Liebesleben nach Schlaganfall

Hallo allerseits,

weiss gar nicht, warum ich jetzt hier schreibe, wahrscheinlich möchte ich mich nur mal irgendwo bisschen von gedanklichem Ballast befreien.

Ich bin Ende 40 und hatte letzten August einen Schlaganfall, mit betroffener linker Seite. Sprich Lähmung links, konnte nicht mehr richtig gehen, Kraft links war weg, Schlucken und Sprechen fielen schwer etc.
Gott sei Dank habe ich alle Fähigkeiten, sei es körperlich oder kognitiv, weitestgehend wiedererlangt. Dafür bin ich dem Herrgott sehr, sehr dankbar. Ich weiß dass das nicht selbstverständlich ist, soviel Glück zu haben. Mittlerweile habe ich auch meine Arbeit als Bauleiter wieder aufnehmen können.

Nun aber zu meinem eigentlichen Problem.
Seit dem Schlaganfall werde ich von meiner Frau sexuell komplett links liegen gelassen, obwohl alles funktionieren würde. Als Mann bin ich scheinbar nicht mehr interessant seit dem Schlaganfall. Als ich das mal ansprach hieß es, das ist doch gar nicht wahr, das meinst du nur, das ist jetzt Zufall, kommt dir nur so vor,etc.
Ich meinte dann, dass ich zwar einen Schlag hatte, aber dass ich dadurch nicht blöd geworden bin. Ich kriege schon noch mit, ob wir Sex haben oder nicht. Ich habe während dieser und auch bei folgenden Diskussionen durchaus durchklicken lassen, dass ich mir verschaukelt vorkomme, angesichts ihrer immer abenteuerlich werdenden Ausflüchte.
(Habe momentan eben keine Lust, macht es sich dann aber mit div. Spielzeug regelmäßig in der Badewanne selbst).
Der ganze Ärger hat sich bei mir dann soweit angestaut, dass ich kurz vor Weihnachten ins Gästezimmer umgezogen bin. Ich werde mich nicht neben eine Frau legen, die keinen Bock auf mich hat. Ein bisschen Stolz möchte ich mir bewahren. Und ganz sicher werde ich nicht drum betteln. In ihrem Schlafzimmer steht mittlerweile ein Fernseher, gegen den ich mich immer gewehrt habe, und auch eine Spielkonsole. Für mich ein eindeutiges Zeichen, dass ich im Schlafzimmer nicht mehr gebraucht werde.
Ich vermute mal, dass der Anfang des Endes eingeläutet ist, auch wenn der Alltag noch halbwegs läuft.

Soweit so gut, wie gesagt, ich suche jetzt hier keine großartige Hilfe, die kann mir wahrscheinlich eh niemand geben. Aber mal so ein bisschen auskotzen, was mich nach dem letzten Scheissjahr so bewegt
Freunde und Familie möchte ich damit jetzt auch nicht belästigen.

So denn!🙋‍♂️🤓

Bearbeitet von gepetto74
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Wow, ich habe hier das Gefühl, das du leider die falschen Dinge vermischst und sie gegen deine Frau verwendest. Besonders wenn du im weiteren verlauf schreibst, das die Ehe eh schon einen Knacks weg hatte und es auch vorher schon nicht mehr gut im Bett lief.

Ich wurde in meiner Ehe schon mehrmals komplette aus dem Leben geschossen...u.a. auch mit einem Schlaganfall und einem deftigen Unfall. Von daher werde ich jetzt mal ganz direkt. Du ziehst da für mich eine Ego Nummer mit einer fetten Portion Selbstmitleid ab. Es geht dir nur um deine Funktionalität. Und du stehst in Konkurrenz mit der Selbstbefriedigung deiner Frau. Strahlst du das aus, wie dein Beitrag bei mir ankommt, dann würde auch mir die Lust auf dich vergehen.

Und jetzt plaudere ich mal aus dem Nähkästchen. Über ein Thema, was du hier nicht mal mit einer einzigen Silbe ansprichst, nichtmal nachdem du direkt von eienr anderen Userin darauf angesprohcen wurdest. Nämlich die extreme emotionale Belastung, die der Partner durchlebt, wenn man selber aus dem Leben geschossen wird. Vorherige Probleme lösen sich nicht einfach in Luft auf. Aber es kommt noch ein enormer Batzen oben drauf. Es reicht einfach nicht, sich nur hinzustellen und zu sagen: "Juhu, ich funktioniere wieder, leg los.". Die Zeit muß vernünftig aufgearbeitet werden, nicht mit Sex, sondern mit vielen Gesprächen. Und ich selber muß meinen Partner auch begleiten, denn er war es der mich da hat an Geräten liegen sehen. Als Schatten meiner selbst. Er saß an meinem Bett, vollgepumpt mit Angst und Unsicherheit, unwissend was die Zukunft bereit hält. Er war es, mit dem die ersten ärztlichen Gespräche geführt wurden. Er schleppt Bilder im Kopf mit sich rum, die ich nur erahnen kann. Man muß sich schlichtweg wieder langsam annähern, zumindest war es bei uns so. Und dazu gehören eben beide Partner.

