Phase oder Grund zur Besorgnis ?

Hallo an alle,

Wir haben hier einen kleinen fast 4-jährigen Jungen dem alles stört und ständige Unzufriedenheit begleitet. Das ganze fing vor ca. 2 Wochen an und wird tendenziell schlimmer. Davor war er ein sehr glückliches und zufriedenes Kind mit dem man alles friedlich besprechen konnte.

Am allerschlimmsten ist es die Kleidung. Alles stört und am liebsten würde es sich komplett nackt ausziehen. Kinderarzt sagt es ist alles ok..

Nun fängt es auch nachts an, dass er nicht mehr durchschläft sondern fast stündlich aufwacht und losschreit oder quengelt. Bei Nachfrage was los ist, bekommen wir keine Antwort von ihm

Kindergarten ist seit gestern auch so, dass er nun auch dort erwähnt, dass ihn alles stört und sich weigert die Haussuche anzuziehen. Übrigens war er schon immer ein Kind was täglich weinend abgegeben und auch abgeholt wird. Also will er nicht abgeben aber dann auch am frühen Nachmittag nicht abgeholt werden.

Wir bieten ihm an seine Kleidung auszusuchen- möchte er nicht: er sagt alles stört ihn und es soll keiner was aussuchen weil er möchte gar nichts davon anziehen.

Wir waren mit ihm einkaufen damit er sich Kleidung selbst aussucht..auch da genau das selbe „mich stört das alles hier und ich will jetzt nachhause“

Rausgehen undenkbar ohne vorherigen Drama..

Wir bieten an dann eben keine Socken\ Schuhe und Jacke anzuziehen beim rausgehen aber dann meint er „es ist dann zu kalt“

Also er nimmt auch partout keine Alternativen an. Er möchte alles nicht aber Lösungsvorschläge nimmt er überhaupt nicht an.

Das selbe beim Essen: er möchte das nicht essen was wir ihm anbieten, auf Nachfrage was er essen möchte kommt ein wütendes „ Ich kann mich nicht entscheiden und ich möchte gar nichts was du sagst“
In dem Moment dann eben nichts essen ist aber auch keine Option.

Toilettengang ähnlich: er weigert sich auf Toilette zu gehen bis er richtig genervt davon ist dass er schon dringend muss und wir ihn dann quasi zur Toilette bringen müssen…

Seit 2 Wochen habe ich unseren Sohn nicht mehr unbeschwert glücklich gesehen, wir haben wegen Absolut JEDER. Handlung im Alltag Drama.

Denn auch wenn wir sagen gut dann entscheiden wir jetzt weiter, wird mindestens eine Stunde getobt, gehauen und Dinge durch die Gegend geschmissen und kaputt gemacht.


Der Kindergarten meinte Phase, müssen wir durchstehen, weniger mit ihm diskutieren und einfach durchziehen aber dann müssen wir ihn richtig festhalten damit er uns und sich selbst nicht verletzt oder Dinge kaputt gemacht.

Wir sind verzweifelt und haben schon alles mögliche versucht. Nun zicken mein Mann und ich auch schon an weil wir mit den Nerven am Ende sind :(


Wahrscheinlich müssen wir es wirklich einfach durchstehen, was meint ihr ?

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Habt ihr mal versucht, ihn einzucremen?
Ich glaube, ich bin hochsensibel und mir tut Kleidung oft einfach irgendwie weh auf der Haut, insbesondere, wenn sie trocken ist.
Und ich bin oftmals einfach überreizt und dann geht gar nichts mehr. Als Erwachsene besitze ich natürlich Impulskontrolle, aber gestern zum Beispiel war‘s echt schlimm: alles doof, inklusive Kleidung, das Licht zu hell, ich hatte auf nichts Appetit, aber Hunger…. Bäh.
Mir helfen: weiche Stoffe, viel Struktur (und beim Kind rechtzeitige Ankündigung, was als nächstes kommt; ich suche mir oft morgens aus, was ich abends esse, weil ich erst Appetit darauf entwickeln muss, Abschiede finde ich doof und Aufbruchsituationen auch), ruhige Räume, sanftes Licht, haptisches Wohlfühlessen (Schokopudding!). Es ist nicht jeden Tag gleich schlimm… aber es gibt Tage, da fühle ich mich gar nicht wohl.
Mit meinem Sohn mache ich oft Schimpfminuten. Wir beschimpfen alles, was wir gerade doof finden, Kack-Möhren, Kack-Pulli, Kack-Licht, Kack-tickende Uhr. Dann müssen wir oft lachen und es ist besser.

