Verlustangst, fehlende Bestätigung

Liebes Forum,

natürlich ist mir bewusst, dass man Menschen nicht über einen Kamm scheren sollte, auch Männer und Frauen nicht. Aber doch hoffe ich auf ein paar Erfahrungen und Einblicke von euch, liebe Männer. Wenn ihr eine intensive Nacht mit jemandem verbringt, habt ihr danach eher das Bedürfnis nach Rückzug oder nach Nähe, nach Austausch, nach Bestärkung und Bestätigung?
Ich gebe zu, ich habe mit Mitte 20 nicht viel Erfahrung. Meine erste und letzte Beziehung zerbrach vor einigen Jahren; ich wurde von heute auf morgen verlassen und hatte sehr lange damit zu kämpfen, habe in Gedanken jeden Stein umgedreht, nach Hinweisen und Fehlern bei mir gesucht, Erklärungen finden wollen... Bis heute hat mich das sehr geprägt, als würde auf meiner Stirn geschrieben stehen, ich sei die Verlassene, diejenige, die "ihren Mann nicht halten konnte", wenn man mit konservativen Augen darauf blicken wollte... Es hat lange gedauert, bis ich wieder an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gewinnen und mich auf jemanden einlassen konnte.
Ich merke aber, dass ich bei dem kleinsten Hinweis auf Rückzug innerlich in Panik verfalle und Verlustängste habe. Was, wenn ich wieder etwas übersehen habe? Wenn meine Menschenkenntnis wieder fehlerhaft war und ich erneut verlassen werde? Daran muss ich unbedingt arbeiten, ich versuche, es so wenig wie möglich zu zeigen, mich abzulenken, nicht einzuengen, nicht zu klammern, locker und unbeschwert zu sein. Was mir nach außen sehr gut gelingt, misslingt innerlich total.
Vor einigen Monaten habe ich mich auf jemanden eingelassen, wir haben uns sehr viel Zeit gegeben, uns langsam und intensiv kennengelernt (kennen uns flüchtig auch schon seit vier Jahren), eine tolle, kommunikative Basis gefunden. Er wirkte wirklich hin und weg, war extrem engagiert. Irgendwann sind wir intim miteinander geworden und ich müsste eigentlich so glücklich sein. Aber nach diesen Treffen kommt er mir so distanziert vor, meldet sich weniger als sonst, gibt mir nicht die Bestätigung, die ich mir heimlich erhoffe... Habe ich zu hohe Erwartungen? Kurz darauf ist trotzdem bisher alles gut gewesen, wenn ich selbst einen Schritt auf ihn zugehe und zeige, wie schön ich es fand, erwidert er das... Aber im Hinterkopf arbeiten die Sorgen in mir...
Wird es vielleicht gerade immer ernster und er möchte sich daher zurückziehen, weiß vielleicht nicht, ob er wirklich eine Beziehung eingehen will? Oder ist für ihn "alles in Ordnung/in trockenen Tüchern" und daher kein Bedarf danach, sich noch einmal über die Treffen auszutauschen?
Ich weiß, dass nur ein Gespräch mit ihm Aufschluss darüber geben kann... Trotzdem wäre ich so dankbar und glücklich über eure Erfahrungen! Wir hatten in der Anfangsphase so viel Kontakt, vielleicht ist es ganz natürlich, dass das irgendwann abebbt. Liebe Männer (auch liebe alle anderen): wenn ihr eine Frau (angeblich) so aufregend und besonders findet, nimmt das nach den ersten gemeinsamen Nächten ab? Gibt man sich dann weniger Mühe, weil es "normal" wird? Oder ist die Anfangseuphorie bei ihm einfach verblasst und es wird bald enden?

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Also ich weiß nicht wie das bei Anderen ist. Ich kann nur von mir sprechen. Ich bin mit 49 aber auch schon fast 100 Jahre alt.
Meine Frau und ich haben uns mit 20 kennengelernt. Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick, sie hat mich kaum wahrgenommen haha, ist ne andere Geschichte.

