Mein Kaiserschnitt - wie ein Tag alles verändert hat

Ich möchte von meinen Erlebnissen während der Entbindung meiner kleinen Charly schreiben.
Aber fangen wir ganz am Anfang an…
Ich bin 33 Jahre alt, glücklich verheiratet und habe 4 Kinder. Maximilian ist 12 Jahre, Laura ist 10 Jahre, Sophie ist 7 Jahre und Charly ist mittlerweile 8 Monate alt.
Im Oktober 2021 haben sich mein Mann und ich dazu entschieden, nochmal ein Baby zu bekommen. Es hat auch direkt beim ersten Versuch geklappt! (Mein Liebster hat fleißige Schwimmer 😋)
Die Schwangerschaft startete ganz normal…. Die ersten Untersuchungen wurden gemacht, Übelkeit war mein ständiger Begleiter und ich begann umgehend mit dem Nestbau!
Die erste Ultraschalluntersuchung in der 11. SSW war sehr schön! Das kleine Herzchen schlagen zu hören hat mich unglaublich glücklich gemacht. Auch der Arzt war sehr zufrieden mit unserem kleinen Böhnchen!
In der 19. SSW war die zweite große Ultraschalluntersuchung. Unser Böhnchen entwickelte sich prächtig und wir haben erfahren, dass unsere Mädels Verstärkung bekommen.
Dann der große Schock! In der 27. SSW habe ich mich mit Corona infiziert…. Da ich allerdings keine gravierenden Symptome hatte, habe ich mir erstmal nicht so große Sorgen gemacht.
Aber auf den ersten folgte natürlich direkt der zweite Schock! Die dritte Ultraschalluntersuchung in der 31. SSW war nicht mehr so zufriedenstellend wie die vorherigen… Die kleine Bohne ist nicht so gut gewachsen wie erhofft und die Versorgung der Gebärmutter war eingeschränkt.
Trotz allem beruhigte der Gynäkologe zunächst, alles sei noch im Normbereich, erstmal beobachten.
So langsam fing ich an unruhig zu werden. Kannte ich ja so etwas von meinen drei anderen Schwangerschaften überhaupt nicht!!
Mittlerweile wurde alle 2 Wochen ein CTG geschrieben und die Herztöne sahen stets sehr gut aus.
Ich war für jede Woche die ich geschafft hatte unglaublich dankbar und hatte noch immer Hoffnung, dass am Ende alles ganz normal ablaufen würde.
In der 35. SSW wurde nochmals ein Ultraschall gemacht. Das Mäuschen war zwar super mobil aber seit dem letzten Ultraschall ist sie nicht wirklich gewachsen. Da entschied sich mein Gynäkologe zur Sicherheit noch das Klinikum hinzuziehen.
Im Klinikum wurde zunächst auch erstmal nur bestätigt, dass unser Mäuschen ein sehr zierliches Böhnchen ist. Und ich sollte nach 2 Wochen nochmals zur Kontrolle kommen.
Aber es sollte nicht bei einer Kontrolle bleiben!!
In der 38. SSW bin ich gegen 11 Uhr vormittags ins Klinikum gegangen. Erstmal stand nur ein Ultraschall auf dem Plan. Aber die Werte der kleinen Maus waren so stark gesunken, dass die Oberärztin direkt einen Schlachtplan erstellt hat. Am liebsten hätte sie mich direkt auf Station aufgenommen, aber daheim waren noch meine anderen Mäuse und mein Mann noch auf der Arbeit.
Also hieß es erstmal zum CTG und wenn das okay ist, darf ich zunächst wieder heim und soll abends nochmal zum CTG vorbeikommen.
Doch der Tag meinte es nicht gut mit mir!! Das CTG war gar nicht gut. Alle Mühe die kleine Maus zu rütteln und zu schütteln, in der Hoffnung bessere Herztöne zu erhalten, waren vergeblich.
Schon ging der Wahnsinn los! Es wird umgehend Eingeleitet!
Ich durfte natürlich nicht mehr nach Hause… die Schwestern und Ärztinnen begannen direkt mit der Aufnahme und Aufklärung, während ich versuchte meinen Mann zu mir zu beordern.
So zwischen 15 Uhr und 15.30 Uhr wurde mir dann ein Prostaglandin Bändchen gelegt. Dann habe ich ein wenig die Zeitorientierung verloren. Aber ich möchte meinen, nach einem Weilchen kamen die ersten Wehen, die sich recht schnell steigerten. Doch es war ganz anders als bei den anderen drei Mäusen.
Ich hatte alle 3-5 Minuten recht starke Wehen (zumindest für mein Empfinden). Das CTG hat jedoch nicht sehr hoch ausgeschlagen. Und auch am Muttermund hat sich nicht wirklich etwas getan.
Sehr häufig hatte ich nach der Wehe einen reißenden Schmerz vom rechten Oberschenkel bis runter in die Wade. Das habe ich den diensthabenden Hebammen / Schwestern auch mitgeteilt, aber scheinbar war mir diesbezüglich nicht zu helfen.
Kurz vor Mitternacht war ich unglaublich erschöpft. Wie mein Mann mir im Nachhinein erzählte, wollten sie es eigentlich gut sein lassen und am nächsten Tag weiter machen. Die Ärztin warf nochmal einen Blick auf das aktuelle CTG und dann brach Hektik aus.