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Ojeh, das klingt ja heftig. Wenn ein Kind sich von jetzt auf gleich so stark verändert denke ich tatsächlich daran, dass vielleicht was vorgefallen ist, was ihn nun sehr beschäftigt. Das muss aus Erwachsenensicht auch nicht immer was großes sein.

Mein Sohn ist erst Dreieinhalb, daher kann ich da vielleicht noch nicht so mitreden, ich kann mich aber erinnern, dass mein Babysitterjunge in dem Alter deutlich aggressiver geworden ist. Ich lese zwar immer wieder, dass der Testosteronschub, den besonders Jungs in dem Alter haben sollen ein Mythos ist, bei ihm hat es aber gepasst. Trotzdem hat das nicht die Ausmaße angenommen, die du beschreibst.

Vielleicht kommt auch einiges zusammen?

Ich würde trotzdem auch weiter im Kopf behalten, dass vielleicht was gesundheitliches dahinter stecken könnte. Nicht alles kann ein Kinderarzt in einer Untersuchung entdecken.

Noch eine Idee: Als mein Sohn nach ein paar Wochen Kita plötzlich total quergeschossen ist, haben wir ihn eine Weile lang deutlich früher abgeholt. Früher war die lange Fremdbetreuung kein Problem aber gerade im neuen Kindergarten mit wenig empathischen Erziehern war er nach so einem langen Tag einfach überlastet und konnte nicht mehr kooperieren (und wollte morgens logischer Weise auch nicht wieder hin).

Das waren jetzt wild durcheinander ein paar Ideen. Ich drücke euch die Daumen, dass es wieder besser wird!

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Ich hoffe mal für dich der Spuk ist so schnell wie er gekommen ist wieder weg.

Er will sich nicht anziehen. Von mir aus zu Hause kann er rumlaufen wie er will. Meine 9jährige läuft zu Hause fast ausschließlich mit der Unterhose rum. Sommer wie Winter.
Außer es kommt Besuch, da zieht sie sich freiwillig an😉

Er will nicht raus, dann bleibt er eben drin. Meinst du nicht ihm fällt irgendwann die Decke auf den Kopf?
Will er draußen sein, muss er sich eben anziehen. Hast du schon mal versucht ihm nur zwei Bekleidungen anzubieten? Wie z. B. möchtest du den grünen oder roten Pulli anziehen. Manchmal geht es leichter, wenn die Auswahl nicht zu groß ist.
Wenn meine Kinder überzeugt waren keine Jacke oder Schuhe zu brauchen, dann ging es eben ohne raus. So haben sie am schnellsten begriffen, dass man die Dinger doch braucht.

Ich glaube dein Sohn befindet sich in einer Art Selbstfindungsphase, ist aber mit seinen Entscheidungen klarerweise noch etwas überfordert.
Gewisse Dinge, wie Zähneputzen, müssen sein. In anderen Dingen würde ich ihn einfach mal machen lassen wie er meint. Oft passiert ein Umdenken auch bei uns Erwachsenen durch eigene Erfahrungen.

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Kann man von außen schlecht beurteilen. Aber wenn du das Kind bisher als äußerst pflegeleicht und kompromissbereit beschreibst, dann kann das jetzt auch einfach mal eine Kostprobe der Autonomiephase sein, die bisher an euch vorbeigezogen ist.
Es gibt tolle Ratgeber zu dem Thema, zB der Blog oder das Buch vom gewünschtesten Wunschkind.

Beim Lesen fällt mir ein wenig auf, dass ihr vielleicht Recht viel für das Kind entscheidet, obwohl das eigentlich genauso gut in seinem Verantwortungsbereich liegen könnte bzw ihr eigentlich keine großen Nachteile davon habt, wenn ihr euch einfach raushaltet, ihn machen lasst oder/und etwaige Wutanfälle aushaltet und geduldig begleitet. Gefühle spiegeln und besprechen. Das ist oft das Beste, was man da tun kann - einfach da sein und die Klappe halten. Und genau überlegen, welchen Kampf man wirklich bis zum Ende austragen will und muss und bei welchem es mir eigentlich nur "ums Prinzip" oder "weil man das halt macht" geht.