Naja und ich habe mich nach dem ersten mal alles andere als zurück gezogen, sie aber auch nicht von mir.... Deswegen halte ich das mit dem zurück ziehen schon für komisch. Aber was weiß ich schon. Meldet der sich nicht mehr? Sagt der dir jetzt öfter ab? Ich hoffe nicht....

Aber wie auch immer, du machst dir ja ganz schön viele Gedanken, vielleicht zu viele? Denn ob du n Prinzen findest oder ob du doch leider nur n Frosch geküsst hast, dass weißt du ja leider vorher nicht und beeinflussen kannst du das auch kaum, außer bei der Partnerauswahl.

Ich drücke dir aber die Daumen

Bearbeitet von HerrToto
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Vielen Dank für deine Antwort! "Liebe auf den ersten Blick" - wie toll! Und wie schön, dass es so lange anhält. Du hast recht, so ein Rückzug ist eigentlich komisch. Zuvor war es auch nie der Fall, er war zu Anfang wahnsinnig involviert, hat sich sehr ins Zeug gelegt, sich wirklich auffällig bemüht. Und es ist nicht so, dass er sich nicht mehr meldet. Aber die Art und Weise ist abgekühlter, auch wenn ich selbst versuche, öfter die Initiative zu übernehmen und ihm zeigen möchte, wie wichtig er mir ist. Er scheint das alles zu genießen, aber ich befürchte fast, er ist sich nicht ganz sicher, was er eigentlich möchte... Auf meine Frage hin meinte er, die Zeit mit mir sei wunderschön, intensiv und er genieße sie und wolle in Ruhe schauen, wohin das führe... Ich möchte ihn nicht einengen, habe ihm aber auch gesagt, dass ich mir perspektivisch Verbindlichkeit wünsche.
Aber wie du schon sagst... ich kenne es eigentlich auch so, dass verliebte Männer sich nach einem Treffen anders zeigen. Wir können uns auch nicht allzu häufig sehen und vor dem letzten Treffen schrieb er noch täglich von großer Vorfreude, währenddessen wirkte er auch sehr glücklich und jetzt kommt nur noch Sachliches...

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Wenn der sich jetzt auf einmal so verändert hat und auf dich kalt wirkt, ich glaube dann stimmt was nicht.

Edit: Aber warte am besten erstmal ab. Vielleicht hat er ja auch einfach nur n paar schlechte Tage gehabt, wie jeder mal und du hast das in den falsche Hals bekommen. Treff dich ganz normal mit dem, unternimm was mit ihm, seit Zärtlich zueinander und wenn sich dein Bauchgefühl über mehrere Wochen nicht ändert, dann ist er es wohl nicht. Aber du bist ja noch jung. Ich denke du findest noch früh genug den Richtigen. Mach dich selber nur nicht zu sehr verrückt von wegen "oh, ich habe alles falsch gemacht". Daran liegt es garantiert nicht.

Bearbeitet von HerrToto
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Also wenn ich die Treffen schön fand und Interesse an der Frau habe, dann zeige ich das vor allem nach Treffen sehr deutlich. Mache ich das nicht, dann ist mein Interesse auch nicht so groß, zumindest nicht an mehr als vielleicht immer mal wieder ein gelegentliches Treffen. Vielleicht will er sich nicht binden oder festlegen und lässt Dich deshalb an der langen Leine. Ich würde mir an Deiner Stelle nicht selbst die Schuld geben. Man weiß nicht, was im Kopf des anderen vorgeht. Helfen wird nur ein Gespräch. Da hast Du Recht.

