Meine wunderwunderschöne Hausgeburt (viele viele Seiten)



Hausgeburt von Maximilian Julian am 3.6.2006

Nun möchte ich noch dieses schöne Geburtserlebnis aufschreiben, weil man doch recht viel vergisst und außerdem so andere vielleicht noch daran teilhaben können.
ET war am 24.05. und ich war schon ET + 9 am 2.6., und die Warterei war doch zunehmend lästig, nachts schlief ich auch so schlecht wegen der Vorwehen, ständigen Toilettengängen und Schweißausbrüchen. Auch mein Mann war schon ungeduldig, denn seine freien Tage verflossen, ohne dass das Baby in Sicht war. Aber irgendwie war mir klar, dass mein Baby später kommen soll, denn auch unsere Tochter kam 10 Tage nach dem Termin zur Welt und mein Gefühl sagte mir auch, dass das Kind später raus will. Also nichts mehr mit dem Mai-Kind und Kindergeld im Mai!
Am 10. Tag, so hatte ich mit den Hebammen vereinbart, sollte ich dann wie bei meiner Tochter auch schon, abends das Rizinusöl einnehmen, damit die Sache mal richtig in Gang kommt. Aber dazu ist es dann zum Glück nicht mehr gekommen, da schon frühmorgens leichte Wehen einsetzten. Ich hatte noch vom letzten Mal Horror vor dem Öl-Einnehmen, was Geschmack und Konsistenz betrifft.
Am 1.6. hatte ich mich noch ziemlich geärgert, meine Hebamme schickte mich zur Kontrolle: US und zum CTG. Dort, im Krankenhaus, war die Atmosphäre schon ziemlich frostig, nachdem die dortige Ärztin wohl im Mutterpass bereits gelesen hatte, dass auch mein erstes Kind im Dez. 2003 schon eine Hausgeburt war. Die Ärztin meinte nach der Untersuchung, der Befund wäre nicht o.k., Herztöne wären nicht gut und das Kind wäre nicht mehr optimal versorgt, sie würden an meiner Stelle die Geburt einleiten. Die Ärztin merkte wohl, dass ich misstrauisch war (ich bin privatversichert, solche Kunden wollen sie sich wohl gerne sichern) und wurde noch ärgerlicher und meinte, wozu ich denn überhaupt da wäre und ich könnte ja gleich gehen. Mein Gefühl sagte mir nämlich, das alles völlig o.k. ist, mir ging’s prächtig, das Kind strampelte munter und hatte oft Schluckauf. Ich ließ mir eine Kopie des CTG machen, zeigte sie den Hebammen und sie bestätigten mir, dass die Herztöne super wären (bestätigt wieder mal meine Erfahrungen!).

