Kind 3J kommandiert uns rum :(

Hallo zusammen,

Meine Tochter ist nun 3 und schon länger kommandiert sie hier alle rum. Ich bin der Ansicht, dass wir NICHT gesprungen sind, wenn sie kleinerweise etwas wollte.

Ich will irgendwas!
DAS will ich NICHT.
Mama Du nicht!
Papa aufstehen!
Das ist FALSCH!
Nein, so!
NEIN!
Lieblingskommando: GEH WEG!

Sie fragt auch nicht. Sie jammert oder schreit gleich los. ZB will sie einen Joghurt. Da wird gleich gejammert und geschrien. Sie schreit gern und ausdauernd. Und das oft.

Ich versuchte das auch schon auszusitzen. Aber wenn sie 30min schreit, tut mir das dann auch irgendwann leid und es nervt ja dann auch. Die nächste falsche Situation kommt sofort.

Hose hat eine Falte im Stiefel.
Im Jackenärmel ist was nicht richtig.
Schal zu weit oben.
Mütze sitzt auch falsch.

Wir können nicht mehr. Sie hat noch einen Bruder. Da akzeptiert sie auch keine Grenzen. Sie will in SEIN Zimmer. Sie will was er will. Er will Ruhe? NEIN! Er muss schlafen. Interessiert sie null. Sie schreit.

Es wird geschrien und geschrien und geschrien. Reden hilft da auch nix. Sie hört gar nicht zu. Schreit nur lauter. Und reden wir später drüber, hab ich das Gefühl, sie versteht nichts. :(

Habt ihr Vorschläge? Danke :(

Bearbeitet von shini82
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Ich sehe das ein bisschen anders, glaube ich. Natürlich kann man das auf Grundlage dieses kleinen Posts kaum beurteilen - ich kann also nur von meinem Sohn ausgehen, der auch 3 ist:

Eine befehlslastige Sprache habe ich auch lange beobachtet. Auch bei seinen Freunden. Ich habe in den letzten Wochen angefangen, das konsequent zu korrigieren und ihm immer wieder zu erklären, dass man nicht befiehlt, sondern dass man fragen soll. Habe ihm Beispiele gegeben.
Ich habe nicht das Gefühl, dass er (oder seine Kumpels) das aus bösem (verzogenem) Willen heraus tun, sondern weil die Sprachkompetenz einfach noch nicht so ausgefeilt war/ist. Und vielleicht auch, weil man das vorher eher akzeptiert hat, weil vollkommen klar war, dass sie sich noch nicht so ausdrücken können. Mittlerweile ist das deutlich weniger geworden und er benutzt immer öfter "kannst du xy?" Oder sogar "kannst du bitte xy?".
Ich wäre allerdings auch nicht auf die Idee gekommen, das Kind konsequent zu ignorieren oder es zu bestrafen, wenn es einen in meinen Augen falschen Ton anschlägt. Ich halte 3 Jahre für etwas jung, als dass sie das wirklich nachvollziehen können - Stichwort Perspektivwechsel, der idR erst später einsetzt.
Ich denke nicht, dass man von 3 jährigen erwarten kann, dass sie immer einen situationsangemessenen Ton anschlagen, erst recht nicht, wenn sie eben bestimmte Vorstellungen im Kopf hatten, die gerade enttäuscht wurden. Oder müde, Hunger, langer Tag, wenig Bindungszeit etc etc.

Geht sie in die Kita? Hier gibt es immer wieder Phasen, gerade auch wieder doll, in denen das Kind einfach hoffnungslos platt und überfordert ist am Nachmittag. Einfach völlig durch. Und das sind dann auch Momente, in denen alles und dann dies und dann das und dann nichts gewollt wird und nichts richtig ist. Aber für mich sind das Phasen und ich erkenne einen eindeutigen Zusammenhang zum Müdigkeitsgrad sowie mangelnder Exklusiv-Kuschelzeit. Mit gemeinsamen chillen und ungeteilter Aufmerksamkeit kann man so viel retten. Ich weiß, bestimmt super schwer mit 2 Kindern. Auch rausgehen hilft - aber das kann auch nach hinten losgehen, weil dann natürlich noch mehr ausgepowert wird ggf.

