freude bereiten kann? Dass er dich nicht mal mehr küssen möchte, macht mir da ja wenig Hoffnung. Aber hast du es ihm schon mal vorgeschlagen bzw. ihm deine Bedürfnisse mal dargestellt?
Wenn ich richtig verstehe, geht es ja dir nicht darum, entweder das volle Sexprogramm nach Kamasutra zu fordern, sonst Trennung, sondern dass sexuelle und leidenschaftliche Momente wieder Eingang in eure Partnerschaft finden.

Bearbeitet von Mit
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Ich bin Anfang 40, er Ende 40.

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Hallo Du,

ich habe es über 20 Jahre mit so einem Mann ausgehalten und mich arrangiert.
Dachte mir auch, was nützt mir ein leidenschaftlicher Mann der aber sonst nicht fürsorglich ist.
Dann habe ich mich neu verliebt und mein jetziger Mann würde, auch nach 5 Jahren, am liebsten noch mehrmals täglich leidenschaftlich über mich herfallen und ist trotzdem auch der fürsorglichste Mann den ich kenne.

Liebe Grüße

Bearbeitet von Ich-kann-es-nicht
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Es gibt ja nicht „entweder oder“. Man munkelt, es gebe fürsorgliche Männer mit Lust am Sex…

Was mich stören würde, ist die mangelnde Bereitschaft deines Mannes der Sache mal auf den Grund zu gehen. Er hat keine Lust und du sollst dich damit arrangieren? Damit würde ich ihn mal konfrontieren…

Ich glaube, ich könnte mich mit Sexlosigkeit abfinden, wenn ich das Gefühl hätte, dass der Partner mich nicht dabei aus den Augen verliert und alles versucht hat, seine Libido wieder zu entfachen. Aber so… ist das irgendwie lieblos.

Es kommen gleich bestimmt Threads, die dir zur Öffnung der Beziehung raten. Ja, das wäre ein Weg, bei mir führt aber das Oxytocin und der andere Hormonkrams immer dazu, dass ich zu Sexpartnern auch eine emotionale Bindung aufbaue, die mit der Paarbeziehung nicht kompatibel sind.

Aber wenn das für dich in Frage kommt: es gibt viele Menschen in der gleichen Situation, die sich nicht trennen, aber den Sex auslagern wollen. Da wirst du bestimmt fündig.

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Das kommt für mich nicht in Frage. Ich bin ein eher introvertierter Mensch und kann mit niemandem Sex haben, dem ich nicht vertraue. Fremde oder weitgehend Fremde fallen damit aus dem Raster.

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Hallo,

um deine Frage kurz und knapp zu beantworten: nein, ich halte es nicht für machbar.

Für dich gehören Sex und Intimität zu einer erfüllenden Beziehung. Das ist völlig legitim, das geht ja den meisten Menschen so. Für ihn hat es offenbar überhaupt keinen Stellenwert (mehr), warum auch immer - auch das ist okay, aber dann passt ihr beide, auch wenn ihr euch sonst gut versteht und er sicher echt ein netter, guter Kerl ist, nicht zusammen.

Dass du dauerhaft in Sachen Sex zurücksteckst und am ausgestreckten Arm verhungerst, während für ihn alles schick ist - den Preis finde ich viel zu hoch.

Liebe Grüße,
DieKati

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Ihm ist es egal, ihm fehlt ja nichts. Das ist ja sehr aufmerksam von ihm. Was du bräuchtest ist wurscht oder wie??

Ich persönlich würde mich entweder darauf einigen, den Sex auszulagern oder mich trennen.
Ohne körperliche Liebe gibt es für mich keine Paarbeziehung, das ist dann einfach nur Freundschaft.

Im Übrigen muss man nicht zwischen den beiden Extremen wählen, es gibt auch wunderbare Männer MIT Lust auf Sex.

LG Claudi

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In meiner Ehe hatte ich relativ wenig Sex, irgendwann beschloss ich, dass ich diesen unbefriedigenden Sex nicht mehr möchte und wir setzten uns zusammen. Er wollte nichts verändern an unserem Sexleben , also hatten wir die letzten 4,5 Jahre unserer Ehe gar keinen Sex mehr. Damit ging aber auch der letzte Rest Beziehung step by step kaputt und ich trennte mich, weil ich nur noch unzufrieden war.
In den nächsten zwei Beziehungen ging es um sehr viel Sex , ich hatte totalen Nachholbedarf und fühlte mich ausgehungert .

Ich kann für mich sagen: eine Zeit lang geht es ohne Sex, allerdings war ich auch vor meiner Ehe schon ein Mensch mit einer ausgeprägten Libido und habe 11 Jahre auf befriedigenden und regelmäßigen Sex verzichtet, weil ich damals dachte, ein fürsorglicher Mann Kann das alles aufwiegen.
Meine jetzige Beziehung ist anders. Ein mich liebender , fürsorglicher Mann , mit dem ich auch nach 2 Jahren Beziehung 3-5x die Woche Sex habe und es sehr genieße .
Stell dir selbst die Frage, was du brauchst und sprecht miteinander wie ihr in Zukunft weiterleben wollt .

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Also falls du wirklich ohne Sex leben möchtest, dann hast du hoffentlich einen guten Vibrator oder mehrere...

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Nein, das klappt bei mir nicht. Ist mir zu unpersönlich und "technisch".

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das tut ja schon beim lesen weh. ich könnte nicht komplett auf sex verzichten. in meiner beziehung kommt es auch phasenweise mal zu weniger sex . das nervt mich dann schon.