Die Anweisung lautete: „Sofort Kaiserschnitt, die Werte vom Baby sind zu lange im Keller!“
Ich hatte sofort total Panik!!! Kaiserschnitt? Sonst habe ich es doch auch alleine geschafft!! Was wenn mir oder dem Mäuschen etwas passiert!?
Ärzte, Hebammen, Schwestern flitzten rein und raus aus dem Kreißsaal…. Ich bekam direkt einen Katheter gelegt und einen Schnaps verpasst und schon ging es runter in den OP.
Es sollte ein Kaiserschnitt mit PDA werden, damit mein Mann dabei sein kann und ich im Anschluss auch mein Mäuschen direkt sehen kann. Im Nachhinein denke ich, wäre für mich vielleicht eine Vollnarkose besser gewesen!?
Grundsätzlich waren alle sehr nett gewesen. Aber sie haben so wenig mit mir gesprochen!! Es war doch mein erster Kaiserschnitt!! Warum sagt mir denn keiner was jetzt passiert??
Ein Raum voller Menschen und trotzdem fühlte ich mich alleine!
Ich weiß gar nicht genau wie viele in diesem OP Saal waren, aber es war ein mächtiges Gewusel. Alle waren rundherum am vorbereiten. Dann kam noch ein Arzt rein um die PDA zu legen.
„Bitte einmal hinsetzen und einen Buckel machen!“ Der Arzt tastete mit starkem Druck auf meiner Wirbelsäule rum, um die richtige Stelle zu ertasten. Ich schaute mich ein wenig um und sah die Spritze, die er mir gleich in den Rücken stecken wollte.
PANIK!!!!!
Am liebsten wäre ich vom Tisch gesprungen und raus gerannt. Ich habe ja so schon große Angst vor Spritzen und jetzt soll die Pferdespritze in meinen Rücken!?
Da mein Mann noch draußen warten musste, hatte ich nicht mal jemanden, der meine Hand halten kann. Kurz hatte ich überlegt, ob ich die Schwester die vor mir stand frage, ob sie meine Hand hält. Aber das war mir irgendwie peinlich….
Zu meiner großen Erleichterung wurde eine örtliche Betäubung gemacht, bevor sie mit der Horrorspritze los gelegt haben. Der folgende Druck beim Einspritzen des Medikamentes war auch ertragbar und kurz darauf fing es schon an zu kribbeln in meinen Füßen, meinen Beinen und meinen Pobacken.
Ich sollte mich direkt wieder hinlegen und dann wurde mit einer kleinen Kanüle immer wieder getestet, ob alles richtig taub geworden ist.
Dann ging es los. Der Schnitt wurde gemacht.
Da scheinbar alles in Ordnung war, durfte mein Mann nun endlich zu mir. Es war ganz still. Nur eine Schwester war immer in der Nähe meines Mannes und lobte ihn, wie gut er das mache.
Auf einmal hatte ich einen starken drückenden Schmerz auf meinem Oberbauch. Ohne jegliche Vorwarnung drückten sie mir auf meinen Bauch, damit das Mäuschen besser raus kommen konnte. Erst als ich anfing zu jammern und zu stöhnen, sagte mir die lobende Schwester meines Mannes ich solle tief Ein- und Ausatmen, wie bei einer Wehe. Das hat mir tatsächlich geholfen, die Schmerzen weg zu atmen.
Um 1:28 Uhr war unsere Charly auf der Welt und eh ich mich versehen konnte, lag mein Mäuschen so halb auf meiner Brust. So richtig emotional konnte ich aber irgendwie nicht sein…. Es war einfach so anders als bei meinen anderen Entbindungen! Kein pressen, kein erleichterndes Rausflutschen vom Baby und das Gefühl, ich habe mein Baby zur Welt gebracht und auch kein Nabelschnur durchschneiden für meinen Mann.
Nach kurzer Zeit mussten sie mir die kleine Maus wieder weg nehmen, weil ich wieder diesen drückenden und nun auch reißenden Schmerz hatte. Die operierende Ärztin hatte begonnen alle Schichten wieder zusammenzunähen. Nur dieses Mal konnte ich den Schmerz nicht weg atmen…. Es war so schmerzhaft, dass mir schwindelig und übel geworden ist. Daraufhin gaben sie mir Lachgas zur Linderung.
Es war, als würde ich im Raum schweben!
Von einem Moment auf den Nächsten war ich nicht mehr Frau meiner Sinne. Ich hatte das Gefühl wegzutreten aber trotzdem noch alles um mich herum wahrzunehmen.
Es war unglaublich beängstigend!! Mein Mann fragte mich immer wieder ob alles in Ordnung sei, aber ich konnte nicht Antworten. Und ich dachte nur, was wenn jetzt irgendwas nicht stimmt und ich kann es keinem sagen!!
So schnell es kam war es dann auch schon wieder weg.
Mit einmal tätschelte mich einer der Ärzte oder Pfleger und fragte mich recht energisch ob alles in Ordnung sei. Noch ein wenig benommen und mit lahmer Zunge bejahte ich die Frage.
Endlich war es vorbei und ich wurde nach oben in den Kreißsaal gebracht wo unsere kleine Charly schon auf uns gewartet hat.