Manche Dinge halte ich aber auch für relativ normal und der Autonomiephase geschuldet. Vielleicht braucht deine Tochter einfach mehr Ansprache als dein Sohn in diesem Alter. War der genügsamer? Vielleicht braucht sie mehr Ankündigung im Vorfeld, mehr Entscheidungen, die sie allein treffen kann, mehr Kompromisse, die man anbietet.
Und bei den Dingen, die wirklich gefährlich sind oder dir besonders wichtig - ja, da muss sie dann halt eben durch. Den Bruder würde ich einfach schützen, indem sie nicht mehr in sein Zimmer kommt. Gitter dran, Tür zu.. whatever.

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020
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Durchhalten und Konsequent bleiben oder auch mal ablenken. Es wird besser - versprochen!

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Seit wann ist das denn so?
Unsere 2,5Jährige wurde nochmal so richtig schwierig als der kleine Bruder auf die Welt kam. Hintergrund ihres krassen Trotzverhaltens war aus unserer Sicht, dass sie austesten wollte ob Mama und Papa sich ihr noch genauso zuwenden und sie wollte auch so gerne nochmal ganz klein sein.
Mir fällt das nur dazu ein, weil du schriebst, sie will alles was der kleine Bruder hat.
Wir haben unserer Tochter das immer wieder in ruhigen Momenten als Narrativ angeboten. Dass es schwierig ist für sie, dass der Kleine jetzt da ist. Dass sie sicher gehen will, dass wir uns gut im sie kümmern. Dass wir selbstverständlich jederzeit für sie da sind. Sie hat da einfach eine Zeit lang ganz viel Sicherheit gebraucht.
Und natürlich ist sie in der Trotzphase, die so ein Verhalten verstärkt. Ich bin sicher, dass es notwendig ist für die Kleinen diese Autonomiephase zu durchleben und dass es besser wird... bleibt zugewandt und überlegt mal, was sie euch mitteilen will. Viel Kraft euch!

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Danke für deine Antwort.

Der Bruder ist 5.5J älter als sie. Eigentlich leidet er viel mehr, weil sie immer im Mittelpunkt steht :(

Ich denke schon, dass sie etwas ausdrücken will. Da es aber oft so ist bzw gefühlt immer, ist es schwierig.

Ihren eigenen Kopf hatte sie schon mit 10 Monaten. Ich dachte es wird besser. :(

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Ah okay, der Bruder ist älter.

Geht sie schon in den Kindergarten und ist es da auch so?
Unsere Tochter ist auch seeehr willensstark und sensibel. Witanfälle begannen früh. In der Fremdbetreeung in die sie 2x pro Woche geht ist sie eher angepasst.
Denke, sie lassen halt auch da die Sau raus wo sie am meisten Vertrauen haben. Ich weiß, sie können einen zur Weißglut bringen in dem Alter. Man muss halt aufpassen dass man die eigene Wut nicht ausagiert zb durch Schreien.
Hab da ganz viele Selbstregulationstechniken (Atemübungen, Suggestionen, Achtsamkeit, Fokus weg vom Kind etc) lernen müssen um relaxt zu bleiben in diesen Situationen. Es hilft wenn man selber einen besseren Umgang damit findet. Weil kurzfristig ändern kannst du, denke ich, nichts an der Situation.

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Das wichtigste überhaupt, auch wenn sie schon 30 Minuten brüllt, konsequent bleiben. Ihr seid nicht konsequent, wenn sie nach 30 Minuten Geschrei ihren Willen bekommt. Dadurch lernt sie nur, dass sie nur lange genug schreien muss.

Auch wenn es anstrengend ist, unbedingt standhaft bleiben. Wenn man das zu Beginn nicht ist, wird es nur schlimmer, je älter das Kind wird.