Und was machst du? Vier Monate nach so einem Szenario? Du ziehst wie ein bockiges Kleinkind aus dem Schlafzimmer aus, faselst was von Stolz. Und jetzt wunderst du dich, warum die Distanz immer größer wird, machst ihr Vorwürfe. Du bist es, der sich über sexuelle Funktionalität definiert. Man geht nach so einem Worst Case Szenario nicht einfach zur Tagesordnung über....das ist nur eine Form von Verdrängung.

Bearbeitet von Butterstulle
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Vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag.
Ich hab auch das Gefühl, der TE hat mit seiner Freundin das ganze noch gar nicht verarbeitet und definiert Zuwendung nur durchs Poppen.
Man muss aber alle Aspekte einer Beziehung aufleben lassen.

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Nachtrag: Auch wenn meine Worte hart waren, ich kann vollumfänglich deinen "Tatendrang" (vermutlich nicht nur sexuell) doch nachvollziehen.

So ein Ereignis hinterlässt auch in einem selber deutliche Spuren. Ich selber wurde ganz ungeduldig, bloß nicht noch mehr Lebenszeit verschwenden. Eine gewisse Form von Nachholbedürfnis, obwohl es ja gar nichts großartig nachzuholen gab.
Ich habe zB meinen Mann, aber auch Freunde, zur Schnecke gemacht, nur weil sie sich ein paar Minuten verspätet hatten. Habe davon gefaselt, das sie nicht meine Lebenszeit verschwenden sollen.
Ich denke das sind eben auch emotional Nachwehen bei so einem Ereignis.

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Aber belästige SIE doch mal damit 😄 Also letztlich werdet ihr ja um eine Aussprache nicht herumkommen. Was erhofft man sich (noch) von der Ehe, womit kann man leben, möchte man gemeinsam irgendwas ändern... Du hast dich jetzt, verständlicherweise, zurückgezogen, aber das ist ja keine Lösung. Nur eine neue Art des Zusammenlebens, WG eben. Das kann man jetzt endlos aussitzen, bis halt einer keinen Bock mehr hat, aber wozu...? Verbessert ja nichts, zögert den Showdown nur heraus.

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Uff… erst Mal: Gut, dass es dir wieder gut geht und du fast keine Beeinträchtigungen zurückbehalten hast.
Der Schlaganfall ist, wenn ich das korrekt verstanden habe, jetzt 6 Monate her. Vor Weihnachten bist du schon ins Gästezimmer gezogen. Habt ihr euch überhaupt mal Zeit genommen, über eure Ängste und sonstigen Gefühle nach diesem doch sehr erheblichen Einschnitt in euer beider Leben zu sprechen? Vielleicht solltet ihr euch externe Hilfe als Paar suchen, denn Intimität funktioniert doch nur so richtig gut, wenn man sich auch auf der Gefühlsebene nahe ist und da scheint es gerade zu haken. Da würde ich ansetzen und ich befürchte mit Vorwurfshaltung und Wut oder beleidigtem Rückzug - so verständlich diese als Reaktion sind - kommst du nicht weiter.
Hast du deine Frau mal gefragt, wie es ihr mit dem Schock ergangen ist und der Situation, dass vermutlich auch sie erkennen musste, dass das Leben und euer gemeinsames Leben nicht selbstverständlich ist und wie es ihr mit ihrer Angst um dich ergangen ist?
Vielleicht müsst ihr erst Mal wieder gemeinsam kuscheln und wunden Lecken, bevor Sex in dem Sinn, wie er dir fehlt, wieder möglich ist?
Du wirst doch sicher auch eine Gemengenlage an Gefühlen durchlebt haben. Weiß sie, wie es dir geht? Redet doch mal miteinander, liebevoll und zugewandt.

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Hallo,

Es werden jetzt demnächst 10 Monate. Es ist jetzt glücklicherweise nicht so, dass dieses Ereignis unser Leben jetzt tragisch verändert hätte. Es war halt ein Warnschuss für mich.