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Danke dir für den Beitrag!
Die ersten Monate kam auch deutlich mehr... und immer zwischendurch mal, dann kommt eine Flut an Komplimenten. Aber das mit der "langen Leine" spüre ich gerade auch, ich bin eigentlich sehr stabil in meinen Ansichten und meinem Verhalten und kann mit einem Auf und Ab nicht so gut umgehen. Aber ich möchte ihn auch nicht verschrecken und ziehe mich am besten selbst etwas zurück... Oder lieber proaktiv auf ihn zugehen? Dienstag war ja gerade noch alles super. Insgeheim hatte ich wohl erwartet, dass wir da anknüpfen.

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Liebe Verunsicherte,

Ich habe mir deinen Post und auch die Antworten der anderen angeschaut. Die beiden Männer haben gute Blickwinkel und Ansichten. 👍die teile ich.

Auf der anderen Seite muss ich jetzt mal ganz direkt was los werden. Kann es sein, dass du dir dieses distanzierte Verhalten einbildest? Weil du so verunsichert bist? Du scheinst wenig Selbstwertgefühl zu haben. Kann es sein, dass sich deine Unsicherheit ihm gegenüber auswirkt? Er deshalb so ist? Er deine Unsicherheit spürt und dadurch selbst unsicher wird ohne dass ihm das bewusst ist?

Ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung heraus sagen, wenn du deine Unsicherheit, deine Selbstzweifel und dein fehlendes Selbstwertgefühl nicht „in den Griff „ bekommst, wirst du leider nie richtig glücklich werden, weil dich diese Zweifel auffressen und zwar in jeder Beziehung. Betrachte dich als wertvoll. Mit oder ohne Mann, dann verlangst du nämlich auch keine Bestätigung von diesem Kerl oder von sonst jemandem. Mir fehlte selbst viele Jahre das Selbstwertgefühl und habe Bestätigung von meinem Partner (aber auch auf Arbeit, von Freunden) gesucht und erwartet. Es war nie genug und ich habe mich auch ständig in dem Gedanken Karussell bewegt wie du. Dann habe ich an mir gearbeitet, habe mein Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe gefunden. Ich war mit mir alleine glücklich.

Und nun… nun ist es so… ich habe den tollsten Partner auf Erden, es ist alles so einfach. Ich hinterfrage nichts. Es läuft einfach.

Und im Nachhinein muss ich sagen, hätte ich einen Mann kennengelernt, der so gewesen wäre wie ich, ich hätte mich ebenfalls distanziert. Denn das nimmt einem die Luft zum Atmen und man muss immer aufpassen wie man sich verhält. Man muss immer Aufmerksamkeit geben, auch wenn man vielleicht einfach auch mal keinen guten Tag hatte und keine Energie mehr dafür hat, jemandem ein gutes Gefühl zu geben, obwohl man selbst völlig ausgelutscht ist, nur damit die Person nicht wieder die Beziehung in frage stellt . Man muss immer nur geben, damit der andere sich wohl fühlt, auch wenn einem nicht danach ist. Das geht auf Dauer nicht gut. Denn man verliert sich selbst, weil man immer auf die Gefühle des anderen achten muss… sonst gibt’s wieder - wegen nichts - Ärger oder es wird - wegen eines anstrengenden Tages - die Beziehung in frage gestellt. 🤷‍♀️🤷‍♀️

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"Hab Mut, du selbst zu sein" - ein toller Name, danke für deine Mühe! Ich kann mich so gut darin wiederfinden... Und es stimmt schon, vielleicht überträgt sich meine Unsicherheit unbewusst auf ihn. Zwischendurch konnte ich auch einige Wochen richtig unbeschwert sein und habe nichts "überanalysiert", das Leben ist dann so viel schöner! Trotzdem habe ich zum Glück (wer weiß, ob mir das wirklich gelungen ist...) den Großteil der Zweifel für mich behalten und nie gereizt/enttäuscht/eingeschnappt reagiert, wenn er plötzlich kühler war. Ich muss unbedingt daran arbeiten, nicht mehr so sehr auf seine Äußerungen/sein Verhalten zu achten, sondern selbstbewusst und mit Freude und Gelassenheit mit uns umgehen. Du hast so recht. Alles andere ist für beide Seiten anstrengend (und nebenbei auch ziemlich unattraktiv). Ehrlich gesagt dachte ich auch, das schon wieder ganz gut zu können. Aber dass ausgerechnet nach längeren, intensiveren Treffen ein Rückzug kam, hat mich dann doch wieder aus der Bahn geworfen, als sei es vielleicht ein Muster...
Magst du einmal erzählen, wie du wieder zu mehr Selbstliebe gefunden hast? :)

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Guten morgen.