Nun ja, jedenfalls hatte ich im Morgengrauen leichte Wehen, also wieder mal nichts mehr mit Schlafen, andererseits freute ich mich riesig über jede Wehe, dass es jetzt nun endlich mal losgeht und hoffte, es würde nicht wieder vorbeigehen und stärker werden. Ich habe erstmal geduscht und dann später noch den Küchenfußboden geputzt, damit die Hebammen nicht am Boden klebenbleiben, wenn sie kommen.
Um 7.00 Uhr war dann auch unsere Große wach und wir frühstückten noch, bzw. ich war dazu schon nicht mehr richtig in der Lage, war oft im Vierfüßlerstand beim Atmen und unsere Tochter (2 ½ Jahre alt) war deswegen schon etwas verstört und streichelte mich an der Backe „ei, ei, Mama, Mama hat aua“. Mein Mann sagte dann zu ihrer Beruhigung „Mama macht Übungen!“ (Ich hatte schon öfter Yoga- und Rückengymnastik-Übungen gemacht). Nun wurde es höchste Zeit, unsere Tochter wegzubringen. Ich verständigte meine Hebamme
und sie wollte zur Sicherheit schon mal vorbeikommen und nach dem Muttermund schauen. Als sie dann kam, brach mein Mann auf, um unsere Große zu ihrer Spielkameradin zwei Straßen weiter zu bringen. Der Muttermund war leider erst 2-3 cm offen und ich spürte, dass es den Wehen noch an Kraft und Länge fehlte und ich noch viel arbeiten müsste, um das Kind zur Welt zu bringen. Die Hebamme schickte mich in die Badewanne und ich fühlte mich richtig verwöhnt mit schönem Geburts-Badeöl und warmem, nassem Handtuch auf dem dicken Bauch. Hebamme und Ehemann waren inzwischen dabei, alles herzurichten, Matratzen mit Folie unter dem Laken im Wohnzimmer, Tisch wegrücken usw.
Inzwischen war es Vormittag, und ich wollte lieber alleine sein und sagte es vorsichtig meiner Hebamme, die es aber schon vorher gespürt zu haben schien und meinte, sie würde nochmal wegfahren, woanders eine Nachsorge machen. Als sie dann weg war, saß ich viel auf dem Pezzi-Ball oder kniete im Vierfüßlerstand über dem Sofa und auch das Stöhnen wurde leider schon lauter. Inzwischen war es Vormittag und mir wurde langsam richtig übel. Ich hatte nur Bananen und Äpfel gefrühstückt und irgendwie zwar Hunger, aber nach Essen war mir auch nicht, mir war einfach nur schlecht. Meine Hebamme kam wieder und meinte, die Übelkeit sei zwar nicht toll aber ein gutes Zeichen dafür, dass der Muttermund aufgeht, das machte mir Hoffnung. Dieser war dann aber leider immer noch bei 3-4 cm. Meine liebe Hebamme massierte mir den unteren Rückenbereich und auf dem Pezzi-Ball konnte ich sie bei jeder Wehe umklammern und mich nach vorne beugen. Überhaupt ermutigte sie mich immer wieder und lobte, was mir viel Kraft und Zuversicht gab.
Bei den Preßwehen war ich dann oft im Vierfüßlerstand, mein Mann saß auf dem Sofa und ich stützte mich mit den Armen auf seinen Oberschenkeln. Er war wieder wie beim letzten Mal die Ruhe in Person, das war sehr wohltuend.
Inzwischen war ich leider noch lauter und wollte am liebsten, dass Hebamme und Ehemann Ohropax für die Ohren nehmen. Nun kam alles richtig in Gang, entsprechend heftig war es auch, lt. Aussage meiner Hebi ging der Muttermund innerhalb einer Stunde von 3-4 auf 8 cm auf, was doch recht schnell ist. Die Fruchtblase platzte und der Druck auf den Darm wurde unerträglich, auch die Rückenschmerzen. Ich hatte auch Mühe, während der Wehenpausen wieder „auf den Teppich“ zu kommen und runterzuatmen. In den Pausen überlegte ich auch, ob wohl mit unserer Großen alles gut lief bei ihrer Spielkameradin, überhaupt war ich bei dieser Geburt viel klarer im Kopf, was die Schmerzen aber eher noch unangenehmer machte.
