Verknallt in beruflichen Konkurrenten

Hallo,

irgendwo muss ich das einfach mal loswerden, sonst platze ich. Und zwar bin ich dabei mich den größten Konkurrenten meines Arbeitgebers zu verlieben. Ich fühle mich lächerlich, als wäre ich in einen miesen Pilcher - Film geraten.
Ich versuche die Story grob zu umreißen.
Er ist Inhaber eines Dienstleistungsunternehmens; ich bin in Leitungsposition bei der direkten Konkurrenz. Unsere Geschäftsstellen liegen in unmittelbarer Nähe.
Ich bin, wie gesagt, angestellt tätig - er ist Inhaber. Mein Chef und er kennen sich seit dem Studium und hassen sich bis aufs Blut. Da steht inzwischen eine langjährige Geschichte hinter, Rechtsstreitigkeiten usw. Die beiden kommunizieren nicht mehr miteinander, höchstens über Anwälte. Im Moment ist es der Konkurrent, der uns beruflich das Leben mal wieder schwer macht.

Nun muss ich auf dem Weg zur S-Bahn immer bei ihm vorbei. Ich habe immer freundlich gegrüßt und alles. Mehr nicht, aber eben auch nicht ignoriert oder so. Ich habe mit ihm menschlich ja keinen Stress. Irgendwann kamen wir mal locker ins Gespräch, weil direkt vor seinem Haus eine Baustelle für Verkehrschaos sorgte. Seitdem haben wir immer mal wieder Small Talk gehalten. Ich habe mich gewundert, warum mein Chef so schlecht über ihn spricht. Eigentlich wirkte er auf mich sehr nett.
Nun gab es im letzten Jahr eine lokale, sehr problematische Situation, die alle aus unserer Straße betraf und da mein Chef und er ja nicht miteinander sprechen habe ich dann die Initiative ergriffen und den Konkurrenten einfach angespochen. Daraufhin haben wir locker Kontakt gehalten und auch mal per Mail Informationen ausgetauscht.
Irgendwann haben wir telefoniert und dann noch mal... Dabei wurden die Gespräche igendwann privater, vertrautert... Er hat mir irgendwann auch mal erzählt, was mein Chef sich ihm gegenüber alles erlaubt hat usw. und auch sonstige, eher vertrauliche Dinge.
Ich möchte betonen, dass ich zu keinem Zeitpunkt irgendwelche beruflichen Interna preisgegeben habe.

Tja, aber jetzt ist es passiert - ich finde ihn toll. Ich denke ständig an ihn, ziehe mich betont hübsch an, lauere darauf, dass ich morgens auf dem Weg zur Arbeit vielleicht eine Begegnung herbeiführen kann... Wir kommen auch immer sofort ins Gespräch und es ist super.
Viele halten ihn für sehr ernst und wenig zugänglich, aber ich kann ihn oft zum lachen bringen und es steht ihm wirklich gut... *-*

Und nun??? Ich weiß, dass ich sofort meinen Job los bin, wenn ich einen Schritt weiter gehe. Ich traue mich nichts, was über ein ganz leichtes Flirten hinausgeht. Und ich bin nicht völlig naiv - wer garantiert mir, dass er nicht versucht mich zu manipulieren? Bisher gab es keinerlei Versuche in diese Richtung. Er hat auch nie etwas beruflich sensibles gefragt. Aber trotzdem würde mich jeder davor warnen.
Ach Mensch... Ich hoffe einfach, dass ich das wieder aus dem Kopf bekomme.

Danke fürs Lesen...

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Weiß er denn, wo du arbeitest?

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Ja, natürlich. Von Anfang an. Ich bin jetzt knapp zwei Jahre im Unternehmen.

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Weißt Du, an welcher Stelle ich total ins Schlittern kam? "Er hat mir irgendwann auch mal erzählt, was mein Chef sich ihm gegenüber alles erlaubt hat usw. und auch sonstige, eher vertrauliche Dinge" und dann auch noch "auch mal per Mail Informationen ausgetauscht"

Sorry aber: Red Red Flag. Aber sowas von. Er weiß doch ganz genau, 1) dass er Euch das Leben "schwer macht" und 2) in welche Loyalitätskonflikte er Dich schon mit einem vertraulichen Kontakt stürzt, wenn das Verhältnis zwischen den Unternehmen vergiftet ist und über Anwälte läuft. Und dann pestet er über Deinen Chef ab? Dann tauscht Ihr INFORMATIONEN aus?

Wenn er ein vernünftiger Geschäftsmann und vor allem Gentleman ist, lässt er das Thema einfach höflich liegen in Deinem und Eurem Interesse und Ihr kümmert Euch um Smalltalk und Euch.

Bitte schließe erst mal aus, dass er Dich womöglich manipulativ einsetzt in einem tiefen unternehmerischen Konflikt und Wettbewerbssituation. Auch wenn das Verbotene tierisch reizt: Beende dieses Spiel mit dem Feuer. Check halt rasch und klar ab, ob er interessiert ist, und wenn ja, dann beendest Du sofort Deine Tätigkeit im alten Job. Und wenn nicht, dann brichst Du den Kontakt ab. Du begibst Dich auf sehr dünnes Eis, wo womöglich unternehmerische Existenzen und Jobs dran hängen, vielleicht nicht nur Deiner.