Aufatmen und versuchen ein wenig zu entspannen war angesagt. Charly ging es gut und durch die Schmerzmittel hatte ich zunächst auch keine Schmerzen. Wie auch bei anderen Entbindungen haben wir noch ein paar Stunden im Kreißsaal verbracht bis wir dann gegen 5 Uhr morgens aufs Zimmer gebracht wurden.
Nach gefühlt 5 Minuten Schlaf war die „Nacht“ dann auch schon wieder vorbei.
Die Hebammen und Schwestern auf der Station waren sehr lieb und hilfsbereit. Regelmäßig kam jemand nach uns gucken und ich konnte auch zum Anlegen jederzeit klingeln und dann kam mir jemand helfen.
Denn aufstehen war keine Option!
Ich hatte sehr starke Schmerzen im Bereich der Narbe. Selbst drehen im Bett oder ein wenig hoch rutschen war eine Tortur! Da ich noch den Blasenkatheter hatte, war ich zum Glück nicht gezwungen aufzustehen. Und so hütete ich am ersten Tag brav das Bett.
Bei einer der regelmäßigen Kontrollen stellten sie dann fest, dass Charly ihre Körpertemperatur nicht so richtig halten konnte und legten sie für 4 Stunden ins Wärmebett. Das stand allerdings nicht in meinem Zimmer sondern im „Kinderzimmer“ direkt neben dem Schwesternzimmer. Auch auf meinen Wunsch hin führte kein Weg hin, sie wenigstens mit diesem Wärmebett in mein Zimmer zu stellen. Aber ich konnte auch nicht zu ihr gehen. Erneut hatte ich unglaubliche Angst, dass etwas schlimmes passieren könnte!
Schichtwechsel! Und es kam Schwester „Kuschel“!! Erneut hatte Charly zu wenig Temperatur. Nur dieses Mal kam die Schwester zu mir rein, zog das Mäuschen aus, sagte mir ich soll mein Oberteil ausziehen und dann wurde gekuschelt!! Es war soooo schön!!! Und seitdem war zu geringe Körpertemperatur und Wärmebett kein Thema mehr.
Am nächsten Tag kam meine Freundin die auf der Station arbeitet und machte mir Dampf unterm Hintern. „Heute wird aufgestanden!!“ Katheter raus und ab zur Toilette! Das schien zunächst auch sehr gut zu klappen. Endlich wieder normal auf die Toilette gehen, ein wenig frisch machen und Zähne putzen.
Doch die Ernüchterung kam sehr schnell…. Mein Kreislauf wollte nicht so schnell wie ich das gerne wollte und so war ich für einen Moment, Gott sei Dank im Stuhl sitzend, weggetreten.
Also wieder ins Bett zurück und ran an den Tropf!
Aber ich habe mich nicht entmutigen lassen und bin immer wieder aufgestanden. Und am nächsten Tag konnte ich dann sogar schon einen kleinen Spaziergang den Flur hoch und runter machen. Auch wenn es eher kleine Tippelschritte waren und ich mich dabei an Charlys Bettchen festgehalten hab.
Nach drei Tagen durften wir nach Hause. Alleine die Tasche packen war schon unheimlich anstrengend. Und der Weg runter zum Auto schien unerreichbar. Auf halber Strecke musste ich mich hinsetzen und mein Mann hat dann das Auto geholt.
Sofort kamen mir Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war schon nach Hause zu gehen? Aber der Wunsch daheim bei meinen Liebsten zu sein war viel größer. Zu Hause angekommen war für den restlichen Tag die Couch mein bester Freund.
Die nächsten Tage waren geprägt von vielen Höhen und Tiefen.
Zu Beginn ging nichts alleine. Mein Mann begleitete mich zur Toilette. Duschen ging nur mit Duschhocker und mein Mann musste mich waschen. Obwohl ich wahnsinnig dankbar für die liebevolle Unterstützung war, fühlte ich mich so schwach!! War ich doch sonst immer die Starke in unserer Familie und auf einmal bin ich auf Hilfe angewiesen.
Mit jedem Tag brauchte ich dann weniger Schmerzmittel und mein Gang entwickelte sich von gebückten Schleifen zu aufrechten Gehen. Auch die Narbe verheilte ganz gut.
Nur mit dem Stillen wollte es nicht so richtig klappen. Schon bei den drei anderen Mäusen war ich froh, wenn ich es geschafft hatte 3 Monate zu stillen. Aber dieses Mal war es irgendwie noch schwerer. Meine Brustwarzen waren so wund und blutig, dass es jedes Mal eine große Überwindung war die Kleine anzulegen. Am Ende war es so schlimm, dass ich bei jedem Stillen bitterlich geweint habe.
In der Hoffnung mein Mäuschen noch eine Weile mit Muttermilch versorgen zu können, entschied ich mich fürs Abpumpen. Was auch Anfangs sehr gut funktionierte nur leider auch sehr schnell wieder nachließ. Und nach einem fiesen Milchstau, brachte auch das fleißigste Abpumpen so gut wie keinen Erfolg mehr. Und so war nach gut einem Monat Schluss mit Muttermilch.
Aber auch die Milchnahrung hat sie sehr gut vertragen und sich zu unserem süßen kleinen Wonneproppen entwickelt, die sie jetzt ist.