Aber das mag natürlich auch alles falsch sein und es ist wirklich irgendwas vorgefallen oder es geht in eine Richtung ähnlich meiner Vorrednerin, wobei ich das quasi "von heute auf morgen" auch irgendwie komisch finde. Eine hohe Sensibilität oder Reizempfänglichkeit entwickelt sich ja nicht auf einmal plötzlich?Keine Ahnung..

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020
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Okay.. schade. Würde mich jetzt schon interessieren, was man auf diesen freundlich/neutral formulierten Kommentar für eine unangemessene Antwort geben kann. Bin ich dir irgendwie persönlich auf den Schlips getreten?

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Hallo, als ich deinen Beitrag gelesen habe, musste ich mich einfach melden!

Auch, wenn das jetzt dir zunächst nicht hilft, aber: Du bist nicht allein!!!

Wie sehr ich mir gewünscht habe, dass irgendjemand mich versteht, wen ich über das Problem, was du dort oben so gut beschreibst, erzählt habe.

Danke, dass du geschrieben hast.

Bei uns hat das ganze vor genau einem Jahr mit 3,5 angefangen. Am Anfang waren es nur die Socken bis es immer und immer schlimmer wurde. So, wie du es oben auch beschreibst, Sachen können nicht angezogen werden, alles stört, man kann es ihm mit nichts recht machen und alles wird mit unendlich viel Wut und Geschrei begleitet. Ich möchte dir jetzt keine Angst machen und hoffe sehr, dass bei euch diese Phase nicht so lange anhält.

Es gab bei uns Zeiten, wo ich mich nicht mehr mit Freunden treffen konnte, weil mein Kind das Anziehen, das Rausgehen und allgemein alles verweigert hat. Im Kindergarten wussten sie sich auch nicht mehr zu helfen. Ende vom Lied, MEIN Sohn war das einzige Kind, dass keine Hausschuhe tragen musste und teilweise alleine (mit einem Erzieher) im Gruppenraum geblieben ist. Sie haben sich sehr sehr bemüht auf seine Bedürfnisse einzugehen, er geht daher auch wirklich gerne in den Kindergarten, aber leicht ist das Früh los kommen natürlich nicht.

Zwischendrin gab es kurze Momente des Durchatmens. Meist kam danach etwas anderes. Gerade kann er wieder Dinge anziehen, vllt weil er gelernt hat, dass es keine andere Möglichkeit gibt, vllt. weil diese sensorische Überreizung nun überwunden ist. Wir haben übrigens alles probiert. Von Aussuchen, über Auswahl einschränken, über nur die Sachen, die am Tag zuvor noch irgendwie gingen, über "Du machst jetzt, was wir sagen" und festhalten. Im Grunde hat es alles immer nur noch schlimmer gemacht. Das Einzige was geholfen hat, war ALLE Anforderungen komplett herunterzufahren. Wir haben den Teppich aus dem Zimmer genommen, haben ihm erlaubt, nichts anzuziehen, haben ihm (zumeist Samstag) einen völlig freien Rahmen gelassen. Außer Zähneputzen kam und kommt an diesen Tagen von uns keinerlei Anforderungen. Das ist ein Tag an dem WIR durchatmen können und meist ist dann auch der nächste Tag gut.

Mittlerweile sind wir auf einem ganz neuen Level angekommen. Er hat jetzt ein "Berührungsproblem" und kann in diesen Zeit absolut nichts anfassen. Dann rastet er auch völlig aus und ist außer Rand und Band. Mittlerweile fleht er uns in diesen momentan auch an ihm ein bestimmtes T-Shirt zu bringen, damit seine Haut nichts anderes als das T-Shirt berührt. Gleichzeitig hat er jetzt ein Problem mit seiner Spucke entwickelt. Sie stört ihn und er will sie loswerden. Du kannst dir sicher vorstellen, wie es hier momentan läuft.

Mittlerweile glauben wir jedoch, dass es etwas anderes sein muss, als eine reine Hypersensibilität, denn diese "Anfälle kommen nicht im Zusammenhang mit sensorischen Änderungen sondern meist im Zusammenhang mit seinem Autonomie bedürfnis.