Ja. Das Problem ist, dass das ein Prozess ist und du es noch nicht geschafft hast, deshalb gibt es diese Rückfälle.

Tja. Wie habe ich das geschafft. Das war ein langer Weg. Das hat Monate und viel Arbeit gedauert. Denn es muss sich erst manifestieren. Das geht nicht von heute auf morgen und leider auch nicht innerhalb der Beziehung. Du musst dafür frei sein. Sonst kannst du dich nicht entfalten. Das ist leider so.

Ich habe mich damals von meinem Partner getrennt und habe mir bewusst auferlegt, keine neue Beziehung einzugehen. Dann habe ich viele Dinge für mich getan. Ich bin sehr viel alleine unterwegs gewesen. Am Anfang hab ich mich das nicht so getraut. Daher war ich z. B. Erst mal nur alleine wandern, dann alleine abends was trinken, alleine übers Wochenende weggefahren. Das kostet brutal Überwindung. Aber es hat mir geholfen selbstbewusster zu werden und es war dann auch gar nicht mehr Schlimm nach einiger Zeit. Ganz im Gegenteil. Ich fand es sogar schön mit mir alleine das machen zu können, was ich will. Ohne nach jemandem zu schauen, ohne Rücksicht zu nehmen. Ich war dann irgendwann mit mir selbst zufrieden und habe mir dann vorgenommen, mich keinesfalls mehr für einen Mann zu verbiegen. Mich gabs nur noch so, wie ich mich wohl fühle. Das braucht aber Zeit, bis man soweit ist, aber es hat sich gelohnt. Nicht nur für meine jetzige Beziehung, nein, auch Freunde haben das festgestellt, dass ich viel unbeschwerter bin. Und auch beruflich wirkt sich das aus. Dieses Selbstbewusstsein führt auch dazu, dass ich im Job öfter nein sagen kann. Was ich persönlich als sehr wichtig empfinde. Man ist einfach zufriedener.

Und, auch wenn das vielleicht viele für Quatsch halten, aber sprich mit dir selbst. Sagt dir, was für ein toller Mensch du bist. Du bist was besonderes, was kostbares, was unbezahlbares. Jeden Tag musst du dir das sagen. Mach dir Komplimente.

Und nicht jeder hat diesen Menschen verdient. Menschen, die dich runterziehen, die dir kein gutes Gefühl geben, weg damit. Diese Menschen brauchst du nicht. Die saugen dich nur aus, machen dich kaputt und geben nichts zurück.

Ob das bei dir funktioniert, keine Ahnung. Bei mir war es jedenfalls so. Vielleicht kannst du ja da ein oder andere übernehmen. Wichtig ist me time. Gib dir Zeit, dich lieben zu lernen. Du musst an 1. Stelle stehen. Egal ob da ein Partner ist oder nicht.

Eine Freundin sagte auch mal zu mir, behandle und erwarte von deinem Partner nichts, was du nicht geben und erfüllen kannst. Und sie hat recht. Und Es ist nicht wichtig, dass dein Partner zu dir z. B. Sagt ich liebe dich. Viel wichtiger ist, wie er es dir zeigt. Das können Kleinigkeiten sein. Die viel deutlicher und ehrlicher sagen, dass er dich liebt. Für dich koch, wenn er weiß, dass du spät heim kommst, etc

sei mutig ♥️

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