Außerdem finde ich da einen Satz von Maria Montessori ganz wichtig: Meine Freiheit hört da auf, wo deine anfängt. Soll heißen, wenn sie die Freiheit von ihrem Bruder beschneidet, ihn nicht in Ruhe lässt, dann setzt ihr da eine Mauer vor. Wenn der Bruder nicht mit ihr spielen will oder sie nicht in seinem Zimmer haben will, ist das sein gutes Recht und das hat sie zu akzeptieren. Er muss sich auch nicht erklären. Ebenso sollte sie lernen, wo eure Grenzen sind und dass diese nicht einzureißen sind.

Wenn sie schon richtig sprechen kann, würde ich auf Befehle auch nicht reagieren. Z.b. am Frühstückstisch ignorieren, wenn sie stupide "MARMELADE" schreit, da kann sie vernünftig in angemessener Lautstärke reden. Ganz klar sagen, dass sie bitte richtig danach fragen soll, man kann ihr ja auch einen Beispielsatz bieten. Und auch klar sagen, dass sie nichts mit Geschrei bekommt.
Unser Sohn ist gerne im Urlaub mit der Oma so (denn Oma springt gerne...), wenn er das macht, nehme ich ihn sofort vom Tisch und er muss im Anschluss ganz alleine essen. Dazu die Message: wir ertragen dein Geschrei nicht, wir möchten in Ruhe essen, du bist nicht dazu bereit - dann musst du später alleine essen.
Er ist meist nach dem zweiten Urlaubstag geerdet und es läuft wieder weitgehenst normal.

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Das hat Immanuel Kant schon ein bissl was früher festgestellt 🤗

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Und bitte den Bruder unterstützen

Wenn er sie nicht in seinem Zimmer haben will, dann ist das so - keine Diskussion.
Er sollte nicht nachgeben müssen, nur weil die Schwester sonst schreit....
Dann schreit sie halt-

Akzeptiert sie im Kiga Grenzen/ Regeln?

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Sie hat im Kiga auch ihren Kopf. Im Großen und Ganzen gibt es aber keine Klagen.

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Wir hatten diese Kommando-Phase mit etwas über 3 Jahren auch. Jetzt mit 3,5 ist es gerade besser.
Beim Frühstück brüllte er z.B..: Milch!!! Ey, wieso gibt mir keiner Milch!
Wir haben dann so was geantwortet wie: Woher sollen wir denn wissen dass du Milch willst? Du hast vorher nichts gesagt. Wenn du freundlich fragst oder bittest bekommst du sie.
Er musste dann eben so was sagen wie Ich möchte gerne Milch trinken. Könnt ihr mir bitte Milch einschicken?
Am Anfang haben wir ihm die Sätze vorgeschlagen und zum Schluss als er sie konnte ihn nur noch erinnert freundlich zu fragen. Bekommen hat er die Sachen wirklich nur wenn er freundlich gefragt hat.

Und bei so was wie AUFSTEHEN SOfORT! Habe ich gesagt: Ich esse noch zu Ende, dann kann ich gerne kommen. Du musst kurz warten

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„Ich versuchte das auch schon auszusitzen. Aber wenn sie 30min schreit, tut mir das dann auch irgendwann leid und es nervt ja dann auch. Die nächste falsche Situation kommt sofort.“

Da würde ich ansetzen, wenn sie wirklich gerade eure Grenzen oder die des Bruders missachtet.
Ja, das ist total anstrengend und ja, die kleinen tun einem dann auch leid. Nur den einfachen Weg gehen und nachgeben ist für deine Tochter auf Dauer wirklich schädlich. Sie kann ja sonst nicht lernen sich selbst zu regulieren und die Grenzen anderer zu respektieren.
Das ist für euch anstrengend, für sie ja aber auch.
Und sobald sie einmal verstanden hat, dass ihr da konsequent bleibt, wird das erfahrungsgemäß fast schlagartig besser (besser, nicht ganz weg 😉).
Also bewusst sagen: diese Situation sitze ich jetzt aus, egal wie lange es dauert.
Dabei natürlich trotzdem emphatisch begleiten.
Das hat meiner Jüngsten immer unglaublich geholfen, wenn ich sowas gesagt habe, wie:
„Ich verstehe, dass du gerade total wütend bist, weil du in das Zimmer deines Bruders möchtest und nicht darfst. Das fühlt sich bestimmt total doof an. (Aber du darfst trotzdem nicht rein.)“

Bei kleineren Situationen, also wenn nicht direkt die Grenzen anderer im Spiel sind, dann würde ich auch manchmal auf Ablenkung setzen. Einfach, damit du irgendwie mal eine Auszeit bekommst.