Auch vor dem Schlaganfall lief es eher schlecht. Alle paar Monate kam es zu Diskussionen deswegen. Und seit dem Schlaganfall jetzt die absolute und totale Funkstille.
Und mittlerweile ist mir die Lebenszeit echt zu schade für Diskussionen, die ins Nichts führen.
Dafür habe ich das zu oft angesprochen. Zig mal.

Sie kann mir doch nicht einerseits erklären wollen, sie hätte "im Moment" halt keine Lust, und andererseits vergnügt sie sich jeden zweiten Abend mit ihrem Spielzeug im Badezimmer.
Ich habe ihr auch schon geradewegs auf den Kopf zugesagt, sie soll doch zugeben, dass sie keine Lust auf MICH hat. Das wäre wenigstens ehrlich mir gegenüber. Aber nein, dann heisst es plötzlich, das ist nicht so, das bildet du dir ein usw. Irgendwann muss sie sich im Laufe der Diskussionen dann doch eingestehen, dass ich vielleicht doch nicht ganz Unrecht habe, gelobt Besserung und sobald dann etwas Ruhe eingekehrt ist, also ich die Füße still halte, ist alles beim Alten. Solange sie nicht behelligt wird mit dem Thema, ist alles in Ordnung für sie. Für sie existiert das Problem nicht, solange sie nicht drauf angesprochen wird.

Und auf diese Ignoranz habe ich halt keine Lust mehr.

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Oh man, noch so ein Mann der denkt, Selbstbefriedigung hätte irgendwas mit der Lust auf den Partner zu tun. nein!
Wenn sie sich selbst befriedigt, hat sie Bock auf sich selbst, auf einen Orgasmus ALLEINE, auf ihren Körper.

Wenn man sex haben möchte, ist das was völlig anderes. Und nein, sie hat keine Lust auf dich aber auf sich selbst.

Deine Beschreibung klingt sehr danach, als hättet ihr noch viel größere Probleme als fehlender Geschlechtsverkehr.

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Selbstbefriedigung und Beziehungssex sind zwei unterschiedliche Hüte. Es ist halt ein Tabu, aber auch in den besten Beziehungen, ich will mal sagen, weit verbeitet, wenn nicht die Regel. Gerade auf Dienstreisen oder in Fernbeziehungen.

Das ist kein Vertrauensbruch, anders sähe es aus, wenn sie parallel eine Affäre hätte oder systematisch, z.B. über Apps mit anderen Männern verkehren würde.

Gut Ding braucht Weile.

Vielleicht hilft eine Paar,- Sexualberatung, wie sie z.B. Pro Familia anbietet.

Würde sich Deine Frau darauf einlassen?

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Eine Therapie macht keinen Sinn meiner Meinung nach. Denn dazu müsste sie reden und dann auch ehrlich zu sich selbst sein.
Sie will mit dem Thema einfach nicht konfrontiert werden, weder von mir, noch von einem Therapeuten. Sie will einfach nur ihre Ruhe.

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Warum willst du sie dann behalten und bekehren? Musst du in dieser Beziehung bleiben mit einer Frau, die nicht redet?

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Was verstehen wir denn unter fehlenden Sex? Wie oft habt ihr denn noch? Gar nicht mehr oder wie oft?

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War ganz unterschiedlich. Anfangs vielleicht 2bis3 mal pro Woche. Die letzten Jahre dann alle paar Wochen, bis ichs mal wieder von mir aus angeregt habe. Von ihr kam da wenig bis nichts. Waren auch mal 2 Monate Pause wenn ich nichts initiiert habe. Und jetzt seit meinem Schlaganfall letzten August gar nicht mehr. Ich möchte auch nicht betteln, um dann vielleicht eine Gefällligkeitsnummer zu bekommen. Dann verzichte ich lieber. Sie könnte das ohne durchziehen bis zum St. Nimmerleinstag.
Mir hingegen machte das schon schwer zu schaffen. Aber man kann halt nichts erzwingen. Weder ich noch sie.

Vielleicht hat sie nen anderen, vielleicht ist mein P. zu klein oder zu groß, vielleicht habe ich Mund-oder Körpergeruch, vielleicht die falsche Frisur, vielleicht bin ich zu langweilig, zu forsch, vielleicht Schweissfüsse oder zuwenig Geld, den falschen Job, ist sie unzufrieden mit sich, hat sie Schmerzen dabei oder ist sie lesbisch? Verhalte ich mich falsch, öde ich sie an, macht sie das aus Bosheit oder Fürsorge? Tausende Möglichkeiten.

