Sexuell unter Druck fühlen langjährige Beziehung

Hallo

Ich brauche einen Rat. Mein Mann und ich sind seit 12 Jahren zusammen und verheiratet. Haben zwei Kinder und sind glücklich.
Ich hatte die letzten 2 Jahre eine psyschiche schwere Zeit und fühle mich jetzt stärker und glücklicher denn je.

Wir hatten immer Spaß am Sex und ich war auch sehr Experimentierfreudig. Wir hatten was mit anderen Frauen, haben Swinger ausprobiert und auch so kinky Sachen.

Irgendwann aber wollte ich keine 3. Menschen mehr dazu, weil mir der Reiz und die Lust daran verloren gegangen sind. Auch das ganze devote meinerseits ist weg.
Immer wieder aber hat er das angesprochen und immer wieder beim Sex darüber geredet und mich hat das einfach abgeturnt

Er hat sexuelle Wünsche und Bedürfnisse wie bspw. Cum Tribute. Also ich soll ihm doch Bilder von anderen Frauen zeigen auf die er sich dann befriedigen kann am liebsten in meinem Beisein. Ich weiß nicht wieso, aber es stört mich. Früher war ich viel lockerer und probierlustiger und habe mich auch sehr an seiner Lust erfreut und mich gefreut wenn er Spaß an solchen Dingen hatte.

Ein paar Mal hatte er gesagt ich wäre langweilig geworden und war früher nicht so blanbla. Ich denke man verändert sich eben mit der Zeit und aktuell hätte ich mehr Lust auf sinnliche Sachen mit ihm alleine.

Da Sexualität eh ein schwieriges Thema ist und jeder Bedürfnisse und Phantasien hat die man nicht immer unbedingt ausleben muss, weiß ich dass ich mich nicht unter Druck gesetzt fühlen sollte. Wir reden auch sehr viel miteinander und darüber.

Ich habe meine Sicht jetzt versucht zu erklären und habe aktuell einfach keine Lust mehr. Ich könnte komplett ohne sex auskommen, für mich ist es momentan eher eine Pflicht.

Er sagt mir immer wieder, dass ihm meine Gefühle wichtiger sind als seine Perversionen und dass es ihm auch leid tut. Aber was soll ich denn machen, wenn er eben Lust darauf hat und ich nicht.

Ich kann ja auch nicht erwarten, dass seine Lust auf die Sachen einfach verschwindet. Dann denk ich mir ich frag ihn Mal lieber an was er so denkt und worauf er Lust hat und der Teufelskreis geht wieder los.

Dann denk ich wieder, man ich hab ihm das doch gesagt! Oder denke ich bin wirklich langweilig geworden und sollte lockerer werden. Dann hab ich Schuldgefühle und denke nur wegen mir ist die Flaute im Bett. Dann aber denke ich wieder, dass es doch nicht an mir liegt und er nicht auf meine Bedürfnisse eingehen kann weil er so fixiiert auf das außen ist.
Mir kam auch schon der Gedanke ihn frei zu lassen, damit er mir nicht irgendwann fremd geht, weil er eben diese Bedürfnisse hat. Andererseits fühle ich mich dabei auch nicht wohl und es wäre nicht das richtige.

Was ist los mit mir ?

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Ihn frei lassen finde ich Quatsch und ist ein sehr fauler "Kompromiss" deinerseits. Gewinnen tut dadurch keiner von euch. Was heißt denn Flaute? Habt ihr gar nicht mehr?
Naja er sollte das respektieren dass es gerade so ist bei dir, also dass du das ganze Drumherum nicht brauchst und ihr könnt ja abwarten ob es vllt irgendwann wieder kommt. Du solltest ihm schon sagen dass es Druck macht und erst recht die Sexualität verdirbt. Ihr könnt doch auch zusammen Spaß haben unter euch. Wenn es für dich natürlich Pflicht ist, würde ich das schon reflektieren wo da deiner Meinung nach die Reise hinführen soll. Ihr müsst euch irgendwie in der Mitte treffen sonst wird es auf eine Trennung hinauslaufen (müssen). Vllt. solltest du einen Psychologen aufsuchen der dir da hilft, zu durchleuchten.´(nicht öbse gemeint).

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Du schreibst, dass du aus deiner Krise gestärkt hervorgegangen bist. Du weißt jetzt, wer du bist und was du willst.

Und du willst diese Praktiken nicht mehr. Wolltest du sie überhaupt früher auch von dir aus oder hast du nur deinem Mann zuliebe mitgemacht? Wenn ja, würde es erklären, warum du jetzt gar keinen Sex mehr ganz möchtest: du willst Schluss machen mit etwas, das dir nicht wirklich gefällt.

Ich glaube, hier wird es keinen Kompromiss geben können. Dein Mann wird auf dich eingehen müssen.