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Ich versuche idR nach 30min dann zB ein Ablenkungsmanöver. Ich versuche gut abzuwegen ob es jetzt ein "Nein" sein muss oder nicht.

Sie verweigert aktuell auch öfter den Mittagsschlaf. Das macht es zusätzlich anstrengend, weil müde. Das spielt natürlich auch manchmal eine Rolle. Krank ist sie auch oft.

Im Kiga ist sie schon auch taff 😅

In der Situation mit ihr zu reden, führt oft zu lauterem Geschrei. Ich lasse sie oft erst stehn, weil es zuerst alles nichts bringt.

Danke auf jeden Fall für Deine Antwort.

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Mh, das klingt wirklich schwierig für euch alle.

Was bei uns manchmal funktioniert hat:
- (wenn beide Elternteile gerade greifbar sind):
Die betreuende Person austauschen. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie konnte unsere Trotzmaus sich dann manchmal eher wieder reinkriegen.
- Kind komplett in Ruhe lassen. Also nicht ignorieren, logisch, aber sagen, dass man jetzt geht und etwas anderes macht. Mittlerweile geht unser Trotzkind auch von selbst in ihr Zimmer (und knallt die Tür zu), weil sie tatsächlich dann alleine sein muss.
Irgendwann gehe ich dann immer hin und biete an zu trösten/ dabei zu bleiben und das nimmt sie dann auch an- aber erst nachdem sie eine Weile alleine gewütet hat.

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Danke für Eure Antworten und den Input.

Der Große ist ja momentan auch gerade in der 2ten Klasse und mitten in der Wackelzahnpubertät. Vermutlich guckt sie sich auch manches von ihm ab.

Das 2te Kind läuft hier auf jeden Fall schwieriger als das Erste 😅 Rückblickend war der Große voll pflegeleicht. Da gab es keine Trotzphase!

Dieses ständige ablenken "müssen" ist halt auch nervig. Zumal ich nicht so kreativ bin. 🥴 Bin eher rational und gerade raus. Naja.

Einige Denkanstöße waren ja auf jeden Fall dabei.

Also nochmal. Vielen Dank!

Bearbeitet von shini82
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Ganz klar kommunizieren, dass bei dem Tonfall nix passiert.
Sie soll ja schließlich wissen warum ihr nicht macht was sie will.
Beispiel: Meine Tochter neigt generell sehr zum vereinfachen. "Durst!"
Ich habe zu Anfang erklärt wie man das freundlich formuliert. Mittlerweile (sie ist schon 4,5) sage ich dann nur: "Ja genau. Durst. Interessantes Wort. Toll" und mache nix. Da merkt sie schnell was jetzt Sache ist. Dann kommt direkt "Mama, kannst mir bitte was zu trinken geben?" Dann stehe ich auf und hole ihr was.
Ich bin ein Freund von ganzen Sätzen in freundlichem Tonfall. Ich kann verstehen wenn ich Mal zu tun habe und sie lange warten lasse, dass der freundliche Tonfall leidet, dann sehe ich Mal darüber hinweg. Niemand hat endlos Geduld. Aber grundsätzlich bin ich dafür in dem Alter eurer Tochter wirklich konsequent zu erklären wie man freundlich eine Bitte formuliert. Und dementsprechend dann auch bei entsprechender Formulierung zu handeln. Wenn du nach gibst tust du ihr keinen Gefallen. Unter Erwachsenen wird der Befehlstohn nämlich auch nicht gern gesehen. Ich würde diese Rüde Ansprache nicht mal von einem Chef akzeptieren. Eine gewisse Höflichkeit muss schon gelernt sein. Ganz zu schweigen dass man den Kindern so das Rüstzeug gibt ihre Bedürfnisse korrekt zu äußern.