Ich kann es dir nicht sagen.

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Traurig dass bei euch die Kommunikation nicht passt.
Wie lange seid ihr schon ein Paar?

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Ich antworte jetzt mal aus Sicht deiner Frau:

Ich habe auch keine Lust auf Sex. Ich weiß nicht warum und tatsächlich ist es mir auch egal. Ich vermisse nichts. Also gibt es dahingehend für MICH kein Problem.

Nun ist es so, dass ich natürlich verstehe, dass diese Situation für die andere Seite ein Problem ist.

In meinem Fall habe ich selbst die Trennung vorgeschlagen oder alternativ eine offene Beziehung. Leider will mein Mann beides nicht. Somit drehen wir uns im Kreis. Und ja, ich gebe zu, ich reagier mittlerweile auch nicht mehr auf diverse Hinweise und Mitteilungen, dass er doch gerne wieder mehr möchte. Ich kann es einfach nicht mehr hören.

Mein Fazit ist: wenn es nicht mehr passt (also wirklich richtig nicht mehr passt, evtl. auch nach einer Therapie, wie bei uns), dann sollte man sich einfach in Freundschaft trennen. Blöd nur, wenn einer da komplett dicht macht und nicht will. In diesem Fall mein Mann. Im sexuellen Kontext ich. Somit machen hier 2 Leute komplett dicht und fühlen sich doof. Einen Tipp habe ich nicht für dich. Aber deine Frau wird einfach keine Antworten auf deine Fragen haben, denke ich. Deshalb kriegst du keine.

Wünsche euch, dass ihr nochmal die Kurve kriegt.

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Das wäre zum Beispiel eine Antwort.
Vielleicht nicht unbedingt die, die man als Ehemann hören will. Aber: ES IST EINE ANTWORT!

Man kann dann zusammen entscheiden, ob man dran arbeiten möchte, oder eben nicht. Aber es ist eine Basis. Man(n) weiß, wo man dran ist.

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Mit der Damenwelt über dein Problem zu diskutieren ist ungefähr so sinnvoll wie auf eine ehrliche Diskussion mit deiner Frau.
Deine Frau hat keine Lust auf dich, sie hat ein Fernseher und Spielkonsole ins Schlafzimmer gebracht. Ihre Spiele im Bad sind nicht zur Eigenbefriedigung sondern eine Aussage an dich.

Du hast die Möglichkeit, im Gästezimmer zu leiden, sie zu verlassen, eine Affäre zu finden ,ins Bordell zu gehen oder noch besser, sie um Erlaubnis zu fragen ins Bordell zu gehen

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Hallo!

Also dass ihre SB im Bad eine Ansage an mich ist, glaube ich eher nicht.
Das machen viele, sich im Bad mal schnell Erleichterung verschaffen.
Ist ja auch absolut ok. Aber mir gleichzeitig erzählen, dass sie absolut keine Lust empfindet? Also bitte.

Wie du schon sagst, sie hat keine Lust auf MICH, statt Sex läuft nun im Schlafzimmer der Fernseher oder die Konsole, da braucht es mich nicht mehr. Ist angekommen. Alles klar.

Eine Affäre kommt nicht in Frage.
Ich bin jemand, der lieber mit offenen Karten spielt.
Bordell kommt ebenfalls nicht in Frage, ich möchte nicht Teil einer Ausbeutungsmafia sein. Natürlich gibt es Frauen, die das freiwillig tun, aber für Sex bezahlen ist nicht meins.

Und erst recht nicht werde ich sie für irgendwas um Erlaubnis bitten. Das muss sie ja umgekehrt bei mir auch nicht tun.
Noch treffe ich meine Entscheidungen selbst.

Ich werde nächste Woche mal anfangen, alle Dokumente zu sichern und mich evtl. mal juristisch beraten lassen.

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Eine Trennung ist oftmals mit enormen Kosten verbunden, wenn es nur am Sex liegt, müsste meines Erachtens eine einvernehmliche Lösung gefunden werden können. Ich möchte hier auch nochmals auf die Möglichkeit einer Paar,-Sexualberatung hinweisen.

Bevor Du dich juristisch beraten lässt, würde ich vorher nochmals alle Karten auf den Tisch legen und eine Aussprache erzwingen, auch die Trennung als Ultima Ratio ansprechen.

Wenn Du den Eindruck hast, das sie das Problem aussitzt, bleibt Dir letztendlich keine andere Wahl. Vielleicht will sie ja genaus das erreichen, hat aber nicht den Mut, es selber anzusprechen, vielleicht aus Rücksicht auf Deine Erkrankung?