Du musst Dir vor allem drüber im klaren sein, dass er womöglich schon jetzt Euren Kontakt, Eure Whatsapps oder sonstwas als Waffe in einem offenbar tobenden juristischen Dauerstreit einsetzen kann oder Deinem Chef einen psychischen Dolch reinrammen kann. Vielleicht sogar vor Gericht, wenn sie sich so krass beharken. Und auch, wenn Du glaubst, herausgefunden zu haben, dass er ja ganz anders ist. Willst Du gewiss nicht lesen. Aber solche Stories sind jeden Tag irgendwo vor Gericht.

Bearbeitet von ClackClack
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Danke.

Ja, ich sollte den Kontakt beenden. Ich fühle mich zerrissen. Ich hasse diese Situation.

Wichtig ist aber noch: Es gibt keine WhatsApps und die Informationen, die wir getauscht haben, hatten NICHTS mit den jeweiligen Unternehmen zu tun. Da ging es um eine allgemeine Situation, die uns alle als Anlieger betraf und bei der es um ein großes Theater mit einer Behörde und deren schlechter Kommunikation ging. Nur darüber haben wir uns ausgetauscht und darüber ist dann dieses... ja, was?... entstanden. Zarte Pflänzchen? Freundschaftliche Basis?

Die Sache ist noch nicht weit fortgeschritten. Wahrscheinlich brauchte ich das hier, um den Kopf gerade gerückt zu bekommen, bevor ich etwas Dummes mache.

Mein Chef zieht auf der anderen Seite natürlich genauso vom Leder. Wenn man beide unabhängig voneinander hört, müsste der jeweils andere der Antichrist sein. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Da stecken so viele negative Vorfälle hinter.

Ich mag meinen Job sehr. Und meine Kollegen sind toll. Ich möchte das nicht aufgeben. Eigentlich weiß ich genau, was ich zu tun habe. Nur jedes Mal, wenn ich ihn sehe, wirft irgendwas in mir den Verstand über Bord.

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Entweder glaubt man Deine Geschichte nicht (nette Pilcher-Dichtung), oder man glaubt sie und kommt dann zu dem Schluss, dass die menschlichen (nicht nur männlichen!) Hormone auf den merkwürdigsten Pfaden wandeln.
Und zwar genau da, wo sie nicht hingehören.

Das ist erstmal nur eine Feststellung. In der heutigen Zeit gibt es keine Moral von dieser Geschichte: Niemals würde ich etwas allgemein Menschliches verurteilen.

Du hast ja nicht einmal nach einem Rat gefragt. Das ist auch ganz unnötig, denn Du kennst den Rat ja selbst.

In den meisten Therapiesitzungen wird kundgetan, dass es nicht nur auf den unmittelbaren Lösungsfokus ankomme, sondern einfach auch einmal, Gehör zu finden oder die Chance zu haben, etwas kundzutun.

Daher hast Du das geschrieben. Vielleicht erleichtert das ganz einfach.

Und damit ist eigentlich alles gesagt.

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Danke auch Dir.
Leider ist das wirklich wahr.

Und habe mir tatsächlich keinen direkten Rat erhofft, wobei ein Leitfaden natürlich ganz nett wäre. 😅 Ich wollte das aussprechen und es sind wohl Antworten wie eine über Dir, die ich hier brauche.

Ich möchte mit einem potentiellen Skandal nichts zu tun haben. Eigentlich müsste ich kündigen und den Kontakt in alle Richtungen abbrechen. Aber ich mag meinen Job sehr.

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Kann es sein, dass er dich so reizt, weil es was "Verbotenes" ist? Kann ich schon verstehen. Ging mir auch schon häufiger so.

Vielleicht ist es nur eine Schwärmerei, die wieder vorübergeht.

Solange du keine beruflichen Inhalte preisgibst sehe ich da jetzt erstmal kein Problem.

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Hallo,

da bist du aber in einer wirklich schwierigen Lage.
Vor allem kennst du die Motive des "Konkurrenten" (interessante Typenbeschreibung) nicht. Ich fands auch von ihm übergriffig oder zumindest dir gegenüber nicht rücksichtsvoll, dass er dich in den Streit mit viel zu vielen Informationen hinein gezogen hat. Das war natürlich mindestens verlockend für ihn, weil du schon so viel darüber weißt. Und vor allem über die Gegenseite. Er hat sich im besten Fall erleichtert, im schlimmsten bewusst Zweifel gesät. Ich mag immer nicht sofort an das Schlimmste im Menschen denken, es aber auch nicht ausschließen. Viel öfter, finde ich, ist mangelnde Voraussicht im Spiel.

So bist du in eine gefährliche Rolle geraten. Ich sehe es so, dass die Hauptverantwortung dafür beim "Konkurrenten" liegt. Er hätte dich auch einfach langsam kennen lernen können, dich von sich überzeugen, ohne dich in einen Loyalitätskonflikt zu bringen udn vor allem im Bewusstsein, dass es hier um deine Lebensgrundlage geht. Also, so ganz viel Umsicht hat er nicht... .

Wenn du noch nicht ganz loslassen magst und ihn noch testen willst, könntest du ihm per Email freundlich mitteilen, dass du nun zu viel weißt, dich nicht mehr wohlfühlst mit den Informationen und deshalb Distanz brauchst. Dann könnte er immer noch fair "kämpfen" und seinen Fehler einsehen. Ich finde ja, man lernt sein Gegenüber am besten durch Krisen und deren Verhalten darauf kennen.
Wenn er das nicht versteht und sich nicht weiter bemüht, dann war nicht genug Interesse bzw. Eigennutz im Spiel.