Rückblickend bin ich Dankbar für unsere gesunde süße Charly, die unser Leben, zusammen mit unseren drei anderen wundervollen Kindern, jeden Tag einzigartig und wunderschön macht.
Aber dieser Kaiserschnitt lässt mich auch nach über acht Monaten nicht los und erfüllt mich immer wieder mit Angst !!

ELTERN -
Die beliebtesten Milchpumpen 2024

Hebammen-Tipp
Medela Handmilchpumpe Harmony, Produktkarton im Hintergrund
  • hoher Bedienkomfort
  • leicht und kompakt
  • flexible Brusthaube
zum Vergleich
1

Ohje das ist ja echt eine Horror Geschichte 😐 das tut mir leid für euch. Aber die Hauptsache ist das deine kleine gesund und munter auf die Welt kam. Ich bin jetzt in der 38.ssw und es ist die erste Schwangerschaft 🙈 hab auch Angst, weiß nicht ob es auf natürlichem Weg klappen wird oder doch ein Kaiserschnitt.

2

Ja es war schon eine sehr traumatische Erfahrung für mich.
Muss dazu aber auch sagen, dass ich davor drei sehr schöne natürliche Entbindungen hatte.

Und ich habe mich in meiner Krabbelgruppe auch mit anderen Mamis unterhalten. Und viele hatten nicht so schlechte Erfahrungen bei ihrem Kaiserschnitt.

Mach dich also nicht so verrückt. Das wird bestimmt eine schöne Entbindung.

Ich wünsche euch alles Gute.

3

Ich hoffs