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Ich habe schon sehr häufig gelesen, dass das Sexualleben in langjährigen Beziehungen irgendwann einschläft. Meistens von Seite der Frau aus. Ich habe aber auch schon sehr oft gelesen, dass je weniger Sex man hat umso weniger möchte man. Einfach mal über den Schatten springen und wieder machen. Ihr müsst ja nicht gleich was verrücktes machen. Einfach mal ein Quickie auf dem Küchentisch oder unter der Dusche ohne lange Reden und drüber nachdenken. Einfach wieder machen und dann kommt die Lust von ganz alleine zurück. Vielleicht setzt Du Dich gedanklich auch einfach zu sehr unter Druck, weil Du weißt was er will und Du ihm das im Moment nicht geben kannst. Liebst Du ihn noch? Dann muss doch eigentlich auch das Bedürfnis nach körperlicher Nähe da sein. Du schreibst selbst, Du hättest es gerne sinnlich. Überrasch ihn doch Abends mal mit einem sexy Outfit, Kerzen, schöner Musik und zeig ihm was Du gerne möchtest... Ist besser als gar kein Sex. Wenn Du wieder Lust hast, vielleicht kommt die Experimentierfreudigkeit zurück.. wenn nicht ... könnt ihr einen Mittelweg finden. Ich wünsche Euch alles Gute!

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Hey, ich habe mit meinem Mann was ganz ähnliches erlebt und wir haben für uns eine Lösung gefunden, vielleicht kann dir meine Erfahrung ja weiterhelfen. :)

Bei uns war es so, dass meine Libido nach und nach ganz natürlich weniger geworden ist (die erste Verliebtheit und Aufregung am Anfang der Beziehung ist verschwunden, wir haben ein Kind bekommen und meine Hormone haben sich eben darauf eingestellt). Aber es gab auch einige Dinge, die zusätzlich dazu geführt haben, dass ich weniger Lust auf ihn hatte: Er hat deutlich zugenommen, der Haushalt, die Kinderbetreuung und der mental load hingen hauptsächlich an mir und obwohl mir die Decke auf den Kopf gefallen ist, bin ich auch nicht mehr ausgegangen und hab mich kaum noch mit Freunden getroffen, weil ich eben so platt war.

Meinem Mann hat die Nähe (und das Abenteuer mit mir) gefehlt und hatte einfach super große Sehnsucht nach Sex. Je mehr er wollte, desto mehr habe ich mich unter Druck gefühlt und desto weniger wollte ich. Ich glaube weil ihm der Sex so sehr gefehlt hat, hat er sich dann immer mehr in solche Kinks hineingesteigert - dann war selbst der "normale" Sex nicht mehr gut genug.

Wir haben uns also ganz unbewusst immer weiter in eine Ecke manövriert.

So haben wir das ganze gelöst:
Erstmal ist es super wichtig, anzuerkennen, dass ihr beide normal und richtig seid und eure Bedürfnisse valide sind. Das einzige Problem ist, dass sie gerade nicht so richtig zusammen gehen. Das hat uns total geholfen, denn es passiert so schnell, dass einer denkt, er sei falsch und das führt nur zu schlechtem Gewissen und Schuldzuweisungen.

Wo wir als nächstes angesetzt haben, waren die äußeren Umstände. Wir haben die Aufgaben im Haushalt (samt mental load) so verteilt, dass wir es beide fair finden und ich habe meinem Mann gestanden, dass sein dicker Bauch für mich nicht attraktiv ist, woraufhin er sich wieder um seinen Körper gekümmert hat.

Der nächste Schritt war etwas schwieriger. Durch die lange Zeit, in der ich mich so unter Druck gefühlt habe, habe ich Hemmungen und Ängste gegenüber Sex bekommen. Die habe ich versucht, aktiv abzubauen, indem ich ihn einerseits um Schonzeit und einen behutsame Umgang mit mir gebeten habe, aber auch ganz bewusst versucht habe, das Thema Sex entspannt und mit Freude anzugehen. Ganz wichtig war für mich dabei aber auch in mich hinein zu hören, ob ich das gerade will oder nur ihm zuliebe tue und abzubrechen, wenn es sich für mich nicht gut angefühlt hat. So konnte ich viele positive Erfahrungen sammeln, die Lust auf mehr gemacht haben.

Diese beiden Sachen haben schon sehr geholfen und meinem Mann ging es besser, sein Fokus auf die Kinks war plötzlich auch viel weniger.

Aber selbst nachdem für mich alles negative aufgelöst war, war es ihm noch zu wenig und da mussten wir dann ehrlich zu uns sein und zugeben, dass wir einfach ein bisschen unterschiedliche Libido haben. Wir haben dann die Beziehung für ihn geöffnet. Nach ein wenig trial und error haben wir nun eine offene Beziehung gefunden, die für uns funktioniert: Er darf, wenn es ihm sonst nicht gut geht, sich bei anderen holen, was er braucht. Meine Bedingung ist, dass ich davon nichts mitbekommen möchte. Er hat das noch nie genutzt, aber das Gefühl, nicht mehr von mir abhängig zu sein und eingesperrt zu werden reichte aus, damit es ihm damit nicht mehr schlecht ging.

Witziger Weise haben wir die Beziehung nun für mich auch ein wenig geöffnet, weil ich Lust auf einen Flirt mit einem anderen Mann hatte. Das hat meine Libido wieder geweckt und ich habe neue Experimentierfreude nach Hause mit zu meinem Mann genommen.

Die Beziehung zu öffnen muss wirklich nicht heißen, dass man jemanden gehen lässt. Wir sind füreinander immernoch die absolute Nummer eins und das war von Anfang an total wichtig. Wir haben nur irgendwann bemerkt, dass ohne Öffnung der Beziehung immer einer unglücklich ist und das war für uns einfach keine Option, genausowenig wie Trennung.

Offene Beziehung kann am Anfang gruselig sein und man muss viel miteinander reden und das ganze immer mal wieder anpassen, aber im Großen und Ganzen kann es gerade für solche Situationen eine Lösung sein.