Bestes Bespiel: Er spielt stundenlang Lego auf seinem Teppich. Ich komme und kündige das Essen an. 2 Minuten später rastet er völlig aus, ich habe ihn beim Spielen gestört, der Teppich stört, er kann nichts mehr anfassen und seine Spucke stört.

Ich habe jetzt viel geschrieben und kann dir leider trotzdem kaum helfen. :(
Mein allerbester Tipp ist: schafft anforderungsarme Räume und versucht selbst bei Kräften zu bleiben! Nehmt es nicht persönlich. Denn zumindest bei uns steckt wirklich irgendeine Not dahinter. Und dass ich meinem Kind nicht helfen kann, macht es nur noch schlimmer.

Ich wünsche euch alles Gute. Vllt meldest du dich nochmal, wenn du etwas gefunden hast, was euch hilft. Ich würde es gerne ausprobieren.

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Hallo,
bei meinem zweiten Kind ging es auch in die Richtung. Hier hat Duschen/Baden geholfen und frische Kleidung anziehen. Manche Kleidung ging nie wieder, andere, wenn frisch gewaschen. Die Zettel mussten auch alle ab. Jemand anders schrieb hier schon als Antwort, dass Eincremen helfen könnte, vielleicht auch das ausprobieren?
Das Kind brauchte plötzlich sehr sehr viel Ruhe. Wir haben die Kindergartenzeit so gut wie möglich verkürzt und viel zu Hause spielen lassen. Wenn das Essen fertig geworden ist, haben wir einfach gewartet, bis die Spielphase vorbei war und dann haben wir gegessen um das Kind in seiner Ruhe zu belassen. Wenn es nachts schlecht geschlafen hat, war es sehr extrem am Tag.
In dem Alter bekam das Kind Ängste vor fiktiven Dingen wie, dass das Haus brennt etc. Da war an Schlafen auch nicht zu denken... Explizit das Problem mit dem Feuer haben wir immernoch, wenn das Kind übermüdet ist. Dann kommt auch die störende Kleidung wieder.
Vielleicht hat dein Kind auch Angsthefühle bekommen, die es so bisher nicht wahr genommen hat, aber sie zu erklären vermag das Kind nicht. Es kann ja eine instinktive Angst sein, die eben nur ein Gefühl ist und das Kind davor gar keine Gedanken hat, wie z.B. wenn es dunkel ist oder man alleine ist. Schläft euer Sohn alleine im Zimmer? Ist es besser, wenn er nicht alleine ist?
Allgemein denke ich, dass es eine Entwicklubgsphase ist. Die herausfordernden Wochen werden mit dem Alter seltener, dauern aber länger.
Alles Gute.

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Klar kann es natürlich sein, dass er extrem sensibel ist. Aber auf der anderen Seite finde ich es dafür zu plötzlich. Mein Jüngster und ich sind extrem empfindlich, was z.b. Schnipsel in Kleidung und so angeht, Krümel in Schuhen werden sofort gespürt. Aber das war von klein auf immer so.

Du beschreibst ja generelles Ablehnen bei allem. Egal ob Kleidung oder sonst was. Daher sehe ich es wie die Fachkräfte im Kiga: das Kind schreit förmlich nach einem festen Rahmen. Also würde ich ihm nur wenige Entscheidungen überlassen und dabei nur zwei Varianten, zwischen denen er wählen kann. Wenn er sich nicht entscheiden will, macht es einer von euch, ohne aber groß was zu sagen. Kurz und schmerzlos, wie das abreißen eines Pflasters.
Es wird etwas Zeit brauchen, bis er sich dadurch wieder reguliert. Aber es nimmt ihm so viel Stress, wenn er wesentlich weniger entscheiden muss. Nur wird ihm das natürlich zunächst nicht so vorkommen. Einfach nicht so viel diskutieren und einfach machen, ihm zeigen, dass er einfach darauf vertrauen kann, dass ihr schon das richtige für ihn macht und ihn dann entscheiden lasst, wenn es für ihn auch machbar ist.

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Wenn euer Geburtstag kurz bevor steht könnte es auch damit zusammen hängen. Vor allem wenn es so urplötzlich kam. Genauso schnell kann es auch wieder gehen.
Versucht ihm Halt zu geben und Raum zu lassen. Manchmal brauchen die Kinder auch neue Bestätigung, mehr Struktur oder whatever, weil ihre Welt gerade wieder Kopf steht.