Ich wollte so gerne auf den Gebärhocker, der war jedoch noch nicht da, weil ihn die zweite Hebamme bringen wollte, die jetzt erst telefonisch verständigt wurde. Ich war völlig konzentriert, hatte meistens die Augen zu und nahm meine Umgebung nicht mehr wahr, die Ankunft der zweiten Hebamme bekam ich dann auch kaum noch mit. Mit nassen heißen Waschlappen auf dem Damm wurde die Sache wohl weicher gemacht. Am Schluss konnte ich noch auf den Hocker, und nach einigen (oder vielen? weiß nicht mehr!) Wehen und leider starkem Brennen kam mit einem „flutsch“ beim Pressen das Kind raus. Ich beruhigte mich nur langsam und hörte, dass es ein Junge war. Ein Junge, ein kleiner Junge! So, wie ich es geahnt hatte, denn wir wollten vor der Geburt kein Geschlecht wissen! Ich bekam ihn gleich auf den Bauch und wir waren beide total überwältigt, ich war sehr erschöpft und schweißgebadet. Kurz darauf konnte ich mich meinem Kind auf die Matratzen legen, es war in ein warmes Handtuch gewickelt. Wir kuschelten und der Geruch von Kind und Fruchtwasser war einfach einzigartig, ich legte ihn gleich im Liegen (er war noch nicht einmal abgenabelt) an, und er saugte sofort perfekt! Danach erst wurde unser kleiner Sohn abgenabelt und durch das Trinken an der Brust und leichtem Druck mit der Hand auf den Bauch wurde die Gebärmutter stimuliert und die Plazenta kam mit einem ganz weichen Gefühl heraus. Ich weinte ein bisschen und auch mein Mann war überwältigt und legte sich zu uns. Die Hebammen zogen sich kurz zurück und ermöglichten uns diesen einzigartigen Moment nach der Geburt, zu dritt sich kennenzulernen und sich zusammenzukuscheln.
Wir hatten es geschafft und überstanden, und vor allem zu Hause, einer meiner größten Wünsche, wieder wie bei unserer Tochter mit bzw. vor dem Kaminfeuer und dieser wunderbaren Wärme, die nur Holz abgibt. Als gutes Omen hatte ich morgens noch die „Geburtskerzen“ von der Geburt mit meiner Tochter angezündet, die dann auf dem Kamin flackerten.
Wir konnten noch ein Weilchen liegen, bevor das Kind versorgt wurde und die Hebi die U1 machte und das Kind anzog. Ich freute mich über das mit 3600g recht gute Gewicht von unserem Zwerg, und er machte wirklich einen kräftigen und gesunden Eindruck.
Nach der Geburt bekam ich wieder den schrecklichen Zitterkrampf, die Zähne klapperten und die gefühlte Temperatur im Wohnzimmer hätte ich auf ca. 5 ° C geschätzt, was natürlich nicht sein konnte, so wie das Feuer knisterte und flackerte. Die Hebammen kümmerten sich rührend darum, dass ich es wärmer hatte mit je einer Wärmflasche am Fuß und vielen Decken, bald wurde mir besser und die Muskeln lockerten sich.
Anschließend wurden im Wohnzimmer die Jalousien ganz hochgezogen, damit die leichten Geburtsverletzungen mit wenigen Stichen genäht werden konnten. Das war durch die Spritze auch wirklich nicht schlimm und ich war erleichtert, hatte ich doch das letzte Mal das Nähen etwas schlimmer in Erinnerung, dennoch war das ja auch eine andere Stelle bei der Geburt meiner Tochter.
Als alles fertig war, machten die Hebammen noch den Papierkram und wir unterhielten uns ein wenig. Dann sollte ich aufstehen und mit der Hebi auf die Toilette gehen. Wie eine 105-jährige richtete ich mich im Zeitlupentempo über die Seite und im Vierfüßlerstand zum Stehen auf und schlurfte mit Oma-Schrittchen auf die Treppe zu, mehr gaben Kreislauf und Erschöpfung einfach nicht her. In den Ohren rauschte es.
Die Hebammen räumten alles auf und ich ging mit Baby ins Schlafzimmer, mein Mann holte inzwischen unsere Tochter ab. Das Wohnzimmer sah schon kurze Zeit später wieder so aus, als wäre nichts gewesen, bzw. die Matratzen ließen wir noch (ohne Folien und Laken) als Erinnerung und für unsere Tochter zum Hüpfen und Toben. Ein Sofakissen hatte dann doch noch leichte Blutschlieren abbekommen trotz aller Vorsichts- und Abdeckmaßnahmen, doch für eine Hausgeburt würde ich 100 verschmutzte Sofakissen in Kauf nehmen, die ist es allemal wert!
Unsere Tochter kam dann ins Schlafzimmer das Baby angucken, staunte, streichelte und küsste es, kein bißchen Eifersucht, bis heute nicht.
Alles in allem eine wunderschöne, harmonische Geburt mit Ehemann und in vertrauter Umgebung, mit vertrauten Hebammen, und das alles bringt einem viel Kraft und Motivation für die Geburt. Ich bin sehr dankbar für dieses wunderbare Geburtserlebnis und einem gesunden Sohn.

