Offene Ehe und Muttersein passt nicht zusammen?

Hallo,

Mich treibt gerade ein Gedanke um und vielleicht gibt es hier ja auch ein paar Menschen, die mir weiter helfen können.

Kurz zu mir: Ich bin Mutter eines Kindergartenkindes und glücklich verheiratet. Mein Mann und ich hatten im Laufe unserer Beziehung unsere Beziehung immer mal wieder geöffnet und geschlossen, je nachdem, was gerade unsere Bedürfnisse waren und was sich für uns beide richtig angefühlt hat.

Seit kurzer Zeit ist die Beziehung wieder etwas mehr offen und ich schlafe zwar nicht mit anderen, flirten und küssen ist aber erlaubt. Gleichzeitig wollen wir ein zweites Kind und haben jetzt angefangen zu "üben".

Als ich letztens (nach Jahren) mal wieder abends ausgegangen bin, hat es sich ergeben, dass ich mit einer alten Freundschaft + rumgeknutscht habe. Und obwohl alle Leute, die dabei waren, wissen, dass mein Mann das in Ordnung findet, waren viele irritiert - und ich kann das total verstehen. Einen anderen Mann zu küssen, ist ja sonst fremdgehen und per se negativ konnotiert und alles, was nicht Monogamie ist, ist ja erstmal irgendwie anrüchig. Völlig normal, dass das erstmal irritiert.

Was mich mich mehr beschäftigt ist, dass ich mich davon nicht abgrenzen kann und dass das in meinem Kopf auch nicht so richtig zusammen geht: Das Bild einer guten Mutter, das Bild einer liebenden Ehefrau und Partnerin und das Bild von der Frau, die auf Partys Spaß hat und flirtet. Ich hatte die Tage danach so ein ganz seltsames Gefühl, was doofes getan zu haben, obwohl es eigentlich echt schön war.

Ich wollte mal fragen, ob es hier jemanden gibt, der etwas ähnliches Erlebt hat?

Für mich ist auch das Bild einer guten Mutter völlig asexuell (was so ja auch irgendwie schräg ist) - hat da vielleicht jemand einen Gegenentwurf?

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Ich kann es dir aus der Sicht eines betroffenen Kindes schildern: meine Eltern hatten eine offene Beziehung und wir Kinder haben leider viel mitbekommen. Da waren wir zwischen 8 und 14 Jahre alt. Es war ganz furchtbar für uns. Wir haben uns erniedrigt gefühlt und das Gefühl gehabt, dass der jeweils andere Elternteil betrogen und erniedrigt wird. Wir hatten das Gefühl, dass unsere Familie dadurch in Gefahr gebracht wird.

Hätten das auch noch unsere Freunde mitbekommen, etwa, weil Küsse oder Händchenhalten in der Öffentlichkeit stattgefunden hätten, wäre es noch schlimmer gewesen. Kein Kind will, dass seine Mutter "Dorfmatraze" oder ähnliches genannt wird.

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Ich verstehe völlig, was du meinst - für mich war meine eigene Sexualität nach der Geburt und mit dem Start des Mutterseins erstmal völlig von mir liogekoppelt und getrennt.
Auch für mich war es sehr schwer, mich selbst, meine Sexualität und alles, was dazugehört, neben der Rolle "Mutter" zuzulassen. Diese neue Rolle nimmt ja erstmal sehr viel Raum ein. Dieser Raum wird mit zunehmendem Alter des Kindes dann wieder kleiner.

Ich denke, dass das biologisch betrachtet sehr viel Sinn macht. Wir sind, auch in der heutigen Zeit, immer noch mit unseren Instinkten ausgestattet und immer noch auch ein Teil der Natur. Früher war es das Wichtigste, dass man den Nachwuchs gesund durchbrachte - sonst wäre die Menschheit ausgestorben. Das spüren wir auch heute noch in uns. Und ein wichtiger Teil, den Nachwuchs gesund durchzubringen, ist, selbst gesund zu bleiben. Sex ist ein Risiko, nicht nur in Bezug auf Krankheiten, sondern auch auf erneute Schwangerschaften.
Vor langer Zeit haben die Mütter ja auch eine Zeitlang "mit den anderen Frauen" zusammen gelebt, um auf elegante Weise dem Ehebett und den "ehelichen Pflcihten" zu entgehen und den Nachwuchs groß zu bekommen. :)

Ich persönlich denke, dass es uns also auch zum großen Teil aufgrund unseres immer noch vorhandenen Instinkts schwer fällt, eine Mutter, vor allem eine frisch gebackene, auch als sexuelles Wesen wahrzunehmen.

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Instinkt? Natur? Das sehe ich nicht so. Es sind einfach gesellschaftliche Konventionen die das Bild der "guten Mutter" und Ehefrau prägen und die sind immer noch konservativ.

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Deine Meinung.
Und sicher mag die auf manche Menschen, die engstirnig sind, auch zutreffen. Dass man SELBST sich aber so völlig losgelöst von der eigenen Sexualität fühlt, sich teils gar nicht mehr als sexuelles Wesen wahrnimmt, nachdem man Mutter wurde, liegt meiner eigenen Erfahrung nach nicht (nur) daran. Das mag vielleicht einen Teil ausmachen, aber sicher nicht allbeherrschend.

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Hi
Also wir haben geschlossen vor dem Versuch zu Kind 3 zu bekommen. (Es wurden dann sogar Zwillinge)

Das hatte ganz praktische Gründe.
Ich wollte eine klare Vaterschaft, keine Restzweifel, ob nicht doch jemand anderes der Vater sein könnte. Auch wenn Absprachen wie kondom selbstverständlich sind.

Dann wusste ich, dass mich meine Hormone ordentlich durchrütteln können. Das passt auch nicht zusammen. Ich hätte nicht die Coolness wie sonst.

Dann wäre es auch einfach zeitlich schwierig. Wir haben bereits zwei Kinder und bei weiteren Kindern und /oder kleinem Babys wollte ich mich zeitlich nicht zerreißen müssen.

Kurz: jetzt ist Zeit Mama zu sein. Das genieße ich. Später kann man immernoch mal öffnen, wenn man möchte.

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Ich bin 3 Fach Mama und Single. Für mich war schnell klar, dass ich aktuell keine Beziehung eingehen möchte und mich lieber erstmal auf meine Kinde konzentriere. Allerdings wollte ich dann doch nicht auf Sex verzichten.
Ich habe jetzt seit einigen Monaten eine rein sexuelle Beziehung zu einen Mann. Wenn wir beide Zeit und Lust haben, treffen wir uns und wenn wir uns mal einige Wochen nicht sehen, ist das auch in Ordnung. Es ist halt einfacher und unkomplizierter, als eine richtige Beziehung aufzubauen und aufrecht zu erhalten und wenn die Zeit knapp ist, fällt das Treffen halt kürzer aus.

Das wissen allerdings nur engste Freunde. Auch hier habe ich schon das Feedback bekommen, dass sich sowas als Mama nicht gehört. Ist mir aber ehrlich gesagt egal. Es ist mein Leben und ich tue damit niemandem weh und meine Kinder stehen trotzdem immer an erster Stelle.