Liebe Muttis, ich möchte euch ermutigen: vertraut euerem Baby und eurem Körper, vertraut dem natürlichen Vorgang „gebären“ und horcht in euch hinein, lasst euch nicht von der Technik verunsichern, und Schwangerschaft sowie Geburt wird zu einem der schönsten Erlebnisse in eurem Leben. Sucht euch eine gute Hebamme, mit der die Chemie stimmt, dann kann nicht viel passieren, und wenn, dann ist man bei den wirklich sehr seltenen Komplikationen bestimmt schnell im Krankenhaus (zwei Drittel aller Frauen entbinden in Holland zu Hause, lt. Statistik nicht mehr Zwischenfälle als sonst). Nach meiner Erfahrung wird die Angst vor einer Hausgeburt sehr geschürt, es passiert wahrscheinlich weniger, weil man viel entspannter ist als im Krankenhaus.

Nur Mut!

Hier noch die Daten:

Name: Maximilian Julian, geb. am 03.06.2006 um 14.17, 3600g schwer und 51cm groß, Kopfumfang 35cm

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1

Hallo !
Herzlichen Glückwunsch zum Sohnemann :-) !
Da hast Du Dir ja wirklich Mühe gegeben mit Deinem Bericht !
Ich plane auch die zweite Hausgeburt, meine Tochter kam ebenfalls zu Hause auf die Welt, nun erwarten wir wie Ihr einen Sohn (ich wollte es wissen ;-)).
Ich bin ganz Deiner Meinung, aber ich denke, es gibt auch viele Frauen, die sich nur im Krankenhaus richtig entspannen können, da sie einfach kein Vertrauen in sich und ihren Körper haben und somit auch keine Hausgeburt machen könnten.
Man muß wirklich sehr selbstbewußt sein und ein gutes Körpergefühl haben, um zu Hause zu entbinden !
Ich könnte mir auch keinen besseren Ort vorstellen, um ein Kind zu bekommen, vor allem freue ich mich schon wahnsinnig darauf, mit Mann und ZWEI Kindern sofort im Ehebett loszukuscheln #freu
Hoffentlich geht diesmal alles etwas leichter als beim ersten Mal, da steckte unsere Tochter nämlich während der Presswehen eine Stunde fest (und ich saß in der Hocke auf dem Boden #heul), da sie so einen Mordsschädel hatte (36 cm) und ich total schmal gebaut bin und damals einen sehr durchtrainierten straffen Beckenboden hatte ...
Ich wünsche Euch auf jeden Fall alles Gute und viel Freude mit dem Kleinen !
Liebe Grüße,

Katrin mit Emilia-Sofie (*05.01.05) und Luca inside (ET 02.09.06)

2

Danke für den schönen Bericht. Ich bin mit dir einer Meinung, dass man auf sein Gefühl hören sollte. Das geht bei diesem ganzen technischen und medizinischen Kram total verloren.

Ich selber gehe ins Geburtshaus. Ich habe keine Badewanne zu Hause und es gibt noch ein paar andere Gründe, die gegen eine Hausgeburt sprechen, aber alle nur organisatorischer Art. Vom Gefühl her könnte ich ebenso auch hier entbinden und es wäre auch OK, wenn es das Baby ganz eilig hätte und hier zur Welt käme.

Alles Gute mit dem kleinen Maximilian und natürlich dem Rest der Familie.

3

Hallo Bine,

wo kommst du denn her? Ich habe gerade deine PLZ gesehen. Ich wohne in Rinteln und habe im Geburtshaus in Hameln entbunden. Es war ein überwältigendes Erlebnis und eine sehr schöne Atmosphäre. Möchtest du auch dort entbinden? Wenn du Lust hast, kannst du dich ja mal melden.

Liebe Grüße von Dani :-D

4

Hallo

Das ganze erinnert mich an Meine Hausgeburt vor 6 Wochen.Wahnsinn Dein Bericht.Alles Gute und viel Spaß mit eurem Baby.Ich sehe gerade die Uhrzeit.Mein kleiner kam um 14.13 aber am 4.5.06

lg Sandra mit Julian 6 Wochen

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Schön, dass es bei dir wunderschön war.

Für mich käme eine Hausgeburt nicht in Frage. Beim ersten Kind habe ich mich in der Nähe von Klinikärzten und viel Technik einfach sicherer gefühlt. Hausgeburt? Puh gut dass ich meinen Sohn in der Klinik bekommen habe. Ich erinnere mich: da sind der Hebamme die Gesichtszüge entglitten und sie hat ein paar Ärzte in den Kreissaal geholt. Ohne die wäre mein Sohn heute sicher nicht gesund. Ich bin froh, dass es Krankenhäuser mit Intensivstationen für Neugeborene gibt. (auch wenn meiner dort nicht hinmusste)

Alles Gute für dich und deine Kinder!

Marion

6

Hallo.
Herzlichen Glückwunsch zu Eurem zweiten Kind. Ich habe meinen Sohn vor 15 Monaten im GH geboren und würde beim zweiten gerne eine Hausgeburt erleben, aber mein Mann ist dagegen da ihm die Klinik zu weit weg ist. Und ich vermute, da wir in einem Haus mit vielen Nachbarn wohnen, dass ich zu hier nicht so entspannt schreien könnte wie im Geburtshaus ;-)
Ich lasse mich überraschen und hoffe, dass ich in 35 Wochen wieder mit meiner Hebamme ins GH gehe und dort mein Kind bekomme. (Ich freue mich schon jetzt wieder auf das Erlebnis, sowas schönes - das gibts selten im Leben.)
Dani

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hallo,

also bei dem geburtsbericht kamen bei mir ganz paar tränchen!!! es klingt alles so harmonisch und schön... fast, als wenn gar keine schmerzen da waren ;-)

ich hatte leider keine andere chance und musste in der klink entbinden. ich habe zwillinge bekommen, auch noch eineiige und ich war ja erstgebährend. niemand hätte da einer hausgeburt zugestimmt. eigentlich bin ich schon sehr froh darüber, dass ich überhaupt spontan entbinden durfte.

es war aber nicht wirklich schön... die schmerzen waren ziemlich unerträglich. ich weiss nicht, ob ich zu hause alles besser überstanden hätte, da ich kaum etwas wahrgenommen habe unter der geburt...

ich gratuliere euch zu eurem sohnemann und wünsche euch alles gute !

nadine und cora & lena *18.7.2005